Wenn der Headhunter anruft

So gehst du damit um - Tipps für das Headhunter-Telefonat


07.08.2018

Headhunting ist mittlerweile ein etablierter Weg in der Personalsuche. Der erste Schritt, wenn der Headhunter anruft, heißt zunächst: Gespräch annehmen! Was es ab dem Zeitpunkt alles zu erwarten und beachten gilt, erklärt dir die Headhunting-Expertin, Marion Heil.

Es kann viele Gründe dafür geben, warum der Headhunter für eine bestimmte Position (Executive Search) ausgerechnet dich gefunden hat. Vielleicht hat dich jemand durch erfolgreiches Netzwerken empfohlen, dein Name ist bereits bekannt oder dein beruflicher Online-Auftritt hat einfach überzeugt. Ganz egal, was der Beweggrund ist – sei einem Headhunter Anruf gegenüber offen eingestellt. Denn: im Auftrag eines Unternehmens wurden extra Personal-Experten beauftragt, um qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Durch ein Briefing mit den auftraggebenden Unternehmen werden so Profile für die gesuchten Mitarbeiter und Suchstrategien entwickelt. Mit dem klassischen Bewerben, inklusive Anschreiben, Motivationsschreiben und Lebenslauf, hat das Ganze nichts mehr zu tun.

 

Tipps von der Recruiting-Expertin

Dass du von einem Headhunting Angebot zunächst nur profitieren kannst, betont auch Marion Heil als Mitglied der Geschäftsleitung bei Kienbaum. Die Position des Researchers ist in Heils Team für den klassischen Erstkontakt verantwortlich und fragt dich vielleicht schon bald per Telefon: Haben Sie gerade Zeit und darf ich Ihnen eine offene Position vorstellen? Durch ihre langjährige Headhunter-Erfahrung als Beraterin kennt Heil sich im Recruiting bestens aus und gibt dir Tipps für den richtigen Umgang mit bevorstehenden Headhunter-Anrufen.

 

Welche Reaktionen haben Sie über die Jahre kennengelernt, wenn der Headhunter anruft?

„Die Kandidaten können natürlich ganz unterschiedlich reagieren. Sie können sagen: Das klingt interessant, sprechen wir näher drüber, aber ich bin gerade auf der Arbeit. Kann ich Sie heute Abend zurückrufen? Oder Sie können auch durchaus sagen: Vielen Dank, dass Sie an mich denken, aber ich bin momentan nicht interessiert. Aber man könnte auch erwidern: Ja, ich könnte mir vorstellen mich beruflich zu verändern, aber die Position, die Sie beschreiben, passt vielleicht nicht ganz zu meinem Profil oder dem, was ich in Zukunft suche.“

 

Und wie reagiere ich nun richtig? Und wie besser nicht?

„All diese Antworten sind völlig legitim! Was ich nicht empfehlen würde – was wir natürlich trotzdem immer wieder hören – sind unfreundliche Reaktionen. Ich würde nicht empfehlen, sich über diese Störung zu beschweren, sondern einfach höflich abzulehnen.“

 

Es ist also okay das Angebot freundlich abzulehnen. Wie kann ich es denn trotzdem schaffen auf Ihrer „Watchlist“ zu bleiben?

„Es ist durchaus legitim zu sagen: Erzählen Sie doch mal, um welche Position es geht. Also das ist nicht genau das, was ich machen möchte, aber sobald Sie eine Position haben, die darauf passt, rufen Sie mich doch bitte wieder an! Oder auch zu sagen: Ja, die Position klingt spannend, aber für mich passt der Zeitpunkt oder der Arbeitsort nicht, aber lassen Sie uns doch in einem Jahr wieder sprechen, wenn Sie mal wieder was haben. Das hinterlegen wir dann auch bei uns in der Datenbank, wenn uns jemand im Sinne der Datenschutzverordnung das Mandat dazu gibt. Interessante Kontakte auf der Liste und bei uns auf dem Radar zu halten, ist für uns sehr wertvoll!“

 

Wie viele Informationen erhalte ich in der Regel bei der Kontaktaufnahme?

„Im allerersten Kontakt erfahren Sie relativ wenig. Es ist meistens ein sehr kurzes Gespräch. Ohnehin sagen die meisten, dass sie gerade nicht sprechen können und man vereinbart dann ein telefonisches Erstgespräch – später am Abend oder am nächsten Morgen zum Beispiel. Also die Kontaktaufnahme enthält wirklich ganz wenige Informationen.“

 

Und wie geht es beim telefonischen Erstgespräch dann weiter?

„Das Erstgespräch am Telefon könnte dann durchaus 20-30 Minuten dauern. Der Hauptteil besteht eigentlich daraus, dass der Researcher oder die Researcherin die Position mal grob umreißt und vorstellt – entweder schon unter Nennung des Unternehmens oder ohne Namen in Form einer vertraulichen Suche. Häufig wird auch angeboten, die Stellenbeschreibung per Mail zu schicken, damit der Interessent sich ein genaueres Bild von der Position machen kann. Es geht darum: Kann mich das prinzipiell interessieren, ja oder nein? Die Zeit reicht dann für Verständnisfragen, man kann die Branche hinterfragen oder mehr zum Unternehmen herausfinden. Sollte der Researcher jedoch keine Informationen über das Unternehmen herausgeben dürfen, dann sollten Sie auch besser nicht nachbohren!“

 

Auf welche Fragen muss ich dann beim telefonischen Erstgespräch mit dem Headhunter gewappnet sein?

In dieser Phase geht es eher um die Vorstellung der Position und um allgemeine Fragen:

  • Wo stehen Sie denn jetzt?
  • Wie soll es bei Ihnen im Unternehmen weitergehen?
  • Was wären für Sie interessante nächste Schritte?
  • Was sind so Szenarien, in denen Sie sich sehen könnten?
  • Könnten Sie sich momentan überhaupt einen Wechsel vorstellen?

Viel mehr Fragen kommen bei dem Zeitpunkt noch nicht vor. Erst in der nächsten Runde beim persönlichen Zweitgespräch nehmen wir uns dann etwa anderthalb Stunden Zeit, wodurch es eher zu den klassischen Bewerbungsfragen kommt. Da treffen Sie dann auf Berater und Beraterinnen des Headhunting-Teams – also zum Beispiel auf mich.“

 

Wie kann ich mir das persönliche Zweitgespräch mit Ihnen vorstellen?

„Beim klassischen Kennenlernen in Person würde ich vom Kandidaten erwarten, mich nochmal strukturiert durch seinen Lebenslauf durchzuführen, damit wir als Berater den roten Faden in der Karriere erkennen. Die zweite Säule des Gesprächs ist natürlich so der Abgleich des individuellen Profils des Kandidaten mit dem Anforderungsprofil der Position. Bei der dritten Säule geht es mehr um die Persönlichkeit und das Cultural Fit, um die Passgenauigkeit mit dem Unternehmen abzuklären. Und die vierte Säule ist dafür da, um dem Kandidaten und möglichen Fragen Raum zu lassen, was am Telefon nicht so gut geht.“

Sehen Sie alle Bewerbungstipps auf einen Blick, damit Sie gestärkt in den kommenden Bewerbungsmarathon starten können.

 

Keine Angst vor dem Headhunter Anruf

Das Recruiting wird durch die andere Vorgehensweise beim Headhunting zu klassischen Job-Ausschreibungen mit wettbewerbsstarken Vorstellungsgesprächen oder Assessment Centern ganz schön auf den Kopf gestellt. Durch die Zwischeninstanz der Headhunter können qualifizierte Mitarbeiter, Spezialisten abgeworben und ein möglicher Jobwechsel sachlich besprochen werden. Obwohl du aktuell nicht auf der Jobsuche bist, können demnach neue Karriereaussichten für dich greifbar werden. Heil betont daher auch, dass die klassische Bewerbungssituation – wie im Telefoninterview – erst gar nicht aufkommt: „Wir sprechen explizit nicht von Bewerbern, sondern nur von Interessenten für eine Position. Daher verstehen wir das eher als gemeinsames Kennenlernen und Ausloten der Position und Zielsetzung beider. Und dann schauen wir gemeinsam – kann das passen?“ Mit diesem Wissen um die Kontaktaufnahme und das Erstgespräch kannst du also ganz beruhigt ans Telefon gehen!

Bildnachweis: RUBEN RAMOS/Quelle: www.istockphoto.com