Wer hat die besseren Karriereaussichten? Generalist vs. Spezialist

Das solltest du als Alleskönner oder Nischenexperte beachten!


18.09.2018

Der Arbeitsmarkt ist divers. Trotzdem definiert diese Debatte auch die österreichische Berufswelt: Haben Generalisten oder Spezialisten bessere Chancen bei der Jobsuche, im Interview und in der Karriere?

Definition: Generalist & Spezialist

Egal, ob du dich zu den Alleskönnern oder den Nischenexperten zählst – es gibt verschiedene Auslegungen beider Begriffe. Die Generalisten verfügen über ein sehr breites Wissen und viele Kompetenzen. In einem spöttischen Ton wird jedoch schnell behauptet, als Generalist könne man „alles und nichts“. Tatsächlich kann es bei Generalisten dazu kommen, dass bei detailliertem Fachwissen die Expertise in dem ein oder anderen Bereich für manche Aufgaben nicht ausreicht. Im Gegensatz dazu verfügen Spezialisten über ein sehr facettenreiches Know-how in einem Fachgebiet oder gar in einer Nische am Arbeitsmarkt. Auch wenn Spezialisten durch ihr Alleinstellungsmerkmal eventuell von einem hohen Marktwert profitieren, bleibt jedoch stets die Sorge um ausreichend Nachfrage am Arbeitsmarkt. Inwiefern du als Alleskönner oder Fachexperte bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hast, ist auch immer ganz von der Branche und den jeweiligen Unternehmensstrukturen abhängig.

 

Spezialisierung: Vor- und Nachteile auf einen Blick

Sich für eine Spezialisierung zu entscheiden, sollte immer gut überlegt sein. Zur Abwägung helfen dir diese Vor- und Nachteile für Spezialisten auf einen Blick:

 

+ Ist dein Fachgebiet gefragt und nur rar besetzt, können du dich auf eine gute Bezahlung freuen. Dein Marktwert übertrifft das der meisten Generalisten um ein Vielfaches!

+ Deine Konkurrenz ist deutlich geringer als bei Allroundern. Auch ein verlockender Anruf vom Headhunter ist durch dein fachliches Alleinstellungsmerkmal wahrscheinlicher.

+ Dein Nutzen im Unternehmen wird nicht angezweifelt. Neben dir verfügt wahrscheinlich niemand über das gleiche Fachwissen.

+ In Sachen Hard Skills kannst du bereits im CV punkten!

 

Dir bleibt nichts anderes übrig: Du musst in deinem Gebiet ständig auf dem neusten Stand bleiben, auch wenn dich die neuesten Trends nicht interessieren.

Nischenwissen ist keine 100%-ige Jobgarantie!

Du hast dich für eine feste Karriere in einem Fachgebiet entschieden. Ein Jobwechsel in andere Branchen oder Aufgabentätigkeiten wird schwierig.

Du verfügst über ein Wissen, das in die Tiefe geht. Sehr abwechslungsreiche Aufgaben, wie sie die Generalisten genießen, bedürfen aber meist eines breiten Wissens.

Willst du dennoch unbedingt eine Veränderung in deinem Profil oder Tätigkeitsbereich, wirst du dein Expertentum begraben und im neuen Bereich neu aufsteigen müssen. Diese Art der „Überqualifikation“ muss aber nicht nur ein Nachteil sein, sondern kann dir auch neue Berufschancen eröffnen!

 

Generalisierung: Vor- und Nachteile auf einen Blick

Lasse dir diese Vor- und Nachteile von Generalisten bewusst durch den Kopf gehen:

 

+ Du kannst sehr abwechslungsreiche – und dennoch anspruchsvolle – Aufgaben haben.

+ Du zeichnest dich durch kontinuierliche, gewissenhafte und lösungsorientierte Qualität im Unternehmen aus. Da Generalisten oft mehr kommunikative Arbeitsschritte übernehmen, wird dir auch erfolgreiches Netzwerken leichter fallen!

+ Die Aufstiegsmöglichkeiten stehen nicht schlecht, da Leitungsfunktionen eher breit aufgestellt sind. Aus dem eigenen Team zur Führungskraft aufzusteigen, passiert dir als Generalist wahrscheinlich eher.

+ Durch viel Berufserfahrung oder Weiterbildungen kannst du noch immer den Werdegang vom Generalisten zum Spezialisten einschlagen!

 

Dein „breites“ Wissen leidet oft unter dem schlechten Ruf „Unwissen“ zu beinhalten.

Durch Erfahrungen in mehreren Bereichen passt du auf alle Stellenanzeigen so halb, aber nie so ganz. Umso wichtiger, dass du die Stellenanzeigen richtig interpretierst und dich auch bewirbst, wenn die Ausschreibung deinen Vorstellungen nur nahekommt!

– Die Bewerbungen von Generalisten sind oft nicht aussagekräftig genug, da sie keinen expliziten Fachvorteil haben. Kompensiere dies in deinem Bewerbungsschreiben, indem du deine Stärken, Motivation und Haltung sowie deine Soft Skills im Lebenslauf vermitteln!

Dein Marktwert ist eventuell nicht so hoch, da du kein Alleinstellungsmerkmal in deiner Branche hast und auf viel Konkurrenz triffst.

 

Zukunftsprognose zwischen Generalisten und Spezialisten?

Während manche Branchen prädestiniert für Generalisten (Projektmanagement, Marketing, Organisation und Kommunikation etc.) bzw. Spezialisten (Forschung, wissenschaftliche Bereiche mit einschlägigen Studien, IT, Jus etc.) sind, ist die erfolgreiche Karriereplanung aber auch eine Frage der Unternehmensgröße. In vielen Arbeitsprozessen gilt die Pauschalaussage: Je größer dein Team, deine Abteilung bzw. das Unternehmen an sich, desto spezialisierter fallen die jeweiligen Positionen und Tätigkeitsfelder aus. Oft liegt das Ideal also weiterhin in der Mitte – zwischen Generalisierung und Spezialisierung. Klingt zunächst absurd, aber von Generalisten werden meist dennoch 1-2 inhaltliche Schwerpunkte und von Spezialisten eine generalistische Grundkompetenz verlangt. Utopischerweise werden also oftmals weder Generalisten noch Spezialisten, sondern Multi-Spezialisten mit einer breiten und kommunikationsstarken Grundkompetenz gesucht. Dennoch geht der Arbeitsmarkt in vielen Bereichen in Richtung Sub-Spezialisierungen, da beispielsweise in der spezialisierten IT-Branche ständig Innovationen und neue Themenbereiche aufkommen.

 

Die Generalisten-Verzerrung: Alleskönner punkten bei der Jobsuche

Der Arbeitsmarkt benötigt in vielen Branchen verstärktes Fachwissen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass auch Spezialisten nach dem Bewerbungsprozess bevorzugt eingestellt werden – wie Erfahrungen in der Jobsuche für Generalisten und Spezialisten zeigen. Die beiden Wissenschaftler Keith Murnighan und Long Wang beschreiben basierend auf einer Studie unter dem Begriff der Generalisten-Verzerrung ein Phänomen beim Rekrutierungsprozess: Obwohl spezialisierte Probanden in den Vorstellungsgesprächen die gesuchten Kernkompetenzen weitaus besser abdeckten, entschieden sich die Personaler meist für den gut ausgebildeten Generalisten, der durch seine breite Arbeitserfahrung und Themenvielfalt punkten konnte. Ausschlaggebend im Bewerbungsprozess waren hier vorab insbesondere auch der perfektionierte Lebenslauf, der den Bewerber vorab kompetent wirken ließ.

Deine ganz individuelle Zukunftsprognose hängt jedoch zuletzt von deinen persönlichen Vorstellungen deines Traumjobs ab! Die Arbeitswelt braucht dich– den Spezialisten, Generalisten und Multi-Spezialisten – jedenfalls alle und erst die Zusammenarbeit zwischen euch bringt den größten Mehrwert für Unternehmen und Mitarbeiter.

Bildnachweis: francescoch/Quelle: www.istockphoto.com

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