Work Life Blending: ein neues Arbeitskonzept?

Work Life Blending gilt als neues Arbeitskonzept, um Arbeit und Leben optimal zu verbinden. Welche Vor- und Nachteile dieses neue Konzept bietet und wie es sich in Unternehmen umsetzen lässt, erläutern wir im Artikel.

Alle Informationen auf einen Blick

Welchen Anteil hat die Arbeit am Leben und wie verhalten sich Arbeit und Leben zueinander? In den letzten Jahren wurde das Schlagwort „Work-Life-Balance“ mit dem Einzug der New Work häufig überstrapaziert, doch nun stehen wir vor der Frage, ob es nicht eine Weiterentwicklung braucht – in Richtung „Work Life Blending“. Was ist darunter zu verstehen und steckt darin wirklich die Zukunft der Arbeit?

Definition: Work Life Blending

Work Life Blending ist ein Lebens- und Arbeitskonzept, das beschreibt, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Leben verschwimmen, im Unterschied zur Work Life Balance, wo noch eine klare Trennung vorherrscht. Work Life Blending steht für fließende Übergänge zwischen Arbeit und Privatleben, um für mehr Freiheit und Flexibilität zu sorgen. Im Kern geht es darum, individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen, anstatt starre Vorgaben zu machen. Dabei müssen allerdings klare Erwartungen und Grenzen etabliert werden, um unnötigen Stress oder gar Burnout zu vermeiden.

Verschiedene Work Life Modelle

Work Life Balance

Die Life Balance bezeichnet ein gesundes Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben, um das persönliche Wohlbefinden zu steigern. Wie das individuell umgesetzt wird, ist verschieden, z.B. kann es bedeuten, dass genügend Zeit für private Unternehmungen vorhanden ist oder dass eine emotionale Balance angestrebt wird, also Stress und Konflikte sowohl im Arbeits- wie auch im Privatleben vermieden bzw. sinnvoll gelöst werden.

Work Life Integration

Work Life Integration wird zum Teil als Synonym für Work Life Blending verwendet und beschreibt, dass es in der modernen Arbeitswelt keine klaren Grenzen mehr zwischen Privatleben und Beruf gibt. Daher soll eine sinnvolle Integration der unterschiedlichen Lebensbereiche angestrebt werden.

Work Life Separation

Mit Work Life Separation wird die traditionelle Vorstellung aufgegriffen, dass es sich bei Arbeit und Privatleben um getrennte Bereiche handelt. Es geht um eine klare Trennung zwischen Beruflichem und Privaten, feste Arbeitszeiten und die Vermeidung von Überstunden. Diese klare Trennung ist freilich nicht in jedem Beruf und jeder Position bzw. auch abhängig von der persönlichen Einstellung zu Arbeit nicht leicht zu erreichen.

New Work: Hat die Work Life Balance ausgedient?

Durch die ständige Erreichbarkeit und zunehmende Vernetzung werden Versuche, die Bereiche Arbeit und Leben deutlich zu trennen, immer mehr in Frage gestellt. Damit scheint auch das Konzept der Work Life Balance veraltet. Flexiblere Tagesabläufe, die sich an die individuellen Bedürfnisse von Arbeitnehmer*innen und Teams anpassen, entsprechen auch neueren, dynamischen Arbeitskonzepten wie dem agilen Arbeiten deutlich besser. Arbeit und Leben werden nicht mehr als Gegensätze betrachtet, sondern als integrierte Bestandteile eines Ganzen.

Vorteile von Work Life Blending

  • Flexibilität: Gelungenes Work Life Blending setzt die Anpassung an die Herausforderungen und Anforderungen des*der jeweiligen Arbeitnehmers*in voraus. Damit soll jede*r seine Zeit effizient nutzen können und seine Arbeit auch laufend an Herausforderungen im Privatleben, ein phasenweise gesteigertes Ruhebedürfnis uvm. anpassen können.
  • Höhere Zufriedenheit und Motivation: Werden individuelle Präferenzen und Bedürfnisse berücksichtigt, steigert das auch die Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation. Sowohl private als auch berufliche Ziele lassen sich so sinnstiftend verfolgen.
  • Steigerung der Produktivität: Wenn Arbeitnehmer*innen ihren Bedürfnissen entsprechend arbeiten können und auch dann arbeiten, wenn sie ihre produktivsten Phasen haben, führt das zu einem effektiveren und effizienteren Arbeiten.
  • Gesteigerte Arbeitgeberattraktivität: Wird Work Life Blending als selbstverständlicher Teil der Unternehmenskultur gelebt und nach außen kommuniziert, trägt das auch wesentlich dazu bei, sich als innovativer Arbeitgeber zu positionieren.
  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Gerade für Eltern und pflegende Angehörige kann Work Life Blending angesichts ihrer täglichen Herausforderungen viele Vorteile bieten.

Nachteile und Risiken von Work Life Blending

  • Ständige Verfügbarkeit: Arbeitnehmer*innen könnten sich unter Druck gesetzt sehen, ständig per E-Mail und/oder telefonisch erreichbar zu sein und schnellstmöglich Anstehendes zu erledigen.
  • Ist es mit dem Arbeitszeitgesetz vereinbar? In Arbeitszeitvereinbarungen und Verträgen sollten alle Beteiligten genau darauf achten, dass Arbeitnehmer*innen nicht auf Rechte auf Ruhezeiten oder Pausen verzichten.
  • Häufige Unterbrechungen der Arbeit: Wird die Arbeit über den Tag hinweg zu sehr durch private Aufgaben oder Termine zerstückelt, kann das auch dazu führen, dass man nicht mehr produktiv arbeitet und zudem das Gefühl hat, dass nie mehr Feierabend ist.
  • Gefahr der Überarbeitung: Werden nicht genügend Pausen und Auszeiten genommen, ist unklar, wann Feierabend ist, häufen sich die Überstunden und das geht zulasten des Privatlebens und auch der Gesundheit.

Tipps für den Umgang mit Work Life Blending

  • In erster Linie müssen Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle anbieten: Gleitzeit, Teilzeitmodelle, Remote Work ermöglichen Arbeitnehmer*innen, zu ihren produktivsten Zeiten zu arbeiten. Ein innovatives Modell für die Verbindung von Arbeit und Erholung stellt Workation da, bei dem für eine Zeit lang von einem Urlaubsort aus gearbeitet wird.
  • Klare Kommunikation der Erwartungen: In Bezug auf die Arbeitszeiten sowie die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit sollten klare Absprachen getroffen werden. Wichtig ist es auch, Offzeiten einzuführen und sich daran zu halten.
  • Unterstützung durch Technologie und Tools: Arbeitgeber können viele technische Unterstützungen anbieten, um flexible und effiziente Kommunikation und Zusammenarbeit zu ermöglichen, damit auch remote Mitarbeiter*innen gut eingebunden sind und Arbeitnehmer*innen auch unterwegs gut erreichbar und informiert sind.
  • Kultur der Eigenverantwortung und des Vertrauens: Es geht im Kern darum, die Arbeitnehmer*innen dabei zu unterstützen, selbstbestimmt die vereinbarten Ziele zu erreichen und ohne engmaschige Kontrollen verlässlich zu arbeiten.
  • Ergebnisorientierung statt Dienst nach Pflicht: Beim Work Life Blending sollte es auch wichtiger ist, was am Ende herauskommt, als auf die genaue Einhaltung von Vorgaben und Arbeitszeiten zu pochen.
  • Weiterbildungen und Schulungen: Arbeitgeber*innen können aktiv Schulungen, Workshops etc. anbieten, um die Arbeitnehmer*innen dabei zu unterstützen, das Thema Work Life Blending kennenzulernen und zu erarbeiten, wie sie persönlich es umsetzen können.

Autorin: Sabine Schönfellner
Bildnachweis: www.eyeem.com / Irina

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