Akademische Grade richtig verwenden

Welche akademischen Grade gibt es und wie verwendet man sie?


11.04.2022

Die Frau Doktor und der Herr Hofrat – die österreichische Titelverliebtheit ist legendär. Aber welche akademischen Grade es in Österreich gibt und wie du sie schriftlich und mündlich richtig verwendest, ist gar nicht so einfach zu verstehen – daher hier ein kurzer Überblick.

Was ist ein akademischer Grad?

Einen akademischen Grad bekommst du verliehen, wenn du ein Hochschulstudium an einer öffentlichen oder privaten Universität, einer Fachhochschule oder einer Pädagogischen Hochschule abgeschlossen hast. Auch beim Abschluss einiger Universitäts- und Weiterbildungslehrgänge werden akademische Grade verliehen. Akademische Grad werden durch eine Urkunde dokumentiert. Die Bezeichnung „akademischer Titel“ wird in Österreich gern als Synonym verwendet, ist aber sachlich falsch. Auch sind akademische Grade keine Ehrentitel oder Berufsbezeichnungen – das sind etwa „Hofrat“ oder „Architekt“.

 

Wie viel ist ein akademischer Grad wert?

In Jobausschreibungen wird in den letzten Jahren ein Bachelor immer öfter als Voraussetzung genannt, bei höheren Positionen gar ein Master. Ein akademischer Abschluss kann also eine Eintrittskarte für einen besser bezahlten Job sein. Der Doktortitel allerdings ist aus Karrieresicht weniger relevant, denn um in die Führungsebene aufzusteigen, braucht es eher Erfahrung und Führungsqualitäten als bestimmte Abschlüsse. Beim Gehalt kann sich der akademische Grad vor allem beim Einstieg sehr positiv auswirken, die ausgeschriebenen Gehälter liegen schon beim Bachelor z.T. mehrere hundert Euro über denen für Bewerber ohne Abschluss. Ob nach dem Bachelor ein anschließendes Masterstudium oder der Einstieg in die Arbeitswelt die beste Wahl ist, hängt von deinen weiteren Zielen und Erwartungen ab.

 

Welche akademischen Grade gibt es?

In Österreich gibt es eine Fülle an akademischen Graden, allein an öffentlichen Unis werden über 20 verschiedene Mastergrade vergeben. Einen vollständigen Überblick darüber, welche akademischen Grade in Österreich vergeben werden, findest du auf der Übersichtsseite zu akademisches Graden des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Hier ein Überblick über die häufigsten Titel – ob die Abkürzungen mit oder ohne Punkte verwendet werden, hängt von der Institution ab, die den Grad verleiht. Die Abkürzung geht aus der Urkunde hervor, ebenso, ob der Titel in einer gegenderten Form verwendet wird:

 

Bachelorgrade:

  • Bachelor of Arts (BA oder B.A.)
  • Bachelor of Engineering (BEng oder B.Eng.)
  • Bachelor of Science (BSc oder B.Sc.)

 

Master- und Diplomgrade:

  • Diplom-Ingenieur / Diplom-Ingenieurin (DI oder Dipl.-Ing.)
  • Doktor / Doktorin der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.)
  • Magister / Magistra der Naturwissenschaften (Mag. rer. nat.)
  • Magister / Magistra der Philosophie (Mag. phil.)
  • Magister / Magistra der Rechtswissenschaften (Mag. iur.)
  • Master of Arts (MA oder M.A.)
  • Master of Laws (LLM oder LL.M.)
  • Master of Science (MSc oder M.Sc.)

 

Doktorgrade:

  • Doctor of Philosophy (PhD)
  • Doktor / Doktorin der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)
  • Doktor / Doktorin der Philosophie (Dr. phil.)
  • Doktor / Doktorin der Rechtswissenschaften (Dr. iur.)
  • Doktor / Doktorin der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Dr. rer. soc. oec.)

 

Mastergrade in der Weiterbildung:

  • Master of Business Administration (MBA)
  • Master of Business Law (M.B.L.)
  • Master of Public Health (MP)
  • Master of Arts (MA oder M.A.)
  • Master of Science (MSc oder M.Sc.)

 

Mehrere akademische Grade angeben

Mag., Dr. und Dipl.-Ing. bzw. DI müssen dem Namen vorangestellt werden, die übrigen Grade werden nachgestellt. Das ist vor allem bei den neuen akademischen Graden wichtig – BA, MA und PhD sind immer nachzustellen. Hat jemand mehrere akademische Grade, sind sie in aufsteigender Reihenfolge anzugeben, sowohl vor als auch hinter dem Namen.

 

Soll man seine akademischen Grade bei der Bewerbung anführen?

Gerade Berufsanfänger*innen stellen sich bei der Bewerbung die Frage, ob und wie sie ihre akademischen Titel angeben sollen. Aus dem Lebenslauf sollte klar hervorgehen, welche akademischen Grade du erworben hast – liste also nicht nur deine Studienfächer auf, sondern mach deutlich, mit welchem akademischen Grad du abgeschlossen hast. Im Bewerbungsschreiben selbst ist es nicht so wichtig, deine akademischen Grade anzugeben – wenn du auf deinen Doktortitel besonderen Wert legst, kannst du ihn in deine Unterschrift integrieren.

 

Akademische Grade in der E-Mail angeben?

Die neuen akademischen Grade wie BA, MsC, PhD nennt man in der Anrede und auch in der Unterschrift nicht, bei den alten (v.a. Mag. und Dr.) ist es Geschmackssache. Gerade im akademischen Kontext wird darauf Wert gelegt, in der Anrede in Briefen und E-Mails akademische Grade zu nennen. Wichtig ist dabei, dass du immer nur den höchsten Grad nennst, er kann sowohl ausgeschrieben als auch in Kurzform vorkommen. Achte auch darauf, dass du den richtigen Titel verwendest und keinen zu hohen auswählst, d.h. nicht eine Magistra in der Anrede zur Frau Doktor machst. Stimme außerdem deine Grußformel am Ende auf die Anrede ab.

 

Akademische Grade beim Telefonat

In der persönlichen Anrede werden die akademischen Grade normalerweise weggelassen. Eine Ausnahme bildet der Doktor, hier ist es vor allem in Österreich üblich, diesen als Namensbestandteil auch in der direkten Anrede zu verwenden bzw. nach dem Herrn Dr. XY zu fragen. Gerade im medizinischen Bereich ist auch noch verbreitet, dass nur von „der Frau Doktor“ oder „dem Herrn Doktor“ die Rede ist – ohne Nennung des Nachnamens.

 

Bildnachweis: skynesher/Quelle: www.istockphoto.com

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