Arbeitgeberattraktivität – so punkten Arbeitgeber
Die Ansprüche von Jobsuchenden an ihren zukünftigen Arbeitgeber sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Auch wenn das Gehalt nach wie vor eine große Rolle spielt, gibt es eine Reihe anderer Faktoren, die die Anziehungskraft eines Unternehmens auf Bewerber*innen bestimmen. Wir verraten Ihnen, welche Faktoren dies sind, wie Sie die Bedürfnisse von Jobsuchenden identifizieren und wie sie diese im Recruiting einsetzen.
- Definition: Arbeitgeberattraktivität
- Studie zur Arbeitgeberattraktivität
- Faktoren: Was macht Arbeitgeber attraktiv?
- Merkmale attraktiver Arbeitgeber
- Gehalt für junge Talente und Berufseinsteiger am wichtigsten
- Flexible Arbeitsbedingungen sind ein Must-Have
- Tipps: Wie können Arbeitgeber Ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen?
Definition: Arbeitgeberattraktivität
Arbeitgeberattraktivität ist die Anziehungskraft, die ein Arbeitgeber als Organisation auf Bewerber*innen und (potenzielle) Beschäftigte hat. Das kann sich sowohl auf äußerliche Eigenschaften (Arbeitgeberreputation und Image) als auch auf Wesenseigenschaften (Unternehmenskultur) beziehen oder auf Materiellem (Entlohnung, Aufstiegsmöglichkeiten) beruhen.
Zudem können die interne und externe Arbeitgeberattraktivität unterschieden werden. Während es bei der internen Arbeitgeberattraktivität vor allem um die sogenannten Faktoren der Mitarbeiterbindung geht, die dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter*innen mit dem identifizieren (beispielsweise durch flache Hierarchien, Angebote zur Work-Life-Balance, sinnhafte Aufgaben, ein familiäres Arbeitsklima, etc.), fokussiert sich die externe Arbeitgeberattraktivtät auf die Faktoren, mit denen sie bei Jobsuchenden punkten können (beispielsweise attraktives Gehalt, flexible Arbeitszeiten, gute Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Corporate Benefits, etc.).
Studie zur Arbeitgeberattraktivität
Doch was macht Arbeitgeber attraktiv? Um diese Frage zu beantworten, veröffentlicht die Employer-Branding-Agentur Universum (ein Unternehmen der Stepstone-Gruppe) seit über 30 Jahren neutrale Studien zur Arbeitgeberattraktivität und befragt dafür jährlich weltweit zigtausende Beschäftigte und Studierende zu ihren Bedürfnissen und Präferenzen. Allein in Österreich werden jährlich um die 10.000 junge Menschen befragt, was einen Arbeitgeber in ihren Augen attraktiv macht. 2022 wurden in Österreich 9.800 Studierende an 33 österreichischen Unis und Hochschulen sowie aus 148 unterschiedlichen Studienrichtungen befragt und gaben u.a. Auskunft dazu, bei welchen Unternehmen sie arbeiten möchten, nach welchen Kriterien sie Arbeitgeber bewerten und welche Gehaltsvorstellungen und langfristigen Karriereziele sie haben. Die Erhebung für das Ranking 2022 wurde zwischen Oktober 2021 und August 2022 durchgeführt. Hier die wichtigsten Ergebnisse daraus, was Arbeitgeber attraktiv macht:
Faktoren: Was macht Arbeitgeber attraktiv?
Die Employer-Branding-Expert*innen von Universum haben die Faktoren von Arbeitgeberattraktivität nach den folgenden vier Treibern kategorisiert:
- Arbeitgeberreputation und Image: Reputation und Image eines Arbeitgebers hängen von ethischen Standards und der sozialen Verantwortung des Unternehmens ab, ebenso wie von Innovationsfähigkeit oder dem Sinn der Organisation. Aber auch Markterfolg, Prestige und – vor allem bei Consumer Brands – die Produkte und Services zahlen auf diesen Treiber der Arbeitgeberattraktivität ein.
- Unternehmenskultur (= soziales Umfeld des Arbeitsplatzes): Faktoren einer attraktiven Unternehmenskultur sind zum Beispiel eine dynamische, kreative und/oder freundliche Arbeitsumgebung, das klare Commitment zu Diversität und Inklusion, eine förderliche Work-Life-Balance, Respekt für die Beschäftigten, oder auch Führungskräfte, die die persönliche Entwicklung ihrer Mitarbeiter*innen fördern.
- Entlohnung & Aufstiegsmöglichkeiten (= finanzielle Vergütung und andere Leistungen, jetzt und in Zukunft): Zu diesem Treiber der Arbeitgeberattraktivität zählen klare und transparente Aufstiegschancen, ein gutes Grundgehalt, wettbewerbsfähige Benefits, ein hohes Einkommen in Zukunft, performanceorientierte Boni, Förderung von Weiterbildung oder auch die Förderung von Chancengleichheit.
- Job-Charakteristika (= Inhalt und Anforderungen des Arbeitsplatzes): Faktoren attraktiver Jobs sind etwa herausfordernde, verantwortungsvolle und/oder abwechslungsreiche Tätigkeiten, Kundenorientierung, flexible Arbeitsbedingungen, eine sichere Anstellung, professionelle Trainings und Weiterentwicklung.
Merkmale attraktiver Arbeitgeber
Die aktuelle Studie aus 2022 hat ergeben, dass junge Menschen die folgenden Merkmale an Arbeitgebern attraktiv finden:
- Attraktives Grundgehalt
- Hohes Einkommen in Zukunft
- Vielfältige Arbeitsaufgaben
- Flexible Arbeitsbedingungen
- Ein freundliches Arbeitsumfeld
- Professionelles Training & Weiterentwicklung
- Förderung von Work-Life-Balance
- Förderung zukünftiger Weiterbildungen
- Sichere Anstellung
- Respekt für Mitarbeiter*innen
Gehalt für junge Talente und Berufseinsteiger am wichtigsten
Ein attraktives Einstiegsgehalt ist für junge Talente das wichtigste Kriterium, wenn es um die Attraktivität eines Jobs geht. Österreichs Studierende erwarteten 2022 ein um sechs Prozent höheres Einstiegsgehalt als im Vorjahr, konkret ein durchschnittliches Jahresbruttogehalt von im Schnitt EUR 39.400. „Der monetäre Bereich ist in Österreich nach wie vor sehr dominant und gerade in Zeiten des Arbeitnehmermarktes scheint es am einfachsten für Unternehmen, an der Gehaltschraube zu drehen, um schnell Talente zu gewinnen. Langfristig betrachtet bringt eine solche Bewegung aber sehr viel Unruhe in den Talentmarkt und ich empfehle, das Gehalt als Hygienefaktor zu sehen und sich auf die restlichen acht Attribute zu fokussieren. Außerdem bezweifle ich, dass man jene Kandidat*innen gewinnen möchte, die nur wegen des Gehalts gekommen sind“, empfiehlt Daniel Hauser, Employer-Branding-Experte bei Universum.
Flexible Arbeitsbedingungen sind ein Must-Have
Flexible Arbeitsbedingungen rücken im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze vor: 64 Prozent der befragten Studierenden erwarten bei einem attraktiven Arbeitgeber die Möglichkeit, teilweise remote zu arbeiten. „Wir haben auf dem gesamten DACH-Markt beobachten können, dass flexible Arbeitsbedingungen sowie die Work-Life-Balance in der Erwartungshaltung stark zugenommen haben. Das ist ein klares Zeichen des Marktes, dass diese Faktoren nicht nur einen temporären Trend darstellen“, erklärt Hauser.
Die Mehrheit zieht es vor, zwei bis drei Tage von zu Hause aus zu arbeiten. Besonders hohe Priorität hat der Faktor Remote Work für Studierenden aus Engineering/IT und Wirtschaft sowie für „High Achievers“ (= Studierende mit sehr gutem oder gutem Erfolg). Außerdem sieht man: Je älter die Befragten, desto wichtiger wird Remote Work und auch für Frauen ist der Faktor wichtiger.
Tipps: Wie können Arbeitgeber Ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen?
Ein attraktives Employer Branding für Beschäftigte und potenzielle zukünftige Beschäftigte zu etablieren, setzt das Verständnis dafür voraus, was diese brauchen und wollen. Je konkreter Arbeitgeber die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen kennen, desto eher können sie ihr Unternehmen danach ausrichten und damit ihre Arbeitgeberattraktivität steigern.
Auf Basis der Daten aus der aktuellen Studie zur Arbeitgeberattraktivität konnten die wichtigsten Merkmale attraktiver Arbeitgeber identifiziert werden. Diese Stellschrauben sollten Sie als HR-Expert*innen vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels dafür nutzen, ihre Arbeitgeberattraktivität zu verbessern.
Dafür eignen sich die folgenden drei Schritte:
- Attraktivitätsfaktoren und Pluspunkte identifizieren: Im ersten Schritt geht es darum, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, in welchen Bereichen Ihr Unternehmen bereits durch attraktive Bedingungen und Angebote punktet.
- Kombination verschiedener Attraktivitätsfaktoren entwickelt: In der Regel genügt es nicht, in nur einem Bereich gut zu sein. Arbeitgeber müssen erkennen, dass nur die Kombination verschiedener Attraktivitätsfaktoren die Grundlage bildet, um qualifizierte Jobsuchende von sich zu überzeugen und auch im Unternehmen zu halten. Einzelne Aspekte können je nach Zielgruppe besonders ausgeprägt sein und für bestimmte Zielgruppen im Fokus stehen.
Regelmäßige Revision: Menschen verändern sich und so auch ihre Präferenzen. Es reicht schon lange nicht mehr aus, einmal zu erheben, was Bewerber*innen sowie auch bestehenden Mitarbeiter*innen wichtig ist und sich dann jahrelang auf dieser Erkenntnis auszuruhen. Arbeitgeberattraktivität sollte regelmäßig gemessen werden, um die einzelnen Angebote und Benefits im Rahmen eines umfangreichen Employer Brandings an die geänderten Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe anzupassen.
Wie Sie sich bestmöglich am Arbeitsmarkt positionieren, verraten wir Ihnen zudem in unseren Tipps zur Steigerung Ihrer Arbeitgeberattraktivität.
Autorin: Beatrix Mittermann
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