Mitarbeiterbindung im Fokus

Wie Sie Ihre Mitarbeiter*innen mit positiven Anreizen aktiv stärker an Ihr Unternehmen binden.

Definition: Was versteht man unter Mitarbeiterbindung bzw. Retention?

Der Fokus liegt darauf, bestehende Mitarbeiter*innen im Unternehmen zu halten. Die Mitarbeiterbindung gewinnt hinsichtlich des zunehmenden Fachkräftemangels an Bedeutung. Retention ist der englische Begriff dafür. Damit geht auch das Retention Management einher, bei dem es um all die strategischen Maßnahmen und die Gestaltung von positiven Anreizen geht, die zur Bindung des Personals im Unternehmen gesetzt werden.

Vorteile und Ziele von Mitarbeiterbindung

Der Stellenmarkt ist im Wandel. Immer mehr Unternehmen spüren, dass sich am Arbeitsmarkt ein Shift vollzieht von einem Arbeitgeber*innenmarkt hin zu einem Bewerber*innenmarkt. Das liegt vor allem daran, dass es aktuell mehr ausgeschriebene Stellen als passende Kandidat*innen am Markt gibt, wie unser Jobreport 2022 zeigt. Hinzu kommt ein Fachkräftemangel: Quer durch alle Berufsgruppen fehlen Fachkräfte. Da ist es besonders verheerend, wenn Unternehmen von der großen Kündigungswelle – der Great Resignation – betroffen sind.

Immer mehr Menschen suchen sich aktuell einen neuen Arbeitsplatz und diese Fachkräfte nachzubesetzen wird zunehmend schwieriger. Je geringer die Fluktuation in Ihrem Unternehmen ist, desto weniger sind Sie von diesen Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt betroffen. Sie sparen Zeit und vor allem auch Kosten, die mit dem Verlust von internem Know-How, dem Rekrutierungsprozess und der Einarbeitung neuer Mitarbeiter*innen einhergehen. Und genau deswegen ist der Fokus auf Retention im Betrieb aktuell so wichtig. Zudem stärkt es auch Ihre Arbeitgeber*innenmarke und erhöht Ihre Attraktivität als Arbeitgeber am Stellenmarkt.

Maßnahmen zur Förderung der Mitarbeiterbindung

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung eine Umgebung geschaffen werden muss, in der die Loyalität und Leistung gefördert werden, wodurch die Identifikation mit dem Unternehmen wächst. Wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, hängt sehr stark auch von den Mitarbeiter*innen ab und welche Anreize für sie  besonders wirkungsvoll sind. Es lassen sich drei Arten von Maßnahmen unterscheiden:

  • Emotionale Maßnahmen: Auf der emotionalen Ebene eignen sich Belohnungen und Auszeichnungen, um Mitarbeiter*innen ans Unternehmen zu binden, da diese mit Anerkennung und Wertschätzung verbunden werden. Ebenso fallen in diese Kategorie das Verleihen von Verantwortungs- und/oder Handlungsspielräumen, die hiermit  Vertrauen verbunden werden. Zudem sind hierbei auch Maßnahmen hilfreich, die das Betriebsklima verbessern und den Zusammenhalt innerhalb des Teams stärken.
  • Kalkulative Maßnahmen:  In den Bereich der kalkulativen Maßnahmen fallen alle monetären Anreize in Form von Gehaltserhöhungen, Corporate Benefits (also Sachleistungen als Ergänzung zum Gehalt) sowie sonstige Benefits. Auch zusätzlicher Urlaub, die Möglichkeit, Bildungskarenz oder ein Sabbatical  zu nehmen, sowie Angebote, die die Work-Life-Balance verbessern, fallen unter die kalkulativen Maßnahmen der Mitarbeiterbindung.

  • Qualifikationsorientierte Maßnahmen: Hierunter fallen Anreize wie die Möglichkeit, die eigenen Kompetenzen und Qualifikationen weiterzuentwickeln, an Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen oder von Förderprogrammen zu profitieren. Damit geht auch einher, die Laufbahn der Mitarbeiter*innen gemeinsam zu planen, um attraktive Perspektiven und Aufgabenfelder zu schaffen sowie die Möglichkeit, die neu erworbenen Fähigkeiten und Skills im Unternehmen einsetzen zu können.

Nachfolgend präsentieren wir Ihnen konkrete Praxisbeispiele, die bei Mitarbeiter*innen immer wieder gut ankommen und gute Anreize bieten, sie an ihre*ihren Arbeitgeber*in zu binden:

  • Flexibles Arbeiten: Vereinbarung flexibler Arbeitszeiten bzw. von flexiblen Arbeitsorten (Homeoffice, Remote Work)
  • Sportangebote, Wellnessangebote und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung: Gesundheitschecks, Office Yoga im Unternehmen, Mitgliedschaft im Fitnesscenter, Teamsportarten, gesunde gemeinsame Mittagspause, betriebliche Gesundheitsförderung, monatliche Fitness-Challenge, gemeinsamer Kochkurs (schnelle Küche für die Mittagspause), Tools für den Stressabbau, Family Day, gemeinsam Baum pflanzen
  • Persönliche Karriereplanung: Job Enrichment, Job Enlargement, Persönlichkeitsentwicklung, Weiterbildungsmaßnahmen, interne Aufstiegschancen, Mentorprogramme für junge Führungskräfte
  • Persönliche Auszeiten: Bildungskarenz, Bildungsteilzeit, Sabbaticals ermöglichen

Beachten Sie dabei jedoch, dass es wenig zielführend ist, wahllos so viele Maßnahmen wie möglich umzusetzen. Der erste Schritt sollte immer eine Analyse dessen sein, was Ihre Mitarbeiter*innen überhaupt wollen, welche Bedürfnisse sie haben und vor allem auch, was die Gründe für die Mitarbeiter*innenfluktiation waren bzw. sind. Nehmen Sie sich bei ausscheidenden Arbeitnehmer*innen die Zeit, Feedbackgespräche zu führen und fragen Sie dezidiert nach dem Grund, warum sie das Unternehmen verlassen. All das gibt Ihnen Aufschluss darüber, an welchen Schrauben Sie drehen können, um eine stärkere Mitarbeiterbindung zu erreichen.

Wie gelingt Mitarbeiterbindung im Homeoffice?

Homeoffice hat seit Beginn der Corona-Pandemie in vielen Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Aus vielen Betrieben ist das ortsflexible Arbeiten gar nicht mehr weg zu denken und immer mehr Mitarbeiter*innen finden Gefallen daran, von zu Hause aus zu arbeiten. Doch trotz all den Vorteilen ergeben sich dadurch auch Herausforderungen – für Mitarbeiter*innen genauso wie für Arbeitgeber*innen. Neben den technischen Problemen, die sich im Homeoffice ergeben können, sind es vor allem auch die organisatorischen Schwierigkeiten, die einen besonderen Knackpunkt darstellen. Denn wenn die Belegschaft vermehrt im Homeoffice tätig ist, entsteht ein deutlich höherer Kommunikationsaufwand. Es kommt zu einer erschwerten Kommunikation, zu mangelnden Abstimmungen und auch die soziale Komponente so wie das Teamgefüge können darunter leiden, wenn nicht ausreichend Zeit für Austausch gegeben ist. Das kann zu Demotivation führen, zu einer sinkenden Identifikation mit dem Unternehmen und einer schrumpfenden Teamzusammengehörigkeit.

In Bezug auf die Mitarbeiterbindung ist es daher wichtig, gezielt Maßnahmen zu setzen, die die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter*innen verbessert und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Arbeitnehmer*innen abzielt. Hierzu haben wir einige Tipps für Sie zusammengestellt:

  • Mitarbeiter*innen aktiv einbeziehen: Es ist wichtig, dass Mitarbeiter*innen die Möglichkeit haben, sich einzubringen und auch selbst aktiv zu werden. Beziehen Sie sie daher in Entscheidungen mit ein und holen sie ihre Bedürfnisse regelmäßig ab, um bei Problemen rechtzeitig reagieren zu können bzw. auch gemeinsam die Arbeit im Homeoffice ideal zu gestalten. Wer aktiv mitgestalten darf und sich als wichtiger Teil des Unternehmens fühlt, der auch einbezogen wird, baut automatisch eine größere Bindung zum Unternehmen auf.
  • Kommunikation fördern: Schaffen Sie Rahmenbedingungen, die es ihren Mitarbeiter*innen ermöglichen, sich untereinander auszutauschen, sodass sie auch wenn sie zu Hause arbeiten nicht auf die sozialen Kontakte verzichten müssen. Virtuelle Kaffeepausen, regelmäßige Meetings (sowohl fachliche als auch informelle) und hin und wieder auch Live-Veranstaltungen, Meetings und Events sorgen dafür, dass der Teamzusammenhalt gestärkt wird und niemand im Homeoffice vereinsamt.

  • Regelmäßiges Feedback: Egal ob durch persönlich durchgeführte Feedback-Gespräche oder die Möglichkeit, im Bedarfsfall ein anonymes Feedback abzugeben: Es ist wichtig, den Mitarbeiter*innen eine Stimme zu geben und ihnen die Möglichkeit einzuräumen, ihre Bedürfnisse zu äußern. Denn so entsteht bei Arbeitnehmer*innen das Gefühl, dass sich der*die Arbeitgeber*in für sie interessiert und an ihrem Wohl interessiert ist. Doch alleine mit dem Einholen des Feedbacks ist es nicht getan. Viel wichtiger ist es dann, im Anschluss auch entsprechende Schritte einzuleiten, die zu einer Verbesserung führen – sonst wird das Vorhaben sehr schnell als heiße Luft abgetan und hat genau den gegenteiligen Effekt.

  • Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten: Vor allem in den letzten Monaten und Jahren hat sich viel getan hinsichtlich digitaler Weiterbildungsmöglichkeiten. Durch Webinare oder E-Learning-Angebote können Sie Ihren Mitarbeiter*innen eine Weiterbildung ermöglichen, durch die sie neue Fähigkeiten erlernen bzw. sich in Bezug auf aktuelle Trends in der Branche up-to-date zu halten. Dadurch erhalten Arbeitnehmer*innen einen enormen Motivations-Boost und das Gefühl, ihre Karriere vorantreiben zu können.

  • Wohlbefinden im Homeoffice fördern: Homeoffice braucht klare Regeln, die das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen steigert und für gesunde Arbeitsbedingungen zu Hause sorgt. Erarbeiten Sie daher gemeinsam mit der Belegschaft Regeln und Angebote, die genau darauf abzielen. Wie wäre es beispielsweise mit einem wöchentlichen Fixtermin zu einer gemeinsamen online Yoga-Einheit oder Übungen zur Rückengesundheit? Sie können auch einen internen Newsletter einführen mit Tipps und Tricks zu mehr Gesundheit im Homeoffice, der gesunde Rezeptideen, Rückenübungen, Ideen für Kurzpausen oder ähnliches enthält.

Wichtig ist im Homeoffice auch die Abgrenzung von Arbeit und Privatleben. Immer häufiger verschwimmen diese Grenzen nämlich im Alltag. Da das gesamte Equipment ja zu Hause in Sichtweite steht, kommt es immer wieder dazu, dass Mitarbeiter*innen auch nach Dienstschluss noch ihre Mails checken oder schnell noch mal eine Aufgabe erledigen. Hier braucht es klare Regeln, die beispielsweise einen klaren Feierabend definieren und dass danach keine Arbeit mehr verrichtet werden soll. Besonders wichtig ist es hierbei, dass auch Führungskräfte dies vorleben, um gar nicht erst ein Gefühl von Verpflichtung zur ständigen Erreichbarkeit aufkommen lassen.

Durch all diese Maßnahmen erhöhen Sie die Gesundheit und Zufriedenheit bei der Arbeit im Homeoffice, wodurch Sie die Mitarbeiter*innen stärker an Ihr Unternehmen binden.

Mitarbeiterbindung: gut fürs Employer Branding

Unternehmen, die Employer Branding betreiben und es verstanden haben, sich selbst durch gezieltes Arbeitgeber-Marketing zu verkaufen, haben sich in der Regel bereits mit ihren Stärken und Schwächen auseinandergesetzt, sowie auch mit der Frage, was sie tun können, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber*in zu verbessern. All diese Maßnahmen dienen sowohl dazu, die Bindung von bestehenden Mitarbeiter*innen zu stärken, als auch am Stellenmarkt als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und sich aktiv als solcher zu positionieren. Denn auch Bewerber*innen finden es gut, wenn ihr*e zukünftige*r Arbeitgeber*in ihnen zusätzliche Benefits anbietet, die sie bei anderen Unternehmen nicht finden. Wenn Sie sich also erst einmal die Mühe gemacht haben, zu recherchieren, was sich Mitarbeiter*innen in Ihrem Unternehmen an zusätzlichen Benefits wünschen und welche Anreize sie mehr an Ihr Unternehmen binden, zögern Sie nicht, diese Leistungen auch nach außen zu kommunizieren und als Marketingmaßahme einzusetzen. Das gilt für Karriere-Events genauso wie für ihre Website, Ihre Karriereseite als auch Ihren Social-Media-Auftritt.

Sorgen Sie entlang der Candidate Journeyauch dafür, dass neue Mitarbeiter*innen über die Benefits informiert werden und bieten Sie zudem spezielle Willkommenspakete an, die diese gleich von Beginn gut an Ihr Unternehmen binden. Denn nur durch regelmäßige Anreize und Ihr fortlaufendes Engagement erreichen Sie eine hohe Retention in Ihrem Betrieb und können dafür sorgen, dass Ihr Team langfristig in derselben Konstellation bestehen bleibt.


Autorin: Beatrix Mittermann
Bildnachweis: istock/celiaosk

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