Ein gängiger Störfaktor: Fehlendes Feedback im Job

Für eine konstruktive Feedback-Kultur am Arbeitsplatz


24.10.2018

Ein konstruktives Gespräch mit dem Chef ist für Arbeitnehmer in einer offen-dialogischen Unternehmenskultur selbstverständlich – andere plagt fehlendes Feedback im Job. Damit du keine Chance auf Anerkennung und Wertschätzung am Arbeitsplatz verstreichen lässt, haben wir Tipps und Strategien für dich zusammengestellt.

Mehr als Lob & Kritik – über Anerkennung & Wertschätzung

Um ein konstruktives Miteinander am Arbeitsplatz zu schaffen, ist Feedback immens wichtig. Nur durch angemessenes Lob und Kritik Lernen sich Mitarbeiter eines Unternehmens auf allen Hierarchieebenen besser kennen, können Verständnis und Vertrauen aufbauen sowie die Zusammenarbeit verbessern. Eine wertschätzende Feedback-Kultur entsteht aber nicht aus dem Stehgreif – sie braucht Zeit, Raum und ausreichend Pflege aller Beteiligten. Ein kurzes Lob zwischen Tür und Angel ist also nicht die Lösung für fehlendes Feedback im Job. Da in offenen Feedbackgesprächen weit mehr als spontan-intuitive Wertungen stecken sollten, braucht es Vorbereitung beider Seiten auf konstruktive Gespräche – wie es auch beim Mitarbeitergespräch üblich ist. Denn zu einem Feedback gehört weitaus mehr als schnelles Lob und harsche Kritik. Es geht dabei um die Anerkennung deiner Leistungen und Hard Skills sowie um die Wertschätzung deiner Person und Soft Skills. Während also Lob nur eine spontane Wertschätzung bedeutet, sucht eine anerkennende Feedback-Kultur nach einer Wertschätzung als Haltung und Unternehmensphilosophie.

 

Kein Feedback des Chefs? Mit diesen 5 Strategien forderst du es richtig ein!

Destruktive Kritik, falsches Timing, interessengeleitete Fragen oder emotionale Vorwürfe können dazu führen, dass man sich die Zeiten des fehlenden Feedbacks im Job wieder zurückersehnt. Gehe daher bewusst und dezent mit deinen Forderungen und Wünschen am Arbeitsplatz um. Mit diesen fünf Tipps bist du auf dem besten Weg zu einer dialogischen Feedback-Kultur, von der alle Beteiligten profitieren:

 

1.  Suche das Gespräch mit der Chefetage!

Traue dich ruhig, mit deinem direkten Vorgesetzten über deinen Bedarf an Feedback zu sprechen. Dadurch zeigest du ihm dein Interesse und deine Bereitschaft, konstruktive Kritik anzunehmen. Allerdings musst du darauf achten, dass du ein gutes Timing erwischst: eine Unternehmenskrise oder besonders stressige Arbeitsphasen gehören sicherlich nicht dazu. Deine eigenen Anliegen solltest du dabei möglichst in Ich-Formulierungen aufzeigen, um Raum für neue Perspektiven, Ideen, Motivation und Rückmeldungen beider Seiten zu öffnen. Denke aber daran, dass du durch die Forderung eines konstruktiven Gesprächs auch unangenehme Wahrheiten und harte Kritik erhalten kannst. Sofern du deine Leistungen aber zufriedenstellend erbringst, brauchst du dir  darüber keine Gedanken machen!

 

2.  Schaffe ein dialogisches Arbeitsklima für Feedback

In Sachen Arbeitsklima geht es nicht nur um Feedback und Lob für dich. Indem du täglich mithilfst eine offene und konstruktive Kommunikation im Unternehmen und Team zu etablieren, steigerst du auch die allgemeine Feedback-Kultur. Wenn du eine bestimmte Aufgabe vorbereitest, kannst du deinem Chef schon im Vorfeld, vor der Ablieferung deiner Arbeit, um Feedback bitten. Das gleiche gilt, insofern du bereits eine Sprosse der Karriereleiter hochgeklettert bist: Schaffe dieses dialogische Arbeitsklima auch, indem ihr euch untereinander im Team Anerkennung zeigt!

 

3. Lasse deine Leistungen nicht im Alltag untergehen!

Lobe dich nicht allzu sehr über den grünen Klee, aber lasse deinen Vorgesetzten mit ausreichend Selbsterkenntnis und -kritik dennoch wissen, wenn du eine Aufgabe besonders erfolgreich erledigt hast. Und denke daran, dass die meisten Projekte nur durch Teamarbeit möglich sind – Lob und Anerkennung für das gesamte Team auszusprechen lässt dich darüber hinaus bescheidener und sympathischer auftreten! Sei dir zudem über deinen tatsächlichen Marktwert bewusst.

 

4.  Gratuliere deinen Kollegen öffentlich für ihre Leistungen!

Wenn du deine Kollegen öffentlich lobst, sollte diese Wertschätzung stets ehrlich und voller Überzeugung sein. Natürlich kannst du darauf hoffen, dass dein Team deinen Beitrag zum Erfolg ebenfalls erwähnen wird, aber das sollte nicht die Hauptmotivation sein. Denn so oder so ist es gut, wenn du deine Kollegen wertschätzt, selbst wenn sie das nicht immer im selben Ausmaß erwidern. Dadurch wird es auch besser akzeptiert, solltest du mal deine eigenen Leistungen hervorheben.

 

5.  Lobe deinen Chef!?

Nur weil deinem Vorgesetzten wichtige Führungsqualitäten nachgesagt werden, heißt das nicht, dass er mehr Anerkennung und Lob im Arbeitsalltag erfährt als du. In einem professionellen Ausmaß kannst daher auch du deinem Chef konstruktive Kritik geben und insbesondere auf der Teamleitungsebene positive Aspekte hervorheben. Halte deine ehrliche Wertschätzung dennoch in einem angemessenen Rahmen. Solltest du Lob und Kritik an deinem Vorgesetzten noch nie geübt haben, bildet vielleicht das nächste resümierende Jahresgespräch einen geeigneten Anfang? Ein netter Nebeneffekt: Durch deine Feedback-Kultur gewöhnt er sich vielleicht auch an, deine Leistungen häufiger zu würdigen. Es kann aber genauso sein, dass dein Vorgesetzter zu der Sorte gehört, die kein Feedback gibt und auch selbst keins einholen mag – gerade dann solltest du diese fünfte Strategie nur zaghaft anwenden!

All diese kommunikativen Soft Skills, Praktiken und Qualitäten helfen dir auch, falls du mal planst aus dem eigenen Team zur Führungskraft aufzusteigen.

 

Folgen geringer Wertschätzung am Arbeitsplatz

Hast du dennoch das Gefühl, dass deine Bemühungen nicht anerkannt werden, obwohl du ständig mehr leistest, als von dir erwartet wird? Diese mangelnde Anerkennung ist die Ursache für viel Unzufriedenheit am Arbeitsplatz. Da der Entschluss zur tatsächlichen Kündigung und einem Jobwechsel für viele Menschen eine unglaublich abschreckende Vorstellung ist, bleiben umso mehr Arbeitnehmer unglücklich, schweigend und ertragend. Dieser mentale Belastungszustand einer inneren Kündigung kann sich über Wochen, Monate oder sogar Jahre ziehen. Sollten sonstige Arbeitsbedingungen oder Aufgabenverteilungen für dich  zusätzlich nicht stimmen, kann eine ganze Unterdrückungsspirale über Bossing oder Mobbing am Arbeitsplatz bis zum Boreout oder Burnout losgetreten werden. Geringe Wertschätzung sowie allgemein fehlendes Feedback im Job sollten daher nie unterschätzt werden. Die fehlende Anerkennung bildet einen klaren Arbeitsbeziehungskiller und ist Grundlage für das ansteigende Frustbarometer, Missverständnisse und schwindende Leistung am Arbeitsplatz. Damit es für dich nicht soweit kommt, besteht der erste Schritt darin, Lob, Anerkennung, Kritik und Wertschätzung als prinzipielle Haltungsethik zu verstehen und nicht als zeitraubende, unproduktive Nebensächlichkeit am Arbeitsplatz abzutun. Die Vermeidung von geringer Wertschätzung zählt unter anderem auch zu einer guten Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz.

Bildnachweis: ruslanshramko/Quelle: www.istockphoto.com

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