New Work – die neuen Arbeitsformen

Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, agile Arbeitsmethoden, New Leadership sowie Selbstbestimmung und Gestaltungsspielräume der Mitarbeiter*innen – all das zählt zu den neuen Arbeitsformen, die unter dem Begriff New Work zusammengefasst werden.

 

Alle Informationen im Überblick

Definition: Was versteht man unter New Work?

New Work ist ein Sammelbegriff, unter dem neue Arbeitsformen zusammengefasst sind. Synonym werden auch die Begriffe Arbeit 4.0 oder Arbeitswelt 4.0 verwendet, denn es geht dabei um neue Arbeitskonzepte, um die Arbeit der Zukunft. Darunter fallen Konzepte wie agiles Arbeiten, Remote Work, Jobsharing, New Leadership, Co-Creation, Diversity, Design Thinking und noch viele mehr. Übrigens: Wer sich mit New Work beschäftigt und dabei über unbekannte Konzepte und Begriffe stolpert, kann diese jederzeit in unserem New Work Glossar nachschlagen.

 

Wie hat sich der Begriff New Work entwickelt?

Der Begriff New Work wurde von Sozialphilosophen Frithjof Bergmann in den 70er-Jahren geprägt. Dahinter stand die Idee, dass Menschen nicht einfach nur arbeiten, um Geld zu verdienen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, sowie lediglich Aufgaben abzuarbeiten. Stattdessen geht es bei New Work um eine an Mitarbeiter*innen orientierte Arbeitswelt, bei der die Freiheit, Sinnstiftung und Selbstständigkeit der Arbeitnehmer*innen stärker in den Fokus gerückt werden.

 

New Work in Österreich

Wie sieht es nun mit New Work in Österreich aus? Sind die neuen Arbeitskonzepte bereits in der heimischen Arbeitswelt angekommen? Dieser Frage ging die Marktforschungsagentur index Research im Auftrag von Stepstone nach und analysierte dafür 1,4 Millionen Stellenanzeigen in den Jahren 2019 und 2022. Diese wurden hinsichtlich der folgenden Kriterien analysiert: flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, Auszeiten, agile Arbeitsmethoden, New Work Buzzwords, Erfolgsfaktoren, Coworking und Jobsharing.

Flache Hierarchien haben sich verdoppelt

Unternehmen mit flachen Hierarchien setzen auf Eigenverantwortung, Einbeziehung der Mitarbeiter*innen sowie Mitgestaltung in Entscheidungsprozessen. 2022 wurde diese neue Organisationform in 44.000 Stellenanzeigen genannt, was einer Verdoppelung gegenüber 2019 entspricht. Am häufigsten kamen flache Hierarchien in IT-Unternehmen und bei technischen Berufen vor, am seltensten bei Ärzt*innen und Pflegepersonal.

 

Flexibilität von Arbeitszeiten hat deutlich zugenommen

Durch flexible Arbeitszeiten können Arbeitnehmer*innen Job und Privatleben besser miteinander vereinbaren. Während Schlagwörter wie „Arbeitszeitkonten“, „Vertrauensarbeit“ oder „Gleitzeit“ 2019 in rund 9.300 Stellenanzeigen zu finden waren, stieg diese Zahl um 185 Prozent auf 26.500 Inserate im Jahr 2022 an. Dennoch sind das lediglich 3 Prozent aller analysierten Stellenanzeigen. Für den Stepstone-Jobreport 2023 wurden zudem 2.000 Beschäftige unter anderem zu ihren Arbeitszeiten befragt. Dabei gaben 16 Prozent an, sich ihre Zeit komplett frei einteilen zu können und 43 Prozent können innerhalb eines definierten Rahmens frei Entscheiden (wie beispielsweise bei Gleitzeit).

 

Wenn es um Bildungskarenz oder Sabbaticals geht, gab es keine nennenswerten Unterschiede zwischen 2019 und 2022, lediglich einen Anstieg von 0,4 Prozent mit 9.200 Anzeigen im Jahr 2022.

 

New Work und agile Methoden sind im Kommen

Zu New Work und agilen Arbeitsmethoden zählen neben den bereits genannten Konzepten auch Desksharing, Agilität, Open Innovations, Barcamps oder auch Relax-Areas im Büro oder ein Angebot an Yoga oder Meditation am Arbeitsplatz. Während mindestens eines dieser Buzzwords 2019 in 2.200 Stellenanzeigen zu finden war, waren es 2022 bereits 5.300 Anzeigen.

New Work Merkmale

Wenn man von New Work spricht, dann lassen sich diese neuen Arbeitsformen durch zehn Merkmale charakterisieren:

  • Flexibilität: Flexibilität der Arbeitszeit, des Arbeitsorts und der Organisationsstrukturen
  • Digitalisierung: Digitalisierung und Vernetzung am Arbeitsplatz
  • Work-Life-Blending: örtliches und zeitliches Verschmelzen von Beruf und Privatleben
  • Individualität: selbstbestimmtes Arbeiten, Freiräume, sinnvolle Aufgaben, Entfaltung und Erfüllung bei der Arbeit
  • Flache Hierarchien: kurze Entscheidungswege, Mitbestimmung, wertschätzender Umgang auf Augenhöhe
  • Diversity: gelebte Vielfalt im Unternehmen (Geschlecht, Alter, Herkunft, ect.)
  • Agilität: schnell und flexibel auf Veränderungen reagieren, Change Management, Prozessoptimierung
  • Talent Scouting: neue Wege des Recruitings auf Grund des Fachkräftemangels , gezielter Einsatz von Employer Branding, um zu neuen Talenten und kreativen Köpfen zu kommen
  • Gesundheitsmanagement: Gesundheitsvorsorge, Sport- und Entspannungsangebote zum körperlichen und seelischen Ausgleich, gesundes Essen am Arbeitsplatz
  • Open Innovation: gemeinsames Arbeiten an Innovationen, Verbesserungen und Effizienzsteigerungen

New Work: Wie sehen die neuen Arbeitsformen aus?

New Work ist ein Sammelbegriff für die unterschiedlichsten neuen Arbeitsformen. Wir stellen nachfolgend die 7 wichtigsten Arbeitsmodelle vor:

Homeoffice

Viele haben sich seit der Corona-Pandemie ja die folgende Frage gestellt: Ist das Büro tot? Ganz nicht, denn viele Unternehmen setzen nach wie vor auf physische Präsenz im Büro, um das Miteinander zu fördern. Doch eines ist auch klar: Im Homeoffice zu arbeiten ist bei den meisten Arbeitgebern mittlerweile bereits zum Standard geworden – auch wenn das Ausmaß der Homeoffice-Tage pro Tage von Firma zu Firma variiert. Immer mehr Mitarbeiter*innen fordern diese Flexibilität mittlerweile auch ein, zumindest teilweise von zu Hause arbeiten zu können.

Remote Work

Im Vergleich zum Homeoffice, bei dem Arbeitnehmer*innen von zu Hause aus arbeiten, geht es bei Remote Work darum, von überall arbeiten zu können. Dabei ist es egal, ob das im Lieblingscafé ist, im Park, im Ferienhaus oder auch im Ausland – solange ein stabiler Internetzugang gewährleistet werden kann und bei Meetings die notwendige Ruhe der Umgebung sichergestellt werden kann, ist die Arbeit von überall aus möglich.

Co-Working-Spaces

An Stelle des gemeinsamen Büros kommen unterschiedliche Teams an einem Ort zusammen, den sie sich zum Arbeiten teilen. Oftmals werden Co-Working-Spaces von Start-ups und jungen Unternehmensgründern genutzt, aber auch einzelne Teams großer Firmen können von der offenen, flexiblen und inspirierenden Atmosphäre sowie den Erfahrungen und Ideen der anderen profitieren.

New Leadership

Wer neue Arbeitsmodelle im Unternehmen einführen möchte, sollte dabei bedenken, dass dies nur dann auch zum Erfolg führen kann, wenn die Führung dabei mitspielt und neue, kollaborative Führungsstrategien eingeführt werden. Bei diesem sogenannten New Leadership ist es wichtig, mehr auf Vertrauen zu setzen als auf Kontrolle, auf Werte wie Offenheit und Flexibilität zu setzen und den Fokus immer auf die Ergebnisse zu legen anstatt auf die Arbeitszeit. Die zwei Grundsätze „leiten statt führen“ und „mit gutem Beispiel vorangehen“ sollten bei den Führungskräften im Fokus stehen, ebenso wie das Empowerment der Mitarbeiter*innen.

Hotdesking

Beim sogenannten Hotdesking handelt es sich um ein effizientes Raumnutzungskonzept. Statt dem klassischen fixen Arbeitsplatz, suchen sich Mitarbeiterinnen jeden Tag einen Schreibtischplatz aus. Oftmals kommt es auch dazu, dass ein Platz von mehreren Arbeitnehmerinnen zu verschiedenen Arbeitszeiten geteilt wird.

4-Tage-Woche

Für eine ausgewogene Work-Life-Balance kann es für manche Mitarbeiter*innen von Vorteil sein, die wöchentlichen Arbeitsstunden auf eine 4-Tage-Woche aufzuteilen, um dann ein längeres Wochenende genießen zu können. Vor allem bei Arbeitnehmer*innen, die einen langen Arbeitsweg haben und viel Zeit beim Pendeln verlieren, bringt es eine deutliche Zeitersparnis, diesen Weg nur an vier Tagen auf sich nehmen zu müssen.

Jobsharing

Beim sogenannten Jobsharing teilen sich zwei oder mehrere Mitarbeiter*innen eine Vollzeitstelle. Sie legen Aufgaben, Verantwortungsbereiche sowie Arbeitszeiten flexibel untereinander fest und erfüllen somit gemeinsam die vertraglich festgelegte Gesamtarbeitszeit. Dadurch haben beide die Möglichkeit auf Teilzeitarbeit, durch die sie Beruf und Familie besser unter einen Hut bringen können und teilen sich dabei aber auch die Aufgaben und Verantwortlichkeiten.

New Work: Vor- und Nachteile

Vorteile, die neue Arbeitsformen mit sich bringen

  • Höhere Mitarbeitermotivation durch flexiblere Arbeitsbedingungen
  • Bessere Mitarbeiterbindung und geringere Fluktuation (niedrigere Recruiting-Kosten)
  • Größere Freiräume der Arbeitnehmer*innen
  • Bessere Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Beruf und Familie
  • Höheres Innovationspotenzial
  • Transparente Kommunikation
  • Bessere Teamarbeit und Zusammenarbeit

Mögliche Nachteile von New Work

  • Erschwerte Abgrenzung und Burnout-Gefahr durch Verschmelzung von Arbeit und Privatleben
  • IT-Infrastruktur muss bereitgestellt werden
  • Erschwerte Kommunikation durch unterschiedliche Arbeitsorte
  • Höhere Organisations- und Koordinationsaufwand
  • Nicht alle Mitarbeiter*innen können mit den Freiräumen und der Flexibilität gut umgehen

Work-Life-Balance & Work-Life-Blending

Die zwei Konzepte Work-Life-Balance und Work-Life-Blending stehen bei den neuen Arbeitsformen oftmals im Widerstand zueinander. Denn einerseits geht es bei New-Work-Arbeitsformen oftmals darum, Mitarbeiter*innen mehr Flexibilität einzuräumen. Dadurch, dass Arbeitnehmer*innen teilweise auch remote oder im Homeoffice arbeiten und sich ihre Arbeitszeiten flexibel selbst einteilen können, verschwimmen oftmals die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Andererseits kann das dazu führen, dass sie dadurch das Gefühl haben, ständig erreichbar sein zu müssen und sich in ihrer Freizeit schlechter von der Arbeit abgrenzen können, was sich negativ auf ihre Work-Life-Balance auswirkt. Hier braucht es klare Grenzen und eine gesunde Führung, damit der Schuss hier nicht nach hinten losgeht.

Autorin: Beatrix Mittermann
Bildnachweis: istock/johnkellerman

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