
Reboarding – alles rund um den Wiedereinstieg
Ein strukturierter Reboarding-Prozess stellt sicher, dass Mitarbeiter*innen nach einer Abwesenheit wieder produktiv und sozial voll eingegliedert im Team mitarbeiten. Unser Artikel bietet einen Überblick über die wichtigsten Vorteile und was beim Reboarding, insbesondere nach der Karenz, zu beachten ist.
- Definition: Reboarding
- Vorteile von gezieltem Reboarding
- Wann ist ein Reboarding sinnvoll?
- Wiedereinstieg nach der Karenz – wie können Arbeitgeber Mitarbeiter*innen unterstützen?
- Checkliste & Tipps für ein gelungenes Reboarding
Definition: Reboarding
Reboarding bezeichnet den Prozess, wenn Mitarbeiter*innen nach einer Phase der Abwesenheit in den Betrieb zurückkehren, etwa nach einer Karenz, einer Krankheit, einem Sabbatical, bei der Versetzung in eine andere Abteilung oder der Rückkehr nach einer Weiterbildung. Reboarding dient der gezielten Wiedereinarbeitung, um Veränderungen zu kommunizieren und die Mitarbeiter*innen wieder ins Team zu integrieren. Es ist eine Sonderform des Onboardings und sollte nicht mit Rehiring verwechselt werden, d.h. der Wiedereinstellung von ehemaligen Mitarbeiter*innen. Mitarbeiter*innen, die ein Reboarding durchlaufen – sie werden auch „Reboardees“ genannt“ – waren vor und nach der Abwesenheit beim Betrieb beschäftigt und werden daher im Unterschied zum Rehiring nicht neu eingestellt.
Vorteile von gezieltem Reboarding
Ein gezieltes Reboarding steigert nicht nur die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit, sondern sorgt auch dafür, dass zwischenzeitliche Veränderungen strukturiert und effektiv kommuniziert werden. Das kann sowohl Veränderungen in der Struktur und in Arbeitsprozessen betreffen wie auch personelle Veränderungen (etwa in Bezug auf die Führungskräfte oder auf die Teamkonstellation) und Veränderungen in der Unternehmenskultur. Im Zuge des Reboardings wird dafür gesorgt, dass der*die Mitarbeiter*in seine*ihre Fähigkeiten und sein*ihr Wissen auf den neuesten Stand bringt und dass er*sie sich dadurch auch schnell mit aktuellen Abläufen vertraut macht. All das stärkt die Bindung des*der Mitarbeiters*in an das Unternehmen und reduziert auch potenzielle Fluktuationskosten, da die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der*die Mitarbeiter*in erfolgreich reintegriert wird und im Unternehmen bleibt. Außerdem hilft ein strukturiertes Reboarding unter anderem auch mit, ein familienfreundlicher Arbeitgeber zu sein und zahlt positiv auf die Arbeitgeberattraktivität ein.
Wann ist ein Reboarding sinnvoll?
Immer nach einer längeren Abwesenheit vom Arbeitsplatz, sei es durch eine Karenz, eine lange Krankheit oder ein Sabbatical, kann ein Reboarding hilfreich sein. Aber auch bei Umstrukturierungen, Versetzungen, internem Jobwechsel oder nach einer temporären Tätigkeit im Ausland kann ein Reboarding sinnvoll sein. In all diesen Fällen trägt das Reboarding dazu bei, dass der*die Mitarbeiter*in Unterstützung dabei bekommt, wieder in seine*ihre Rolle zu finden, und effektiv ins Team und die Prozesse eingegliedert wird. Am häufigsten kommt Reboarding bei der Rückkehr aus der Karenz vor. Gerade bei diesem Wiedereinstieg wird oft strukturierte Prozesse verzichtet, weil der*die Mitarbeiter*in mit der Rolle scheinbar schon vertraut ist. Aber auch während einer kurzen Abwesenheit kann sich aus Sicht der*des Zurückkehrenden vieles verändert haben, weshalb ein Reboarding sehr nützlich ist.
Aus Unternehmenssicht ist ein Reboarding daher wichtig, um einen reibungslosen Wiedereinstieg zu garantieren. Das sagt auch Eva Maria Langegger von IKEA Österreich, die für den Projektbereich „Equality, Diversity & Inclusion“ mitverantwortlich ist. Sie hebt hervor, dass auch Coaching einen wichtigen Beitrag dazu leistet:
“Die Kommunikation ist das A und O eines gelungenen Reboardings. Auch die Empathie und das Einfühlungsvermögen von Unternehmensseite ist ein wichtiger Faktor. Wir unterstützen unsere Rückkehrer*innen hier mit einem Wiedereinstiegscoaching, so dass alle beim Wiedereintritt gut vorbereitet sind. Aber auch die fachliche Seite, wie z.B. Schulungen darf man hier nicht aus den Augen verlieren.“
Wiedereinstieg nach der Karenz – wie können Arbeitgeber Mitarbeiter*innen unterstützen?
Die aktuelle Stepstone-Studie „Working Parents & Beyond“ befragte im März 2024 2.200 Beschäftigte, darunter etwa 1.000 Elternteile, zu den aktuellen Arbeitsbedingungen von Eltern. Die häufigsten Probleme, die Mitarbeiter*innen bei der Rückkehr aus der Karenz erfuhren, waren bei einem Drittel „weniger Anerkennung oder Würdigung meiner Arbeit“, 31% gaben an, dass sie „zusätzlichen Druck und Arbeitsbelastung“ erfahren haben und etwas mehr als ein Viertel (26%) hatten das „Gefühl, nicht genug zu arbeiten“.
Welche Maßnahmen könnten nun aus der Sicht der Befragten am stärksten dazu beitragen, dass sie ihre Tätigkeit in einer Vollzeit- oder vollzeitnahen Stelle ausüben können? Am weitaus wichtigsten sind aus Sicht der Befragten flexible Arbeitszeiten – 86% nannten diesen Punkt –, dicht gefolgt von einem flexiblen Arbeitsort (etwa die Möglichkeit zu Homeoffice) – genannt von 84%. Immerhin die Hälfte der Befragten (53%) nannten auch die Möglichkeit zur schrittweisen Aufstockung der Arbeitszeit als besonders hilfreich.
Bei IKEA Österreich ist den Mitarbeiter*innen besonders wichtig, dass sie gut eingebunden sind in das Reboarding, so Eva Maria Langegger, denn sie schätzten insbesondere die gemeinsame Gestaltung der „zukünftigen“ Aufgabe, das Wiedereinstiegscoaching und die Updates, sei es fachlich oder auch organisatorisch. Ein besonderes Anliegen ist das Reboarding nach der Karenz bei IKEA, damit sich die Mitarbeiter*innen wieder als Teil des Teams und Unternehmens fühlen können, wie Langegger beschreibt:
„Das Reboarding ist gerade beim Einstieg nach der Karenz besonders wichtig, damit sich alle Mitarbeiter: innen wieder gut integriert uns sicher fühlen – safe space – du bist richtig und wichtig!“
In der Studie wurden zugleich auch 140 Recruiter*innen und am Einstellungsprozess beteiligte Personen befragt, welche Art von Unterstützung sie Eltern nach der Karenz bieten. Bei diesen standen ebenso die beiden von den Beschäftigten genannten Punkte an erster und zweiter Stelle, rund 84% nannten flexible Arbeitszeiten, 78% flexible Arbeitsorte. An dritter Stelle standen bei Recruiter*innen jedoch Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten (55%).
Einigkeit besteht also dahingehend, dass Flexibilität und damit auch Entwicklungen wie Work-Life-Blending für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für den Wiedereinstieg essenziell sind. Konkrete Maßnahmen für die Kinderbetreuung allerdings, die aus Sicht der Beschäftigten auch sehr hilfreich wären (so nannten 44% „finanzielle Unterstützung bei der Kinderbetreuung“ und 29% „Betriebliche Kindertagesstätte/-krippe“) sind derzeit noch kaum verfügbar: So gaben die Recruiter*innen an, dass lediglich 9% der Arbeitgeber finanzielle Unterstützung gewähren und 11% über betriebliche Betreuungseinrichtungen verfügen. Dafür wird spezifisch auf die psychische Gesundheit der Reboardees geachtet (so bieten etwa ein Drittel der Arbeitgeber, 32%, „Unterstützung für die psychische Gesundheit, z. B. durch Beratung / Netzwerkgruppe mit anderen Mitarbeitenden“) und es gibt ebenso bei einem Drittel der Arbeitgeber (32%) „eine klare Reboarding-Strategie für jeden Wiedereinstieg“.
Checkliste & Tipps für ein gelungenes Reboarding
Welche Aspekte sind für ein gelungenes Reboarding besonders zu beachten?
- Rechtzeitig mit der Planung beginnen: Idealerweise wird schon vor der Karenz mit der Planung begonnen – wie die Aufgaben verteilt werden, wann ein Wiedereinstieg wahrscheinlich ist usw. Das erleichtert sowohl dem Unternehmen die Abwesenheit zu überbrücken als auch dem*der Zurückkehrenden, einen guten Überblick zu bekommen.
- Schon zuvor Kontakt aufnehmen: Idealerweise erfährt der*die zurückkehrende Mitarbeiter*in nicht erst am Tag der Rückkehr, auf welche Veränderungen er*sie sich einstellen muss, sondern bekommt vorab schon erste Informationen, wird wieder in die Teamkommunikation eingebunden, zu Events eingeladen, zu Vorbesprechungen gebeten usw.
- Besprechen Sie offen, warum es diesen Prozess gibt: Sowohl die Teammitglieder als auch der*die Zurückkehrende sollen verstehen, warum ein Reboarding notwendig und wichtig ist und wie alle davon profitieren können. Auch wenn der*die Rückkehrer*in in derselben Rolle ins Team zurückkehrt, ist ein Reboarding sinnvoll, da sich in der Zwischenzeit einiges verändert haben kann.
- Erstellen Sie einen Einarbeitungsplan: Erstellen Sie einen klaren Plan, zeitlich und inhaltlich, was im Reboarding alles berücksichtigt werden soll und welche Themen abgedeckt sein müssen. Dafür ist es auch notwendig, die anderen Teammitglieder einzubeziehen.
- Stellen Sie einen Mentor zur Seite: Ein Buddy oder Mentor kann bei diversen Fragen zur Verfügung stehen und als direkter Ansprechpartner während der Wiedereinarbeitung dienen.
- Schauen Sie bei Stress nicht weg: Jede*r Vierte hat nach der Karenz das Gefühl, nicht genug zu arbeiten (das zeigte unsere Studie „Working Parents & Beyond“), klären Sie daher transparent ab, wie es tatsächlich um die Arbeitsleistung steht, ermutigen Sie zu Pausen und sensibilisieren Sie auch Führungskräfte für die Belastungen von Mitarbeiter*innen mit Betreuungspflichten.
- Geben Sie ausreichend Zeit für den Wiedereinstieg: Kommunizieren Sie von Anfang an klar, dass es dauert, bis wieder Routine und die gleiche Belastbarkeit wie zuvor vorhanden sind.
- Unterstützen Sie durch Rolemodels: Ermutigen Sie Führungskräfte, ihre Work-Life-Balance und ihre Kinderbetreuungspflichten nicht zu verbergen. Schaffen Sie Netzwerke im Unternehmen für Personen mit Betreuungspflichten, um Unterstützung und Austausch zu fördern.
Autorin: Sabine Schönfellner
Bildnachweis: istock/fizkes