Fachkräftemangel in Österreich – Zahlen – Daten – Fakten – ein Überblick

Kurz gesagt bedeutet Fachkräftemangel, dass bestimmte Stellen nicht besetzt werden können, weil am Arbeitsmarkt nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, die über die entsprechende Qualifikation verfügen, um den Job ausüben zu können. In Österreich leiden bereits acht von zehn Unternehmen unter den Auswirkungen des Fachkräftemangels. Der globale Arbeitsmarkt erlebt eine Zeitenwende. Der Arbeitsmarkt ist zum Bewerbermarkt geworden.

Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert: 01/2024

Fachkräftemangel Österreich 2024 – die aktuelle Lage

Zwei von drei Unternehmen haben heute Probleme damit, Beschäftigte zu finden und der Personalmangel in den Unternehmen lastet zunehmend auf den Beschäftigten. Im Jahr 2023 waren rund 531.000 Jobs ausgeschrieben; die Vakanzen sind damit im Vergleich zu 2022 trotz der angespannten Wirtschaftslage stabil geblieben, was zeigt, dass die Unternehmen trotz Rezession nach Arbeitskräften suchen. 2023 hat sich die Nachfrage nach Arbeitskräften auf einem sehr hohen Niveau eingependelt und der Arbeitsmarkt zeigt sich extrem robust.

Die Ursache dafür ist die demografische Entwicklung: Der demografisch getriebene Arbeitskräftemangel stellt ein sehr starkes Gegengewicht zum konjunkturellen Abschwung dar. Die Arbeitslosenquote ist niedrig und dennoch reichen die Besetzungen nicht aus, um den Arbeitskräftebedarf der Unternehmen zu decken. Dieser Trend wird sich in Zukunft fortsetzen, denn die Erwerbsbevölkerung in den größten Industrienationen schrumpft. In Österreich ist die Lange noch relativ stabil, aber auch hier werden im Jahr 2050 rund 600.000 Menschen mehr über 65 Jahre alt sein und es wird rund 300.000 weniger 20-65-Jährige geben (Statistik Austria, Vollset et al). Das bedeutet, dass auch auf lange Sicht immer weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Bei gleichbleibender Arbeitsproduktivität kann sich das zu einem Problem für Wachstum und Wohlstand entwickeln.

Die demografisch getriebene Arbeiterlosigkeit beeinflusst – ganz unabhängig von Konjunkturzyklen – die allgemeine Entwicklung in Richtung Verknappung von Arbeitskräften. Diese demografische Lücke wirkt immer noch als starker Stabilisator des Arbeitsmarktes: Die Stellenausschreibungen verbleiben auf vergleichsweise hohem Niveau. Aber dennoch lastet die noch schwache konjunkturelle Lage auf dem Stellenmarkt, wenn auch moderat.

Arbeitsmarktexperte Nikolai Dürhammer (Stepstone Managing Director AT&CH)

Ein Blick auf die aktuellen Stellenmarktentwicklung zeigt im Wesentlichen fünf Dinge:

  1. Es gibt deutlich mehr offene Stellen als vor oder während Corona
  2. Der Peak 2022 war ein Einmaleffekt, der auf einen Corona bedingten Rückstau zurück zu führen ist, der sich nun aufgelöst hat
  3. Der Arbeitsmarkt bleibt trotz Krisen stabil auf hohem Niveau
  4. Längere Time-to-Hire: Anzeigen werden mehrfach verlängert.
  5. Das Jobangebot treibt die Jobnachfrage nach oben: Je größer das Angebot, desto wechselwilliger werden die Menschen.

Vom Fachkräftemangel zum Arbeitskräftemangel

Der Arbeitskräftemangel in Österreich plagt Unternehmen und Personalverantwortliche und ist längst kein Phänomen mehr, das sich auf spezielle Berufsgruppen oder Fachkräfte beschränkt. Mittlerweile fehlen quer durch alle Berufsgruppen qualifizierte Fachkräfte, unter anderem in Schlüsselbranchen wie der IT und beim medizinischen Personal. Wie kritisch die Lage ist, zeigt ein Blick auf aktuelle Zahlen: So finden sich in der Fachkräfteverordnung 2022 mit 66 Mangelberufen deutlich mehr als noch im Jahr zuvor. Seit 2014 hat sich die Liste der Mangelberufe mehr als verzehnfacht, wie die Agenda Austria aufgezeigt hat. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsprüfers EY bei rund 600 Firmen wird der Mangel an Fachkräften als größte Gefahr für die Unternehmensentwicklung angesehen. Rund 83 Prozent tun sich nach eigenen Angaben schwer, qualifiziertes Personal zu finden. 72 Prozent der österreichischen Betriebe erwarten in den nächsten drei Jahren eine weitere Verschärfung des Arbeits- und Fachkräftemangels in ihrer Branche (Quelle: ibw, Fachkräfteradar 2023). Dabei ist laut einer aktuellen Eurostat-Studie die Knappheit an Arbeitskräften bereits jetzt in keinem EU-Land größer als in Österreich. Demnach ist Österreich gemeinsam mit Belgien das Land, in dem es die meisten unbesetzten Stellen gibt. Insgesamt lag die Quote der unbesetzten Stellen im dritten Quartal 2023 bei gut 4,6 Prozent. 

„Die Arbeiterlosigkeit ist neben der Klimakrise die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Egal ob Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft – wir alle müssen viel lauter darüber sprechen. Und mit Hochdruck gemeinsam an Lösungen arbeiten.“

Sebastian Dettmers, CEO der Stepstone-Group und Buchautor “Die große Arbeiterlosigkeit”

Personalmangel in Österreich

Für immer mehr Firmen ist der Personalmangel eine Herausforderung, der es sich zu stellen gilt. Auf die Frage, welche aktuell die größten Herausforderungen im Recruiting sind, haben Unternehmen in unserer Studie „Recruiting in Österreich – aktuelle Herausforderungen und Strategien in der Personalsuche“ die folgenden Antworten gegeben: 66 Prozent der Unternehmen haben Schwierigkeiten, Talente mit gefragten Fähigkeiten und Skills zu finden. 63 Prozent geben den Arbeits-/Fachkräftemangel als Herausforderung an und 50 Prozent stehen vor der Herausforderung, Mitarbeiter*innen zu halten und zu begeistern. Darüber hinaus hat über ein Drittel der Befragten Schwierigkeiten damit, den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden (New Work, flexibles Arbeiten, etc.).

In welchen Branchen fehlen in Österreich die meisten Fachkräfte?

Der Fachkräftemangel betrifft mittlerweile alle Branchen und Berufe. Eine jährliche österreichweite ibw-Befragung von mehr als 5.100 Betrieben („Fachkräfteradar“) im Auftrag der WKO zeigt, dass sich der Fachkräftemangel in Österreich trotz eines leichten Rückgangs seit dem Vorjahr auf einem sehr hohen Niveau befindet. Rund 210.000 Fachkräfte fehlten demnach im März/April 2023, 82 Prozent der Betriebe sind betroffen, 62 Prozent leiden unter (sehr oder eher) starkem Fachkräftemangel. Ein besonders intensiv erlebter Mangel herrscht in folgenden Branchen:

  1. Tourismus
  2. Herstellung von Nahrungsmitteln
  3. Herstellung von elektrischen und elektronischen Geräten
  4. Handwerklich-technischer Bereich
  5. Transport- und Verkehrswesen

Die Arbeitskräfte der folgenden Berufsgruppen sind aktuell besonders schwer zu finden:

  1. Koch/Köchin (inkl. Küchenpersonal)
  2. Handel/Verkauf Elektronik
  3. Elektrotechnik
  4. Kraftfahrer/-in
  5. Restaurantfachmann/-frau
  6. IT-Fachkräfte
  7. Metalltechnik
  8. Installations- und Gebäudetechnik
  9. Tischler/-in
  10. Reinigungspersonal

In welchen Berufen herrscht Fachkräftemangel?

Der Stellenmarkt 2023 startete auf bereits sehr hohem Niveau. Zuletzt enorm gestiegen ist die Nachfrage im Verkauf/Einzelhandel (+ 22 Prozent im Vergleich zum Q2 2023). In der Berufsgruppe der Pflege- u. Arzthelfer*innen gibt es ein Plus von 19 Prozent mehr Ausschreibungen als noch im Quartal zuvor. Es wurden um 19 Prozent mehr Stellen für Ärztinnen und Ärzte ausgeschrieben und auch die Ausschreibungen im Bauwesen und der Hotellerie/Gastronomie verzeichnen zuletzt ein leichtes Plus gegenüber dem zweiten Quartal. Rückläufig ist die Nachfrage hingegen im Personalwesen, im Marketing und den Naturwissenschaftlichen Berufen, wobei das in Relation zu sehen ist: Die Jobs in diesen Berufsgruppen sind Anfang 2022 regelrecht explodiert – auch hier pendeln sich die Ausschreibungen nun auf einem hohen Niveau ein.

Die gefragtesten Berufsgruppen sind IT, Finanz, Technik, Vertrieb und Gastronomie/Hotellerie, aber auch Naturwissenschafter*innen und Arbeitskräfte im Einzelhandel wurden zuletzt besonders häufig gesucht. Summe der Ausschreibungen im Jahr 2023:

  1. Technische Ausbildungsberufe (ca. 64.000 Jobausschreibungen)
  2. IT (ca. 53.100 Jobausschreibungen)
  3. Finanz- und Rechnungswesen (ca. 53.000 Jobausschreibungen)
  4. Hotel- und Gastgewerbe (ca. 50.200 Jobausschreibungen)
  5. Vertrieb (ca. 49.500 Jobausschreibungen)

Personalmangel Pflege in Österreich

Noch nie waren so viele offene Pflege- und Arzthelferpositionen ausgeschrieben, wie in der zweiten Jahreshälfte 2023. Für insgesamt 5.084 offene Stellen wurden im vierten Quartal Arbeitskräfte gesucht. Am stärksten betroffen ist mit 1.486 offenen Positionen Oberösterreich, dicht gefolgt von 1.023 offenen Positionen in Niederösterreich und 862 in Wien. Auch Ärztinnen und Ärzte werden mehr denn je gesucht. Insgesamt waren im dritten Quartal 2023 1400 Stellen unbesetzt – so viele Ausschreibungen, wie nie zuvor.  Auch hier ist Oberösterreich massiv betroffen: 558 Ärztinnen und Ärzte werden hier gesucht, knapp doppelt so viele, wie etwa in Wien (326 offene Stellen); an dritter Stelle befindet sich aktuell Salzburg mit 114 offenen Positionen im letzten Quartal.

“Es gab noch nie so viele Ausschreibungen und Vakanzen im Gesundheitsbereich wie im Jahr 2023“

Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer Stepstone

IT-Fachkräftemangel in Österreich

Der österreichischen Wirtschaft fehlen rund 28.000 IT-Fachkräfte, was zu einem Wertschöpfungsverlust von bis zu 4,9 Milliarden Euro pro Jahr führt (Quelle: IWI 2023). Umgerechnet sind das rund 175.000 Euro pro unbesetzter IT-Stelle. Laut Stepstone-Gehaltsreport 2023 kostet eine Vakanz im IT-Bereich ein mittelständisches Unternehmen rund 496 Euro pro Tag.

Der IT-Bereich ist schon lange von massivem Personalmangel betroffen und auch wenn die Stellenausschreibungen zuletzt wieder etwas zurückgegangen sind: IT-Expert*innen zählen zu den Top 4 der gesuchtesten Fachkräfte Österreichs (nach aktuell 1. Technik, 2. Gastgewerbe und Tourismus sowie 3. Finanz- und Rechnungswesen). IT-Unternehmen können laut WKO ihren Bedarf an Fachkräften nur zu 75 Prozent decken. Absolut betrachtet, fehlen die meisten IT-Fachkräfte in Wien. An zweiter Stelle liegt Oberösterreich gefolgt von der Steiermark.

Laut dem Fachverband UBIT seien die seit Jahren sehr hohen Dropout-Quoten an den Universitäten im IKT-Bereich eine der Hauptursachen für den Mangel in dieser Berufsgruppe.

Fachkräftemangel im Handwerk

Lieferengpässe, hohe Energie- sowie Rohstoffpreise und ganz besonders der Fachkräftemangel trüben die Zuversicht in der Branche Gewerbe und Handwerk, das zeigt die Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria. Die befragten Unternehmer*innen beurteilen die Geschäftslage überwiegend als schlecht, bestenfalls als saisonüblich. Nur knapp ein Viertel spricht von einer guten Auftragslage. Der Pessimismus innerhalb der Branche hat zugenommen, nicht zuletzt auch aufgrund der Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Im Jahr 2023 waren mit mehr als 21.000 offenen Stellen österreichweit die bislang meisten Vakanzen zu verzeichnen.

Die meisten Fachkräfte in Bau und Handwerk werden in Oberösterreich gesucht: 2023 waren hier mehr als 4.800 Vakanzen ausgeschrieben. Knapp 4.000 offene Stellen gab es in Wien und an dritter Stelle stand mit 3.400 offenen Stellen Niederösterreich. In der Steiermark und in Kärnten stiegen die Ausschreibungen im dritten Quartal 2023 um mehr als 40 Prozent, in Salzburg waren um 50 Prozent mehr Vakanzen ausgeschrieben und im Burgenland wurden über 60 Prozent mehr Fachkräfte gesucht.

Facharbeitermangel in Österreich

Auch wenn österreichweit in den unterschiedlichsten Branchen Fachkräfte fehlen, so gibt es doch bestimmte Berufsbilder, bei denen der Mangel an Facharbeitern und Facharbeiterinnen besonders groß ist. Hier gibt die Liste der Mangelberufe Aufschluss darüber, welche Berufe besonders davon betroffen sind (Berufe geschlechtsneutral angeführt).

Absolute Mangelberufe in Österreich sind:

  • in der Baubranche bzw. in handwerklichen Berufen: Dachdecker, Betonbauer, Plasterer, Zimmerer, Fliesenleger, Rohrinstallateur, Elektroinstallateur, Maurer, Schlosser, Tiefbauer, Glaser, Maler und weitere.
  • im Medizinischen Bereich: Ärzte , Augenoptiker, Pfleger
  • in der Gastronomie: Köche, Kellner und Gaststättenfachleute
  • Techniker mit höherer Ausbildung für die Datenverarbeitung oder Maschinenbau oder das Bauwesen
  • und auch in der IT-Branche herrscht nach wie vor ein absoluter Fachkräftemangel.

Arbeits- und Fachkräftebedarf in den Bundesländern

In diesen Bundesländern stehen die meisten Jobs zur Verfügung (Summe der kommerziell geschalteten Ausschreibungen im Jahr 2023):

  1. Wien (rund 140.000 offene Stellen)
  2. Oberösterreich (rund 112.000 offene Stellen)
  3. Steiermark (rund 63.200 offene Stellen)
  4. Niederösterreich (rund 62.800 offene Stellen)
  5. Salzburg (rund 51.600 offene Stellen)

Definition von Fachkräftemangel

Unter Fachkräftemangel versteht man, dass bestimmte Stellen nicht besetzt werden können, weil am Arbeitsmarkt nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, die über die entsprechende Qualifikation verfügen, um den Job ausüben zu können.

In Österreich leiden bereits acht von zehn Unternehmen unter starkem Fachkräftemangel. Der globale Arbeitsmarkt erlebt eine Zeitenwende. Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt und ist von einem Arbeitgeber- zu einem Bewerbermarkt geworden.

Definition Fachkraft

Unter Fachkräften versteht man Arbeitnehmer*innen, die die nötigen Ausbildungen und Skills mitbringen, die für eine Stelle erforderlich sind. Unter einer Fachausbildung kann sowohl eine entsprechende Lehrausbildung als auch ein fachspezifisches Studium verstanden werden.

Gründe für den Fachkräftemangel

Die Frage, wie der Personalmangel in immer mehr Branchen Österreichs entstanden ist, kann nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden. Vielmehr ist es eine Vielzahl an Gründen, die dafür verantwortlich ist, wie eine Publikation der Agenda Austria zeigt:

  • Fehlende „Babyboomer“:  Darunter versteht man die Auswirkungen unserer immer älter werdenden Gesellschaft, also dass Menschen immer älter werden, aber weniger junge Leute nachkommen. Es ergibt sich hier ein demografischer Shift, weil jährlich mehr Personen in Pension gehen als neue Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt einsteigen.
  • Regionale Diskrepanzen: Ein weiterer Grund für den Arbeitskräftemangel ist, dass die offenen Stellen nicht immer dort frei werden, wo Fachkräfte einen Job suchen. Das bedeutet, dass das Angebot und die Nachfrage oftmals örtlich getrennt sind. Durch die fehlende Mobilität ergeben sich hier starke Diskrepanzen, sodass es in einem Bundesland beispielsweise Arbeitssuchende gibt, die in ihrem Berufsfeld keinen Job finden, in anderen Bundesländern jedoch das Angebot an offenen Stellen für genau diese Berufsgruppe groß wäre.
  • Corona-Auswirkungen: Auch die Corona-Krise hat den Fachkräftemangel noch weiter verschlimmert. Einerseits sind Arbeitskräfte vor allem aus Osteuropa während der Pandemie zurück in ihre Heimatländer gegangen, wodurch diese Arbeitskräfte nun in Europa fehlen. Andererseits gab es vor allem in der Tourismusbranche auf Grund all der Lockdowns und Einschränkungen zu einer beruflichen Umorientierung von vielen Arbeitskräften, die in andere Branchen abgewandert sind.
  • Teilzeitboom: Ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel ist, dass seit der Corona-Pandemie immer mehr Arbeitnehmer*innen mehr Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance legen. Das bedeutet, dass immer mehr Mitarbeiter*innen neben flexibleren Arbeitsbedingungen auch eine Teilzeitbeschäftigung bevorzugen. Das bedeutet zwar keine Reduzierung der Anzahl der Fachkräfte, doch wenn immer mehr von ihnen weniger Stunden arbeiten wollen, ergibt sich dadurch auch ein Mangel bei den Unternehmen, die für die Erbringung der gleichen Wirtschaftsleistung mehr Personal finden und einstellen müssen.

Demografischer Wandel in Österreich

Geschuldet ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften demnach nicht nur der Pandemie und der damit verbundenen Kündigungswelle – Stichwort Great Resignation. Auch die demografische Entwicklung spielt eine wichtige Rolle am Jobmarkt, zeigen aktuelle Prognosen. Demnach schrumpft der Anteil der Erwerbsbevölkerung in den nächsten 30 Jahren europaweit. In Deutschland ist die Lage durchaus dramatisch, da hier die Bevölkerung laut Prognosen in den kommenden Jahren nicht wachsen wird, im Verhältnis schrumpft die Erwerbsbevölkerung in der Bundesrepublik je nach Schätzung um 13 Prozent bis 2040. In Europa wird ein Schrumpfen der erwerbstätigen Bevölkerung um 9 Prozent erwartet. Da Österreich noch ein leichtes Bevölkerungswachstum prognostiziert wird, fällt die Situation hier nicht ganz so drastisch aus. In den vergangenen Jahren war Österreich vor allem dank starker Zuwanderung aus Osteuropa eines der Länder mit einer vergleichsweise günstigeren demografischen Entwicklung. Wie die weitere Entwicklung aussieht, ist offen: Die Anzahl der zu besetzenden Stellen wird voraussichtlich weiter steigen, die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter geht zurück, gleichzeitig dürfte durch das steigende gesetzliche Frauenpensionsalter wieder ein Zuwachs an älteren Erwerbsbeschäftigten erwartet werden. Aber auch hierzulande ist laut einer aktuellen Prognose der Statistik Austria mit einem Schrumpfen der Erwerbsbevölkerung zu rechnen – etwa um 4,8 Prozent in den nächsten dreißig Jahren – ein Damoklesschwert, das drohend über dem gesamten Arbeitsmarkt hängt.

Was sind die Folgen des Fachkräftemangels?

  • Fast zwei Drittel der befragten Recruiter*innen äußern sich besorgt über den zusätzlichen Arbeitsaufwand der im Recruiting entsteht.
  • Durch die vielen unbesetzte Stellen läuft man Gefahr, dass es zu einer weiteren Arbeitsbelastung des bestehenden Personals kommt und die Mitarbeiterzufriedenheit sinkt.
  • Durch den Fachkräftemangel verlängert sich auch die Zeitspanne von der Stellenausschreibung bis zur Besetzung einer offenen Stelle. Die time to hire verlängert sich bzw. führt diese Verzögerung im Rekrutierungsprozess zu deutlichen Mehrkosten für das Unternehmen.
  • Der Personalmangel führt oftmals zu Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung der betrieblichen Leistungsfähigkeit & wirtschaftlichen Einbußen.
  • Fehlen langfristig gefragte Fachkräfte, steht die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel.

8 Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Was können Unternehmen konkret gegen den Fachkräftemangel unternehmen?

Starke Arbeitgebermarke aufbauen

6 von 10 Recruiter*innen sehen verstärktes Employer Branding als wirksame Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. Vermarkten Sie Ihre offenen Stellen wie ein Produkt. Erzählen Sie eine überzeugende Geschichte darüber, warum es toll ist, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten, und nutzen Sie zielgerichtete Werbestrategien, um qualifizierte Kandidat*innen anzusprechen.

Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung

Gute Mitarbeiter*innen sind schwer zu finden. Gute Mitarbeiter*innen zu halten und zu motivieren, ist aber eine genauso große Herausforderung. Bestehende Mitarbeiter*innen im Unternehmen zu halten, ist für 67% der befragten Recruiter*innen eine der wirksamsten Maßnahmen im Kampf um gefragte Fachkräfte.

Employee Engagement fördern

Die Rechnung ist ganz einfach – und trotzdem beachten viele Arbeitgeber nicht, dass Employee Engagement in der Unternehmensführung eine Priorität sein muss: Motivierte, glückliche Mitarbeiter*innen, die sich mit der Firma, ihren Produkten oder Dienstleistungen und auch ihren Werten identifizieren können, erzielen einfach bessere Leistungen. Sie gehen ihre Projekte mit mehr Leidenschaft an, sind seltener unzufrieden und bleiben dem Unternehmen länger erhalten. Mehr Informationen zu den vier Schlüsselfaktoren der Mitarbeiterbindung finden Sie in unserer Studie „The Engagement Advantage“.

Flexible Arbeitsgestaltung hervorheben

Der aktuelle Stepstone Jobreport 2023 zeigt sehr deutlich, dass die Forderung nach mehr Flexibilität bei Arbeitnehmer*innen in Österreich zunimmt. Vier von zehn Befragten (38 Prozent) fordern 2023 mehr Flexibilität im Job – besonders stark ist dieser Wunsch bei der Generation Z (52 Prozent). Zeigen Sie potenziellen Kandidat*innen, dass Sie flexible Arbeitsoptionen wie Remote-Arbeit, flexible Arbeitszeiten oder Jobsharing unterstützen.

Quereinsteiger*innen eine Chance geben

Wenn am Arbeitsmarkt nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, die sowohl über die entsprechende Qualifikation als auch die gewünschte Berufserfahrung verfügen, kann ein möglicher Ausweg sein, Quereinsteiger*innen eine Chance zu geben. Zwar fehlt es diesen an der Erfahrung in dem Beruf oder Branche, doch oftmals sind diese besonders motiviert, sich in dem neuen Berufsfeld zu etablieren und ihr Bestes zu geben und freuen sich über die Chance, ihr Wissen und ihr Engagement unter Beweis stellen zu dürfen.

Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren

Durch internationales Recruiting können heimische Unternehmen nicht nur ihre Vakanzen füllen, sondern auch eine dynamische und vielfältige Belegschaft aufbauen, die entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft in einer globalisierten Wirtschaft beiträgt. Um geeignetes Personal aus dem Ausland zu überzeugen, ist es jedoch wichtig, die richtigen Anreize zu schaffen und mit flexiblen Arbeitsbedingungen zu punkten.

Weiterbildung anbieten

Eine weitere Möglichkeit, auf den Personalmangel zu reagieren ist es, selbst Fachkräfte auszubilden bzw. weiterzubilden Das beginnt bei Lehrstellen und beinhaltet auch Weiterbildungen, Upskilling und Reskilling sowie umfangreiche Einschulungen für aufstrebende Fachkräfte, die noch nicht über all die Kompetenzen verfügen, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit benötigen werden.

KI einbinden

Nutzen Sie die Vorteile künstlicher Intelligenz. KI-gestützte Tools wie ChatGPT können helfen, die Effizienz im Recruiting-Prozess zu erhöhen. Dadurch werden repetitive und administrative Aufgaben teils automatisiert, was die Effizient und Produktivität der HR-Abteilung steigert. Der Einstellungsprozess geht schneller vonstatten und teure Vakanzen bleiben kürzer offen.

Über den Stepstone-Fachkräfteatlas

Der Stepstone-Fachkräfteatlas bietet einen quartalsaktuellen und umfassenden Überblick über die Entwicklung des Stellenmarktes in Österreich und visualisiert anschaulich den zunehmenden Fachkräftemangel in den Bundesländern und Branchen.

Für den Stepstone-Fachkräfteatlas wertet die Marktforschungsagentur Index Jobanzeigen in 22 Printmedien und 21 Jobbörsen in ganz Österreich aus. 

Details zur Auswertung

Für den Fachkräfteatlas wird jede Stellenanzeige einzeln gezählt, wenn sie veröffentlicht wird. Sobald die Laufzeit einer Anzeige verlängert oder sie neu veröffentlicht wird, wird sie als neue Anzeige gezählt. Gleichzeitig wird, wenn die gleiche Stellenanzeige in verschiedenen Portalen veröffentlicht wird, diese Anzeige wieder als einzelne Anzeige gezählt.

Ausgewertete Berufsgruppen

  • Marketing, PR, Werbung
  • Vertrieb (exkl. Verkauf Einzelhandel)
  • Verkauf (Einzelhandel)
  • Finanz- und Rechnungswesen
  • Ingenieur*innen
  • Technische Ausbildungsberufe
  • Ärzte*Ärztinnen
  • Pfleger*innen-/Arzthelfer*innenberufe
  • Naturwissenschaften
  • IT
  • Bauwesen (Seit 2021 und rückwirkend ab 2020)
  • Gastgewerbe/Tourismus (Seit 2021 und rückwirkend ab 2020)

Quellenübersicht

Printmedien:

  • Die Kleine Zeitung Kärnten
  • Die Kleine Zeitung Steiermark
  • Kronen Zeitung (Gestaltete Anzeigen)
  • Niederösterreichische Nachrichten
  • Oberösterreichische Nachrichten
  • Salzburger Nachrichten
  • Tiroler Tageszeitung
  • Vorarlberger Nachrichten
  • Der Kurier
  • Der Standard
  • Die Presse
  • Die Kleine Zeitung Kärnten (Fließsatzanzeigen)
  • Die kleine Zeitung Steiermark (Fließsatzanzeigen)
  • Kronen Zeitung (Fließsatzanzeigen)
  • Niederösterreichische Nachrichten (Fließsatzanzeigen)
  • Oberösterreichische Nachrichten (Fließsatzanzeigen)
  • Salzburger Nachrichten (Fließsatzanzeigen)
  • Tiroler Tagesanzeiger (Fließsatzanzeigen)
  • Vorarlberger Nachrichten (Fließsatzanzeigen)
  • Der Kurier (Fließtext)
  • Der Standard (Fließsatzanzeigen)
  • Die Presse (Fließtextanzeigen)

Jobbörsen:

  • ÖH
  • ÖH Graz
  • ÖH Innsbruck
  • ÖH Linz
  • ÖH Salzburg
  • www.career-account.at
  • www.Gastrojobs.at
  • www.hogastjob.com
  • www.jobboerse.at
  • www.jobburg.at
  • www.Jobhimmel.at
  • www.jobwald.at
  • www.karriere.at
  • www.laendlejob.at
  • www.meinjob.at
  • www.Monster.at
  • www.regionaljobs.at
  • www.Standard.at
  • www.Stepstone.at
  • www.StudentJob.at
  • www.unijobs.at
  • www.Willhaben.at

Bildnachweis: istockphoto.com / wildpixel

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