Sabbatical – das zeitlich begrenzte Aus

Ein Sabbatical ist wie ein langer Urlaub, der im Ausmaß von drei bis 12 Monaten genommen werden kann.


16.08.2023

Sabbaticals liegen im Trend. Eine berufliche Auszeit ist für viele attraktiv, aber auch mit einigen Unsicherheiten verbunden. Wir verraten dir, was möglich ist und mit welchen Argumenten du deine*n Chef*in vom Sabbatical überzeugst.

 Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter einem Sabbatical in Österreich?
Anspruch auf ein Sabbatical
Gründe für ein Sabbatical
Unterschied zu Bildungskarenz und unbezahltem Urlaub
Vor- und Nachteile des Sabbaticals
Erfolgreiche Planung und Gestaltung des Sabbaticals
Gehalt & Finanzierungsmodelle
Versicherung während der Auszeit
5 Tipps: Chef*in vom Sabbatical überzeugen
Sabbatical im öffentlichen Dienst
Sabbatical im Lebenslauf – Wie gehe ich damit um?

 

Was versteht man unter einem Sabbatical in Österreich?

Ein Sabbatical ist eine Auszeit vom Job, vergleichbar mit einem langen Urlaub. Ursprünglich stammt die Idee aus den USA, fand aber in den letzten Jahren auch in Österreich Einzug. Die zeitliche Begrenzung der Freistellung vom Job bewegt sich zwischen mindestens drei Monaten und maximal 12 Monaten.

 

Anspruch auf ein Sabbatical

In Österreich haben nur öffentlich Bedienstete Anspruch auf  ein Sabbatical. Arbeitnehmer*innen der Privatwirtschaft haben keinen Rechtsanspruch und müssen dieses mit ihrem Arbeitgeber gesondert vereinbaren, da es stets auf einer freiwilligen Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen beruht.

 

Gründe für ein Sabbatical

Die Gründe für eine berufliche Auszeit sind individuell verschieden. Im schlimmsten Fall dient das Sabbatical dazu, ein Burn-Out abzuwehren und die Work-Life-Balance wiederherzustellen. Downshifting ist dafür das Zauberwort, das dir mehr Zeit für dein Privatleben gibt.

Aber auch andere Motivationen können hinter der gewünschten beruflichen Pause stehen: der beruflichen Weiterbildung nachzugehen und eine begonnene Ausbildung abzuschließen , das Haus fertigzubauen, mehr Zeit für die eigenen Kinder zu haben oder eine Weltreise zu unternehmen.

Freizeit hat einen hohen Wert in unserer Gesellschaft, und wer heute den Wunsch nach einer außergewöhnlichen Aktivität hat, will das nicht um Jahrzehnte aufschieben. Daher ist für Menschen, die viel Geld verdienen, aber keine Zeit haben, es auszugeben und zu genießen, ein Sabbatical besonders attraktiv. Alternativ kann man den Jakobsweg als eine außergewöhnliche berufliche Auszeit einschlagen.

 

Unterschied zu Bildungskarenz und unbezahltem Urlaub

Neben dem Sabbatical gibt es in Österreich noch andere Möglichkeiten der beruflichen Auszeit, die sich jeweils in einem wesentlichen Merkmal vom Sabbatical unterscheiden:

– Während des unbezahlten Urlaubs leistet der Arbeitgeber – wie der Name bereits vermuten lässt – keine Gehaltszahlungen. Diese Auszeit ist also unbezahlt. Im Gegensatz dazu ist das Sabbatical so organisiert, dass die Bezahlung entweder durch den Abbau von Überstunden erfolgt oder durch eine Umverteilung von Arbeitszeit und Gehalt erfolgt. Der Vorteil liegt darin, dass dadurch während des Sabbaticals die Sozialversicherung nicht selbst bezahlt werden muss.

– Die Bildungskarenz ist immer an den Zweck der Weiterbildung gebunden. Während für das Sabbatical der Grund für die Auszeit keine Rolle spielt, muss während der Bildungskarenz eine Aus- oder Weiterbildung im Ausmaß von mindestens 20 Wochenstunden nachgewiesen werden. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel über die häufigsten Fragen zur Bildungskarenz.

 

Vor- und Nachteile des Sabbaticals

Bevor du dich für ein Sabbatical entscheidest, ist es ratsam, sich über die Vor- und Nachteile zu informieren:

 

Vorteile:

  • Energiereserven auftanken, Burn-Outs vorbeugen
  • Bessere Balance zwischen Arbeit und Freizeit
  • Freizeit nutzen für persönliche Anliegen und Träume: Reisen, Haus bauen, mehr Zeit mit der Familie verbringen etc.
  • Beruflich neuorientieren
  • Erfahrungen außerhalb des beruflichen Alltags sammeln

 

Nachteile:

  • Unsicherheitsfaktor über die anschließende Wiedereingliederung in das Unternehmen
  • Nicht mehr up-to-date im aktuellen Tagesgeschäft
  • Strukturelle Veränderungen im Unternehmen verpassen
  • Finanzielle Einbußen durch Reduktion des Entgeltes während der Vorbereitungs- aber auch Freizeitphase
  • Kein besonderer Kündigungsschutz während des Sabbaticals – es sei denn, er wird mit dem Arbeitgeber vereinbart

 

Erfolgreiche Planung und Gestaltung des Sabbaticals

Dauer und Ablauf

Das Sabbatical kann im Ausmaß von drei bis 12 Monaten genommen werden. Nach dieser Zeit erfolgt die Rückkehr in den Job – idealerweise in der gleichen Position oder zumindest im gleichen Unternehmen.

 

Vereinbarung mit dem Arbeitgeber

Diese Auszeit erfordert eine genaue Abstimmung zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter*innen. Es müssen Vorbereitungen für eine Vertretung gefunden werden sowie mögliche Formen der Finanzierung. Beachte, dass es keinen Rechtsanspruch auf ein Sabbatical gibt. Die Zustimmung des Arbeitgebers beruht daher aufFreiwilligkeit und kann nicht erzwungen werden.

Nach Zusage des Arbeitgebers empfiehlt es sich, eine schriftliche Vereinbarung abzuschließen. Darin sollten Beginn und Ende der Vorbereitungsphase bzw. der Freizeitphase geregelt sein, das Entgelt während Vorbereitungs- und Freizeitphase entsprechend dem Ansparmodell, die Regelung des Urlaubs und etwaigen Krankenstandes, aber auch die Zeit nach der Freizeitphase und der Wiedereingliederung.

 

Gehalt & Finanzierungsmodelle

Grundsätzlich finanziert sich der Arbeitnehmer sein Sabbatical durch einen Ansparprozess selbst.

Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: das Ansparen von Zeitguthaben oder eine Reduktion des Entgeltes.

 

Ansparen von Zeitguthaben

Dabei werden Mehrleistungen wie Überstunden auf ein Sabbatical-Konto angespart, um diese dann im Rahmen des Sabbaticals abzubauen, also quasi ein zeitlich verschobener Zeitausgleich.

Zu beachten ist dabei jedoch auch, dass gesetzlich vorgeschriebene Maximalarbeitszeiten pro Tag (10 Stunden) nicht überschritten werden dürfen. Dadurch bedarf es bei diesem Modell einer entsprechenden Vorlaufzeit, da innerhalb kürzester Zeit nicht ausreichend Überstunden angesammelt werden können.

 

Reduktion des Entgelts

Das ist eine gängige Form zur Finanzierung eines Sabbaticals. Das bedeutet, dass für einen vereinbarten Zeitraum das Entgelt reduziert wird – bei gleichbleibender Arbeitsleistung. Hierbei werden also nicht Überstunden am Sabbatical-Konto angespart, sondern ein Entgeltguthaben. Während der Auszeit wirst du dann von diesem Sabbatical-Konto weiterhin bezahlt. Auch weitere Vergütungsbestandteile wie 13. und 14. Monatsgehalt, Sonderzahlungen und Tantiemen können auf dieses Sabbatical-Konto laufen.

In der Praxis ist natürlich auch eine Mischform möglich, bei der sowohl angesammelte Überstunden als auch eingesparte Entgeltbestandteile für das Sabbatical genutzt werden können. Für Mitarbeiter*innen, die einen All-in-Vertrag haben und daher keine Überstunden ansammeln können, ist das Modell der Entgeltreduktion die einzige Möglichkeit.

 

Versicherung während der Auszeit

Die Versicherung ist grundsätzlich an den Entgeltanspruch gekoppelt. Da das Entgelt vom Unternehmen während der Freizeitphase weiterbezahlt wird (wenn auch – je nach Modell – in verringerter Form), unterliegt der Arbeitnehmer in vollem Umfang der Sozialversicherung. Speziell für jene, die das Sabbatical zum Reisen nutzen möchten, empfiehlt es sich jedoch, sich auch – je nach Land – rechtzeitig über zusätzliche Auslandskrankenversicherungen zu informieren.

 

5 Tipps: Chef*in vom Sabbatical überzeugen

Alle, die sich bereits für ein Sabbatical entschieden haben, stehen irgendwann vor der Herausforderung, dieses auch dem Vorgesetzten schmackhaft zu machen. Wir haben dir Argumente zusammengetragen, mit denen du im Gespräch mit dem*der Chef*in punkten kannst:

 

1. Mitarbeiter*innenbindung

Unternehmen sind gut beraten, auf diese Bedürfnisse einzugehen, wenn sie den Mitarbeiter*innen, der wertvolle Höchstleistungen bringt, nicht verlieren wollen. Denn sich selbst ein Sabbatical zu verschaffen, einfach zu kündigen und den nächsten Job erst ein halbes Jahr später anzunehmen, schreckt die gut ausgebildeten und gefragten Mitarbeiter*innen nicht mehr. In Zeiten der Fachkräfte-Knappheit sind solche Angebote an die Mitarbeiter*innen gute Lösungen, um diese an das Unternehmen zu binden und einen Verlust und die teure Neurekrutierung zu vermeiden.

 

2. Erhöhte Motivation

Mitarbeiter*innen, die ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten können, sind höchstmotiviert und fühlen sich wohl. Allein die Option zu einer Auszeit wird sehr positiv bewertet. Sabbaticals liegen im Zeitgeist: Der moderne Arbeitnehmer ist nicht mehr so blind leistungsbesessen wie in den 80er Jahren. Die meisten Berufstätigen suchen eine Mischung aus Leistungsorientierung und den dazugehörigen Kompensationsmöglichkeiten.

 

3. Kosteneinsparung

Ein Unternehmen spart Kosten und Liquidität, wenn Mehrarbeit auf Langzeitkonten angespart wird.

 

4. Krankheitsprävention

Wer seinen Mitarbeiter*innen eine Auszeit gönnt, kann damit stressbedingte Krankheiten wie Burn-Outs bereits vorab abfangen. Wer unter einer beruflichen Dauerbelastung steht, ist anfälliger für Krankheiten, was ein häufiges Ausfallen der Arbeitsleistung mit sich ziehen kann. Ein Burnout durch zu viel Arbeit, kann deinem Körper erheblichen Schaden zufügen. Somit ist eine gute Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz essentiell.

 

5. Sicherung der qualitativen Leistung

Zur mittelfristigen Karriere-Perspektive gehört nicht nur das Arbeitsleben, sondern auch das Freizeit-Angebot. Wo hohe Arbeitslast ein Dauerthema ist, sind Unternehmen verpflichtet, sich um ihre Leistungsträger zu kümmern, sie an das Unternehmen zu binden. Die konstante hochwertige Arbeitskraft kann nur dann erhalten werden, wenn der Belastung eine Kompensation entgegengestellt wird.

 

Sabbatical im öffentlichen Dienst

Im Gegensatz zu Arbeitnehmer*innen in der Privatwirtschaft haben öffentlich Bedienstete ein Recht auf ein Sabbatical, sofern keine Gründe dagegen sprechen. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass die/der Bedienstete eine gewisse Zeit im öffentlichen Dienst gearbeitet hat. Die Finanzierungsmodelle zwischen öffentlichen Dienst und Privatwirtschaft sind aber ident.

 

Sabbatical im Lebenslauf – Wie gehe ich damit um?

Egal, ob du das Sabbatical zur beruflichen Neuorientierung nutzt und im Anschluss nach einem geeigneten neuen Job suchen oder irgendwann nach der Rückkehr in den alten Job beschließt, dass es Zeit für eine berufliche Veränderung ist, irgendwann stellt sich die Frage: Wie gehe ich mit dem Sabbatical im Lebenslauf um?

Da du während der Auszeit weiterhin im Unternehmen angestellt bist, musst du diese theoretisch gar nicht thematisieren. Immerhin handelt es sich nicht um eine klassische Lücke im Lebenslauf. Dennoch kann es Sinn machen, auch im Lebenslauf oder im Bewerbungsschreiben bzw. Anschreiben kurz darauf einzugehen:

  • Wenn das Sabbatical zur beruflichen Neuorientierung gedient hat
  • Wenn du das Sabbatical für eine Aus- oder Weiterbildung genutzt hast
  • Wenn du durch Reisen deine Fremdsprachenkenntnisse verbessert hast und/oder interkulturelle Kompetenzen erworben hast

Wichtig ist, dass du im Vorstellungsgespräch oder einem persönlichen Telefoninterview beispielhaft begründest, inwiefern dir die Auszeit eine berufliche, fachliche oder persönliche Weiterentwicklung ermöglicht hat. Denn davon profitiert natürlich auch der neue Arbeitgeber.

 

Bildnachweis: www.istockphoto.com

Disclaimer: Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft. Die in diesem Artikel veröffentlichten Rechtsgrundlagen sind sorgfältig zusammengestellt, erheben aber keinen Anspruch auf Aktualität, sachliche Korrektheit oder Vollständigkeit; eine entsprechende Gewähr wird nicht übernommen. Insbesondere übernimmt die Stepstone Österreich GmbH keinerlei Haftung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nutzung der angebotenen Inhalte entstehen.

Newsletter

Erhalte jeden Monat Tipps rund um die Themen Bewerbung, Karriere und Gehalt mit unserem Newsletter.

Aktuelle Jobs