Vertrauliche Bewerbung

Wie schreibe ich eine Bewerbung, wenn ich noch in einem Arbeitsverhältnis bin?


22.08.2018

Ein Jobwechsel aus einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis heraus ist keine Seltenheit. Viele Bewerber mit Berufserfahrung bevorzugen einen nahtlosen Übergang und bewerben sich daher schon, während sie noch bei ihrem alten Arbeitgeber beschäftigt sind.

Risiken eines fliegenden Jobwechsels und gesetzliche Grundlage

Die Entscheidung, einen Job zu verlassen ist nicht immer einfach. Ist es jedoch entschieden, gilt es, Diskretion zu bewahren. Die schlechte Nachricht zuerst: Für vertrauliche Bewerbungen gibt es leider keine dezidierte gesetzliche Grundlage. In der Praxis ist dies jedoch oft nicht sehr schlimm: Personaler sind es gewohnt, die ihnen anvertrauten Unterlagen diskret zu behandeln.

Dennoch besteht das Risiko eines fliegenden Jobwechsels: Bekommt der eigene Arbeitgeber Wind davon, gilt man als illoyal. Wenn aus dem neuen Job dann nichts wird, kann das für die Karriere im bisherigen Unternehmen negative Auswirkungen haben. Damit es gar nicht erst so weit kommt, haben wir dir Tipps für eine vertrauliche Bewerbung inklusive Formulierungsbeispielen zusammengestellt.

 

Tipps und Formulierungsbeispiele für die vertrauliche Bewerbung

Tipp 1: Versehe die vertrauliche Bewerbung mit einem Sperrvermerk

Sperrvermerke kennt man normalerweise aus Pressemitteilungen oder vertraulichen E-Mails, aber auch in Bewerbungen kann man auf diesen Zusatz verweisen. Wir empfehlen den Sperrvermerk bereits in den Betreff zu packen – so erkennt der Personaler schon vor dem Lesen, dass es sich um eine diskrete Bewerbung handelt.

„Bitte vertraulich behandeln – Meine Bewerbung als …“

„Vertraulich: Meine Bewerbung um …“

„Meine vertrauliche Bewerbung um die Stelle als …“

„Mit der Bitte um vertraulicher Handhabung – Meine Bewerbung als …“

 

Alternativ kann der Sperrvermerk aber auch in den Schlusssatz eingefügt werden, am besten in fetter Schrift, damit er nicht übersehen wird.

 „Bitte behandeln Sie meine Bewerbung vertraulich.“

„Aufgrund meiner ungekündigten Arbeitsstelle, wäre mir an einem vertraulichen Bewerbungsverfahren sehr gelegen.“

„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich meinen jetzigen Arbeitgeber, aufgrund der vertraulichen Behandlung meiner Bewerbung noch nicht nennen möchte.“

„Ich bitte Sie darum, meine Bewerbung vertraulich zu behandeln.“

 

Tipp 2: Nutze ausschließlich private Kontaktdaten

Dass man als Kontaktinformationen in einer Bewerbung ausschließlich auf das private Telefon und die private E-Mail-Adresse zurückgreift, ist logisch. Wichtig ist auch, die Kontakt-Zeiten zu definieren. So kannst du zum Beispiel am Ende der Bewerbung folgenden Satz verwenden:

„Bitte rufen Sie mich morgens bis 09:30 oder abends ab 18 Uhr unter der oben angegebenen Nummer zurück.“

„Gerne bin ich morgens bis 09:30 Uhr sowie abends ab 18:00 Uhr unter der folgenden Nummer … für Sie erreichbar.“

„Für Rückfragen stehe ich Ihnen sehr gerne zur Verfügung. Sie erreichen mich am besten per E-Mail sowie auch telefonisch morgens vor 9:30 Uhr oder abends nach 18:00 Uhr.“

„Ich bitte Sie, meine momentanen Arbeitszeiten bei der Kontaktaufnahme zu berücksichtigen. Erreichbar bin ich für Sie von … bis …“

„Aufgrund meiner ungekündigten Arbeitsstelle bin ich zu den folgenden Zeiten gut erreichbar: …“

 

Tipp 3: Entferne den Namen deines Arbeitgebers

Sollte die Branche, in der du beschäftigt bist, sehr klein und übersichtlich sein, kann auch eine anonymisierte Bewerbung ratsam sein – jedenfalls besser, als zu lügen. In diesem Fall entfernst du alle Hinweise auf den Namen deines aktuellen Arbeitgebers aus deinen Bewerbungsunterlagen. Stattdessen bist du in der Position XX beim Unternehmen YY oder umschreibst deinen aktuellen Arbeitgeber:

„Momentan bin ich in einem großen Unternehmen der IT-Branche tätig.“

„Derzeit arbeite ich in einem inhabergeführten Unternehmen im Bausektor.“

„Aktuell leite ich den innovativen Marketingbereich einer Handelsfirma.“

„Zu meinen momentanen Aufgaben in einem multinationalen Konzern zählen …“

 

Beachte auch unsere 12 Tipps zur diskreten Jobsuche!

 

Bewerbungstipps während eines aufrechten Arbeitsverhältnisses

Wenn du eine vertrauliche Bewerbung aussendest, solltest du deine Unterlagen dementsprechend anpassen.

Im Lebenslauf kannst du- wie in Tipp 3 bereits erwähnt – bei Bedarf den Namen deines aktuellen Arbeitgebers entfernen. Weitere Tipps zum Verfassen und Optimieren deines Lebenslaufes findest du in unseren Artikeln über den perfekte Lebenslauf und Inhalte und Informationen im Lebenslauf.

Auch in deinem vertraulichen Anschreiben muss der Name des momentanen Arbeitgebers nicht zwangsläufig erwähnt werden. Wir verraten dir alles, was du bezüglich eines perfekten Anschreibens beachten solltest. Ergänze dieses durch die gewünschten Formulierungen zur vertraulichen Bewerbung aus den Tipps 1 bis 3.

Der nächste Schritt des Bewerbungsprozesses stellt dann das Bewerbungsgespräch dar. Hier kann dir eine gute Vorbereitung dabei helfen, besser mit Nervosität umzugehen und einen professionellen Eindruck zu hinterlassen. Tipps hierzu findest du in unserem Artikel über das perfekte Vorstellungsgespräch. Ergänzend kannst du dich auch über die Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch sowie die verschiedenen Interviewpartner im Bewerbungsgespräch informieren. Oft kommen im Zuge des Gesprächs sehr ähnliche Themen zur Sprache. Genau aus diesem Grund haben wir die häufigsten Fragen für dich zusammengefasst, sowie auch unzulässige Fragen im Bewerbungsgespräch und wie man damit umgeht.

Unser Tipp: Überlege dir vorab, wie du auf die Frage nach deinen Stärken und Schwächen antworten möchtest. Ebenso solltest du dir deine Hard Skills und Soft Skills zurechtlegen, denn auch danach wird häufig gefragt. Außerdem empfiehlt es sich, sich mit den Fragestellungen Warum sollten wir Sie einstellen? und Erzählen Sie etwas über sich! auseinanderzusetzen.

Beachte außerdem: Wer einen Sperrvermerk in seine Bewerbungsunterlagen aufnimmt, muss damit rechnen, im Gespräch darauf angesprochen zu werden. Wenn du also danach gefragt wirst, weshalb du deinen Job wechseln willst, solltest du dich diplomatisch verhalten.

Das oberste Gebot: Nicht schlecht über den alten Job sprechen.

Achte darauf, wie du deine Entscheidung begründest und vor allem auch, wie du dies formulierst.

Spreche also keinesfalls (persönliche) Schwierigkeiten mit dem Chef oder dem Team an.

✓ Stattdessen kannst du beispielsweise erwähnen, dass du nach einer neuen beruflichen Herausforderung suchst, einer beruflichen Veränderung oder Weiterentwicklung.

Also anstatt zu erwähnen, was in deinem letzten Job alles schiefgelaufen ist oder weshalb du dort nicht die Möglichkeit hast, das zu tun, was du gerne tun würdest, konzentriere dich lieber auf die neue Stelle. Gehe auf einzelne Punkte der Aufgabenliste ein und erläutere, weshalb du das gerne machen möchtest, weshalb du dafür geeignet bist und begründe darauf aufbauend deine Motivation für den Stellenwechsel. Zudem haben wir dir in einem Artikel weitere Tipps zum Umgang mit der Frage Warum wollen Sie den Job wechseln? zusammengefasst.

 

Verhalten während des Bewerbungsprozesses – woran du denken solltest

Ist die Bewerbung trotz bestehendem Arbeitsverhältnis versendet, ist es wichtig, im „alten“ Job einen kühlen Kopf zu bewahren. Damit dein aktueller Arbeitgeber nicht Wind davon bekommt, dass du dich nach neuen Jobmöglichkeiten umgesehen hast, solltest du deine Gewohnheiten so weit als möglich beibehalten.

Arbeitest du beispielsweise in Jeans, wäre es auffällig, wenn du plötzlich – ohne Grund – im Anzug zur Arbeit kommst.

Versuche genügend Zeitpuffer zum Umziehen einzuplanen, wenn du zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wirst.

Dehne nicht unnötig Mittagspausen dafür aus oder beginnen gar, geheime Telefonate in der Firma zu führen, bei denen – ganz nebenbei bemerkt – auch die Gefahr bestehen könnte, von Kollegen oder gar dem Chef gehört zu werden.

Achte außerdem darauf, kein Firmenhandy oder den Firmenlaptop für deine Bewerbung zu verwenden. Greife hier immer auf private Geräte zurück.

Auch Notizen, die du dir bei etwaigen Telefonaten machst, solltest du nicht auf deinem Arbeitsplatz liegen lassen. Ist es dann so weit, dass du eine Zusage vom neuen Unternehmen hast, gilt es zu überlegen, wann du die alte Stelle kündigst.

Unser Tipp: Kündige erst dann, wenn du den Arbeitsvertrag in der neuen Firma unterzeichnet hast. Es ist besser, sich nicht auf mündliche Zusagen zu verlassen. Sollte aus dem neuen Job nämlich doch im letzten Moment nichts werden, stehst du womöglich ganz ohne Arbeit da. Und bei einer Kündigung durch den Arbeitnehmer hast du im ersten Anspruch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld.

Somit solltest du für den fliegenden Wechsel zwischen zwei Arbeitgebern ausreichend vorbereitet sein. Die passenden Jobangebote dafür findest du auf Stepstone. Wir wünschen dir viel Erfolg beim Jobwechsel!

 

Bildnachweis: triocean/Quelle: www.istockphoto.com

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