Welche Unternehmensgröße ist die richtige?

Welche Vor- und Nachteile unterschiedliche Unternehmensgrößen mit sich bringen, verraten wir dir hier.


02.07.2019

Ob Start-up, etabliertes mittelständisches Unternehmen, KMU oder Großkonzern - jede Unternehmensgröße bietet unterschiedliche Vor- und Nachteile etwa in Bezug auf Gehalt, Aufstiegschancen und Struktur. Im Artikel verraten wir dir, wie du herausfindest, welche Größe am besten zu dir passt.

Was bei der Jobsuche und der Bewerbung oft nicht mitbedacht wird: Wie groß ist das Unternehmen, bei dem du dich bewirbst, was bedeutet das in Bezug auf Strukturen, Aufstiegschancen und vieles mehr? Wir beschreiben dir hier kurz die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Unternehmensgrößen und -formen, damit du die Überlegungen dazu in deiner Karriereplanung berücksichtigen kannst.

 

Welche Unternehmensarten gibt es?

Allgemeingültige oder genormte Definitionen, wie sich Mittelstand, Konzern, Kleinunternehmen und Start-up unterscheiden, gibt es nicht. Als Grundlage können Umsatz, Mitarbeiterzahl, Dauer des Bestehens und ähnliche Kennzahlen herangezogen werden.

Die Europäische Kommission gibt gewisse Schwellwerte zur Orientierung vor:

  • Kleinstunternehmen: bis 9 Mitarbeiter, bis zu 2 Mio € Jahresumsatz
  • Kleinunternehmen: bis 49 Mitarbeiter, bis zu 10 Mio € Jahresumsatz
  • Mittlere Unternehmen: bis 249 Mitarbeiter, bis zu 50 Mio € Jahresumsatz
  • Großunternehmen: ab 250 Mitarbeitern, mehr als 50 Mio Jahresumsatz

Start-ups zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie eine innovative Business-Idee haben, erst kürzlich gegründet wurden und das Potential zeigen, schnell zu wachsen. Um dieses schnelle Wachstum erreichen zu können, greifen Start-ups in der Regel auf Kapital von Investoren zurück.

Zu beachten ist bei der Bestimmung der Unternehmensgröße natürlich auch, dass die Kennzahlen nicht immer öffentlich bekannt sind, daher ist man oft auf die Selbsteinschätzung bzw. öffentliche Selbstdarstellung des Unternehmens angewiesen. Lese daher auch Informationen in Stellenausschreibungen, auf Webseiten, etc. genau: Stellt sich das Unternehmen selbst als Start-up dar? Wie lange besteht es schon und wie schnell ist es gewachsen? Werden Begriffe wie „traditionell“ oder „familiär“ in der Jobausschreibung verwendet?

 

Die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Unternehmensgrößen

Großunternehmen/Konzern

Aufgrund der Größe von Konzernen ist es für den einzelnen Mitarbeiter oft schwer, einen guten Überblick über Zusammenhänge und Abteilungen zu bekommen. Prozessabläufe dauern üblicherweise auch länger. Zugleich bietet die Größe aber auch viele Vorteile, etwa Aufstiegschancen und Möglichkeiten zum internen Wechsel.

 

Die Vorteile von Großunternehmen auf einen Blick

  • Weiterbildungsangebote (spezielle Mitarbeiterschulungen, vergünstigte Fortbildungen)
  • Geregelte Arbeitszeiten
  • höhere Gehälter als in kleineren Betrieben
  • gute Sozialleistungen (etwa Gesundheitsförderung, Kinderbetreuung)
  • höhere Budgets (ermöglicht größer angelegte Projektplanungen)
  • höhere Aufstiegschancen
  • Möglichkeit im Ausland zu arbeiten (bei Auslandsstandorten)
  • Jobwechsel innerhalb des Unternehmens möglich
  • Betriebsrat

Die Nachteile von Großunternehmen

  • Anonymität (oft kennt man nur die unmittelbaren Kollegen in der Abteilung)
  • Hierarchien (wenig Entscheidungsfreiheit und Mitbestimmung in unteren Positionen)
  • Bürokratie (strikte Abläufe)
  • Lange Entscheidungswege und komplexe Abläufe (können Projekte stark verzögern oder gar verhindern)

 

Mittelständische Unternehmen

In mittelständischen Unternehmen ist die Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, Unternehmensleitung und Abteilungsleitung meistens enger. Die Aufstiegschancen sind hier eingeschränkter, die Verantwortungsbereiche größer, zugleich sind sie weniger flexibel als Kleinunternehmen.

 

Die Vorteile von mittelständischen Unternehmen

  • Geringer Bürokratieaufwand
  • Selbstständiges Arbeiten möglich
  • Kürzere Entscheidungswege als im Großkonzern
  • Zusammenarbeit in eingespielten Teams
  • Sozialleistungen ab einer gewissen Größe

Die Nachteile von mittelständischen Unternehmen

  • Weniger komfortable Arbeitszeiten als in Großkonzernen
  • weniger beweglich als kleinere Betriebe (Aufgreifen von neuen Ideen, Umstellung von Prozessen)
  • begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten (kleine Abteilungen)
  • Jobwechsel innerhalb der Firma meist schwieriger

 

Kleinunternehmen

Kleine Unternehmen sind natürlich sehr viel flexibler als Großkonzerne – Arbeitsprozesse können sich hier sehr dynamisch ändern. Zugleich ist hier aber auch das Risiko einer Insolvenz größer und die Gehälter sind in der Regel niedriger.

 

Die Vorteile von Kleinunternehmen

  • wenig Papierkrieg und Bürokratie
  • Kurze Entscheidungswege
  • Persönliches Arbeitsklima (jeder kennt jeden)
  • selbständiges Arbeiten möglich
  • hohe Flexibilität
  • flache Hierarchien

Die Nachteile von Kleinunternehmen

  • Insolvenzgefahr höher als bei größeren Unternehmen
  • kaum Sozialleistungen
  • eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten
  • vergleichsweise niedrige Gehälter – laut Stepstone Gehaltsreport 2019 fühlen sich 53% aller Führungs- und Fachkräfte in Kleinunternehmen unterbezahlt!
  • meist kein Betriebsrat

 

Start-ups

Im Wesentlichen ähneln Start-ups Kleinunternehmen, die dynamische und flexible Entwicklung wird hier allerdings noch betont. Gerade für Generalisten bieten sich hier tolle Möglichkeiten. Das bietet für die Mitarbeiter einerseits das Potential von Entwicklungsmöglichkeiten, andererseits die Gefahr der Überlastung.

 

Die Vorteile von Start-ups

  • so gut wie keine Bürokratie
  • Kurze Entscheidungswege
  • Persönliches Arbeitsklima (jeder kennt jeden)
  • selbständiges Arbeiten wichtig & hohe Entscheidungskompetenz
  • hohe Flexibilität und Entwicklungsmöglichkeiten für die eigene Position
  • so gut wie keine Hierarchien

Die Nachteile von Start-ups

  • Insolvenzgefahr größer
  • In der Regel keine Sozialleistungen
  • vergleichsweise niedrige Gehälter
  • kein Betriebsrat
  • hohe Anforderungen an den einzelnen Mitarbeiter
  • unregelmäßige Arbeitszeiten
  • oft hoher Leistungsdruck

 

Was ist die richtige Unternehmensgröße für dich?

Wenn du nun überlegst, welche Unternehmensgröße die richtige für dich ist, solltest du dir gut überlegen, was dir in deiner Arbeit wichtig ist:

  • Schätzt du die Aufstiegschancen und die vielfältigen Sozialleistungen von Großkonzernen?
  • Oder ist es dir wichtiger, deinen Arbeitsalltag flexibel zu gestalten?
  • Kannst du mit Hierarchien gut umgehen?
  • Ist es dir besonders wichtig, etwas mehr zu verdienen? Das Durchschnittsbruttogehalt von Fach- und Führungskräften ist in Unternehmen ab 501 Mitarbeitern mehr als 4000 € höher als in Betrieben mit bis zu 500 Mitarbeitern (46.031 vs. 50.805 € Brutto-Jahresgehalt lt. Stepstone Gehaltsreport 2019).
  • Kannst du dir vorstellen, dass zu einem späteren Zeitpunkt Downshifting für dich wichtig werden könnte? In Großkonzernen ist es meist einfacher seine Wochenstundenanzahl zu reduzieren als kleinen Betrieben.

Was für dich das richtige Arbeitsumfeld ist, hängt von deinen persönlichen Präferenzen ab. Mehr Aufschluss darüber, wie die Arbeit in einem Unternehmen wirklich läuft, kann dir auch die Stellenausschreibung geben – wir verraten dir, wie du Stellenausschreibungen richtig interpretierst.

 

Autorin: Sabine Schönfellner

 

Bildnachweis: adrian825 /Quelle: www.istockphoto.com

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