Ausgebrannt am Arbeitsplatz: Burnout

Welches Level an Stress und Erschöpfung ist im Beruf noch „normal“?


24.01.2022

Der Begriff des Burnout-Syndroms ist in vielen anhaltenden Leistungsgesellschaften weit verbreitet – so auch in der österreichischen Arbeitswelt. Das einseitige Leben für die Arbeit kann jede Person krank machen und nachhaltig belasten. Erfahre, was du zum Thema Burnout wissen musst.

Inhaltsverzeichnis

Definition: Burnout
Ursachen: Wie kommt es erst zum Burnout?
Symptome: gestresst, erschöpft, depressiv
Diese Berufsgruppen und Branchen sind besonders betroffen
Burnout während Corona
Burnout durch Mobbing am Arbeitsplatz
7 Tipps zur Burnout Prävention im Job
Burnout – was tun?
Krankenstand bei Burnout – was gilt es zu beachten?
Arbeitsrechtliche Aspekte
Wann sollte man nach einem Burnout wieder anfangen zu arbeiten?
Welcher Beruf nach Burnout?
Bewerbung und Wiedereinstieg in den Beruf nach Burnout

 

Definition: Burnout

Es gibt keine medizinische Diagnose. Es ist keine kategorisierte Krankheit. Es gibt keine einheitliche Definition. Was steckt also hinter dem Begriff Burnout? Das „Ausgebranntsein“ steht allgemein für alle möglichen Arten von erhöhtem Stress sowie starker emotionaler und körperlicher Erschöpfung, die in Arbeitsunfähigkeit und Depression münden können. Meist geht ein Burnout mit einer Art chronischer Überforderung im Beruf und einem unerträglichen Leistungsdruck einher.

Menschen mit geringer Stressresistenz sind häufiger betroffen. Da die Fachwelt den Begriff recht umstritten sieht und vor allem der Beiname „Syndrom“ irreführend ist, da es sich nicht um eine anerkannte Krankheit handelt, wird auch oft von einer unscharfen Trennlinie zwischen Burnout und Depression gesprochen. Natürlich muss lang nicht jeder Mensch, der großem Stress am Arbeitsplatz unterliegt, gleich unter einem Burnout oder einer Depression leiden.

Unterschied zu Boreout und Depression

Auch wenn es keine klare Definition für Burnout gibt, ist es möglich, Burnout von anderen psychischen Krankheiten wie einem Boreout oder einer Depression abzugrenzen. Typisch für ein Burnout ist, dass es situationsbezogen auftritt und schleichend in die übrigen Lebensbereiche eindringen kann, während eine Depression von Anfang an alle Bereiche des Lebens betrifft.

Von Depressionen betroffene Patienten haben meist wenig Energie, gegen deine Krankheit anzukämpfen – bei einem Burnout versuchen Betroffene lange Zeit gegen die Symptome anzugehen, bis sie sich verausgaben und völlig erschöpft einsehen müssen, dass sie Hilfe benötigen. Von Burnout betroffene Menschen sind zudem häufig nervös, getrieben und fühlen sich überfordert, während eine klassische Depression von Antriebslosigkeit und dem Verlust jeglicher Gefühle begleitet ist.

Entsteht ein Burnout meist durch zu viel Stress am Arbeitsplatz, hat ein Boreout seinen Ursprung in der Unterforderung am Arbeitsplatz. Es fehlt an Anerkennung und Sinn. Anzeichen für ein Boreout sind Antriebslosigkeit, Müdigkeit, körperliche Beschwerden wie Magen- und Kopfschmerzen und Gereiztheit.

 

Ursachen: Wie kommt es erst zum Burnout?

Ein Burnout holt man sich nicht von heute auf morgen. Der schleichende Prozess der psychosomatischen Erschöpfung inmitten der Arbeitswelt zieht sich meist über mehrere Jahre hinweg. Um gesund am Arbeitsplatz zu bleiben und auch 12-Stunden-Tage zu überstehen, braucht es also immer genügend Achtsamkeit für den eigenen Körper und die eigene Psyche. Nicht nur der individuelle Umgang mit Stress, Druck und einer bewussten Work-Life-Balance, sondern auch situative Verstärkungen durch momentane Projekte, Bossing, Personalwechsel oder fachliche Überforderungen können facettenreiche Ursachen eines langsam entstehenden Burnouts sein.

Gegensätze wie ein extremer Idealismus oder ein ermüdender Fatalismus sowie überfordernde Verantwortung oder mangelnde Einflussmöglichkeiten können alle ursächlich wirken. Auch zusätzliche Faktoren – wie Globalisierungseffekte, Automatisierungsprozesse oder eine Wirtschaftskrise können Arbeitnehmer als auch die Chefetage zusätzlich in die Verunsicherung stürzen. Vor allem sind Workaholics Burnout-gefährdet.

 

Symptome: gestresst, erschöpft, depressiv

Dass ein Burnout – egal in welchem individuellen, sozialen und beruflichen Kontext – immer eine ernstzunehmende Problematik darstellt, zeigen die folgenden Symptome, die auf das Ausbrennen am Arbeitsplatz hindeuten:

  • Arbeit ohne Ende
  • Zwang, sich zu beweisen
  • Müdigkeit, Erschöpfung
  • Niedergeschlagenheit, Gefühl der Leere
  • Sinnverlust, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit
  • Verdrängung von Problemen und Bedürfnissen
  • Konzentrationsprobleme, Nervosität, Angst
  • Erschwerte kognitive Fähigkeiten, Leistungsnachlass
  • Rückzug, Vernachlässigung des Soziallebens (Hobbys, Partner, Freunde…)
  • Psychosomatische Beschwerden: Schlafstörungen, Rücken- und Kopfschmerzen…

So zeigt sich auch bei der Diagnose von Burnout schnell die Problematik der Uneindeutigkeit: Die Symptome können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und müssen nicht immer gleich auf ein Burnout hinweisen. Viele psychische Störungen weisen mitunter eine ähnliche Symptompalette auf.

So überschneiden sich die Symptome von Burnout auch schnell mit verschiedenen Arten der Depression. Auch lang vermutete aufeinanderfolgende Stadien des Burnouts, inklusive einer festen Symptomatik-Abfolge, konnten nie wissenschaftlich erwiesen werden. Um sich selbst aber zunächst ein grobes Bild über die eigene Anfälligkeit oder Betroffenheit zu machen, kann ein Burnout-Test zunächst helfen – aber Vorsicht: keine vorschnellen Diagnosen! Der Test hilft vielmehr, um darauffolgend ein mögliches Gespräch mit dem Arbeitgeber, den Angehörigen oder dem Arzt zu suchen.

 

Diese Berufsgruppen und Branchen sind besonders betroffen

Jeder Mensch in jeder Position und jeder Branche kann in den Teufelskreis der beschriebenen Symptome hereingezogen werden. Vom beruflichen „Ausbrennen“ ist lang nicht nur die Manager-Ebene betroffen. Ganz im Gegenteil: Nicht die Top-Verdiener, sondern die Positionen darunter in leitender Funktion sind besonders anfällig, da sie Druck von unten und oben aushalten müssen. Auch Selbständige mit hoher Verantwortung und ungesichertem Einkommen sowie alleinerziehende Eltern in Doppelbelastungen können anfällig für starke seelische und körperliche Belastungen durch die Arbeit sein.

Aber auch manche Branchen – wie die IT – sind durch ihre Arbeitsweisen im Alleingang und möglichem Home Office ohne Zeitlimit prädestinierter als andere Berufsgruppen. Bereiche mit großen Transformationsprozessen am Arbeitsmarkt gepaart mit extremen Selbstansprüchen und hohem Arbeitsdruck bilden eine gefährliche Kombination. Ursprünglich wurde der Begriff Burnout zunächst lediglich bei sozialen Berufen verwendet, die eine helfende Funktion haben und sich für ihre Mitmenschen verausgaben.

 

Burnout während Corona

Stress, Angst um den Arbeitsplatz und die Gesundheit: Die Corona-Krise erhöht die Burnout-Gefahr massiv. Die Umstellung auf Home-Office steigert die Belastung – vor allem Frauen müssen sich nun wieder vermehrt gleichzeitig um Haushalt, Kinder und den Beruf kümmern. Ebenfalls gibt es keinen Rückzugsort mehr, Familien sitzen plötzlich 24 Stunden am Tag in derselben Wohnung – eine ungewohnte Situation, für Eltern wie für Kinder.

Zu diesem privaten Druck gesellt sich der Stress in der Arbeit: Arbeitsabläufe müssen neu organisiert werden, die Kaffeepause mit Kollegen fällt weg. Psychologen warnen deswegen vor einem Anstieg an Burnout-Patienten. Je länger die Corona-Krise andauert, desto höher steigt das Stresslevel, die Unsicherheit, die Angst vor der Einsamkeit und desto größer wird somit auch das Risiko, an Burnout zu erkranken.

 

Burnout durch Mobbing am Arbeitsplatz

Wird eine Person über einen längeren Zeitraum gezielt und vorsätzlich durch Worte oder Taten attackiert spricht man von Mobbing. Um an ihr Ziel, die Ausgrenzung ihrer Opfer zu kommen, ist Mobbern jedes Mittel recht. Unter anderem setzen sie Beleidigungen, Demütigungen, Drohungen und das Verbreiten von Unwahrheiten ein, um zu erreichen, dass die gemobbte Person auch von anderen Mitarbeitern gemieden oder schlimmer noch nicht mehr respektiert und akzeptiert wird. Diese andauernden, feindseligen Übergriffe bedeuten puren Stress für die Psyche des Opfers, wodurch sich schwere psychische und physische Störungen ausbilden können, die in weiterer Folge im Burnout enden.

Mobbing entsteht meist langsam und unterschwellig, sodass Mobbingopfer oft keinen Schimmer davon haben, warum diese Gemeinheiten auf einmal auf sie einprasseln. Der Grund dafür liegt aber nicht an der Person an sich, sondern vielmehr haben es Mobber auf Personen abgesehen, von denen sie sich beruflich bedroht fühlen oder auf deren beruflichen Erfolg sie neidisch sind.

Aber wie aus der Mobbing-Falle ausbrechen? Viele Mobbing-Opfer tendieren dazu die Angriffe zu ignorieren: à la irgendwann wird es dem Mobber schon zu dumm werden mich zu schikanieren. Fehlanzeige. Ignoriert zu werden spornt sie nur noch mehr an. Ihre Attacken werden häufiger und noch verletzender. Besser ist es herauszufinden wo du dem Mobber Angriffsfläche bieten und den Punkt zu überwinden, der dich den Konflikt scheuen lässt. Sprich den Mobber auf seine Gemeinheiten an, bleib dabei aber ruhig und sachlich. Damit erreichst du, dass dein Gegenüber seine Absichten überdenkt und sich der möglichen Konsequenzen bewusst wird.

 

7 Tipps zur Burnout Prävention im Job

Für eine funktionierende Burnout Prävention können nicht nur Unternehmen durch ein gutes Arbeitsklima, eine faire Work-Life-Balance und zuvorkommende Arbeitnehmerregelungen beitragen, sondern auch jeder individueller Mensch für sich selbst und sein Feelgood im Büro.

  • Stressminimierung

Um herauszufinden, welche Strapazen du eventuell reduzieren kannst, braucht es zunächst ein Bewusstsein für zwei Arten von Stress: einerseits, den von der Arbeit auferlegten und, andererseits, den selbst aufgezwungenen. Nicht nur diese Achtsamkeit und mentale Stärke können bereits Abhilfe schaffen, sondern auch praktische Tipps für weniger Arbeitsstress, wie aktive Pausen, eine verbesserte Arbeitsorganisation oder ein kurzer Powernap.

  • Arbeitszeitminimierung

Das Zauberwort Work-Life-Balance ist momentan in aller Munde. Es ist extrem wichtig auch abzuschalten. Bereits das ständige Mails checken vor dem Schlafengehen, sprengt die Distanz zwischen Arbeit und Privatem. Gearbeitet wird nur auf der Arbeit! Viele Arbeitnehmer verzichten auch gerne auf einen Teil des möglichen Vollzeit-Gehalts, um Teilzeit zu arbeiten. Natürlich handelt sich dabei auch um keinen Garant, aber einen präventiven Versuch gegen Burnout.

  • Auszeit-Maximierung

Egal, ob für dich ein langer Urlaub oder mehrere kleine Trips die größere Erholung bringen, versuche den bestmöglichen Kompromiss zwischen deiner seelischen Gesundheit und den urlaubstechnischen Möglichkeiten zu finden. Immer mehr Unternehmen lassen sich auch auf lange Auszeiten, wie einem Sabbatical während der Karriere, ein.

  • Glückmaximierung

Um dein Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu steigern, spielen neben Benefits viele Faktoren eine Rolle: die sozialen Kontakte zu Kollegen, die abwechslungsreiche Gestaltung des Arbeitsplatzes sowie die tägliche Anreise zur Arbeit bilden Faktoren, die nicht außerhalb ihres Einflusses liegen und zum Glück am Arbeitsplatz beitragen können.

  • Neues wagen

Bei langanhaltender Unzufriedenheit im Job ohne Sicht auf Besserung kann das Verharren in Gewohnheiten und dem gleichbleibenden Berufsalltag zu mehr Unmut führen. Neue Herausforderungen, Aufgaben oder gar ein Jobwechsel können für viele Menschen positive Veränderungen in ihnen lostreten. Auch eine berufliche Auszeit am Jakobsweg ist eine außergewöhnliche Möglichkeit sich selbst zu finden und seine Ziele und Wünsche neu zu definieren.

  • Doppelbelastungen vermeiden

Für alleinerziehende Elternteile ist eine Doppelbelastung manchmal unvermeidbar. Jedoch stürzen sich mehr Menschen als nötig in zusätzliche Belastungen durch gleichzeitige Vollzeitbeschäftigungen und Weiterbildungen. Ohne gleich dein Arbeitsverhältnis auflösen zu müssen, erweisen sich auch Möglichkeiten der Bildungskarenz an zunehmender Beliebtheit.

  • LifeBalance

Nicht nur das ausgewogene Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit ist wichtig, sondern auch die gezielte Nutzung deiner freien Zeit. Regelmäßige Erholungspausen sind sehr essentiell und auch nach Feierabend sollte das Stärken deines sozialen Netzes sowie deiner Gesundheit durch Sport, Ernährung und Hobbies nicht zu kurz kommen.

  • Resilienz

Zusätzlich können neue Strategien erlernt werden, wie man mit Stress- und Krisensituationen besser umgehen und seine Resilienz stärken kann.

 

Burnout – was tun?

Da die Ursachen und Symptome des Burnout divers verlaufen können, macht auch eine universelle Therapieform keinen Sinn. In abgeschwächten Formen des Burnouts kann eine bewusste Reflexion der individuellen Lebenssituation durch Entspannungstechniken, Stress-Bewältigungsstrategien und eine Veränderung der Arbeitssituation viele positive Impulse setzen.

An erster Stelle muss die ausgebrannte Erschöpfung jedoch zunächst von der betroffenen Person erkannt und akzeptiert werden, was teilweise sehr lange dauern kann oder erst in psychosomatischen Krisenmomenten passiert. Um bessere Strategien für den Umgang mit Stress, Überforderung und Belastung zu finden, kann auch der Austausch mit anderen Betroffenen oder das Gespräch in Form der Psychotherapie ratsam sein.

Eine konstruktive Lösungsfindung für die eigenen Probleme ist bei Depressiven in Eigenregie meist nicht mehr möglich. Dennoch können Betroffene auch nicht durch zu viel – gut gemeinten – Druck von Freunden und Familie in die professionelle Behandlung gezwungen werden.

 

Was sage ich dem Arbeitgeber?

Nach langem Kampf hast du eingesehen, dass es Zeit für eine Auszeit ist? Natürlich brauchst du für einen längeren Krankenstand ein ärztliches Attest. In diesem muss aber nicht der Grund für die Krankschreibung stehen. Ebenfalls hat dein Arbeitgeber nicht das Recht, dich nach der genauen Krankheit zu fragen. Dass du an einem Burnout leidest, musst du somit niemandem im Büro mitteilen.

 

Krankenstand bei Burnout – was gilt es zu beachten?

Während des Krankenstandes ist der Arbeitgeber für mindestens 6 Wochen dazu verpflichtet das Gehalt inklusive üblicher Überstunden und Prämien weiter auszuzahlen. Besteht das Arbeitsverhältnis schon mehr als 5 Jahre erhöht sich die Zeit der Entgeltfortzahlung auf 8 Wochen. Bei 15 Dienstjahren sind es sogar 12 Wochen. In den darauffolgenden 4 Wochen beträgt die Entgeltvorzahlung die Hälfte des bisherigen Lohnes.

Ab dem vierten Tag der Arbeitsunfähigkeit hat der Arbeitnehmer Anspruch auf Krankengeld. Jedoch wird das Krankengeld erst ausbezahlt, wenn der Arbeitgeber nur mehr weniger als die Hälfte des Gehalts auszahlt. Bis zum 43. Krankheitstag beträgt das Krankengeld grundsätzlich 50 % der Bemessungsgrundlage. Danach steigt es auf 60 %. Zeitgleich sinkt aber auch die Entgeltvorzahlung des Arbeitgebers. Das Krankengeld kann mindestens 26 Wochen bezogen werden. Bestehen lange Vorversicherungszeiten kann die Auszahlung des Krankengeldes auf 52 Wochen sowie in Ausnahmefällen sogar auf 78 Wochen ausgedehnt werden.

Während eines Krankenstandes besteht kein Kündigungsschutz. Somit kann das Arbeitsverhältnis mündlich oder schriftlich seitens des Arbeitgebers jederzeit aufgelöst werden. Im Falle einer Kündigung im Krankenstand endet das Arbeitsverhältnis mit Ende der Kündigungsfrist. Der Gekündigte hat jedoch weiterhin Anspruch auf Entgeltfortzahlung und zwar so lange bis er wieder genesen ist, maximal jedoch bis der Entgeltfortzahlungsanspruch ausgeschöpft wurde.

 

Arbeitsrechtliche Aspekte

Nicht nur die Arbeitnehmer leiden an der extremen Belastung des individuell ausgeprägten Burnouts. Auch der Arbeitgeber ist auf einer marktwirtschaftlichen Ebene nicht erfreut: Leistungsabfall, lange Krankenstände oder gar die völlige Berufsunfähigkeit können Folgen des Burnout-Syndroms sein. Aber was sagt das österreichische Arbeitsrecht überhaupt dazu? Allgemein muss der Arbeitnehmer – wie bei jeder anderen Erkrankung – seine Arbeitsverhinderung durch eine ärztliche Bestätigung belegen können. Depressionen werden allgemein nicht mehr so tabuisiert wie vor vielen Jahren, sondern als ernstzunehmende Krankheit anerkannt. Der Begriff des Burnouts wird jedoch auch häufig als „Modekrankheit“ abgetan, unter dessen Label ein Bekenntnis einfacher oder gar zu schnell ablaufen kann. Nichtsdestotrotz: Du brauchst eine Krankschreibung, musst dem Arbeitgeber aber keine Details nennen!

Darüber hinaus ist der Arbeitnehmer derweil nicht verpflichtet im beruflich verursachten Krankenstand durch seine psychische bzw. psychosomatische Erkrankung für den Arbeitgeber erreichbar zu sein. Auch der Aufforderung sich vom Betriebs- oder Amtsarzt untersuchen zu lassen muss er keinesfalls nachkommen. Entlassungsgründe stehen zunächst nur dann an, sobald der Arbeitgeber ein Fehlverhalten des Betroffenen im Krankenstand nachweisen kann – was bei individuellen Therapieformen einen besonderen Beweisdruck für den Arbeitgeber bedeutet.

Will der Arbeitgeber sich jedoch während des Krankenstandes ohne Angaben von Gründen trennen, muss auch dieser eine rechtliche Vorab-Beratung in Betracht ziehen, damit die Kündigung am Ende nicht als sozialwidrig angefochten wird. Beim Wiedereinstieg in den Job werden den Betroffenen oft neue Arbeitskonditionen vom Arzt empfohlen – mehr Teamarbeit, weniger Dienstreisen, kein Home Office oder Teilzeit. Dem Arbeitgeber ist es jedoch im Regelfall freigestellt, ob er diesen nachkommen kann und will.

 

Wann sollte man nach einem Burnout wieder anfangen zu arbeiten?

Auch wenn die Therapie gut anschlägt und man sich wieder fit für die Arbeitswelt fühlt, sollte man nicht zu früh mit den therapeutischen Maßnahmen aufhören, sondern diese auch beim Wiedereintritt in das Berufsleben beibehalten. Denn die Rückkehr ins Berufsleben ist mit Risiken verbunden und sollte nicht leichtfertig erfolgen, andernfalls droht ein Rückfall.

Eine intensive Therapie von etwa vier bis acht Wochen ist normalerweise eine gute Zeitspanne, um wieder zu Kräften zu kommen und sich mit neuen Bewältigungsstrategien zurück an den Arbeitsplatz zu wagen. Allerdings solltest du nicht dem Irrglauben erliegen, die Krankheit wäre damit kein Thema mehr: Eine vollständige Genesung dauert mindestens sechs Monate, kann aber auch bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen.

 

Welcher Beruf nach Burnout?

Zurück in den alten Job oder etwas Neues anfangen? Für viele Patienten ist der Rückkehr zur alten Arbeitsstelle schwierig – zu groß ist die Angst, von den Kollegen schräg angeschaut zu werden. Für viele Betroffene ist die Erfahrung eines Burnouts auch Anstoß, dem Leben eine neue Richtung zu geben. Es gibt allerdings nicht den idealen Beruf nach einem Burnout, hier musst du individuell für dich selber herausfinden, was du als sinnstiftend erlebst.

Nicht wenige nutzen die Kenntnisse eines Burnouts dafür, sich selbstständig zu machen und sich einen lange gehegten Traum zu erfüllen. Eine weitere Möglichkeit, völlig neu anzufangen, sind Quereinsteiger-Jobs. Deine bisherigen Erfahrungen in der Arbeitswelt können dir hier von großem Nutzen sein und dennoch übst du eine Tätigkeit in einem völlig neuen Bereich aus. Doch Achtung: Die Gefahr eines erneuten Burnouts ist in allen Berufsbranchen gegeben.

 

Bewerbung und Wiedereinstieg in den Beruf nach Burnout

Die Voreingenommenheit der Personaler in Kombination mit Selbstzweifeln ist es, was die Jobsuche nach einem Burnout besonders schwierig gestaltet. Eine Lücke im Lebenslauf von drei Monaten wird kaum die Aufmerksamkeit der Recruiter erregen. Schließlich ist dies eine Zeitspanne, die typisch für die Jobsuche ist, denn nicht immer findet man sofort das Passende.

Der Burnout-Genesungsprozess zieht sich jedoch meist deutlich länger hin. So kann es vorkommen, dass man vor der Herausforderung steht einen Ausfall von einem Jahr oder noch mehr zu erklären. Im Lebenslauf gestaltet sich das noch recht einfach. Eine gute Lösung um die Lücke dort zu füllen ist eine „Berufliche Auszeit aus privaten Gründen“ anzugeben. Das katapultiert deine Bewerbung nicht frühzeitig ins Aus. Schließlich kann die Privatangelegenheit auch bedeuten, dass du einen Angehörigen gepflegt hast. Jedoch spätestens beim Bewerbungsgespräch wirst zu deiner beruflichen Pause Stellung beziehen müssen.

Nach diesen Taktiken kannst du vorgehen:

  • Halte deine Antwort vage

Bleib so nahe wie möglich an der Wahrheit und gib zu, dass du an einer Krankheit gelitten hast. Geh aber nicht näher auf die Erkrankung ein. Du bist nicht verpflichtet den Grund für deine krankheitsbedingte Auszeit preis zu geben. Überzeuge den Personaler stattdessen davon, dass du die Krankheit überwunden hast und dass sie keinen Einfluss mehr auf deine Leistungsfähigkeit hat.

  • Burnout als Stärke verkaufen

Erwähne kurz, dass du unter einem Burnout gelitten hast und betone, dass du nun wieder vollständig genesen und einsatzfähig bist. Heb hervor, was du durch die Krankheit über dich selbst gelernt hast und welche zusätzlichen Fähigkeiten du dadurch erlangt hast. Verwandle diese einfach in eine deiner Stärken. Das kann beim Personaler gut ankommen, weil er zwischen den Zeilen weitere positive Eigenschaften von dir lesen kann, nämlich Ehrlichkeit, Courage und dass du aus der Krankheit als gestärkte Persönlichkeit hervorgegangen bist.

 

Bildnachweis: MAXSHOT/Quelle: istockphoto.com

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