Genderbias in
Stellenanzeigen aufdecken

Würden Sie unbewussten Genderbias erkennen – also geschlechtsspezifische Formulierungen in unserem Sprachgebrauch und in der Art, wie wir über Berufe denken? Nein? Das geht vielen so! Deshalb haben wir über eine halbe Million Stellenanzeigen unter die Lupe genommen, um herauszufinden und zu verstehen, wie diese unbewusst geschlechtsspezifische Vorurteile prägen – und zu Ungleichheit am Arbeitsplatz führen können.

Unbewusster Genderbias

Wie beeinflussen unbewusste geschlechtsspezifische Vorurteile unsere Denkweise? Beginnen wir mit einem kleinen Rätsel.

Ein Vater fährt seinen Sohn zum Vorstellungsgespräch bei einem großen Softwareunternehmen. Als sie auf den Parkplatz fahren, klingelt das Telefon des Sohnes. Am Telefon ist der CEO des Unternehmens: ‚Viel Glück, mein Sohn, du schaffst das‘.

Wie ist das möglich?

Dieses Rätsel leitet ein Thema ein, das aktuell an Brisanz gewonnen hat: Die Ungleichheit am Arbeitsplatz mit versteckten Assoziationen von Beruf, Funktion und Geschlecht. Der CEO ist die Mutter des Jungen, doch daran denkt kaum jemand und zwar aufgrund unseres unbewussten gesellschaftlichen Vorurteils, dass Führungskräfte männlich sind.

Was bewirkt also unbewusster Genderbias bei Stellenanzeigen?

Untersuchungen haben Folgendes gezeigt: Wenn Frauen eine Stellenanzeige mit männlichen Stereotypen lesen, können sie das Gefühl bekommen, dass sie nicht der Beschreibung entsprechen. Diese unsichtbare Barriere kann Frauen davon abhalten, sich zu bewerben.

Wir haben den StepStone Genderbias Decoder entwickelt, um diese versteckten geschlechtsspezifischen Vorurteile in Stellenanzeigen aufzudecken und zu ersetzen. Doch hat der Decoder auch das Potenzial, etwas auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verändern?

Schon gewusst?

Frauen in Österreich …
arbeiten in schlechter bezahlten Branchen als Männer.

Frauen in Österreich …
besetzen weniger leitende Positionen als Männer.

Frauen in Österreich …
verdienen für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer.

Quelle: genderpaygap.eu

Unsere Stellenanzeigen-Analyse

Wir haben 683.000 auf StepStone.de veröffentlichte Stellenanzeigen mit dem Genderbias Decoder auf geschlechtsspezifische Vorurteile hin geprüft.

Dabei kam heraus, dass die überwältigende Mehrheit der Stellenanzeigen eine Mischung aus geschlechtsspezifischen Begriffen enthält: 86 % enthielten männlich kodierte und 83 % weiblich kodierte Wörter.

Vergleicht man die Anzahl der männlich und weiblich kodierten Wörter in jeder Stellenanzeige, so erhält man die gesamte geschlechtsspezifische Ausrichtung. Das ergibt ein klares Bild: Bei der Hälfte aller Stellenanzeigen zeichnet sich eine insgesamt männlich geprägte Wortwahl ab. Und fast zweimal mehr Stellenanzeigen weisen einen stark männlichen Bias auf als einen stark weiblichen Bias.

Stellenanzeigen: Aufschlüsselung der geschlechtsspezifischen Vorurteile

Dekodierung der Begrifflichkeiten

Männlich geprägt
Mehr männlich kodierte Wörter
Stark männlich geprägt
3+ mehr männlich kodierte Wörter als weiblich kodierte Wörter

Neutral
Gleiche Anzahl von weiblich und männlich kodierten Wörtern

Weiblich geprägt
Mehr weiblich kodierte Wörter
Stark weiblich geprägt
3+ mehr weiblich kodierte als männlich kodierte Wörter

Warum ist das wichtig? Untersuchungen haben gezeigt, dass eine männlich kodierte Sprache in Stellenanzeigen zu weniger Bewerberinnen führen kann, während eine weiblich kodierte Sprache Männer nicht abschreckt. Um mehr Gleichberechtigung bei der Stellenbesetzung zu erreichen, konzentrieren wir uns also auf die männlich geprägten Formulierungen.

Dazu haben wir genauer untersucht, wie sich unbewusster Genderbias in Stellenanzeigen durch geschlechtsspezifisch geprägte Formulierungen, Branchen, Berufsgruppen und Führungsebenen manifestiert.

Geschlechtsspezifisch geprägte Formulierungen

Wenn Sie an eine typische Stellenanzeige denken – welche Art von Sprache wird dort verwendet? Das Wort „unternehmerisch” mag Ihnen in den Sinn kommen. Tatsächlich findet sich die Formulierung „unternehmerisches Denken” in 2,75 % der Stellenanzeigen. Wörter wie diese wecken jedoch unbewusste Assoziationen mit männlichen Stereotypen. Der Genderbias Decoder deckt solche Formulierungen auf und schlägt Alternativen vor.

Die häufigsten männlich und weiblich geprägten Wortstämme sind unten aufgeführt.

Für jedes Wort in diesen Aufzählungen gibt es mehrere Varianten. Abwandlungen von „herausfordernd“ können etwa „neue Herausforderung“, „herausfordernde Aufgabe“ oder „spannende Herausforderung“ sein.


Geschlechtsspezifisch geprägte Branchen

Branchen sind die Wirtschaftsbereiche, in denen Menschen arbeiten. Einer der Gründe für das geschlechtsspezifische Lohngefälle ist, dass Frauen in der Regel in weniger gut bezahlten Branchen – wie z. B. dem Sozialwesen – überrepräsentiert sind.

Die Stellenausschreibungen für Rollen in den meisten Branchen sind männlich geprägt. Fakt ist, dass es in nur drei Branchen mehr weiblich geprägte Stellenanzeigen gibt. Für eine Top 10 reicht das leider nicht aus. Dazu kommt, dass diese drei Branchen weniger Voreingenommenheit zeigen als die fünf Branchen, die am stärksten männlich geprägt sind.


Geschlechtsspezifisch geprägte Berufsgruppen

Berufsgruppen sind die Bereiche, in denen Menschen arbeiten. Wenn Sie zum Beispiel Entwickler für einen Online-Shop sind, ist Ihre Berufsgruppe IT, Ihre Branche hingegen Einzelhandel. Es überrascht nicht, dass die meisten Berufsgruppen ebenfalls männlich geprägt sind.


Geschlechtsspezifisch geprägte Führungsebenen

Je höher die in der Stellenanzeige behandelte Führungsebene, desto stärker zeichnet sich die männliche Ausprägung ab. Auf Führungsebene ist die Wahrscheinlichkeit, dass Stellenanzeigen stark männlich denn weiblich geprägt sind, siebenmal höher.

Führungsebenen: Genderbias im Vergleich

Checken Sie Ihre Stellenanzeigen auf Genderbias

Hält Ihre Wortwahl Menschen davon ab, sich auf Ihre ausgeschriebene Stelle zu bewerben? Unser Genderbias Decoder deckt versteckte geschlechtsspezifische Formulierungen auf, um so mehr Bewerbungen zu generieren.

Stellenanzeige checken

Quelle: 682.828 auf stepstone.de veröffentlichte Stellenanzeigen im Zeitraum vom 1. Dezember 2020 bis 31. Mai 2021. Anmerkung: Nur Branchen/Berufsgruppen/Führungsebenen mit mindestens 1.000 Stellenanzeigen wurden in die Analyse einbezogen. Der Genderbias Decoder identifiziert Varianten eines Wortes, wie „unternehmerisch“, „unternehmerischen“, „Unternehmerdenkweise“. Alle Varianten haben wir unter einem Begriff gruppiert. Der Genderbias Decoder bietet nur dann Alternativen an, wenn die Begriffe in einem bestimmten Kontext vorkommen, beispielsweise „unternehmerisches Denken“.