Female Recruiting

Wieso wird Female Recruiting immer wichtiger?

Es ist längst kein Geheimnis mehr. Immer mehr Branchen und Unternehmen sind vom Fachkräftemangel betroffen und haben oftmals Schwierigkeiten, Positionen mit qualifizierten Fachkräften nachzubesetzen. Die Liste der Mangelberufe nimmt stetig zu und der Arbeits- und Fachkräftebedarf steigt in allen Bundesländern Österreichs. Das führt dazu, dass sich der Wettkampf um die besten Arbeitskräfte weiter zuspitzt und Unternehmen mit vielen anderen Firmen um genau diese Arbeitskräfte konkurrieren. Dadurch verändert sich der gesamte Arbeitsmarkt, in dem zunehmend nicht mehr die Unternehmen die Bedingungen diktieren, sondern die Arbeitnehmer*innen. Verschärft wird dies durch den aktuellen Trend der Great Resignation, also die vermehrt auftretende Kündigungswelle, durch die Unternehmen noch mehr Bedarf an neuen Fachkräften haben. Es lohnt sich daher, sich Gedanken darüber zu machen, wie man motivierte, qualifizierte Frauen für sein Unternehmen gewinnen kann – auch in bisher überwiegend männlich geprägten Berufen, wie in Handwerksberufen oder technischen Berufen oder in Branchen, die es aktuell noch schwerer haben als andere, beispielsweise in der Gastronomie oder Hotellerie.

 

Vorteile von Female Recruiting für den Arbeitgeber

  • Größere Auswahl an Talenten: Wer gezielt auch die weiblichen Fachkräfte anspricht, verdoppelt den verfügbaren Fachkräftepool. Das ist vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels und auf Grund demographischer Entwicklungen umso wichtiger.
  • Mehr Erfolg und Produktivität durch Diversität: Vielfalt und Diversität innerhalb der Teams ist ein enormer wirtschaftlicher Erfolgsfaktor, der sich positiv auf den Geschäftserfolg auswirkt. Es ist erwiesen, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erzielen als homogene Teams.
  • Mehr Kreativität und Innovation: Je vielfältiger ein Team ist, desto kreativer und innovativer kann dieses arbeiten und bei Problemstellungen mehr unterschiedliche Perspektiven, Sichtweisen und Blickwinkel einbringen. Zudem ist es in diversen Teams einfacher, eingefahrene Arbeitsweisen und Abläufe zu hinterfragen und neue, effizientere Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
  • Steigerung der Arbeitgeberattraktivität: Auch auf Ihr Employer Branding hat mehr Diversität eine positive Wirkung. Denn auf Vielfalt zu setzen und diese im Unternehmen zu leben, erhöht Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
  • Mehr Zufriedenheit und Zugehörigkeitsgefühl:  Wo Vielfalt gelebt wird, steigt auch die Zufriedenheit und Motivation unter den Arbeitnehmer*innen und das Gefühl von Wertschätzung führt zudem zu einer stärkeren Mitarbeiterbindung und einem besseren Zugehörigkeitsgefühl.

7 Tipps für das gezielte Recruiting von Frauen

Wir haben Ihnen 7 Tipps zusammengestellt, mit denen Sie Female Recruiting auch in Ihrem Unternehmen erfolgreich umsetzen können:

 

Tipp 1: Beginnen Sie bei der Stellenanzeige!

Oftmals ist die Stellenanzeige der erste Berührungspunkt, den potenzielle Bewerberinnen mit Ihnen als Arbeitgeber haben. Es ist daher enorm wichtig, dass Sie Ihre Stellenanzeige optimieren und sowohl den Jobtitel als auch die Stellenbeschreibung geschlechtsneutral formulieren. Der Genderbias-Decoder unterstützt Sie dabei. Denn eines sollten Sie nicht vergessen: Neutralität signalisiert Gleichberechtigung und steigert für die weibliche Workforce Ihre Attraktivität als Arbeitgeber. Wer in seiner Stellenanzeige beispielsweise einen Sachbearbeiter, Projektleiter oder Informatiker sucht, sollte sich nicht wundern, wenn Bewerbungen weiblicher Fachkräfte ausbleiben. Hinter die männliche Berufsbezeichnung im Jobtitel den Zusatz „w/m“ oder „w/m/d“ bzw. „w/m/x“ zu setzen, ist hier der erste Schritt Richtung Inklusion. Noch besser wäre es jedoch, weibliche Bewerberinnen zusätzlich direkt mit der weiblichen Berufsbezeichnung und neutraler Sprache anzusprechen. Mehr Tipps zur erfolgreichen Gestaltung von Stelleninseraten erhalten Sie in unserer Stelleninserat Vorlage.

 

Tipp 2: Zeigen Sie Ihre weibliche Unternehmensseite!

Um die Zielgruppe der Frauen erfolgreich zu erreichen, sollten Sie nicht nur die männliche Seite präsentieren, sondern auch Ihre weibliche Unternehmensseite zeigen. Dies kann beispielsweise durch entsprechende Bilder in der Unternehmenspräsentation erreicht werden – auf der Website, auf den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen, bei der Unternehmensvorstellung in Stellenanzeigen, etc. Wer hier nur Männer abbildet, wirft bei weiblichen Bewerberinnen oftmals die Frage auf, ob sie da überhaupt erwünscht sind oder ob sie bzw. ihre Werte in dieses Unternehmen hineinpassen.

 

Tipp 3: Setzen Sie auf ein kollegiales Betriebsklima und menschenfreundliche Werte!

Setzen Sie darauf, die frauenfreundlichen Werte des Unternehmens überzeugend zu präsentieren und ein freundliches, inklusives Arbeitsumfeld nach außen zu transportieren. Rücken Sie Werte wie „Mitbestimmung“ und „Kollegialität“ bzw. „Führung auf Augenhöhe“ ins Zentrum und zeigen Sie, dass sie ein wertschätzendes, anerkennendes Umfeld kreiert haben, in dem Gleichberechtigung großgeschrieben wird und in dem es keinen Platz für Ausgrenzung oder Diskriminierung gibt. Dazu zählt beispielsweise auch ein Commitment zu Equal Payment und gerechten, transparenten Aufstiegschancen.

 

Tipp 4: Bleiben Sie realistisch!

Natürlich hätte jedes Unternehmen gerne die allerbesten Bewerber*innen, die sowohl die entsprechende Ausbildung als auch jahrelange Erfahrung in allen relevanten Bereichen mitbringen. Doch mal ganz ehrlich: Nicht alles davon ist wirklich auch relevant. Vieles lässt sich innerhalb kürzester Zeit erlernen bzw. kann im Rahmen einer guten Onboarding– und Einschulungsphase erworben werden. Stellen Sie daher in Ihrem Stelleninserat klar, bei welchen Anforderungen es sich um absolute MUSS-Kriterien handelt, und welche OPTIONAL auch noch schön wären, aber nicht erforderlich sind. Das ist vor allem beim Female Recruiting wichtig, da Frauen in der Regel dazu tendieren, sich nicht für einen Job zu bewerben, wenn sie nicht alle Anforderungen oder zumindest einen Großteil davon erfüllen.

Tipp 5: Bieten Sie attraktive, weibliche Karrieremodelle!

Um bei weiblichen Bewerberinnen zu punkten, sollten Sie unbedingt attraktive Karrieremodelle für Frauen anbieten. Das bedeutet, dass sie einen Rahmen schaffen, in dem der Beruf mit der Familie gut vereinbart werden kann. Das Zauberwort in diesem Zusammenhang lautet: Flexibilität. Gestalten Sie Arbeitsbedingungen für Ihre Mitarbeiter*innen möglichst flexibel durch: 

  • Flexibilität hinsichtlich des Arbeitsortes: Möglichkeiten, im Homeoffice bzw. remote zu arbeiten, und das möglichst nicht mit starren Modellen, bei denen bereits am Monatsbeginn genau definiert sein muss, wer an welchen Tagen im Büro oder von zu Hause aus arbeitet, sondern flexibel gestaltbar.
  • Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeit: flexible Arbeitszeiten, die Ihre Arbeitnehmer*innen individuell an ihre Bedürfnisse bzw. die Bedürfnisse ihrer Familie anpassen können, aber auch die Möglichkeit, auf Wunsch Teilzeit zu arbeiten, um so etwaigen Betreuungsverpflichtungen besser nachkommen zu können.
  • Förderung der Work-Life-Balance durch Berücksichtigung der Bedürfnisse und familiären Verpflichtungen, Interessen sowie ein Angebot im Bereich Employee Wellbeing (beispielsweise durch Workshops, Kurse und Angebote im Rahmen von Corporate Benefits).
  • Kinderbetreuungsangebote durch beispielsweise einen Betriebskindergarten etc.

 

Tipp 6: Fördern Sie Aus- und Weiterbildung!

Interne Weiterbildungs- und Karriereprogramme sind zwar generell für alle Mitarbeiter*innen relevant, doch oftmals zahlt es sich aus, hier auch auf spezielle Programme für Frauen zu setzen. Vor allem in Branchen und Bereichen, die eher männerdominiert sind, kann es für Frauen schwieriger sein, sich bei Karrieresprüngen durchzusetzen bzw. die nötige Unterstützung zu erlangen, die für eine berufliche Weiterentwicklung nötig wäre. Fördern Sie daher auch gezielt weibliche Karrierewege im Rahmen von Karriereprogrammen für weibliche Führungskräfte und schaffen Sie Netzwerke und Fördermöglichkeiten innerhalb Ihres Unternehmens – egal, ob sie dies intern aufbauen oder an externe Expert*innen auslagern.

Aufstiegschancen sind für Frauen extrem wichtig und mit den richtigen Programmen zeigen Sie, dass Sie als Arbeitgeber daran interessiert sind, diese auch aktiv zu fördern. Spezielle Aus- und Weiterbildungsprograme sind auch für weibliche Mitarbeiter*innen interessant, die nach längeren Pausen wie beispielsweise nach einer Elternkarenz ins Unternehmen zurückkehren. So erleichtern Sie den Wiedereinstieg und binden diese weiblichen Fachkräfte stärker an Ihr Unternehmen, was auch eine positive Message an alle zukünftigen Bewerberinnen aussendet.

Tipp 7: Bieten Sie Jobsharing-Angebote an!

Beim Jobsharing teilen sich zwei (oder mehr) in Teilzeit arbeitende Mitarbeiter*innen im Tandem eine Vollzeitstelle. Grundsätzlich kann das auf jedem Level und in allen Ebenen des Unternehmens sinnvoll sein, aber vor allem für Frauen können solche Angebote besonders attraktiv sein. Denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird durch Jobsharing erleichtert und Expert*innen sind davon überzeugt, dass sich durch Jobsharing auch die Frauenquote in Führungspositionen erhöhen kann. Da der Wunsch nach flexiblen Arbeitsmodellen und diversen Teams nach wie vor steigt, können solche Jobsharing-Angebote auch Ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen und Ihnen einen Boost für Ihr Employer Branding einbringen.


Autorin: Beatrix Mittermann
Bildnachweis: istock/Jane_Kelly

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