Berufliche Neuorientierung

Möglichkeiten für einen beruflichen Neustart


28.08.2023

Unzufrieden im Job? Keine Lust, den aktuellen Beruf bis zur Pension auszuüben? Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, beruflich nochmal einen ganz neuen Weg einzuschlagen. Wir verraten dir, wie das gut funktionieren kann und welche Möglichkeiten dir dabei zur Verfügung stehen.

 Inhaltsverzeichnis

Definition: Was bedeutet berufliche Neuorientierung?
Was tun in einer beruflichen Krise?
4 Tipps zur beruflichen Neuorientierung
Welche Möglichkeiten gibt es, sich beruflich umzuorientieren?
In welchem Alter kann man sich noch beruflich neu orientieren?
Berufliche Veränderung mit 50 plus?
In welche Berufe kann man als Quereinsteiger einsteigen?

 

Definition: Was bedeutet berufliche Neuorientierung?

Unter beruflicher Neuorientierung versteht man, wenn man seinen bisher ausgeübten Beruf nicht länger ausüben möchte und in anderen Branchen, einem anderen Berufsfeld oder auch innerhalb desselben Unternehmens eine andere Position einnehmen möchte. Grundsätzlich ist eine berufliche Neuorientierung in jedem Alter und auch in jeden Berufsfeld möglich. Gemeint ist dabei allerdings nicht ein regulärer Jobwechsel, bei dem man denselben oder einen sehr ähnlichen Job in einer anderen Firma ausübt, sondern die Wahl eines ganz neuen Berufs.

 

Was tun in einer beruflichen Krise?

Viele Leute kennen diesen Zustand, dass sie unzufrieden im Job sind. Die erste Frage, die sich dabei stellt, sollte auf jeden Fall sein, ob es vielleicht an dem Unternehmen liegt, in dem man einfach nicht mehr glücklich ist oder ob es der Beruf an sich ist, der keinen Spaß macht. Denn liegt es lediglich am Unternehmen, ist vielleicht ein Firmenwechsel eine gute Idee, wenn einem die Aufgaben an und für sich noch Spaß bereiten. Kann man sich jedoch nicht mehr vorstellen, dieselben Tätigkeiten weiter auszuführen, könnte eine berufliche Neuorientierung eine gute Möglichkeit sein, sich in einem ganz anderen Bereich zu verwirklichen, wo die persönlichen Stärken und Interessen besser ausgelebt werden können.

Aber Achtung: Wer zu oft den Job wechselt, könnte mit der Zeit als Jobhopper gelten, der nicht gerne lange in einem Unternehmen tätig ist und dementsprechend auch im Bewerbungsprozess schlechtere Karten haben könnte, da auch das Unternehmen sich nicht sicher sein kann, dass sich die Zeit der Einschulung und Einarbeitung überhaupt lohnt. Denn wenn jemand den Ruf hat, dann ohnehin nicht lange im Unternehmen zu bleiben, wird sich auch der*die Arbeitgeber*in schwer tun, da Zeit und Geld zu investieren.

Hast du jedoch für dich entschieden, dass dir dein aktueller Beruf keinen Spaß mehr macht und du lieber in ein anderes Berufsfeld wechseln möchtest, ist das auch legitim. Denn Wünsche und Vorstellungen eines Traumberufs können sich im Laufe der Zeit schon mal verändern. Oft wissen wir als junge Menschen auch noch gar nicht so wirklich, was wir eigentlich beruflich wollen und schlagen mit unseren aktuellen Präferenzen eine bestimmte Laufbahn ein. Da ist es nur natürlich, dass sich die Vorstellungen dann im Laufe dieser Berufslaufbahn auch mal ändern und wir einen neuen Weg einschlagen wollen. Wenn du auch an diesem Punkt stehst, dann stehen dir auf jeden Fall mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

 

4 Tipps zur beruflichen Neuorientierung

1. Anderes Unternehmen oder neuer Beruf?

Bevor du die ersten Schritte setzt, stell dir zunächst die Frage, ob du deinen Beruf eigentlich noch gerne ausübst oder nicht. Oftmals können es auch die Umstände in einem Unternehmen sein, die sich nicht mehr stimmig für uns anfühlen und nicht die Tätigkeit selbst. In diesem Fall könnte ein Firmenwechsel schon genügen, um in einem neuem Arbeitsumfeld mit dem bisherigen Job wieder glücklich zu sein. Ist dies nicht der Fall, muss wahrscheinlich eine berufliche Neuorientierung her.

2. Wo liegen deine Stärken und Interessen?

Wenn du noch nicht sicher bist, welchen Beruf du künftig ausüben möchtest, stell dir im nächsten Schritt die Frage, wo deine Stärken und Interessen liegen. Daraus können sich viele mögliche Berufsbilder ableiten, die dir einerseits liegen könnten und die du auf Grund eines Interessensschwerpunktes andererseits auch gerne ausüben möchtest. Recherchiere hierfür unterschiedliche Berufsbilder, lies dir Berufsbeschreibungen und Erfahrungsberichte durch, damit du ein möglichst realistisches Bild des jeweiligen Berufs hast und welche Tätigkeiten dort anfallen.

3. Welche Aus- und Weiterbildungen brauche ich?

Hast du dich dann für einen Beruf entschieden, geht es im nächsten Schritt darum, herauszufinden, welche Qualifikationen dafür erforderlich sind. Auch hier ist eine Recherche sehr hilfreich, indem du dir die Berufsbilder genau durchliest und auch Stellenanzeigen für diesen Beruf ansiehst, in denen die erforderlichen Kenntnisse und Anforderungen meist sehr gut beschrieben sind.

4. Zeitlichen Rahmen abstecken

Wenn du weißt, welche Aus- oder Weiterbildungen du noch benötigst, um in deinem neuen Traumberuf voll durchstarten zu können, geht es an die Planung. Und da ist neben dem finanziellen Aspekt bei den meisten auch der zeitliche Rahmen sehr ausschlaggebend. Wichtige Fragen sind in diesem Zusammenhang, ob du die Ausbildung beispielsweise berufsbegleitend absolvieren kannst und in der Zeit noch bei der alten Firma bleibst oder ob es etwas ist, das mehr Zeit in Anspruch nimmt und nur Vollzeit gemacht werden kann. Je nachdem, wie hier die Antwort ausfällt, sind unterschiedliche Schritte zu setzen, um diesen Schritt zu ermöglichen.

 

Welche Möglichkeiten gibt es, sich beruflich umzuorientieren?

Eine berufliche Neuorientierung kann – je nach Art der Arbeit und den Vorbereitungen sowie Ausbildungen, die dafür notwendig sind – schon auch mal mehr Zeit in Anspruch nehmen. Umso wichtiger, sich die Schritte genau zu überlegen und wie man in dieser Zeit auch finanziell abgesichert ist.

Sabbatical

Im Rahmen eines Sabbatical kannst du dir eine Auszeit im Ausmaß von 3 bis 12 Monaten von deinem aktuellen Job nehmen, um genügend Zeit zu haben, dir zu überlegen, was du in Zukunft machen möchtest. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Finanzierungsmodelle: Entweder sparst du vorab Zeitguthaben an (Mehrleistungen, Überstunden), die du dann während des Sabbaticals an einem Stück konsumierst oder du vereinbarst eine Reduktion des Entgelts in der Zeit vor dem Sabbatical bei gleicher Arbeitsleistung, sodass die Entgeltfortzahlung dann auch während deiner Auszeit bestehen bleibt.

Der Vorteil besteht darin, dass du auch während des Sabbaticals versichert bist und dir hier genügend Zeit nehmen kannst, um dir einerseits klar darüber zu werden, was du in weiterer Folge beruflich machen möchtest und andererseits auch die nötigen Schritte unternehmen kannst, die notwendigen Fortbildungen zu absolvieren, die du für diesen Job benötigen wirst. Ein Sabbatical musst du allerdings mit deinem*deiner aktuellen Arbeitgeber*in vereinbaren – Rechtsanspruch darauf gibt es keinen.

Bildungskarenz

Auch die Bildungskarenz musst du mit deinem*deiner aktuellen Arbeitgeber*in vereinbaren. Dies bietet sich vor allem dann an, wenn du schon weißt, was du in Zukunft machen möchtest und welche Ausbildung bzw. Weiterbildungen du hierfür benötigst. Denn in der Bildungskarenz ist es so, dass du dich zwei bis zwölf Monate von der Arbeit freistellen lassen kannst, um an Bildungsmaßnahmen teilzunehmen. In dieser Zeit bekommst du ein Weiterbildungsgeld vom AMS, das in der Höhe des (fiktiven) Arbeitslosengeldes ausbezahlt wird.

Eine wichtige Voraussetzung ist auch, dass die Weiterbildung im Ausmaß von mindestens 20 Wochenstunden absolviert werden muss. Übrigens: Wenn es möglich ist, den neuen Beruf in derselben Firma auszuüben, wird dein*e Arbeitgeber*in wahrscheinlich eher einer Bildungskarenz zustimmen, als wenn du dafür das Unternehmen im Anschluss verlassen musst – aber im Grunde ist es trotzdem reine Verhandlungssache.

Förderungs- und Unterstützungsmöglichkeiten

Wer sich die berufliche Aus- oder Weiterbildung nicht (zur Gänze) leisten kann, kann sich auch nach Förderungen umsehen. Je nach Bundesland stehen hier unterschiedliche Fördermöglichkeiten zur Verfügung, in Wien bietet beispielsweise das WAFF Fördermöglichkeiten zur finanziellen Unterstützung von Aus- und Weiterbildungen an. Wer sich selbstständig machen möchte, kann beispielsweise auch vom Unternehmensgründungs-Programm des AMS Gebrauch machen.

 

In welchem Alter kann man sich noch beruflich neu orientieren?

Grundsätzlich ist eine berufliche Neuorientierung in jedem Alter möglich. Wenn es darum geht, eine Tätigkeit auszuüben, die du gerne machst, an der du Spaß hast und wo du in deinen Tätigkeiten aufgehen kannst, gibt es kein zu alt. Natürlich ist es als sehr junger Mensch noch leichter, vor allem weil man vielleicht noch näher an der Schulerfahrung dran ist und das Lernen noch ein bisschen besser gewohnt ist, aber wo ein Wille, da ein Weg. Wenn es das ist, was du wirklich machen möchtest und was dich persönlich erfüllt, dann ist es auch egal, ob du gerade 25, 30, 35, 55 oder sogar 60 Jahre alt bist.

Wenn du von dem neuen Beruf überzeugt bist, dann wird sich diese Motivation auch in deinen Bewerbungsunterlagen widerspiegeln und du wirst auch für künftige Arbeitgeber*innen gute Argumente finden, die für dich als Arbeitnehmer*in sprechen.

 

Berufliche Veränderung mit 50 plus?

Vor allem in der Generation 50+ tauchen oft Bedenken auf, wenn es um eine berufliche Neuausrichtung geht. Kann ich das noch? Bin ich dafür nicht schon zu alt? Ist das nicht schon viel zu spät? Aber auch hier gilt: Grundsätzlich ist es nie zu spät, eine neue berufliche Laufbahn einzuschlagen. Auch mit 50 plus liegen noch einige Dienstjahre vor dir bis zur Pensionierung und die in einem Job abzusitzen, der dir keine Freude (mehr) bereitet, macht auch hier keinen Sinn.

Wichtig ist in jedem Fall nur, dass du bei künftigen Bewerbungsgesprächen und auch in deinen Bewerbungsunterlagen gut argumentierst, wieso du diesen Schritt gewagt hast, was dich dabei motiviert und was hier für dich spricht. Vielleicht kann die neue Firma ja auch von deinen bisherigen Berufserfahrungen profitieren, die ja auch dafür sorgen, dass du einen besseren Gesamtüberblick hast bzw. dich in mehreren Bereichen gut auskennst und daher auch informierter Entscheidungen treffen kannst. Überlege dir bereits bei der Erstellung deiner Bewerbungsunterlagen, was der Benefit für das Unternehmen ist, jemanden wie dich einzustellen, der sowohl die nötigen Ausbildungen für den neuen Job hat, aber auch in ganz vielen anderen Bereichen Wissen und Erfahrung mitbringt.

 

In welche Berufe kann man als Quereinsteiger einsteigen?

Gleich mal vorweg: Es ist in allen Berufen möglich, als Quereinsteiger*in einzusteigen, solange man die nötigen Qualifikationen mitbringt und gut argumentieren kann, wieso es einem persönlich am Herzen liegt, jetzt in diesem Bereich durchzustarten (zum Beispiel, weil mein ein starkes Interesse dafür hat, das schon immer machen wollte, aber es sich bisher nicht ergeben hat, etc.).

Dennoch gibt es einige Branchen, in denen Quereinsteiger besonders gern gesehen sind. Dazu zählen unter anderem die Gastronomie, die IT, Medienbranche, Lehrer*innen, Jurist*innen und Personalberater*innen. In unserem Artikel Jobs für Quereinsteiger – so gelingt der Berufswechsel haben wir dir einige Tipps und Infos zusammengestellt, wie du die passende Branche für dich findest, wie es mit der Bezahlung aussieht, wo du als Quereinsteiger*in Jobs findest und was du bei der Bewerbung beachten solltest.

 

Bildnachweis: Zbynek Pospisil /Quelle: istockphoto.com

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