Green Recruiting: Nachhaltige Personalsuche

Flexible Arbeitszeiten, ein möglichst abwechslungsreiches Arbeitsumfeld und Arbeiten im digitalen Zeitalter: An aktuellen Trends und Entwicklungen mangelt es dem Arbeitsmarkt nicht. Doch vor allem die Generation Z, die gerade ihren Weg ins Berufsleben findet, legt auf eines besonderen Wert: Nachhaltigkeit – auch und gerade im Recruiting.

Die junge Generation und Bewegungen wie „Fridays for Future“ zeigen, wie stark Umweltthemen zukünftige Bewerber*innen beschäftigen. Eine Stepstone Studie zeigt, dass ältere Beschäftigte genauso viel Wert auf klimafreundliche Arbeitgeber legen wie junge Arbeitnehmer. Immer mehr Unternehmen erkennen daher nicht nur die Notwendigkeit einer nachhaltigen Unternehmenskultur, sondern auch die Relevanz von „Green Recruiting“.

Definition: Was ist Green Recruiting?

Green Recruiting ist eine nachhaltige Personalstrategie, die ökologische und soziale Verantwortung in den Mittelpunkt stellt. Es umfasst umweltfreundliche Bewerbungsverfahren und Benefits, um zukunftsorientierte Arbeitskräfte zu gewinnen.

Zudem ist Green Recruiting ein integraler Bestandteil des ganzheitlichen Green HR Managements eines Unternehmens und zielt darauf ab, alle Aspekte der Personalakquise ökologisch effizient zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um ökologische Maßnahmen, sondern auch um ressourceneffiziente betriebliche Abläufe und faire Arbeitsbedingungen.

Nachhaltigkeit als zentraler Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers

Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur ein Nischenthema für Umweltaktivisten: Laut einer aktuellen Stepstone-Studie, unter mehr als 2.600 Arbeitnehmer*innen in Deutschland, ist das Thema für satte 68% der Teilnehmer*innen ein zentraler Faktor bei der Wahl eines Arbeitgebers. Und: Für mehr als die Hälfte (53%) hat der Nachhaltigkeitsansatz des Arbeitgebers sogar einen direkten Einfluss auf die Jobzufriedenheit.

Das sind die wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte aus Arbeitnehmersicht:

  1. Energiesparen
  2. Recycling
  3. Betriebliche Gesundheitsförderung
  4. Langfristig orientierte Unternehmensstrategie
  5. Umweltfreundliche Produkte und Services

Arbeitnehmer*innen wollen also mehr als nur einen „grünen Anstrich“ von ihrem Arbeitgeber: Es geht um eine nachhaltige Unternehmenskultur, die von der Unternehmensstrategie bis zum kleinsten Recycling-Behälter im Büro reicht.

Als nachhaltiger Arbeitgeber überzeugen

Das wachsende Bewusstsein für Klimakrise und Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein gesellschaftlicher Trend, es ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil im Kampf um die besten Talente. Die Daten sprechen eine klare Sprache: Fast die Hälfte aller Studienteilnehmer*innen tendiert dazu, sich bei Unternehmen zu bewerben, die Nachhaltigkeit groß schreiben. Überraschend: Mehr als ein Drittel wäre sogar bereit, ein unterdurchschnittliches Gehalt in Kauf zu nehmen, um für ein nachhaltig ausgerichtetes Unternehmen zu arbeiten.

Andererseits verzichten mehr als zwei Drittel der Befragten lieber auf eine Bewerbung, wenn das Unternehmen umweltschädliche Produkte herstellt. Damit wird deutlich: Nachhaltigkeit ist nicht nur ein “nice-to-have”, sondern ein entscheidender Faktor bei der Gewinnung und Bindung von Talenten.

Klimaschutz als Zukunftsthema für bestehende und neue Mitarbeiter*innen

„Klimaschutz ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen der Wirtschaft und mittlerweile auch ein ganz wesentlicher Faktor für die Attraktivität von Arbeitgebern“, bestätigt Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone. „Unternehmen, die in Nachhaltigkeit investieren und ihr Engagement auch sichtbar machen, haben schon heute Vorteile im Wettbewerb um die besten Talente.“

Das gilt übrigens auch für die Bindung bestehender Mitarbeiter*innen: Immerhin 40 Prozent würden eine Kündigung in Erwägung ziehen, wenn sich ihr Arbeitgeber in einem nicht nachhaltigen oder gar umweltschädlichen Projekt engagiert. Ebenso viele würden einen Jobwechsel in Betracht ziehen, wenn sie herausfänden, dass ihr Arbeitgeber gegen grundlegende Nachhaltigkeitskriterien verstößt.

Echter Wandel statt Greenwashing

Das Erkennen dieses gesellschaftlichen Wandels ist ein wichtiger Schritt, doch ist Vorsicht geboten. Manager*innen, die versuchen, schnell auf den „grünen Trend“ aufzuspringen, laufen Gefahr, in das berüchtigte „Greenwashing“ zu verfallen. Darunter versteht man den Versuch, sich mit oberflächlichen PR-Kampagnen oder Einzelaktionen als nachhaltig zu präsentieren. Das kann leicht nach hinten losgehen. Bewerber*innen sind heutzutage gut informiert und erkennen schnell, wenn ein Unternehmen mehr Schein als Sein bietet.

Echte Nachhaltigkeit ist eine Lebenseinstellung, die sich durch alle Ebenen eines Unternehmens ziehen muss. Wer hier als Unternehmen falsche Versprechungen macht, riskiert mehr als nur den kurzfristigen Verlust von Mitarbeiter*innen. Im schlimmsten Fall steht der über Jahre aufgebaute gute Ruf auf dem Spiel. Daher ist Authentizität in Sachen Nachhaltigkeit – auch im Bereich Green Recruiting – nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbar.

Recruiting goes Green: So gestaltet die HR den grünen Unternehmenswandel

Glaubwürdige grüne Arbeitgeber*innen müssen daher eine ganzheitliche nachhaltige Unternehmensstrategie anstreben, die innerbetriebliche Strukturen ebenso betrifft wie das Recruiting und Employer Branding. Die HR-Abteilung spielt dabei als Schnittstelle zwischen Mitarbeiter*innen und Führungskräften eine zentrale Rolle in der Planung und Ausführung der nachhaltigen Transformation.

Nachhaltigkeit offen leben

Die Stepstone-Studie zeigt: Mehr als zwei Drittel aller Arbeitnehmer*innen tun sich schwer, die Nachhaltigkeitspraktiken eines Unternehmens einzuschätzen. Dies stellt für HR-Verantwortliche eine klare Aufforderung dar, nachhaltige Initiativen und Unternehmensstrukturen nicht nur hervorzuheben, sondern diese auch aktiv und vielseitig zu kommunizieren – und das über alle Kanäle hinweg.

Digitale Personalsuche ohne Papier

Green Recruiting spielt nicht nur bei der Auswahl, sondern auch bei der aktiven Suche nach Kandidat*innen eine zentrale Rolle. Digitale Stellenanzeigen sind mittlerweile Standard, aber warum nicht noch einen Schritt weiter gehen? Weisen Sie in der Stellenbeschreibung und auf Ihrer Karriereseite explizit darauf hin, dass papierlose Bewerbungen bei Ihnen nicht nur willkommen, sondern erwünscht sind.

Vorstellungsgespräche neu denken

Bewerbungsgespräche vor Ort hinterlassen durch lange Anfahrtswege einen spürbaren CO2-Fußabdruck und der zeitliche und finanzielle Organisationsaufwand frisst weitere Ressourcen. Bewerbungsgespräche per Video sind der neue Standard für das Erstgespräch – laut einer Umfrage von Softgarden (Candidate Experience 2020) sehen 89 Prozent der Bewerber*innen dies positiv.

Grüner Arbeitsalltag

Nachhaltigkeit im Arbeitsumfeld wirkt am besten, wenn sie schrittweise in den Büroalltag integriert wird, bis sie zum kollektiven Selbstverständnis gehört. Bereits bei der Auswahl von Büromöbeln und -ausstattung sollte auf ressourcenschonende, langlebige und fair produzierte Produkte geachtet werden. Auch organisatorische Aspekte von der papierlosen Verwaltung bis hin zu flexiblen Arbeitszeit- und Ortsmodellen sind für eine grüne Bürokultur unerlässlich.

Klimaschutzprojekte unterstützen

Unternehmen sollten ihre Vorbildfunktion für die Gesellschaft und künftige Arbeitnehmer*innen-Generationen nicht vernachlässigen. Neben einer grünen Unternehmenskultur spielt auch das externe Engagement in Klima- und Umweltschutzprojekten eine wichtige Rolle. Dafür sind nicht zwangsläufig riesige finanzielle oder personelle Ressourcen notwendig; schon kleinere Spenden an Non-Profit-Organisationen oder regelmäßige ehrenamtliche Aktivitäten können einen signifikanten Unterschied bewirken.

Grüne Mitarbeitendenbenefits

Die Mitarbeiter*innen sind heute am Steuer, wenn es um Unternehmenskultur und Recruiting geht – nachhaltige Benefits sind der Generation Z wichtig. Dazu zählen klassische Angebote wie Sport und Kantine ebenso wie flexible Arbeitszeitmodelle und die Bereitstellung von Firmenfahrrädern oder Jahreskarten für öffentliche Verkehrsmittel. Auch die psychosoziale Gesundheit braucht einen neuen Fokus, mit Hilfe von Ruheräumen im Büro, Weiterbildungsangeboten und Teaminitiativen wie Buddy-Systemen. 

Nachhaltige Teamevents

Teamevents und Workshops fördern nicht nur den Zusammenhalt und die Identifikation mit den Unternehmenszielen, sondern können auch einen positiven Fußabdruck in Gesellschaft und Umwelt hinterlassen. Die Palette der Eventmöglichkeiten ist breit gefächert – von spielerischen Recyclingaktionen im öffentlichen Raum über kreatives Upcycling alter Gegenstände bis hin zum Dialog mit sozialen Initiativen.

Nachhaltigkeit trifft Betriebliche Gesundheitsförderung 

Zu einer nachhaltigen Unternehmenskultur sollte auch die betriebliche Gesundheitsförderung gehören, denn gesunde Mitarbeiter*innen sind eine nachhaltige Ressource für jedes Unternehmen. Konzepte wie Achtsamkeitsprogramme, ergonomische Arbeitsplätze und Maßnahmen zur Stressbewältigung können Teil eines umfassenderen Nachhaltigkeitsplans sein.

Stepstone “Sustainability Box” bietet Raum für Nachhaltigkeits-Infos

Ganz im Sinne von „show, don’t tell“ können Unternehmen jetzt auf Stepstone gezielt mit ihrer Nachhaltigkeits-Strategie auf sich aufmerksam machen. Die „Sustainability Box“ bietet Arbeitgebern im Profil ihrer Stellenanzeigen Raum, Klimaschutz-Aktivitäten oder soziales Engagement in den Fokus zu rücken und so noch transparenter und attraktiver für Jobsuchende zu werden.

„Unsere Verantwortung für die Welt, in der wir leben, geht über unser eigenes Unternehmen hinaus. Wir wollen unsere Kraft als Jobplattform noch stärker nutzen und den Blick von Bewerbern auf nachhaltige Arbeitgeber lenken, indem wir in den Unternehmensprofilen entsprechende Informationen bereitstellen“, betont der CEO von The Stepstone Group, Sebastian Dettmers.

Warum in Nachhaltigkeitsmanagement investieren?

Viele Vorteile des Green Recruitings und Nachhaltigkeitsmanagements sind für Unternehmen und Bewerber*innen bereits heute nachvollziehbar:

  • Kosten senken: Durch Einsparen und Wiederverwenden von Ressourcen werden auch die Ausgaben des Unternehmens gesenkt.
  • Mehr Leistung durch Transparenz: Es ist nachgewiesen, dass faire Arbeitsmodelle und transparente Prozesse die Mitarbeitermotivation und Produktivität des Personals stärken.
  • Modernes Employer Branding: Wer Nachhaltigkeit nach innen und außen lebt, hat im „War of Talents“ als attraktive*r Arbeitgeber*in Vorteile.
  • Im Recruiting punkten: Die Stepstone-Analyse der verschiedenen Altersgruppen zeigt: Wenn es um die Entscheidung für eine neue Stelle geht, legen die Generationen ähnliche Maßstäbe an. So gaben 57 Prozent der über 30-Jährigen und 52 Prozent der unter 30-Jährigen an, im Falle eines Jobwechsels gezielt nach Jobs bei nachhaltigen Unternehmen zu suchen. Fast drei von vier Befragten beider Altersgruppen (jeweils 74 Prozent) würden sich dort auch eher bewerben.
  • Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz: Dass wir uns in einer massiven Klimakrise befinden, die noch viele Generationen beeinflussen wird, sollte mittlerweile allen klar sein. Da Industrie und Unternehmen zu den größten CO2-Produzent*innen gehören, liegt es in ihrer Verantwortung, einen langfristigen positiven Beitrag zu leisten.

Fazit: Wie viel bringt Green Recruiting wirklich?

Für manche Entscheider*innen in den Chefetagen mag der Begriff „Green Recruiting“ nach einer gut klingenden, aber wenig zielführenden Modeerscheinung klingen. Hier gilt es für die Personalabteilungen, den strategischen Kurs zu korrigieren: Es geht nicht darum, einem kurzlebigen Trend hinterherzulaufen, sondern einen langfristigen Kulturwandel im Unternehmen zu etablieren.

„Green Recruiting“ ist also weniger ein kurzfristiges Projekt als vielmehr eine tiefgreifende Transformation, die die DNA eines Unternehmens nachhaltig prägt. Unternehmen, die das nicht erkennen, laufen Gefahr, nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung, sondern auch im hart umkämpften Wettbewerb um Talente den Anschluss zu verlieren.

Unser Tipp: Nehmen Sie die Herausforderung an und zeigen Sie, dass Nachhaltigkeit kein kurzlebiger Trend ist, sondern eine zukunftsweisende Mission. Und diese Mission beginnt im Herzen Ihres Unternehmens: bei den Menschen, die es ausmachen.

Autorin: Barbara Oberrauter-Zabransky
Bildnachweis: www.eyeem.com / Sonic


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