Gendern in Stellenanzeigen – Rechtliches & Tipps

Stellenanzeigen richtig zu Gendern zeigt nicht nur, dass Diversität in Ihrem Unternehmen großgeschrieben wird und Sie Bewerbungen von allen Geschlechtern willkommen heißen. Gendern ist auch gesetzlich verankert und ist damit auch verpflichtend. Wir zeigen Ihnen, wie sie richtig gendern und Ihre Stellenanzeige geschlechtsneutral formulieren.

Genderbias: Warum ist das Thema so wichtig?

Zunächst soll der Begriff „Genderbias“ kurz erklärt werden. Dabei handelt es sich um (unbewusst) geschlechtsspezifische Vorurteile, die in unserem Sprachgebrauch immer wieder vorkommen. Oft steckt gar keine Intention dahinter, doch unbewusst beeinflussen geschlechtsspezifische Formulierungen unsere Denkweise. Im Recruiting bedeutet das für Stellenanzeigen, dass beispielsweise Frauen sich von Inseraten nicht angesprochen fühlen bzw. sich in weiterer Instanz dann auch nicht für eine Stelle bewerben, wenn darin männliche Stereotype auftauchen bzw. eine nicht inklusive Sprache verwendet wird, von der sie sich einfach nicht angesprochen und abgeholt fühlen. Hier endet der Bewerbungsprozess bereits für viele Menschen, bevor er überhaupt begonnen hat.

Doch abgesehen davon, dass durch eine geschlechtsspezifische Sprache die Candidate Experience leidet, eine Candidate Journey vorzeitig abgebrochen wird und sich weniger Arbeitnehmer*innen von der Stellenanzeige angesprochen fühlen und auch bewerben, kann der Genderbias auch rechtliche Konsequenzen mit sich bringen.

Rechtliche Grundlagen für das Gendern in Stellenanzeigen

Das Gendern in Stellenanzeigen ist nicht nur nice to have, es ist auch rechtlich verpflichtend. Denn aufgrund des Gleichbehandlungsgesetzes (GlBG) verletzen geschlechtsspezifische Inserate das Gebot der Gleichbehandlung. Das bedeutet: geschlechtsneutrale Formulierungen sind in Stellenanzeigen Pflicht. Bei Verstößen gegen geschlechtsneutrale Stellenanzeigen können nach einer Mahnung auch Geldstrafen in Höhe von bis zu 360 Euro folgen.

Achtung: Seit 2020 ist eine Erweiterung des Gleichbehandlungsgesetzes in Kraft getreten. Seither ist in Stellenanzeigen auch das dritte Geschlecht anzugeben. Damit sind in der Regel Abkürzungen wie d für divers, i für intersexuell oder x für nicht definiert bzw. egal welches Geschlecht gemeint.

m/w/d in Stellenanzeigen – Bedeutung

m/w/d hat sich als Zusatz für Jobtitel etabliert, um der Aufforderung nach gendersensiblen Ausschreibungen nachzukommen und alle Menschen darin zu inkludieren. Während m für männlich und w für weiblich steht, wird das d für divers angeführt. Alternativ können auch die Zusätze „m/w/i“ (i steht für intersexuell) oder m/w/x (x steht für nicht definiert) verwendet werden.

Wie kann man in Stellenanzeigen gendern?

Bei Stellenanzeigen ist es wichtig, den gesamten Text zu gendern. Das beginnt bereits beim Jobtitel, der geschlechtsneutral formuliert sein muss – am besten durch den Zusatz m/w/d oder m/w/i bzw. m/w/x. Das gendern muss sich jedoch auch durch den gesamten Text ziehen und sollte stets dafür sorgen, dass alle Menschen angesprochen werden und sich niemand auf Grund seines Geschlechts ausgeschlossen fühlt. Neu ist jedenfalls, dass ein Gendern, bei dem lediglich die männliche und weibliche Variante genannt werden, nicht mehr ausreicht. Ebenso bezieht sich auch ein Gendern mittels Binnen-I nur auf Frauen und Männer.

Suchen Sie beispielsweise eine Person im Verkauf, reicht es nicht aus, „Verkäuferin/Verkäufer“ zu schreiben, da diese Formulierung das dritte Geschlecht nicht umfasst. Stattdessen können Sie „Verkäufer (m/w/d)“ schreiben oder „Verkäufer (all gender)“. Alternativ sind auch die Schreibweisen Verkäufer*in oder Verkäufer*in möglich. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, verwendet von vornherein nicht personenbezogene Formulierungen wie in diesem Fall „Verkauf“, die sich hier die Frage nach einer genderneutralen Formulierung gar nicht erst stellt und auch die Lesbarkeit nicht so stark eingeschränkt wird.

Tipps für geschlechtsneutrale Formulierungen in Stellenanzeigen

  • Geschlechtsneutraler Jobtitel: Hier beginnt bereits das Gendern. Stellen Sie sicher, dass Ihr Jobtitel neutral formuliert ist bzw. den Zusatz m/w/d enthält.
  • Nicht personenbezogene Formulierungen wählen: Verwenden Sie wann immer es möglich ist nicht personenbezogene Formulierungen. Dadurch wird Ihr Text leichter lesbar und ist zudem weniger anfällig für geschlechtsspezifische Formulierungen.
  • Geschlechtsspezifisch geprägte Formulierungen vermeiden: Es ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, jedoch können auch geschlechtsspezifisch geprägte Formulierungen dafür sorgen, dass sich bestimmte Personengruppen von einer Stellenanzeige nicht angesprochen fühlen. So gibt es typisch männlich geprägte Formulierungen wie „selbstständig“, „individuell“, „herausfordernd“, „karriereorientiert“, „aktiv“, „hierarchisch“, analysierend“, „direkt“, „leistungsstark“, die eine unbewusste Assoziation mit männlichen Stereotypen darstellen. Das kann vor allem dann ein Problem werden, wenn Sie im Rahmen von Female Recruiting mit Ihrem Stelleninserat vermehrt auch Frauen ansprechen wollen. Typisch weiblich geprägte Attribute wären beispielsweise „engagiert“, „zuverlässig“, verantwortungsvoll“, „motivierend“, „kreativ“, „familiär“, „vertrauen“, „freundlich“ oder „sorgfältig“.
  • Zusätzliche Unterstützung: Wenn Sie sich bei gewissen Formulierungen nicht sicher sind, nutzen Sie doch den StepStone Genderbias Decoder. Er hilft dabei, geschlechtsspezifisch geprägte Formulierungen in Ihren Stellenanzeigen aufzudecken und schlägt Ihnen passende Alternativen vor. Nutzen Sie zudem auch unsere Stelleninserat Vorlage.

FAQ zum Gendern in Stellenanzeigen

Ist divers in Stellenanzeigen Pflicht?

Ja, seit 2020 gibt es auf Grund einer Erweiterung des Gleichbehandlungsgesetzes die Verpflichtung, das dritte Geschlecht (divers) in Stellenanzeigen zu inkludieren.

Was bedeutet divers in Stellenanzeigen?

Unter „divers“ wird das dritte Geschlecht verstanden, also alle Personen, die sich nicht eindeutig als weiblich oder männlich identifizieren, zwischengeschlechtlich sind bzw. ein anderes Geschlecht umfassen.

Wie richtig Gendern in Stellenanzeigen?

Um in Stellenanzeigen alle Geschlechter zu inkludieren und geschlechtssensibel zu formulieren, eignet sich der Zusatz „m/w/d“ bzw. „m/w/i“ oder „m/w/x“.



Autorin: Beatrix Mittermann
Bildnachweis: istock/Lacheev

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