Young Professionals: So punkten Sie bei den Talenten von morgen

In den letzten Jahren fallen im Recruiting oft die dieselben Schlagworte: Fachkräftemangel, Talentkrise, Great Resignation und damit verbunden zahlreiche Recruiting-Herausforderungen im Kampf um die besten Fachkräfte. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Young Professionals, die ihre Berufskarriere gerade erst starten und als Jobeinsteiger den Arbeitsmarkt erobern. Sie gehören größtenteils der Generation Z an und bringen ihre eigenen Werte und Anforderungen an die Arbeitswelt mit.

Definition: Was versteht man unter Young Professionals?

Young Professionals sind gerade dabei ihre Ausbildung oder Studium abzuschließen oder haben maximal bereits ein paar Jahre gearbeitet. Für Unternehmen stellen Young Professionals ein großes Potenzial dar, denn sie sind die neuen Fachkräfte, die in den Arbeitsmarkt eintreten und den Mangel an Talenten ausgleichen können.

Was wollen Young Professionals?

Die neue Generation von Arbeitskräften tickt anders als bisherige Generationen. Young Professionals bringen ihre eigenen Wertvorstellungen mit, haben klare Vorstellungen, wie sie ihr Leben gestalten und wie sie arbeiten möchten, sie sind gut vernetzt und Digital Natives.

Es wird viel darüber spekuliert, was genau Young Professionals eigentlich wollen. Universum, ein Unternehmen von The Stepstone Group, ist dieser Frage nachgegangen und hat in einer aktuellen Studie 1.314 Student*innen und Professionals aus elf Ländern zu ihren Präferenzen und Vorstellungen befragt. Die folgende Auswertung gibt Aufschluss darüber, warum manche Branchen attraktiver auf Young Professionals wirken als andere. Zu den wichtigsten Merkmalen zählt, dass die jeweilige Branche Sicherheit und Stabilität bietet sowie konstant attraktive Gehälter und Benefits. Jobsicherheit und eine gute Bezahlung ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb sich Young Professionals für einen Job und einen Arbeitgeber entscheiden.

Wie gewinnt und hält man Young Professionals im Unternehmen?

Doch wie gewinnt man nun Young Professionals und wie bindet man sie langfristig ans Unternehmen? Wir haben 4 Trends für Sie zusammengefasst und daraus Strategien und Tipps abgeleitet:

Trend 1: Unsicherheiten bezüglich Wirtschaft und Jobaussichten

65 Prozent der Befragten Student*innen und Young Professionals gehen von einer herausfordernden wirtschaftlichen Entwicklung aus, die länger als ein Jahr anhalten wird. Trotzdem schätzen sie ihre Chancen, einen (neuen) Job zu finden gut ein. So gibt es zwar einerseits die Angst davor, dass mit einem wirtschaftlichen Abschwung Kündigungen (bei 55 Prozent der Befragten) und Einsparungen (bei 44 Prozent der Befragten) in Unternehmen einhergehen können, aber andererseits auch die Zuversicht, dass sie dennoch einen Job finden (80 Prozent der Befragten).

Unsere Tipps:

  • „Critical talent“ Program: Manche Qualifikationen wie Software-Entwickler, Data Scientists oder Cybersecurity Expert*innen werden weiterhin stark am Arbeitsmarkt nachgefragt. Umso wichtiger, sich spezielle Recruiting-Strategien für diese critical Talents zu überlegen.
  • Employer Brand evaluieren: Nehmen Sie sich in Phasen, in denen wenige Stellen neu besetzt werden müssen, die Zeit, um ihre Employer Brand zu evaluieren. Sind Sie in den richtigen Kanälen vertreten? Haben sie den richtigen Content-Mix? Wie steht es um Ihre Candidate Experience?

Trend 2: Die Wechselbereitschaft bleibt hoch

Zuerst die schlechte Nachricht: Young Professionals haben eine starke Tendenz dazu, den Job zu wechseln, wenn sie mit den Arbeitsbedingungen und den Aufgaben nicht zufrieden sind. 52 Prozent der Befragten möchten innerhalb eines Jahres den Job wechseln.

Hier liegt aber auch enormes Potenzial, denn wenn Young Professionals kündigen, hat Ihr Unternehmen die Chance, sie an Bord zu holen. Dann ist es jedoch sehr wichtig, alles dafür zu tun, sie auch im Unternehmen zu halten und die richtigen Arbeitsbedingungen und Anreize zu schaffen, die für eine langfristige Zusammenarbeit unabdingbar sind. Beachten Sie dabei die häufigsten No-Go’s, die in der folgenden Grafik abgebildet sind. Allen voran: 40 Prozent der befragten Young Professionals würden den Job wechseln, wenn Gehaltserhöhungen ausbleiben oder reduziert werden:

Unsere Tipps:

  • Fluktuation im Unternehmen evaluieren: Oftmals sind es die unzureichenden Gehaltsaussichten, die Young Professionals dazu bringen, sich nach einem neuen Job umzusehen. Es lohnt sich dennoch, im Unternehmen zu diagnostizieren, weshalb Mitarbeiter*innen kündigen. Holen Sie Feedback ein und führen Sie Offboarding-Gespräche.
  • In einen Employee Experience Manager investieren: Candidate Experience ist in vielen Unternehmen bereits ein wichtiges Thema. Doch wer seine Mitarbeiter*innen auch langfristig halten möchte, sollte sich vermehrt auch mit der Employee Experience und der Mitarbeiterwertschätzung auseinandersetzen und sich regelmäßig ansehen, wie es um die Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeitermotivation im Unternehmen aussieht.

Trend 3: Investitionen in Weiterbildung und Weiterentwicklung

Die Befragung der Young Professionals hat gezeigt, dass die verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen dazu führen, dass sie wieder mehr in sich investieren: in weiterführende Ausbildungen, Wechsel der Studienrichtung oder das Antreten eines zweiten Jobs. So gab jeweils ein Viertel der Befragten an, die Studienrichtung zu ändern, um einen sicheren Job zu bekommen bzw. um ein höheres Gehalt zu erhalten.

Unsere Tipps:

  • Upskilling unterstützen: Bieten Sie in Ihrem Unternehmen Weiterbildungen an (inhouse oder extern). Die Umfrage hat gezeigt, dass gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten der Fokus von vielen Arbeitskräften darauf liegt, in Weiterentwicklung zu investieren. So binden Sie Mitarbeiter*innen länger an Ihr Unternehmen.
  • Nehmen Sie Mitarbeiter*innen ihre Zukunftsängste: In schlechten Zeiten fürchten viele Mitarbeiter*innen um ihren Job. Hier wäre es wichtig, offen und ehrlich über die finanzielle Situation des Unternehmens zu sprechen, ganz nach dem Motto: „bad news is better than no news“. So verhindern Sie auf jeden Fall, dass Horrorszenarien und Gerüchte inoffiziell herumkursieren.

Trend 4: Anforderungen an zukunftsgerichtete EVPs

Bei der Arbeitgeberwahl fallen viele unterschiedliche Kriterien ins Gewicht, die Arbeitgeber in ihrer EVP berücksichtigen sollten. Was genau ist Young Professionals wichtig? 92 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen ein attraktives Grundgehalt wichtig ist. Ebenso von großer Bedeutung sind der Respekt den Mitarbeiter*innen gegenüber, eine sichere Anstellung und eine vielversprechende Work-Life-Balance. Darüber hinaus suchen Young Professionals nach Unternehmen, in denen ihre eigene Entwicklung unterstützt wird, in denen sie zukünftig viel verdienen können und in denen ihnen flexible Arbeitsbedingungen (flexible Arbeitszeit, Remote Work, Homeoffice, Workation, Teilzeit-Option), Weiterentwicklungsmaßnahmen und attraktive Corporate Benefits angeboten werden.

Unsere Tipps:

Ausbalancierte EVP: Unternehmen können nicht nur auf die Wünsche der Arbeitnehmer*innen eingehen, Arbeitsbedingungen immer noch flexibler gestalten und alles andere dabei außer Acht lassen. Wünsche und Vorstellungen sollten mit Erwartungen an Produktivität und Verantwortung ausbalanciert werden. Die ideale EVP stellt eine gute Balance aus Wünschen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen dar.

EVP an lokale Gegebenheiten anpassen: Auch wenn Sie in mehreren Ländern tätig sind, lohnt es sich, eine globale EVP an die lokalen Gegebenheiten anzupassen. Nehmen Sie internationale Trends auf, aber bringen Sie dennoch in Erfahrung, welche Erwartungen und Vorstellungen Talente in Ihrer lokalen Umgebung mitbringen.

Bildnachweis: istockphoto.com / PeopleImages
Autorin: Beatrix Mittermann

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