
Fachkräftemangel in Österreich – Zahlen – Daten – Fakten – ein Überblick
Kurz gesagt bedeutet Fachkräftemangel, dass bestimmte Stellen nicht besetzt werden können, weil am Arbeitsmarkt nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, die über die entsprechende Qualifikation verfügen, um den Job ausüben zu können. In Österreich leiden bereits acht von zehn Unternehmen unter den Auswirkungen des Fachkräftemangels. Der globale Arbeitsmarkt erlebt eine Zeitenwende. Der Arbeitsmarkt ist zum Bewerbermarkt geworden.
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert: 04/2025
- Fachkräftemangel Österreich 2025 – die aktuelle Lage
- Vom Fachkräftemangel zum Arbeitskräftemangel
- Personalmangel in Österreich
- In welchen Branchen fehlen in Österreich die meisten Fachkräfte?
- In welchen Berufen herrscht Fachkräftemangel?
- Personalmangel Pflege in Österreich
- IT-Fachkräftemangel in Österreich
- Fachkräftemangel im Handwerk
- Facharbeitermangel in Österreich
- Arbeits- und Fachkräftebedarf in den Bundesländern
- Definition von Fachkräftemangel
- Definition Fachkraft
- Gründe für den Fachkräftemangel
- Demografischer Wandel in Österreich
- Was sind die Folgen des Fachkräftemangels?
- 8 Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
- Starke Arbeitgebermarke aufbauen
- Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung
- Employee Engagement fördern
- Flexible Arbeitsgestaltung hervorheben
- Quereinsteiger*innen eine Chance geben
- Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren
- Weiterbildung anbieten
- KI einbinden
- Über den Stepstone-Fachkräfteatlas
- Details zur Auswertung
- Ausgewertete Berufsgruppen
- Quellenübersicht
Fachkräftemangel Österreich 2025 – die aktuelle Lage
Zwei von drei Unternehmen haben heute Probleme damit, Beschäftigte zu finden und der Personalmangel in den Unternehmen lastet zunehmend auf den Beschäftigten. Im Vorjahr wurden mehr als 500.000 Jobs kommerziell ausgeschrieben, damit ist der Stellenmarkt im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 “nur” um ca. 5 Prozent geschrumpft. Im ersten Quartal 2025 ist der Stellenmarkt mit einem leichten Anstieg von zwei Prozent stabil geblieben. Angesichts der Tatsache, dass Österreich seit zwei Jahren in einer Rezession steckt und 2025 ein weiteres Jahr mit maximal geringem Wirtschaftswachstum prognostiziert wird, ist das enorm stabil.
Die Abschwächung des Marktes fällt angesichts der wirtschaftlichen Situation vergleichsweise gering aus. Das ist jedoch kein Grund zur Entwarnung, denn ein wesentlicher Treiber dieser Stabilität ist der demografische Wandel: Die Generation der Babyboomer verlässt den Arbeitsmarkt, während nicht genügend junge Arbeitskräfte nachrücken. Dieser Trend wird sich in Zukunft fortsetzen, denn die Erwerbsbevölkerung in den größten Industrienationen schrumpft. In Österreich ist die Lage noch relativ stabil, aber auch hier werden im Jahr 2050 rund 600.000 Menschen mehr über 65 Jahre alt sein und es wird rund 300.000 weniger 20-65-Jährige geben (Statistik Austria, Vollset et al). Das bedeutet, dass auch auf lange Sicht immer weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Bei gleichbleibender Arbeitsproduktivität kann sich das zu einem Problem für Wachstum und Wohlstand entwickeln.
Die aktuelle Konjunkturdämpfung sorgt also für eine Verschiebung am Arbeitsmarkt: Arbeitnehmern fällt es wieder wesentlich leichter, gewisse Stellen zu besetzen, weil in manchen Berufsgruppen insgesamt weniger Jobs ausgeschrieben werden. Wir sehen aber selbst aktuell ein sehr gemischtes Bild. Die Industrie trifft es härter als andere, während bestimmte Berufsfelder weiterhin stark nachgefragt werden, die Stellenausschreibungen in manchen Berufsgruppen wachsen sogar. Jobs im Verkauf sind im Q1 dieses Jahres um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Ausschreibungen im Marketing, Finanz- und Rechnungswesen, im Bauwesen, Handwerk und Umwelt sind im Vergleich zum Q1 des Vorjahres auf stabil hohem Niveau. Stellenausschreibungen im Gesundheitsbereich haben sich nun erstmals wieder etwas eingepegelt, allerdings auf enorm hohem Niveau: Im ersten Quartal 2025 wurden um 76 Prozent mehr Ärztestellen und 32 Prozent mehr Pflegestellen als im Vorjahreszeitraum ausgeschrieben.
Anders bei den Ingenieuren: Die Jobs sind in einem Jahr um 16 Prozent eingebrochen, Naturwissenschaftliche Stellen um 17 Prozent und Jobs in der IT sind um 6 Prozent geschrumpft – technische Ausbildungsberufe um 8 Prozent.
Doch das ist kein nachhaltiger Trend. Langfristig wird der Fachkräftemangel eine zentrale Herausforderung bleiben – und sobald die Wirtschaft wieder wächst, wird auch die Nachfrage nach Arbeitskräften erneut steigen. Unternehmen sind gut beraten, ihre Recruiting-Strategien nicht nur auf die momentane Lage auszurichten, sondern vorausschauend zu handeln.
„Aktuell werden durch die Konjunkturdämpfung manche Stellen wieder schneller besetzt, aber das ist nicht ‘the new normal’. Man muss langfristig denken und spätestens, wenn die Wirtschaft wieder wächst, wird auch der Jobmarkt wieder anziehen. Und selbst jetzt sind die Menschen wechselfreudig und beruflich optimistisch. Das gilt es zu nutzen.“
Arbeitsmarktexperte Nikolai Dürhammer (Stepstone Managing Director AT&CH)
Ein Blick auf die aktuellen Stellenmarktentwicklung zeigt im Wesentlichen fünf Dinge:
- Der Arbeitsmarkt bleibt trotz Krisen und Rezession relativ stabil auf hohem Niveau
- Es gibt mehr offene Stellen als vor oder während Corona
- Wieder kürzere Time-to-Hire: Aktuell werden manche Stellen wieder schneller besetzt, aber das ist nicht “the new normal”
- Vom Arbeitnehmer- zum Arbeitgebermarkt: Kandidat*innen sehen die Verhandlungsmacht wieder eher bei den Arbeitgebern und auch ihre Prioritäten haben sich verändert: Work-Life-Balance und hohe Gehaltsforderungen rücken in den Hintergrund zugunsten eines sinnstiftenden Jobs („Purpose“).
- Mit einem weiteren Ansteigen der Stellenausschreibungen ist erst dann wieder zu rechnen, wenn die Wirtschaft wieder wächst
Vom Fachkräftemangel zum Arbeitskräftemangel
Der Arbeitskräftemangel in Österreich plagt Unternehmen und Personalverantwortliche und ist längst kein Phänomen mehr, das sich auf spezielle Berufsgruppen oder Fachkräfte beschränkt. Mittlerweile fehlen quer durch alle Berufsgruppen qualifizierte Fachkräfte, unter anderem in Schlüsselbranchen wie der IT und beim medizinischen Personal. Wie kritisch die Lage ist, zeigt ein Blick auf aktuelle Zahlen: So finden sich in der Fachkräfteverordnung 2022 mit 66 Mangelberufen deutlich mehr als noch im Jahr zuvor. Seit 2014 hat sich die Liste der Mangelberufe mehr als verzehnfacht, wie die Agenda Austria aufgezeigt hat. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsprüfers EY bei rund 600 Firmen wird der Mangel an Fachkräften als größte Gefahr für die Unternehmensentwicklung angesehen. Rund 83 Prozent tun sich nach eigenen Angaben schwer, qualifiziertes Personal zu finden. 72 Prozent der österreichischen Betriebe erwarten in den nächsten drei Jahren eine weitere Verschärfung des Arbeits- und Fachkräftemangels in ihrer Branche (Quelle: ibw, Fachkräfteradar 2023). Dabei ist laut einer aktuellen Eurostat-Studie die Knappheit an Arbeitskräften bereits jetzt in keinem EU-Land größer als in Österreich. Demnach ist Österreich gemeinsam mit Belgien das Land, in dem es die meisten unbesetzten Stellen gibt. Insgesamt lag die Quote der unbesetzten Stellen im dritten Quartal 2023 bei gut 4,6 Prozent.
„Die Arbeiterlosigkeit ist neben der Klimakrise die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Egal ob Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft – wir alle müssen viel lauter darüber sprechen. Und mit Hochdruck gemeinsam an Lösungen arbeiten.“
Sebastian Dettmers, CEO der Stepstone-Group und Buchautor “Die große Arbeiterlosigkeit”
Personalmangel in Österreich
Für immer mehr Firmen ist der Personalmangel eine Herausforderung, der es sich zu stellen gilt. Auf die Frage, welche aktuell die größten Herausforderungen im Recruiting sind, haben Unternehmen in unserer Studie „Recruiting in Österreich – aktuelle Herausforderungen und Strategien in der Personalsuche“ die folgenden Antworten gegeben: 66 Prozent der Unternehmen haben Schwierigkeiten, Talente mit gefragten Fähigkeiten und Skills zu finden. 63 Prozent geben den Arbeits-/Fachkräftemangel als Herausforderung an und 50 Prozent stehen vor der Herausforderung, Mitarbeiter*innen zu halten und zu begeistern. Darüber hinaus hat über ein Drittel der Befragten Schwierigkeiten damit, den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden (New Work, flexibles Arbeiten, etc.).
In welchen Branchen fehlen in Österreich die meisten Fachkräfte?
Der Fachkräftemangel betrifft mittlerweile alle Branchen und Berufe. Eine jährliche österreichweite ibw-Befragung von mehr als 5.100 Betrieben („Fachkräfteradar“) im Auftrag der WKO zeigt, dass sich der Fachkräftemangel in Österreich trotz eines leichten Rückgangs seit dem Vorjahr auf einem sehr hohen Niveau befindet. Rund 210.000 Fachkräfte fehlten demnach im März/April 2023, 82 Prozent der Betriebe sind betroffen, 62 Prozent leiden unter (sehr oder eher) starkem Fachkräftemangel. Ein besonders intensiv erlebter Mangel herrscht in folgenden Branchen:
- Tourismus
- Herstellung von Nahrungsmitteln
- Herstellung von elektrischen und elektronischen Geräten
- Handwerklich-technischer Bereich
- Transport- und Verkehrswesen
Die Arbeitskräfte der folgenden Berufsgruppen sind aktuell besonders schwer zu finden:
- Koch/Köchin (inkl. Küchenpersonal)
- Handel/Verkauf Elektronik
- Elektrotechnik
- Kraftfahrer/-in
- Restaurantfachmann/-frau
- IT-Fachkräfte
- Metalltechnik
- Installations- und Gebäudetechnik
- Tischler/-in
- Reinigungspersonal
In welchen Berufen herrscht Fachkräftemangel?
Die Rezession belastet Österreichs Wirtschaft, doch der Stellenmarkt zeigt sich weiterhin robust. 127.600 Jobs wurden im dritten Quartal 2024 österreichweit kommerziell ausgeschrieben. Das ist nur 1 Prozent weniger als im Quartal zuvor. Noch befindet sich der allgemeine Stellenmarkt unter dem Vorjahresniveau, aber immer noch deutlich über der Zeit vor der Pandemie (plus 12 Prozent gegenüber Q3 2019). „Die Arbeitslosenzahlen steigen wieder und Österreichs Unternehmen stehen unter Druck, aber die gute Nachricht für Jobsuchende: Zumindest am Stellenmarkt ist davon kaum etwas zu sehen“, so Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer der Recruiting-Plattform Stepstone Österreich und Schweiz. „Wenn die Wirtschaft wie prognostiziert im nächsten Jahr wieder etwas anzieht, ist auch mit einem neuerlichen Anstieg der Stellenausschreibungen zu rechnen.“
Gesellschaftliche Krisen, wie wirtschaftliche Instabilität oder politisch angespannte Zeiten, verändern auch Dynamiken auf dem Arbeitsmarkt. Dennoch gibt es bestimmte Berufsfelder, die trotz dieser Herausforderungen weiterhin stark nachgefragt werden und sogar wachsen.
Zuletzt deutlich über Durchschnitt gestiegen ist die Nachfrage im Gastgewerbe, am Bau und im Gesundheitsbereich. Hotellerie, Tourismus und vor allem Gastronomie stellen wichtige Wirtschaftsfaktoren für Österreich dar und im Q3 wurden insgesamt 11.880 Stellen ausgeschrieben – ein Plus von 3,3 Prozent im Vergleich zum Q2.
Besonders hoch ist die Nachfrage nach Personal für Gastronomiejobs. Im Q2 wurden österreichweit etwa 1.482 Positionen für Köche und Köchinnen ausgeschrieben. Kellner*innen (610 Positionen) und Küchenchef*innen (212 Positionen) sind ebenfalls gefragt. Die Nachfrage nach all diesen Berufsprofilen sinkt jedoch etwas im Vergleich zum Vorjahr. Noch sind sie jedoch im Vergleich trotz wirtschaftlicher Schwankungen sehr gefragt.
Die gefragtesten Berufsgruppen nach Anzahl der Jobs sind IT, Finanz, Technik, Vertrieb und Gastronomie/Hotellerie, aber auch Naturwissenschafter*innen und Arbeitskräfte im Einzelhandel wurden im letzten Jahr besonders häufig gesucht.
Summe der Ausschreibungen im Jahr 2024:
- Technische Ausbildungsberufe (ca. 57.000 Jobausschreibungen, -10% im Vgl. zum Vorjahr)
- IT (ca. 46.000 Jobausschreibungen, -14%)
- Finanz- und Rechnungswesen (ca. 50.000 Jobausschreibungen, -6%)
- Vertrieb (ca. 48.000 Jobausschreibungen, -1%)
- Hotel- und Gastgewerbe (ca. 44.000 Jobausschreibungen, -12%)
Personalmangel Pflege in Österreich
Im ersten Quartal 2025 waren östereichweit um 76 Prozent mehr offene Stellen für Ärzte und Ärztinnen ausgeschrieben als im Vorjahreszeitraum. Quartal um Quartal wurden neue Höchststände der Ausschreibungen nach Ärzt*innen und Pflegepersonal averzeichnet: 2.547 Ärzte und Ärztinnen sowie 7.265 Pfleger*innen wurden im ersten Quartal gesucht. Zum Vergleich: Vor 5 Jahren waren im selben Zeitraum österreichweit 2.032 Pflege-Positionen ausgeschrieben.
„Der demografisch bedingte Fachkräftemangel ist im Gesundheitsbereich besonders stark ausgeprägt, das erklärt auch den deutlichen Anstieg bei geschalteten Stellen. Auch Arbeitgeber im Gesundheitsbereich nutzen immer öfter das reichweitenstärkste Recruiting-Instrument und das ist nun mal die Online-Stellenanzeige“, erklärt Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer der Recruiting-Plattform Stepstone Österreich und Schweiz.
Insbesondere bei Ärztinnen und Ärzten hat sich die Lage in diesem Jahr nochmal deutlich verschärft. Bereits Anfang des Jahres war ein Rekordhoch von knapp 1.500 unbesetzten Stellen zu verzeichnen, nun stieg die Zahl um satte 58 Prozent auf 2.292 an. Vor allem in Wien stiegen die Stellenausschreibungen massiv: Mit 683 offenen Arzt-Stellen hat sich die Suche hier innerhalb von 9 Monaten mehr als verdoppelt.
“Es gab noch nie so viele Ausschreibungen und Vakanzen im Gesundheitsbereich wie im Jahr 2023und 2024 wurde das nochmal übertroffen.“
Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer Stepstone
IT-Fachkräftemangel in Österreich
Der österreichischen Wirtschaft fehlen rund 28.000 IT-Fachkräfte, was zu einem Wertschöpfungsverlust von bis zu 4,9 Milliarden Euro pro Jahr führt (Quelle: IWI 2023). Umgerechnet sind das rund 175.000 Euro pro unbesetzter IT-Stelle. Laut Stepstone-Gehaltsreport 2023 kostet eine Vakanz im IT-Bereich ein mittelständisches Unternehmen rund 496 Euro pro Tag.
Der IT-Bereich ist schon lange von massivem Personalmangel betroffen und auch wenn die Stellenausschreibungen zuletzt wieder etwas zurückgegangen sind: IT-Expert*innen zählen zu den Top 4 der gesuchtesten Fachkräfte Österreichs (nach aktuell 1. Technik, 2. Gastgewerbe und Tourismus sowie 3. Finanz- und Rechnungswesen). IT-Unternehmen können laut WKO ihren Bedarf an Fachkräften nur zu 75 Prozent decken. Absolut betrachtet, fehlen die meisten IT-Fachkräfte in Wien. An zweiter Stelle liegt Oberösterreich gefolgt von der Steiermark.
Laut dem Fachverband UBIT seien die seit Jahren sehr hohen Dropout-Quoten an den Universitäten im IKT-Bereich eine der Hauptursachen für den Mangel in dieser Berufsgruppe.
Fachkräftemangel im Handwerk
Lieferengpässe, hohe Energie- sowie Rohstoffpreise und ganz besonders der Fachkräftemangel trüben die Zuversicht in der Branche Gewerbe und Handwerk, das zeigt die Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria. Die befragten Unternehmer*innen beurteilen die Geschäftslage überwiegend als schlecht, bestenfalls als saisonüblich. Nur knapp ein Viertel spricht von einer guten Auftragslage. Der Pessimismus innerhalb der Branche hat zugenommen, nicht zuletzt auch aufgrund der Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Im Jahr 2023 waren mit mehr als 21.000 offenen Stellen österreichweit die bislang meisten Vakanzen zu verzeichnen. Im Bauwesen wurden im dritten Quartal 2024 sogar 5.540 Jobs ausgeschrieben: Trotz Reszession 4,5 % mehr als zuvor.
Die meisten Fachkräfte in Bau und Handwerk werden in Oberösterreich gesucht: 2023 waren hier mehr als 4.800 Vakanzen ausgeschrieben. Knapp 4.000 offene Stellen gab es in Wien und an dritter Stelle stand mit 3.400 offenen Stellen Niederösterreich. In der Steiermark und in Kärnten stiegen die Ausschreibungen im dritten Quartal 2024 um mehr als 40 Prozent, in Salzburg waren um 50 Prozent mehr Vakanzen ausgeschrieben und im Burgenland wurden über 60 Prozent mehr Fachkräfte gesucht.
Facharbeitermangel in Österreich
Auch wenn österreichweit in den unterschiedlichsten Branchen Fachkräfte fehlen, so gibt es doch bestimmte Berufsbilder, bei denen der Mangel an Facharbeitern und Facharbeiterinnen besonders groß ist. Hier gibt die Liste der Mangelberufe Aufschluss darüber, welche Berufe besonders davon betroffen sind (Berufe geschlechtsneutral angeführt).
Absolute Mangelberufe in Österreich sind:
- in der Baubranche bzw. in handwerklichen Berufen: Dachdecker, Betonbauer, Plasterer, Zimmerer, Fliesenleger, Rohrinstallateur, Elektroinstallateur, Maurer, Schlosser, Tiefbauer, Glaser, Maler und weitere.
- im Medizinischen Bereich: Ärzte , Augenoptiker, Pfleger
- in der Gastronomie: Köche, Kellner und Gaststättenfachleute
- Techniker mit höherer Ausbildung für die Datenverarbeitung oder Maschinenbau oder das Bauwesen
- und auch in der IT-Branche herrscht nach wie vor ein absoluter Fachkräftemangel.
Arbeits- und Fachkräftebedarf in den Bundesländern
In diesen Bundesländern stehen die meisten Jobs zur Verfügung (Summe der kommerziell geschalteten Ausschreibungen im Jahr 2024):
- Wien (rund 139.000 offene Stellen, -1% im Vgl. zum Vorjahr)
- Oberösterreich (rund 107.000 offene Stellen, -4% )
- Steiermark (rund 61.000 offene Stellen, -4%)
- Niederösterreich (rund 63.000 offene Stellen, +1%)
- Salzburg (rund 47.000 offene Stellen, -9%)
Definition von Fachkräftemangel
Unter Fachkräftemangel versteht man, dass bestimmte Stellen nicht besetzt werden können, weil am Arbeitsmarkt nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, die über die entsprechende Qualifikation verfügen, um den Job ausüben zu können.
In Österreich leiden bereits acht von zehn Unternehmen unter starkem Fachkräftemangel. Der globale Arbeitsmarkt erlebt eine Zeitenwende. Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt und ist von einem Arbeitgeber- zu einem Bewerbermarkt geworden.
Definition Fachkraft
Unter Fachkräften versteht man Arbeitnehmer*innen, die die nötigen Ausbildungen und Skills mitbringen, die für eine Stelle erforderlich sind. Unter einer Fachausbildung kann sowohl eine entsprechende Lehrausbildung als auch ein fachspezifisches Studium verstanden werden.
Gründe für den Fachkräftemangel
Die Frage, wie der Personalmangel in immer mehr Branchen Österreichs entstanden ist, kann nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden. Vielmehr ist es eine Vielzahl an Gründen, die dafür verantwortlich ist, wie eine Publikation der Agenda Austria zeigt:
- Fehlende „Babyboomer“: Darunter versteht man die Auswirkungen unserer immer älter werdenden Gesellschaft, also dass Menschen immer älter werden, aber weniger junge Leute nachkommen. Es ergibt sich hier ein demografischer Shift, weil jährlich mehr Personen in Pension gehen als neue Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt einsteigen.
- Regionale Diskrepanzen: Ein weiterer Grund für den Arbeitskräftemangel ist, dass die offenen Stellen nicht immer dort frei werden, wo Fachkräfte einen Job suchen. Das bedeutet, dass das Angebot und die Nachfrage oftmals örtlich getrennt sind. Durch die fehlende Mobilität ergeben sich hier starke Diskrepanzen, sodass es in einem Bundesland beispielsweise Arbeitssuchende gibt, die in ihrem Berufsfeld keinen Job finden, in anderen Bundesländern jedoch das Angebot an offenen Stellen für genau diese Berufsgruppe groß wäre.
- Corona-Auswirkungen: Auch die Corona-Krise hat den Fachkräftemangel noch weiter verschlimmert. Einerseits sind Arbeitskräfte vor allem aus Osteuropa während der Pandemie zurück in ihre Heimatländer gegangen, wodurch diese Arbeitskräfte nun in Europa fehlen. Andererseits gab es vor allem in der Tourismusbranche auf Grund all der Lockdowns und Einschränkungen zu einer beruflichen Umorientierung von vielen Arbeitskräften, die in andere Branchen abgewandert sind.
- Teilzeitboom: Ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel ist, dass seit der Corona-Pandemie immer mehr Arbeitnehmer*innen mehr Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance legen. Das bedeutet, dass immer mehr Mitarbeiter*innen neben flexibleren Arbeitsbedingungen auch eine Teilzeitbeschäftigung bevorzugen. Das bedeutet zwar keine Reduzierung der Anzahl der Fachkräfte, doch wenn immer mehr von ihnen weniger Stunden arbeiten wollen, ergibt sich dadurch auch ein Mangel bei den Unternehmen, die für die Erbringung der gleichen Wirtschaftsleistung mehr Personal finden und einstellen müssen.
Demografischer Wandel in Österreich
Geschuldet ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften demnach nicht nur der Pandemie und der damit verbundenen Kündigungswelle – Stichwort Great Resignation. Auch die demografische Entwicklung spielt eine wichtige Rolle am Jobmarkt, zeigen aktuelle Prognosen. Demnach schrumpft der Anteil der Erwerbsbevölkerung in den nächsten 30 Jahren europaweit. In Deutschland ist die Lage durchaus dramatisch, da hier die Bevölkerung laut Prognosen in den kommenden Jahren nicht wachsen wird, im Verhältnis schrumpft die Erwerbsbevölkerung in der Bundesrepublik je nach Schätzung um 13 Prozent bis 2040. In Europa wird ein Schrumpfen der erwerbstätigen Bevölkerung um 9 Prozent erwartet. Da Österreich noch ein leichtes Bevölkerungswachstum prognostiziert wird, fällt die Situation hier nicht ganz so drastisch aus. In den vergangenen Jahren war Österreich vor allem dank starker Zuwanderung aus Osteuropa eines der Länder mit einer vergleichsweise günstigeren demografischen Entwicklung. Wie die weitere Entwicklung aussieht, ist offen: Die Anzahl der zu besetzenden Stellen wird voraussichtlich weiter steigen, die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter geht zurück, gleichzeitig dürfte durch das steigende gesetzliche Frauenpensionsalter wieder ein Zuwachs an älteren Erwerbsbeschäftigten erwartet werden. Aber auch hierzulande ist laut einer aktuellen Prognose der Statistik Austria mit einem Schrumpfen der Erwerbsbevölkerung zu rechnen – etwa um 4,8 Prozent in den nächsten dreißig Jahren – ein Damoklesschwert, das drohend über dem gesamten Arbeitsmarkt hängt.
Was sind die Folgen des Fachkräftemangels?
- Fast zwei Drittel der befragten Recruiter*innen äußern sich besorgt über den zusätzlichen Arbeitsaufwand der im Recruiting entsteht.
- Durch die vielen unbesetzte Stellen läuft man Gefahr, dass es zu einer weiteren Arbeitsbelastung des bestehenden Personals kommt und die Mitarbeiterzufriedenheit sinkt.
- Durch den Fachkräftemangel verlängert sich auch die Zeitspanne von der Stellenausschreibung bis zur Besetzung einer offenen Stelle. Die time to hire verlängert sich bzw. führt diese Verzögerung im Rekrutierungsprozess zu deutlichen Mehrkosten für das Unternehmen.
- Der Personalmangel führt oftmals zu Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung der betrieblichen Leistungsfähigkeit & wirtschaftlichen Einbußen.
- Fehlen langfristig gefragte Fachkräfte, steht die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel.
8 Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
Was können Unternehmen konkret gegen den Fachkräftemangel unternehmen?
Starke Arbeitgebermarke aufbauen
6 von 10 Recruiter*innen sehen verstärktes Employer Branding als wirksame Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. Vermarkten Sie Ihre offenen Stellen wie ein Produkt. Erzählen Sie eine überzeugende Geschichte darüber, warum es toll ist, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten, und nutzen Sie zielgerichtete Werbestrategien, um qualifizierte Kandidat*innen anzusprechen.
Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung
Gute Mitarbeiter*innen sind schwer zu finden. Gute Mitarbeiter*innen zu halten und zu motivieren, ist aber eine genauso große Herausforderung. Bestehende Mitarbeiter*innen im Unternehmen zu halten, ist für 67 Prozent der befragten Recruiter*innen eine der wirksamsten Maßnahmen im Kampf um gefragte Fachkräfte.
Employee Engagement fördern
Die Rechnung ist ganz einfach – und trotzdem beachten viele Arbeitgeber nicht, dass Employee Engagement in der Unternehmensführung eine Priorität sein muss: Motivierte, glückliche Mitarbeiter*innen, die sich mit der Firma, ihren Produkten oder Dienstleistungen und auch ihren Werten identifizieren können, erzielen einfach bessere Leistungen. Sie gehen ihre Projekte mit mehr Leidenschaft an, sind seltener unzufrieden und bleiben dem Unternehmen länger erhalten. Mehr Informationen zu den vier Schlüsselfaktoren der Mitarbeiterbindung finden Sie in unserer Studie „The Engagement Advantage“.
Flexible Arbeitsgestaltung hervorheben
Der aktuelle Stepstone Jobreport 2025 zeigt sehr deutlich, dass Flexibilität bei Arbeitnehmer*innen in Österreich zunimmt. Vier von zehn Befragten (38 Prozent) fordern 2023 mehr Flexibilität im Job – besonders stark ist dieser Wunsch bei der Generation Z (52 Prozent). Zeigen Sie potenziellen Kandidat*innen, dass Sie flexible Arbeitsoptionen wie Remote-Arbeit, flexible Arbeitszeiten oder Jobsharing unterstützen.
Quereinsteiger*innen eine Chance geben
Wenn am Arbeitsmarkt nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, die sowohl über die entsprechende Qualifikation als auch die gewünschte Berufserfahrung verfügen, kann ein möglicher Ausweg sein, Quereinsteiger*innen eine Chance zu geben. Zwar fehlt es diesen an der Erfahrung in dem Beruf oder Branche, doch oftmals sind diese besonders motiviert, sich in dem neuen Berufsfeld zu etablieren und ihr Bestes zu geben und freuen sich über die Chance, ihr Wissen und ihr Engagement unter Beweis stellen zu dürfen.
Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren
Durch internationales Recruiting können heimische Unternehmen nicht nur ihre Vakanzen füllen, sondern auch eine dynamische und vielfältige Belegschaft aufbauen, die entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft in einer globalisierten Wirtschaft beiträgt. Um internationale Fachkräfte aus dem Ausland zu überzeugen, ist es jedoch wichtig, die richtigen Anreize zu schaffen und mit flexiblen Arbeitsbedingungen zu punkten.
Weiterbildung anbieten
Eine weitere Möglichkeit, auf den Personalmangel zu reagieren ist es, selbst Fachkräfte auszubilden bzw. weiterzubilden Das beginnt bei Lehrstellen und beinhaltet auch Weiterbildungen, Upskilling und Reskilling sowie umfangreiche Einschulungen für aufstrebende Fachkräfte, die noch nicht über all die Kompetenzen verfügen, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit benötigen werden.
KI einbinden
Nutzen Sie die Vorteile künstlicher Intelligenz. KI-gestützte Tools wie ChatGPT können helfen, die Effizienz im Recruiting-Prozess zu erhöhen. Dadurch werden repetitive und administrative Aufgaben teils automatisiert, was die Effizient und Produktivität der HR-Abteilung steigert. Der Einstellungsprozess geht schneller vonstatten und teure Vakanzen bleiben kürzer offen.
Über den Stepstone-Fachkräfteatlas
Der Stepstone-Fachkräfteatlas bietet einen quartalsaktuellen und umfassenden Überblick über die Entwicklung des Stellenmarktes in Österreich und visualisiert anschaulich den zunehmenden Fachkräftemangel in den Bundesländern und Branchen.
Für den Stepstone-Fachkräfteatlas wertet die Marktforschungsagentur Index Jobanzeigen in 22 Printmedien und 21 Jobbörsen in ganz Österreich aus.
Details zur Auswertung
Für den Fachkräfteatlas wird jede Stellenanzeige einzeln gezählt, wenn sie veröffentlicht wird. Sobald die Laufzeit einer Anzeige verlängert oder sie neu veröffentlicht wird, wird sie als neue Anzeige gezählt. Gleichzeitig wird, wenn die gleiche Stellenanzeige in verschiedenen Portalen veröffentlicht wird, diese Anzeige wieder als einzelne Anzeige gezählt.
Ausgewertete Berufsgruppen
- Marketing, PR, Werbung
- Vertrieb (exkl. Verkauf Einzelhandel)
- Verkauf (Einzelhandel)
- Finanz- und Rechnungswesen
- Ingenieur*innen
- Technische Ausbildungsberufe
- Ärzte*Ärztinnen
- Pfleger*innen-/Arzthelfer*innenberufe
- Naturwissenschaften
- IT
- Bauwesen (Seit 2021 und rückwirkend ab 2020)
- Gastgewerbe/Tourismus (Seit 2021 und rückwirkend ab 2020)
Quellenübersicht
Printmedien:
- Die Kleine Zeitung Kärnten
- Die Kleine Zeitung Steiermark
- Kronen Zeitung (Gestaltete Anzeigen)
- Niederösterreichische Nachrichten
- Oberösterreichische Nachrichten
- Salzburger Nachrichten
- Tiroler Tageszeitung
- Vorarlberger Nachrichten
- Der Kurier
- Der Standard
- Die Presse
- Die Kleine Zeitung Kärnten (Fließsatzanzeigen)
- Die kleine Zeitung Steiermark (Fließsatzanzeigen)
- Kronen Zeitung (Fließsatzanzeigen)
- Niederösterreichische Nachrichten (Fließsatzanzeigen)
- Oberösterreichische Nachrichten (Fließsatzanzeigen)
- Salzburger Nachrichten (Fließsatzanzeigen)
- Tiroler Tagesanzeiger (Fließsatzanzeigen)
- Vorarlberger Nachrichten (Fließsatzanzeigen)
- Der Kurier (Fließtext)
- Der Standard (Fließsatzanzeigen)
- Die Presse (Fließtextanzeigen)
Jobbörsen:
- ÖH
- ÖH Graz
- ÖH Innsbruck
- ÖH Linz
- ÖH Salzburg
- www.career-account.at
- www.Gastrojobs.at
- www.hogastjob.com
- www.jobboerse.at
- www.jobburg.at
- www.Jobhimmel.at
- www.jobwald.at
- www.karriere.at
- www.laendlejob.at
- www.meinjob.at
- www.Monster.at
- www.regionaljobs.at
- www.Standard.at
- www.Stepstone.at
- www.StudentJob.at
- www.unijobs.at
- www.Willhaben.at
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