Mitarbeiterzufriedenheit

Eines ist jetzt schon deutlich klar: Auch 2023 bleibt der Fachkräftemangel eine zentrale Herausforderung für viele Unternehmen und Branchen. Neben demografischen Ursachen liegt das auch an der gestiegenen Anzahl an offenen Positionen. Ein Grund mehr, um die Mitarbeiterbindung zu forcieren – die Mitarbeiterzufriedenheit spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle.

Alle Informationen im Überblick

Definition: Was versteht man unter Mitarbeiterzufriedenheit?

Vereinfacht gesehen geht es dabei um die Einstellung der Arbeitskräfte zum Unternehmen, dem Arbeitsplatz und zu den Aufgaben. Diese Einstellung kann positiv oder negativ sein und hängt von individuellen Erwartungen und Bedürfnissen ab. Der Wunsch nach Arbeitszufriedenheit ist inzwischen größer, als bloß ein hohes Gehalt zu beziehen. Im Englischen hat sich der Begriff “job satisfaction” etabliert und ist seit 1935 durch Robert Hoppock bekannt. Er beschreibt die Zusammenhänge mit Erfolgserlebnissen, Freude bei der Arbeit und den Sinn in der Tätigkeit zu erkennen. Zu Mitarbeiterzufriedenheit zählt auch, dass sich die Belegschaft im Arbeitsumfeld wohlfühlt und die Erwartungen an den Arbeitsplatz erfüllt werden. Eine allgemeine Definition für Mitarbeiterzufriedenheit lässt sich somit nicht konkret formulieren. Hier ist ein breites Spektrum an Einflussfaktoren zu berücksichtigen, die auf verschiedene Arten gemessen werden können.

 

Arbeitszufriedenheit in Österreich

Um aufzudecken, wie es um die Arbeitszufriedenheit in Österreich steht, hat die Marktforschungsagentur MindTake im Auftrag von Stepstone 2.000 Personen befragt. Die Ergebnisse daraus sind im „Stepstone-Jobreport 2023“ zusammengefasst und zeigen: Die Arbeitszufriedenheit ist hoch. Tatsächlich ist die berufliche Zufriedenheit in Österreich im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gestiegen. Während vor einem Jahr Prozent der Befragten angegeben haben, mit ihrer beruflichen Situation (sehr) zufrieden zu sein, sagen das 2023 bereits sieben von zehn Befragten.

Für die zunehmende Zufriedenheit mit dem Beruf in den letzten zwölf Monaten sind vor allem die folgenden drei Gründe ausschlaggebend:

  • Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt: In den letzten Jahren hat sich der österreichische Arbeitsmarkt verbessert, was zu mehr Arbeitsplätzen und einem Rückgang der Arbeitslosenquote geführt hat.

  • Verbesserte Arbeitsbedingungen: Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen investiert, wie z. B. in flexiblere Arbeitszeiten, mehr Freiheiten bei der Arbeit und eine bessere Work-Life-Balance.

  • Wachsende Möglichkeiten zur Weiterbildung: In vielen Branchen und Berufsfeldern gibt es in Österreich immer mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung. Das kann dazu beitragen, dass Arbeitnehmer*innen sich weiterentwickeln und neue Herausforderungen annehmen können, was ebenfalls zu höherer Zufriedenheit beitragen kann.

Jobzufriedenheit nach Bundesländern und Branchen

Auch wenn die Jobzufriedenheit in Österreich grundsätzlich relativ hoch ist, gibt es dennoch Unterschiede zwischen den Bundesländern bzw. auch je nach Branche. Diese Unterschiede sind in den folgenden Grafiken gut ersichtlich:

Zusammenfassend lässt sieht das Spektrum der Zufriedenheit der Arbeitsbevölkerung folgendermaßen aus:

Am zufriedensten sind die Beschäftigten in Österreich in den Branchen Finanz- und Rechnungswesen (80 % sind sehr oder eher zufrieden) sowie in Marketing, PR, Werbung (77 %). Sehr zufrieden sind zudem Arbeitnehmer*innen mit Führungsverantwortung (74 %). Betrachtet man die Bundesländerunterschiede, so sind die zufriedensten Beschäftigten in Vorarlberg (74 %) und in der Steiermark (73 %).

Am wenigsten zufrieden sind die Beschäftigten in Tirol (65 %) und Salzburg (67 %) bzw. in Ein-Personen-Unternehmen (63 %). In Bezug auf die Branche ist die Arbeitszufriedenheit in der Hotellerie und Gastronomie (58 %) am niedrigsten bzw. im Verkauf (Einzel- und Großhandel), wo 63 % angeben, sehr oder eher zufrieden zu sein. Die verhältnismäßig hohe Arbeitsbelastung, niedrige Bezahlung, mangelnde Karrieremöglichkeiten und Arbeitsplatzsicherheit sowie der fordernde Kundenkontakt sind einige der Gründe dafür.

 

Welche Faktoren beeinflussen die Zufriedenheit im Job?

Wir haben für Sie die häufigsten Einflussfaktoren für Mitarbeiter(un)zufriedenheit recherchiert. Abhängig von individuellen Bedürfnissen und Erwartungen können Ihre Angestellten unterschiedlich stark davon betroffen sein.

  • Unternehmenskultur & Betriebsklima: Das soziale Miteinander und ein respektvoller Umgang sind wichtig für ein gutes Betriebsklima. Der Zusammenhalt im Team wird gestärkt, wenn die Kollegschaft gut miteinander auskommt oder sich sogar Freundschaften entwickeln. Immerhin verbringen sie gemeinsam viel Zeit am Arbeitsplatz.
  • Führungsstil, Kommunikation & Team: Die Dialogbereitschaft zwischen Vorgesetzen und Angestellten ist entscheidend für die Zufriedenheit der Arbeitnehmer*innen. Wer sich durch Entscheidungen der Führungskräfte vor den Kopf gestoßen fühlt, wird mit geplanten Veränderungen nicht einverstanden sein. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Unzufriedenheit im Job wächst. Stattdessen braucht es eine transparente Kommunikation, in der auch die Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigt werden. Ebenso wichtig ist es, mit den Mitarbeiter*innen auf Augenhöhe zu kommunizieren und das Team in Entscheidungen miteinzubeziehen.
  • Wertschätzung: Wer Wert auf die Zufriedenheit von Mitarbeiter*innen legt und diese langfristig ans Unternehmen binden möchte, muss Wertschätzung und Anerkennung im Betrieb großschreiben. Fühlt sich jemand am Arbeitsplatz nicht wertgeschätzt, sinkt die Zufriedenheit und damit auch die Motivation der Mitarbeiter*innen. Die Folge davon ist, dass sich Menschen irgendwann am Arbeitsplatz nicht mehr wohlfühlen und sich früher oder später nach einem anderen Job umsehen.
  • Jobsicherheit: Ein sicherer Arbeitsplatz hat in Krisenzeiten hohe Priorität für die Österreicher*innen. „Meinen Job zu behalten ist mir wichtig“, sagen im Schnitt 76 % der Befragten. Die Generationen ähneln sich in dieser Hinsicht mehr, als sie sich unterscheiden. Unter den Befragten der Gen Z sagen sieben von zehn (73 %), dass es ihnen wichtig ist, ihren Job zu behalten. Besonders ausgeprägt ist diese Überzeugung bei Beschäftigten der Gen X (42 – 57 Jahre), wo 78 % zustimmen. Die höchste Zustimmung findet sich bei Menschen in Karenz (82 %).
  • Work-Life-Balance: Die Work-Life-Balance hat mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert für die Österreicherinnen und Österreicher. Im Vorjahr gaben 73 Prozent an, angesichts der Coronakrise mehr Wert auf eine gute Work-Life-Balance zu legen. In diesem Jahr stimmen sogar mehr als Dreiviertel der Befragten der Aussage „Eine gute Work-Life-Balance ist mir wichtig“ zu, die Hälfte sogar „voll und ganz“. Deutlich mehr Relevanz hat die Ausgewogenheit von Beruf und Privatleben für Frauen. Am wenigsten wichtig ist das Thema für die Generation der Babyboomer, am höchsten ist die Zustimmung unter der Gen Y (26 – 41 Jahren).
  • Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten: Entwicklungsförderung und Weiterbildungsmöglichkeiten spornen Mitarbeiter*innen an, ihre Karriereziele innerhalb eines Unternehmens zu verfolgen. Da es für Fachkräfte wichtig ist, eine bedeutende Position in ihrer Laufbahn zu erreichen, würden sie fürs Vorankommen entlang der Karriereleiter sogar öfter den Job wechseln, wenn dies intern nicht möglich ist. Neben mehr Entscheidungsverantwortung steht ein höheres Gehalt hinter dieser Motivation.
  • Flexibilität und Familienfreundlichkeit: Vor allem für Frauen sind die Themen Familienfreundlichkeit und flexible Arbeitsbedingungen ein wichtiges Kriterium, das massiv zur Zufriedenheit im Betrieb Beitragen kann. Doch auch für Männer wird Flexibilität zunehmend wichtiger – vor allem seit den Umstellungen auf Grund der Corona-Pandemie, in der sehr viele Arbeitnehmer*innen erstmals schnuppern konnten, wie es sich anfühlt, auch mal von zu Hause aus zu arbeiten oder flexibler in ihrer Arbeitsalltagsgestaltung zu sein. Das zeigt auch der StepStone-Jahresreport 2023: 38 Prozent der Befragten fordern im kommenden Jahr mehr Flexibilität, vor allem in den Branchen Marketing, PR, Werbung (65%) sowie in der Hotellerie und Gastronomie (60%).
  • Sinnstiftende Tätigkeit und Gestaltungsspielraum: Arbeitnehmer*innen verbringen sehr viel Zeit in der Arbeit. Da ist es ihnen auch wichtig, etwas Sinnvolles zu tun und das Gefühl zu haben, sich frei entfalten zu können und über einen gewissen Gestaltungsspielraum zu verfügen. Job Enrichment ist in diesen Zusammenhang ein sehr wichtiges Schlagwort, unter dem man versteht, dass Arbeitgeber die Arbeit für ihre Beschäftigten so gestalten, dass sie ihnen auch etwas anspruchsvollere Aufgaben zu weisen und damit auch ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit einhergeht. Eine weitere Methode ist das sogenannte Job Crafting, also die Möglichkeit, dass Arbeitnehmer*innen ihre Arbeit sowie ihren Arbeitsplatz selbst mitgestalten können. So können sie ihre Stärken bestmöglich einbringen und gehen motivierter und zufriedener an ihre Arbeit.
  • Gehalt und Benefits: Wer viel arbeitet, aber den Eindruck hat, ein zu niedriges Gehalt zu bekommen, wird schnell vom Frust eingeholt. Eine gerechte Entlohnung für die erbrachte Leistung gehört zu den essenziellen Kriterien der Mitarbeiterzufriedenheit. Außer der Vergütung zählen beispielsweise attraktive Benefits zu den Bestandteilen, die Arbeitszufriedenheit ausmachen.

 

Wie kann man die Mitarbeiterzufriedenheit messen?

Einen Überblick darüber, wie zufrieden das Personal ist, bekommen Sie, wenn Sie sich Kennzahlen wie Fluktuationsrate und Fehltage bzw. Krankenstände in Ihrem Unternehmen ansehen. Um die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden konkret einschätzen zu können, bietet sich die direkte Befragung an. Das können zum Beispiel Fragebögen sein, in denen die unterschiedlichen Faktoren abgefragt und bewertet werden. Wichtig ist, dass die Teilnahme an solchen Umfragen für Ihre Mitarbeiter*innen freiwillig ist und die Anonymität dabei gewährleistet wird. Es darf nicht nachvollziehbar sein, wer an der Befragung teilgenommen hat und wer nicht. Nur dann wird das Feedback ehrlich ausfallen, mit dem sich dann gut arbeiten lässt.

 

Mitarbeiterzufriedenheit steigern: 5 schnell umsetzbare Maßnahmen

Wer den Schritt einer Umfrage schon gesetzt hat, kann aus den Ergebnissen die ersten Maßnahmen ableiten. Im nächsten Schritt ist es wichtig, die Interessen und Sorgen der Beschäftigten ernst zu nehmen. Ihre Mitarbeiter*innen müssen das Gefühl haben, dass sie gehört werden. Die folgenden Maßnahmen eignen sich besonders gut dafür, die Mitarbeiterzufriedenheit im Betrieb zu verbessern – wählen Sie daraus jene aus, die auch zu den Wünschen Ihrer Beschäftigten passen, um zu zeigen, dass sie Ihnen am Herzen liegen:

  • Wertschätzung von Anfang an durch strukturiertes Onboarding: Wer sich von Anfang an gut aufgehoben, willkommen geheißen und wohl in einem Unternehmen fühlt, ist dort auch längerfristig zufrieden. Ein strukturiertes Onboarding, bei dem neue Mitarbeiter*innen nicht alleine gelassen werden, sondern von allen Seiten gut aufgenommen werden bzw. Lassen Sie sich etwas einfallen, um neue Mitarbeiter*innen erfolgreich einzuarbeiten und zu integrieren, bieten Sie Orientierung, bereiten Sie eine Willkommensmappe vor, eine gute Begrüßung vielleicht mit einem Willkommensfrühstück im Team, Einschulungspläne und einen Buddy, der*die für die Einarbeitungszeit für Fragen zur Verfügung steht.
  • Aktives Einbringen der Mitarbeiter*innen fördern: Oftmals haben Arbeitnehmer*innen sehr gute Ideen, wie die Arbeit verbessert oder optimiert werden kann, wie sich Abläufe besser und effizienter gestalten lassen bzw. die Zusammenarbeit im Team besser funktioniert. Fördern Sie daher den Austausch untereinander und achten Sie darauf, Lösungen für Probleme gemeinsam zu finden. Eine Möglichkeit dafür ist ein internes Onlineportal für Ideen und kollaborative Aktionen. Das gibt einen Einblick in die allgemeine Stimmung der Belegschaft und nebenbei lassen sich daraus auch Impulse für Innovationen im Betrieb gewinnen.

  • Körperliche und mentale Gesundheit unterstützen: Zu einem optimalen Arbeitsumfeld zählen auch Maßnahmen, die sich positiv auf die körperliche und mentale Gesundheit auswirken. Schaffen Sie Bewusstsein im Umgang mit stressigen und herausfordernden Situation. Zusätzlich können ein Sportprogramm, gesunde Snacks für die Pausen, ein Massageangebot, Yoga, Meditation oder regelmäßige Gesundheitschecks das Angebot abrunden.

  • Individuelle Corporate Benefits anbieten: Extra-Leistungen helfen dabei, sich von anderen Arbeitgebern abzuheben. Besonders punkten Sie dabei, wenn Sie nicht alle Mitarbeiter*innen über einen Kamm scheren, sondern personalisierte Corporate Benefits Das bedeutet zwar ein bisschen an Mehrarbeit, um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Belegschaft zu erheben, doch gleichzeitig werden damit auch die Kosten für Benefits „mit der Gießkanne“ gesenkt und durch die Wahlmöglichkeit werden sowohl Mitbestimmung und Wertschätzung verstärkt.

  • Work-Life-Balance fördern und persönliche Auszeiten gewähren: Die Work-Life-Balance wird für Arbeitnehmer*innen zunehmend wichtiger. Eine Möglichkeit, diese zu fördern, ist die Einführung flexiblerer Arbeitsbedingungen, wie beispielsweise Arbeiten im Homeoffice bzw. hybrides Arbeiten, aber auch flexible Arbeitszeiten. So haben Mitarbeiter*innen die nötige Flexibilität, die Arbeit an ihre privaten Bedürfnisse anzupassen. Auch durch persönliche Auszeiten wie das Angebot an Bildungskarenz, Bildungsteilzeit oder Sabbaticals können Arbeitnehmer*innen ihre persönlichen Ziele besser mit ihrer Arbeit verbinden.


Autorin: Beatrix Mittermann
Bildnachweis: istock/alvarez

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