9 Tipps für attraktive Arbeitgeber

Ein zentraler Bestandteil jeder Employer-Branding-Strategie ist die Arbeitgeberattraktivität des Unternehmens – sowohl intern als auch extern. Damit lassen sich die richtigen Bewerber*innen anziehen und im Onboarding-Prozess überzeugen, vor allem aber auch langfristig im Unternehmen halten. Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels ist das wichtiger denn je. Welche konkreten Maßnahmen Sie setzen können, um Ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern, zeigen wir Ihnen anhand der aktuellen Ergebnisse der Kooperationsstudie von The Stepstone Group und dem Kienbaum Institut. In der im Jänner und Februar 2024 in Deutschland durchgeführten Studie zu „Attracting Talent“ wurden Jobsuchende, Angestellte (die ihren Job behalten wollen) sowie Recruiter*innen befragt, was die entscheidenden Faktoren sind, um Top-Talente nicht nur anzuziehen, sondern auch zu binden.

Tipp 1: Abkehr vom Gießkannenprinzip

Durch eine maßgeschneiderte und bedürfnisorientierte Ansprache können sich Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte abheben. Welchen Wert haben Work-Life-Balance oder Arbeitsplatzsicherheit für unterschiedliche Personen- oder Altersgruppen? Gibt es geschlechtsspezifische Faktoren? Für den konkreten Recruiting-Prozess bedeutet das, dass individuell abstimmbare Pakete und Anpassungen es möglich machen, auf die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse des*der Kandidaten*in einzugehen.

Tipp 2: Attraktive Gehälter anbieten

Wie die „Attracting Talent“-Studie zeigt, ist das Festgehalt zwar ein wichtiger Bindungsfaktor für Personen, die bei ihrem aktuellen Arbeitgeber bleiben wollen, Wechselwillige jedoch interessieren sich stark für individuelle leistungsabhängige Vergütung, Benefits und neue Vergütungsmodelle: Als wichtige Faktoren für attraktive Arbeitgeber nannten in der Studie 54% der Befragten „Gehaltstransparenz und Fairness der Vergütung“, dahinter folgten die Benefits mit 47%, das Festgehalt dagegen wurde erst an dritter Stelle von nur noch 41% der Befragten genannt. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Stepstone Jobreport 2024, demzufolge Wechselwillige ein hohes Einkommen in der Zukunft (45%) und attraktive Zusatzleistungen (42%) als wichtigste Faktoren nennen. Ist es Ihnen nicht möglich, von Beginn an ein attraktives Gehalt zu zahlen, definieren Sie klare und transparente Bedingungen, an die zukünftige Gehaltserhöhungen geknüpft sind, um Bewerber*innen so Orientierung zu bieten.

Tipp 3: Flexibilität hervorheben

Flexibilität der Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit, remote zu arbeiten, stehen für Arbeitnehmer*innen im Mittelpunkt. So nannten als zwei Drittel der Befragten in der „Attracting Talent“-Studie als wichtigsten Faktor der Attraktivität in puncto Flexibilität flexible Arbeitszeiten (67%), gefolgt von flexiblen Arbeitsorten (59%), und mehr als die Hälfte der Befragten gab Selbstbestimmtheit als wichtigen Faktor an (52%). Da das gleichermaßen für Jobsuchende wie für Personen gilt, die bei ihrem Unternehmen bleiben wollen, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass Flexibilität ein Muss ist.

Tipp 4: Seine Zielgruppe und die jeweiligen Attraktivitätsfaktoren kennen

Wer ausreichend Candidate Insights sammelt, kann ermitteln, welche Attraktivitätsfaktoren besonders hervorgehoben werden sollten – dazu können Fokusgruppeninterviews, Standardfragen im Bewerbungsprozess oder Interviews mit neuen Kolleg*innen herangezogen werden. Darauf aufbauend sollten im Anschluss Candidate Personas erstellt werden. Die Erstellung dieser fiktiven Personen hilft bei der Analyse der Bedürfnisse der Zielgruppe und macht es einfacher, spezifische Maßnahmen für Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting abzuleiten.

Wie die „Attracting Talent“-Studie zeigt, sind beispielsweise die größten Unterschiede in puncto Karriereziele zwischen den Geschlechtern festzustellen: Männer tendieren dazu, ihre Karriere mit dem Ziel der finanziellen Stabilität voranzutreiben, während Frauen oft den Beruf wählen, der sich besser mit dem persönlichen Leben und Verpflichtungen vereinbaren lässt. So priorisieren Männer im Berufsleben Grund- und Sicherheitsbedürfnisse, während Frauen Selbstverwirklichung und soziale Bedürfnisse priorisieren. Neben dem Geschlecht sollte als wichtiger Faktor auch noch berücksichtigt werden, in welcher Lebensphase sich die Bewerber*innen befinden: Im Schnitt liegt bei Jüngeren der Fokus auf Karriereentwicklung und Vergütung, Menschen mittleren Alters dagegen auf Work-Life-Balance und Vergütung, ältere Arbeitnehmer*innen ab 50 wiederum setzen auf Unternehmens- und Teamkultur sowie Sicherheit.

Tipp 5: Mitarbeiter*innen zu Botschaftern machen

Zufriedene Mitarbeiter*innen tragen die positiven und attraktiven Aspekte des Arbeitens nach außen – auch auf Bewertungsplattformen im Internet – und prägen das Image des Unternehmens maßgeblich mit. Es lohnt sich also, in die Zufriedenheit der Belegschaft zu investieren und bestehende Mitarbeiter*innen auf Social-Media-Kanälen bzw. in Videos auf Ihrer Website vorzustellen oder beispielsweise als Corporate Influencer zu Wort kommen zu lassen. Das hat den Vorteil, dass Bewerber*innen aus erster Hand erfahren, wie es ist, tatsächlich im Unternehmen zu arbeiten und nebenbei auch noch ihre zukünftigen Kolleg*innen kennenlernen. Darüber hinaus wirken die Botschaften aus dem Mund von Arbeitnehmer*innen auch authentischer und sympathischer.

Tipp 6: Wechselwillige gewinnen

Wie die „Attracting Talent“-Studie zeigt, sind 92% der befragten Arbeitnehmer*innen grundsätzlich wechselbereit (sowohl aktiv Suchende als auch für Angebote offene) und von den aktiv Suchenden strebt jede*r Zweite an, bis Juni 2024 einen neuen Job zu finden. Auch im Stepstone Jobreport 2024 zeigte sich für Österreich, dass 44% der Befragten einem Jobwechsel offen gegenüberstehen, zudem spielen weitere 15% mit dem Gedanken zu wechseln. Diese 15% der Beschäftigten wären jedoch bereit, im aktuellen Job zu bleiben, wenn ihr Arbeitgeber ihnen entgegenkommt. Der größte Anteil an Wechselwilligen findet sich mit mehr als der Hälfte im Vertrieb und im Ingenieurswesen (55% und 53%). Um diese wechselwilligen Interessenten anzusprechen, ist Schnelligkeit gefragt – sowohl im Bewerbungs- wie im finalen Auswahlprozess.

Tipp 7: Anpassungsfähigkeit des Unternehmens unter Beweis stellen

Mit der immer schnelleren Transformation der Arbeitswelt wandeln sich auch die Vorstellungen von einem attraktiven Job. Wer hätte vor 10 Jahren vorhergesagt, wie wichtig flexible Arbeitsorte für Arbeitnehmer*innen heute sein werden? Wer weiß, welche KI-Skills in fünf Jahren die wichtigsten sein werden und welche Prozesse und Abläufe KI grundlegend verändern wird? Unternehmen sind daher dazu angehalten, die Trends nicht nur im Blick zu behalten, sondern kontinuierlich Strategien zu entwickeln, um attraktive Jobs für Top Talente anzubieten.

Tipp 8: Employee Experience hochhalten

Arbeitgeberattraktivität wirkt nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Die Zufriedenheit der bestehenden Mitarbeiter*innen ist einer der wichtigsten Spielentscheider, wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens geht. Deshalb ist es wichtig, die Employee Experience hochzuhalten und die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen im Unternehmen zu identifizieren, beispielsweise im Rahmen von systematischen Mitarbeiterbefragungen. Wie aus der Studie ersichtlich wird, ist eine attraktive Unternehmenskultur nicht von einem einigen Aspekt abhängig: Als besonders wichtig werden von mehr als der Hälfte der Befragten „Fairness und Gleichberechtigung“ genannt (56%), von knapp der Hälfte „flache Hierarchien“ und „Wissens- und Lernkultur sowie Fehlerkultur“ (je 49%).

Tipp 9: Purpose als Trumpf

Eine sinnstiftende Beschäftigung ist für Mitarbeiter*innen ein nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor: Nicht umsonst wird Purpose als Trumpf im Recruiting angesehen und Unternehmen punkten bei Bewerber*innen, indem sie ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft durch nachhaltiges Handeln gegenüber der Umwelt, der sozialen Gemeinschaft und innerhalb der Arbeitsorganisation zeigen und verdeutlichen, wie die Mitarbeiter*innen dazu beitragen können.

Autorin: Sabine Schönfellner
Bildnachweis: istock/filadendron


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