
Generationenmanagement
Wenn mehrere Generationen in einem Unternehmen aufeinander treffen, treffen auch unterschiedliche Erfahrungen, Skillsets und Stärken aufeinander. Mit Hilfe des Generationenmanagements können diese optimal genutzt und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Altersgruppen gefördert werden. Wir verraten Ihnen 7 Maßnahmen, mit denen Sie die generationsübergreifende Zusammenarbeit fördern können.
- Definition: Was versteht man unter Generationenmanagement?
- Demografische Entwicklung erfordert Generationenmanagement
- Vorteile von Generationenmanagement in Unternehmen
- 7 Maßnahmen für mehr generationenübergreifende Zusammenarbeit
- Förderung von intergenerationellem Lernen
- Einführung von Mentoring-Programmen
- Flexible Arbeitsbedingungen
- Bewusste Förderung von Altersdiversität
- Berücksichtigung der Bedürfnisse im Mitarbeiterlebenszyklus
- Generationsübergreifende Unternehmenskultur und wertschätzende Kommunikation
- Aufzeigen von Gemeinsamkeiten und sinnvolle Nutzung von Unterschieden
Definition: Was versteht man unter Generationenmanagement?
Unter Generationenmanagement versteht man alle Maßnahmen, die die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zwischen den verschiedenen Generationen und Altersgruppen in einem Unternehmen fördern. Es geht dabei um die generationsübergreifende Verständigung und die Akzeptanz und Wertschätzung unterschiedlicher Einstellungen, Mindsets und Arbeitsweisen sowie Bemühungen, die Stärken jeder Generation bestmöglich für das Unternehmen zu nutzen und eine fruchtbare Zusammenarbeit zu schaffen.
Demografische Entwicklung erfordert Generationenmanagement
In Österreich gibt es einen demografischen Wandel, denn wir haben es mit einer immer älter werdenden Gesellschaft zu tun. Zum einen steigt die Lebenserwartung der Menschen und zum anderen nimmt die Geburtenrate ab. Für den Arbeitsmarkt bedeutet das, dass sich die Zusammensetzung der Belegschaft nach und nach ändert. Jährlich gehen mehr Beschäftigte in Pension als neue Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt einsteigen, weshalb sich voraussichtlich auch das Problem des Fachkräftemangels weiter verschärfen wird. Dies nimmt nun mit der großen Pensionierungswelle der Babyboomer weiter zu. Wie sich die Zusammensetzung der Bevölkerung in Österreich verändert, zeigt die nachfolgende Grafik:
Was dabei besonders zu beachten ist, sind die teils unterschiedlichen Sichtweisen der Arbeitskräfte verschiedener Generationen. So haben Beschäftigte der Gen Z, die gerade erst in den Arbeitsmarkt eintreten, mitunter andere Vorstellungen als die Generationen davor. Arbeiten nun beispielsweise Millenials, die leistungsorientiert und auf die Karriere fokussiert sind, mit jungen Arbeitnehmer*innen der Gen Z zusammen, die eher pragmatisch sind und ein zufriedenstellendes Privatleben über die Karriere stellen, dann können im Unternehmen Maßnahmen gesetzt werden, um eine gute Zusammenarbeit dieser verschiedenen Generationen mit unterschiedlichen Mindsets zu fördern. Ein wichtiges Schlagwort in diesem Zusammenhang ist die Altersdiversität. Es ist wichtig, im Betrieb die Akzeptanz und Wertschätzung von Beschäftigten unterschiedlichen Alters sicherzustellen und genau dafür braucht es ein gezieltes Generationenmanagement.
Vorteile von Generationenmanagement in Unternehmen
Die Einführung eines Generationenmanagements im Unternehmen bietet zahlreiche Vorteile:
- Bessere intergenerationelle Zusammenarbeit und Verbindungsausbau
- Erhöhtes Verständnis zwischen den Generationen
- Förderung des Wissenstransfers und Kompetenzaustauschs
- Bestmögliches Teamwork und intergenerationelle Teamentwicklung
- Bestmögliche Nutzung von Stärken und Erfahrungen der einzelnen Generationen
- Positive Auswirkungen auf die Unternehmenskultur
- Erhöhte Mitarbeiterbindung und Mitarbeitermotivation
- Abbau von intergenerationellen Vorurteilen
- Verbesserte Arbeitgeberattraktivität
- Gelebte Altersdiversität statt versteckter Altersdiskriminierung
7 Maßnahmen für mehr generationenübergreifende Zusammenarbeit
Förderung von intergenerationellem Lernen
Es gibt so viel, das die verschiedenen Generationen voneinander lernen können. Zwei Ausrichtungen stehen dabei im Fokus: der Kompetenztransfer und der Wissenstransfer. Doch wie kommt es zu diesem Transfer? Wichtig ist es, geeignete Bedingungen zu schaffen, dass die Generationen voneinander lernen können.
- So kann es beispielsweise hilfreich sein, im Rahmen von Projektarbeiten bei der Besetzung der Projektmitglieder auf die Alterskomponente zu achten und Beschäftigte aus unterschiedlichen Altersgruppen zusammenzuwürfeln. Diverse Teams bringen meist auch die besten und innovativsten Lösungen hervor.
- Eine weitere Möglichkeit stellt das Job-Shadowing dar. Hierbei wird eine Person, die bereits erfahren in ihrem Job ist für einen gewissen Zeitraum, von einer anderen Person mit weniger Erfahrung im Job begleitet. Dieses Über-die-Schulter-Schauen und Begleiten im Arbeitsalltag sorgt für spannende Einblicke und kann sowohl für neue Mitarbeiter*innen interessant sein, für Quereinsteiger*innen, aber auch für bestehende Beschäftigte, die in einem anderen Unternehmensbereich tätig sind und dadurch ein tieferes Verständnis für das Unternehmen und unterschiedliche Arbeitsweisen erhalten.
- Eine gute Möglichkeit für den Wissenstransfer im Unternehmen können spezielle Knowledge-Exchange-Meetings sein, bei denen jeweils ein*e Mitarbeiter*in ihr Fachwissen im Rahmen einer kurzen Präsentation teilt. So profitieren die anderen Beschäftigten von dem Fachwissen. Führen Sie solche Meetings in regelmäßigen Abständen ein und motivieren Sie die Beschäftigten durch kleine Anreize, sich freiwillig dafür zu melden.
- Eine weitere Möglichkeit ist das die Working Out Loud (WOL) Methode, bei der sich Mitarbeiter*innen wöchentlich zu einem selbstorganisierten Wissensaustausch treffen. Zu Beginn wird dabei ein Lernziel definiert, das mit gemeinsamem Engagement und Bemühungen innerhalb von 12 Wochen erreicht werden soll. Dies ist generell ein tolles Tool für die Stärkung der Zusammenarbeit und ein besseres Kennenlernen der Beschäftigten untereinander, kann jedoch unter Berücksichtigung der Altersdiversität in den sogenannten WOL-Circles auch zu einem intergenerationellen Wissenstransfer beitragen.
Einführung von Mentoring-Programmen
Mentoring-Programme zu initiieren ist eine weitere Möglichkeit, die generationsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Sie können hierbei klassische Mentoring-Programme einführen, bei denen ältere Mitarbeiter*innen als Mentor*innen für jüngere Mitarbeiter*innen fungieren. Dadurch schaffen Sie den Raum dafür, dass das Wissen und der Erfahrungsschatz langjähriger Mitarbeiter*innen im Unternehmen bleibt und an die jüngeren Generationen weitergegeben wird. Dies ist besonders wichtig in den letzten Jahren vor der Pension älterer Mitarbeiter*innen, damit dieses wertvolle Wissen nicht verloren geht. Alternativ können Sie auch Reverse-Mentoring-Programme zum Einsatz bringen. Diese stellen klassische Mentoring-Programme auf den Kopf – das bedeutet, dass es die jüngeren Mitarbeiter*innen sind, die als Mentor*innen für die älteren Kolleg*innen agieren. So kann vermehrt Wissen, das für jüngere Generationen selbstverständlich ist, wie Wissen über Technologien, Social Media oder kreative neue Ansätze an ältere Mitarbeiter*innen weitergegeben werden, die nicht als Digital Natives aufgewachsen sind und daher nicht über dieses Skillset verfügen.
Flexible Arbeitsbedingungen
Wer eine generationsübergreifende Belegschaft im Unternehmen haben möchte, sollte sich mit den unterschiedlichen Bedürfnissen der verschiedenen Generationen auseinandersetzen. Denn diese können je nach Lebensphase, Lebenssituation und persönlichen Präfenzen unterschiedlich sein. Egal ob Karriereorientierung, Wunsch nach ausgeglichener Work-Life-Balance oder Betreuungspflichten – wenn Sie flexible Arbeitsbedingungen einführen, können Sie all diesen verschiedenen Präferenzen nachkommen. Damit sind Sie einerseits für jüngere Beschäftigte attraktiv, sorgen aber auch für mehr Mitarbeiterbindung bei älteren Generationen. Bieten Sie daher beispielsweise sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitstellen an, Homeoffice und Remote Work, flexible Arbeitszeiten oder andere New Work Arbeitsformen wie 4-Tage-Woche, Workation oder hybrides Arbeiten.
Bewusste Förderung von Altersdiversität
Fördern Sie bewusst die Altersdiversität, indem Sie bereits bei der Einstellung neuer Mitarbeiter*innen darauf achten, Teams mit Mitgliedern unterschiedlicher Altersgruppen zusammenzustellen. Durch das gemeinsame Arbeiten miteinander lassen sich Vorurteile abbauen und Synergien schaffen, wenn jedes Teammitglied seine persönlichen Stärken einbringen kann. Übrigens ist Diversität ein absoluter Erfolgsfaktor: Wie bereits erwähnt erzielen diverse Teams oftmals innovativere Lösungen als homogene Teams und sind insgesamt auch produktiver. Machen Sie Altersdiversität darüber hinaus auch immer wieder gezielt zum Thema beispielsweise durch die Einführung von einem Generation Day, bei dem es speziell um den Austausch und das bessere Verständnis zwischen den Generationen geht.
Berücksichtigung der Bedürfnisse im Mitarbeiterlebenszyklus
Im Bereich der Employee Experience nimmt zunehmend auch das Konzept des Mitarbeiter-Lebenszyklus eine wichtige Rolle ein. Dabei geht es darum, im Personalmanagement zu berücksichtigen, dass Mitarbeiter*innen sich in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens befinden und daher auch unterschiedliche Bedürfnisse sowie Erwartungen an ihre berufliche Laufbahn, Karriere und Arbeitsumgebung haben. Kombinieren Sie generationsspezifische Maßnahmen mit Rücksicht auf die persönliche Situation der einzelnen Mitarbeiter*innen, um durch die konsequente Personalisierung des Personalmanagements positive Mitarbeitererlebnisse zu schaffen, die für mehr Mitarbeiterbindung und Motivation sorgen.
Generationsübergreifende Unternehmenskultur und wertschätzende Kommunikation
Damit sich alle Generationen im Unternehmen wohlfühlen, ist es wichtig, dass die Unternehmenskultur wirklich auch alle Altersgruppen einschließt und die Kommunikation entsprechend inklusiv ist. Transparenz und Wertschätzung stehen dabei an erster Stelle. Ebenso wichtig ist der richtige Umgang mit Konflikten, die sich ergeben können, wenn unterschiedliche Denkweisen und Mindsets aufeinandertreffen. Probleme offen anzusprechen, mehr Verständnis für unterschiedliche Einstellungen zu schaffen, regelmäßige Feedbackgespräche und die Ermutigung, unterschiedliche Stärken anzuerkennen und in die Arbeit einzubringen schaffen die Basis für ein gutes generationsübergreifendes Miteinander im Unternehmen.
Aufzeigen von Gemeinsamkeiten und sinnvolle Nutzung von Unterschieden
Für ein gutes generationsübergreifendes Arbeiten in den einzelnen Abteilungen ist es wichtig, dass Abteilungsleiter*innen darauf geschult sind, im Arbeitsalltag als Vermittler zwischen den Generationen zu fungieren. Vor allem, wenn sie Vorurteile der Belegschaft hinsichtlich anderer Generationen bemerken, kann es hilfreich sein, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und so zu Annäherungen zwischen den Generationen zu motivieren. Ebenfalls wichtig ist es, die Unterschiede sinnvoll zu nutzen, sodass jede Altersgruppe ihre Stärken bestmöglich einsetzen kann und die Schwächen durch die Stärken einer anderen Generation ausgeglichen werden. Achten Sie jedoch darauf, nicht in Stereotypen zu denken und ganze Generationen in eine bestimmte Schublade zu stecken. Viel wichtiger ist es, die einzelnen Mitarbeiter*innen persönlich kennenzulernen und das Potenzial der unterschiedlichen Skillsets bestmöglich zu nutzen. Zusammenarbeit ist meist viel produktiver und effektiver, wenn langjährige Erfahrung älterer Mitarbeiter*innen auf einen frischen Blick und neue Inputs neuer Mitarbeiter*innen trifft.
Autorin: Beatrix Ferriman / Bildnachweis: istockphoto.com / StarZImages