Vorbereitung auf verschiedene Interviewpartner im Bewerbungsgespräch

Verschiedene Interviewpartner – verschiedene Umgangsformen.


31.07.2018

Nicht immer sitzt im Bewerbungsgespräch ein Personaler vor dir. Viele Unternehmen haben dafür keine Kapazitäten. Die Mitarbeitersuche kann über Leute der Fachabteilung, Human Resources oder die Geschäftsführung selbst erfolgen. Daher zählen die richtige Einstellung und Vorbereitung für verschiedene Interviewpartner im Bewerbungsgespräch!

Oft erfährst du im Vorgespräch oder per Mail, mit wem du das Vorstellungsgespräch haben wirst. Dein erstes Anliegen sollte dabei sein, herauszufinden, welche Position dein/e Gesprächspartner im Unternehmen haben und bezogen auf deine Stelle einnehmen. Würdet ihr in Zukunft zusammenarbeiten? Wäre es dein Vorgesetzter oder hätten ihr nach diesem Interview keinerlei Bezugspunkte mehr? Wer ist dein Interviewpartner im Bewerbungsgespräch?

Wie du dich auf die verschiedenen Gesprächspartner richtig einstellst und welche Schwerpunkte der jeweilige Interviewer im Dialog setzt, verraten wir dir in diesem Artikel.

 

Chefsache: Im Bewerbungsgespräch mit dem Vorgesetzten

Insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen kann das Interview schnell mal zur Chefsache werden. Für Vorgesetze haben die Fragen nach deiner Motivation und deinem Mehrwert für das Unternehmen oft höchste Priorität. Daher solltest du dich zusätzlich zu den klassischen Interview-Fragen noch mit den Folgenden auseinandersetzen:

✓ Inwiefern kannst du dich mit dem Unternehmen identifizieren?

✓ Warum willst du für deinen Vorgesetzten arbeiten?

✓ Wie kannst du im Gespräch deine Kenntnisse und Leistungsbereitschaft demonstrieren?

✓ Welche Facetten deiner Selbstpräsentation sind für den Vorgesetzten ausschlaggebend?

Wichtig ist es, hier nicht auf Eigeninitiative in starke Fachsimpelei zu verfallen, insofern dein Gegenüber einen ganz anderen Hintergrund hat. Nicht immer muss der Gesprächspartner jedoch der Inhaber oder Vorgesetzte des gesamten Unternehmens sein. Dieselben Gesprächsregeln fallen auch bei höhergestelltem Personal aus deinem eigenen Fachbereich an. Zusätzlich dazu gilt es in dem Fall aber auch noch die Elemente eines Fachgesprächs zu beachten.

 

Fachgespräch: Im Interview mit fachlich Gleichgesinnten

Ob ein fachlicher Ansprechpartner erst in der ersten oder zweiten Bewerbungsrunde hinzugezogen wird, ist je nach Branche und Unternehmen sehr unterschiedlich. In einem solchen Gespräch könnten nun Skills von dir abgefragt werden, die für die ausgeschriebene Stelle elementar sind. Mache dich erneut mit den Anforderungen im Job-Profil vertraut und frische dein Fachwissen an mancher Stelle etwas durch die neusten Trends auf. Nützliche, selbstreflexive Fragen zur Vorbereitung sind:

✓ Welche Schlüsselbegriffe aus der Branche und dem fachlichen Tagesgeschehen solltest du im Gespräch unterbringen?

✓ Welche der geforderten Qualifikationen gehören zu deinen Stärken oder Schwächen? Bei Letzterem: Siehst du bereits eine Lösung diese fachliche Schwäche durch Lernen in Eigenregie, Fortbildungen o.ä. in naher Zukunft auszugleichen?

✓ Ist dir der Arbeitsablauf im Unternehmen klar oder hast du Fragen zum fachlich-internen Ablauf?

 

Human Resources: Im Gespräch mit dem Personaler

Sobald Unternehmen über eine eigene Personalabteilung verfügen, gehören mehrstufige Bewerbungsprozesse zum Standard. Je nach vakanter Position können unterschiedliche Testverfahren, Arbeitsproben oder gar Assessment Center zum Einsatz kommen. Personalverantwortliche haben vor allem deine Persönlichkeit, deine Fähigkeiten und deine berufliche Entwicklung im Visier. Überlege dir daher vor allem Antworten auf:

✓ Wer bist du? Beschreibe dich selbst und deine Charaktermerkmale sowie Soft Skills, die für das Unternehmen lukrativ sein könnten.

✓ Was kannst du? Passt du perfekt auf die Anforderungen, die im Gesuch gestellt werden?

✓ Was unterscheidet dich von anderen Bewerbern und Bewerberinnen?

So kannst du jeden Personaler knacken

Personaler: Sie erhalten die Bewerbungsunterlagen und entscheiden darüber, ob ein Kandidat zum Gespräch eingeladen wird oder nicht. Sie sind auf der Suche nach Tippfehlern und Auffälligkeiten in den schriftlichen Unterlagen. Im Jobinterview beobachten sie ganz genau, wer ihnen gegenübersitzt. Sie stellen interessierte Fragen und können durchaus auch ungehobelt sein. Dabei gehen ihnen folgende Fragen durch den Kopf: Passt der Kandidat ins Team? Wie kann er sich weiterentwickeln? Doch wie gehen Bewerber mit den unterschiedlichen Personalertypen um? Hier sind vier häufigsten Strategien von Personalern:

✓ Der Neugierige/ der Analytiker: „Du kannst mir nichts verheimlichen“

Dieser Personalertyp fragt sich äußerst gewissenhaft durch deinem Lebenslauf. Er lässt nichts aus und legt großen Wert auf Inhalte und Leistungen. Seine Fragen sind analytisch, manchmal sogar bohrend. Sie können auch ins Private abdriften, à la “Was sagt ihr Ehemann dazu?” Oder: “Welches familiäre Ereignis hat Sie besonders geprägt?” Tipp: Lasse dich nicht bedrängen. Gute Vorbereitung ist hier bereits die halbe Miete. Stelle dich darauf ein: es könnten auch unangenehme Fragen gestellt werden. Der Analytiker möchte alles ganz genau wissen, daher solltest du beim Gespräch nicht zu kurz angebunden sein, sondern auf sämtliche Fragen ausführlich antworten. Falls Fragen dann doch zu privat werden, dann musst du diese selbstverständlich nicht beantworten. Du kannst Grenzen setzen.

✓ Der Kumpelhafte/ der Wohlfühltyp: „Fühlst du dich hier wohl?“

Kennst du Personaler, die besonders freundlich sind, immer verständnisvoll nicken und dir grundsätzlich immer zustimmen? Dieser Personaler möchte, dass du dich während des Gespräches wohl fühlst, er bietet Getränke an, ist überaus freundlich und interessiert. Inhalte kommen manchmal etwas zu kurz. Er betont, wie toll sich hier alle verstehen und wie super alles ist. Die Strategie dahinter: Wer sich wohl und verstanden fühlt, der öffnet sich seinem Gegenüber. Diese Personaler schaffen es oft, Bewerber aus der Reserve zu locken. Tipp: Bleibe auf jeden Fall professionell und lasse dich nicht zu kumpelhaftem Verhalten hinreißen. Falls du nach dem Gespräch ein besonders gutes Gefühl haben, dann allerdings doch eine Absage bekommst, dann solltest du es nicht persönlich nehmen. Der kumpelhafte Personaler ist nicht nur zu dir überaus nett, sondern auch zu anderen Bewerbern. Bleibe also am Boden.

✓ Der Skeptische/ Pokerface: „Ich schaue hinter jede Maske“

Das Pokerface unter den Personalern lässt sich nichts anmerken. Ganz klar: dieser Personaler ist ein Profi. Er geht besonders sachlich an Bewerbungsunterlagen und Jobinterviews heran und zeigt keine Reaktionen auf Antworten von Bewerbern – ein Pokerface eben. Kandidaten wissen dann nicht, woran sie sind – das verunsichert. Sein Motto: Wer verunsichert ist, zeigt sich authentischer. Er weiß: Fehlbesetzungen darf er sich nicht leisten. Die Tricks der Bewerber kennt er wie seine Westentasche. Tipp: Ein Gegenüber, das überhaupt keine Reaktion auf Antworten, Körpersprache und Verhalten zeigt, kann durchaus sehr verunsichernd sein. Wichtig ist, dass du dich nicht aus dem Konzept bringen lässt. Bleibe deiner Linie treu. Erwarte von deinem Gegenüber jedoch keine charmanten, humorvollen Ansagen. Sachlichkeit ist gefragt. Dieser Personaler mag aufgesetztes Verhalten überhaupt nicht. Bleibe bei den Tatsachen. So kommst du souverän durch dieses Gespräch.

✓ Der Gestresste/ Der Arrogante: „Was? Sie wollen bei uns arbeiten?“

Ja, es gibt sie: arrogante Personaler. Er weiß, dass er sich in einer Machtposition befindet. Bewerber fühlen sich von solchen Zeitgenossen meist nicht besonders wertgeschätzt und sogar eingeschüchtert. Er behandelt Bewerber abschätzig und kann sogar beleidigend werden. Er ist überzeugt von seiner Mission im Unternehmen. Tipp: Bleibe auf jeden Fall professionell und selbstbewusst. Lasse dich nicht unterkriegen. Jeder Bewerber sollte sich zu aller erst jedoch die Frage stellen: Möchte ich in so einem Unternehmen überhaupt arbeiten? Häufig handelt es sich hierbei um Unternehmen mit strengen Hierarchien. Wenn Mitarbeiter schon im Vorstellungsgespräch schlecht behandelt werden, wie ist es dann erst im Job? Trotzdem: Souverän und selbstbewusst bleiben, dann meisterst du auch das Gespräch mit dem respektlosen Widerling.

Sehe alle Bewerbungstipps auf einen Blick, damit du gestärkt in den kommenden Bewerbungsmarathon starten kannst.

 

Der Gesprächserfolg zum Gegenüber im gesamten Bewerbungsprozess

Eine weitere Frage, welche auf alle drei Gesprächstypen zutrifft und dein Interview erst zum richtigen Erfolg machen kann, sind geeignete Rückfragen im Vorstellungsgespräch. So kannst du durch dein Know-How, Interesse und Fingerspitzengefühl zum Gegenüber abschließend punkten. Überlege all dies idealerweise sogar bereits vor dem tatsächlichen Interviewgespräch und der ersten Kontaktaufnahme: An wen soll das ideale Bewerbungsschreiben allgemein adressiert werden? Auch hier kann das perfekte Motivationsschreiben von dem Wissen um deines Gegenübers profitieren! Hast du bereits im Voraus ein schlechtes Gefühl und willst bei dem Unternehmen doch nicht arbeiten? Ein Bewerbungsgespräch kann auch höflich abgesagt werden.

Bildnachweis: Rawpixel/Quelle: www.istockphoto.com

Bewerbungsratgeber

Bewerbungsunterlagen, Vorstellungsgespräch & vieles mehr im handlichen Stepstone Bewerbungsratgeber