Rehiring: der neue / alte Mitarbeiter

Ehemalige Mitarbeiter*innen wieder ins Boot zu holen ist ein Trend, der gerade in Zeiten des Fachkräftemangels von immer mehr Unternehmen in Betracht gezogen wird. Wir verraten Ihnen, was es beim Rehiring zu beachten gilt und wie Sie die Rückkehr ehemaliger Mitarbeiter*innen im Betrieb aktiv fördern können.

 

Inhaltsverzeichnis

Definition: Was bedeutet Rehiring?

Unter Rehiring, oder auch Boomerang Hiring genannt, versteht man, ehemalige Mitarbeiter*innen wieder ins Unternehmen zurückzuholen und erneut anzustellen. In der Regel gibt es viele Gründe, warum Beschäftigte sich dazu entschließen, das Unternehmen zu verlassen, sei es weil sie ein besseres Angebot mit einem höheren Gehalt bekommen, einen Tapetenwechsel brauchen, die Aufgabe spannender oder interessanter finden oder eine andere Firma bzw. Branche kennen lernen wollen. Doch das bedeutet nicht, dass die Arbeit im neuen Unternehmen dann tatsächlich auch besser ist. Viele stellen sich daher die Frage, ob es nicht doch besser gewesen wäre, im alten Unternehmen zu bleiben. Und genau hier kann Rehiring ansetzen, um diese ehemaligen Mitarbeiter*innen wieder zurückzugewinnen.

 

Instrumente zur Förderung von Rückkehrern

Wer für ehemalige Mitarbeiter*innen weiterhin als attraktives Unternehmen auftreten möchte, um diese dann vielleicht auch wieder zurückzugewinnen, kann einiges tun, um die Rückkehr von Beschäftigten zu fördern:

  • Offboarding: Ein erfolgreicher und strukturierter Offboarding-Prozess ist das A und O, um in Zukunft Mitarbeiter*innen wieder zurückholen zu können. Das bedeutet, dass sich das Offboarding nicht nur auf die Übergabe von Aufgaben, die Rückgabe von Equipment und das Löschen der Zugangsdaten beschränken sollte, sondern dass auch Gespräche mit Führungskräften und der Personalabteilung geführt werden sollten. Dabei ist es wichtig, auch den Austrittsgrund aktiv anzusprechen und sich über Verbesserungsmaßnahmen zu unterhalten und sich offen dafür zu zeigen bzw. nicht mit Vorwürfen auseinanderzugehen. Denn genau diese Gespräche sind der letzte Eindruck, die die ausscheidende Person in Erinnerung behalten wird und die darüber entscheiden können, ob sie sich vorstellen könnte, zurückzukommen oder nicht.

 

  • Die Türen offen halten: Wenn ein/e Mitarbeiter*in das Unternehmen verlässt, ist es wichtig, den Ausscheidungsprozess positiv und konstruktiv zu gestalten. Lassen Sie die Person wissen, dass ihre Arbeitsleistung sehr geschätzt war und dass es Ihnen schwer fällt, sie gehen zu sehen. Halten Sie ihr die Türen weiterhin offen und kommunizieren Sie aktiv, dass die Möglichkeit einer Rückkehr weiterhin besteht.

 

  • Kontakt halten: Vielen Mitarbeiter*innen fällt es gar nicht so leicht, ein Unternehmen und auch die Kolleg*innen, mit denen sich im Laufe der Zeit Freundschaften entwickelt haben, zu verlassen. Vor allem, wenn jemand über einen längeren Zeitraum in einem Unternehmen tätig war, ist er/sie auch daran interessiert, wie es weitergeht. Nutzen Sie dies und halten Sie den Kontakt aufrecht. Informieren Sie beispielsweise den/die ehemalige Mitarbeiter*in in regelmäßigen Abständen über laufende Entwicklungen. Denn je besser sie ins Unternehmen eingebunden bleiben, desto leichter fällt auch eine etwaige Rückkehr. Dazu zählt auch, dass Sie Ehemalige weiterhin zu Firmenfeiern wie Weihnachtsfeiern oder Sommerfesten einladen können, um in Kontakt zu bleiben.

  • Talent Pools: Bei vielen Unternehmen ist es Gang und Gäbe, im Bewerbungsprozess jene Bewerber*innen in Evidenz zu halten, die es nicht in die finale Auswahl geschafft haben. Diese Strategie können Sie auch bei ehemaligen Mitarbeiter*innen anwenden und beispielsweise beim Austritt fragen, ob Sie sie in ihren Talente-Pool aufnehmen dürfen, um sie so beispielsweise über neue Stellenausschreibungen informieren zu können, die für sie interessant sein könnten.

 

 

 

Vorteile und Herausforderungen von Boomerang Hiring für Unternehmen

Zu den größten Vorteilen von Rehiring zählt die Tatsache, dass ehemalige Mitarbeiter*innen bereits mit dem Unternehmen sowie den Abläufen und Prozessen vertraut sind. Das verkürzt die Einarbeitungsphase und spart Kosten und Ressourcen. Kosten ersparen sich Unternehmen beim Rehiring auch im gesamten Recruitingprozess. Bei ehemaligen Mitarbeiter*innen entfallen viele der ansonsten sehr aufwändigen und kostspieligen Schritte, angefangen von der Stellenausschreibung bis hin zum Auswahlprozess und dem Onboarding. Darüber hinaus kennen Sie als Arbeitgeber*in bereits die Stärken und Schwächen der Person und wissen, in welchen Bereichen Sie sie gut einsetzen können. Auch für die ehemaligen Mitarbeiter ist die Vertrautheit ein großer Vorteil bei einer Rückkehr. Sie kennen das Unternehmen, die Kolleg*innen sowie die Firmenkultur bereits und wissen genau, worauf sie sich einlassen bzw. was auf sie zukommt.

 

Neben den zahlreichen Vorteilen sollten Unternehmen jedoch auch die Herausforderungen bedenken, die bei einem Rehiring-Prozess auftreten können. Zunächst ist zu bedenken, dass der/die Mitarbeiter*in, die damals gekündigt hat, einen Grund dafür hatte. Sofern sich daran nichts ändert, besteht weiterhin die Gefahr einer neuerlichen Kündigung. Führen Sie daher offene Gespräche mit der Person und fragen Sie aktiv nach den damaligen Kündigungsgründen bzw. was es in Zukunft braucht, um den/die Mitarbeiter*in langfristig ans Unternehmen zu binden. War beispielsweise das Gehalt ein Knackpunkt, gilt es genau zu planen, ob die neuen Gehaltsvorstellungen der Person mit dem zur Verfügung stehenden Budget vereinbar sind. Beachten Sie dabei jedoch auch die Kosten, die durch das Recruiting und den Onboarding-Prozess von neuem Personal entstehen und wägen Sie genau ab. War der vorrangige Austrittsgrund beispielsweise das Teamgefüge bzw. Unstimmigkeiten innerhalb des Teams, können auch hier Maßnahmen für eine gute künftige Zusammenarbeit getroffen werden bzw. kann auch die Entscheidung gefällt werden, den*die ehemalige/n Mitarbeiter*in in weiterer Folge in einem anderen Team einzusetzen.

 

Welche Vorkehrungen können für ein erfolgreiches Rehiring Unternehmen treffen?

Um erfolgreiche Rehiring-Strategien im Unternehmen zu etablieren, sollten Unternehmen entsprechende Vorkehrungen treffen. Diese beginnen bereits beim Austritt aus dem Unternehmen und reichen weit darüber hinaus. Wir haben eine Checkliste für Sie erstellt, an der Sie sich orientieren können, wenn Sie die nötigen Vorkehrungen für ein etwaiges Boomerang-Hiring treffen möchten:

Vorkehrungen beim Unternehmensaustritt

  • Kündigungsgespräche nutzen, um den Austrittsgrund in Erfahrung zu bringen und Feedback zu Verbesserungsmöglichkeiten einzuholen
  • Vermitteln, dass die Türen offen stehen und eine Rückkehr möglich wäre
  • Private Kontaktdaten erfragen, um weiterhin in Kontakt bleiben zu können
  • Sich als Referenz zur Verfügung stellen
  • Abfrage, ob die Person in den Talente-Pool aufgenommen werden möchte, um sie über neue Stellenangebote informieren zu können

Vorkehrungen nach dem Unternehmensaustritt

  • den Kontakt halten durch E-Mails in regelmäßigen Abständen
  • Positive Entwicklungen im Unternehmen kommunizieren
  • Updates in den sozialen Netzwerken
  • Einladungen zu Firmenfeiern (Weihnachtsfeier, Sommerfest, etc.)
  • Proaktives Nachfragen, ob eine Rückkehr vorstellbar wäre
  • Informieren über neue Stellenausschreibungen im Rahmen des Talente-Pools


Für welche Berufsgruppe bzw. Branche ist Rehiring relevant?

Grundsätzlich kann sich das Rehiring ehemaliger Mitarbeiter*innen in allen Berufsgruppen und Branchen lohnen. Im Endeffekt kommt es immer auf die Person an bzw. welches Wissen, welche Erfahrung und Persönlichkeit er oder sie mitbringt, worauf im nachfolgenden Abschnitt noch näher eingegangen wird. Vor allem ist Rehiring jedoch auch in jenen Bereichen hochinteressant, in denen aktuell ein Fachkräftemangel herrscht, denn hier ist es schwieriger, neues Personal zu finden und mit den entsprechenden Anreizen ins Unternehmen zu holen. Dasselbe gilt für hochspezialisierte Bereiche, in denen das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften überschaubar ist.

Für welche Mitarbeiter*innen lohnt sich ein Rehiring?

Wer sich die Frage stellt, welche Mitarbeiter*innen sich gut für ein Rehiring eignen, kann dies aus mehreren Blickwinkeln angehen. Zunächst kann man eine Entscheidung darüber treffen, in welcher Form der/die jeweilige Mitarbeiter*im Unternehmen angestellt war und ob es beispielsweise Sinn macht, ein Rehiring-Programm für Werkstudent*innen, Teilzeitkräfte, Praktikant*innen oder Saisonarbeitskräfte aufzubauen. Dies bietet sich in erster Linie natürlich an, da es bei diesen Personengruppen auch ein enormes Entwicklungspotenzial geben kann, wenn diese Ehemaligen in einer anderen Form oder für andere Tätigkeiten für das Unternehmen zurückgewonnen werden können. Ebenso spannend ist jedoch ein personenzentrierter Ansatz, bei dem sich Unternehmen ausführlich mit den Stärken und Schwächen von ehemaligen Mitarbeiter*innen auseinandersetzen. Hier spielen Faktoren wie die Arbeitsleistung, die Zuverlässigkeit, die Zusammenarbeit im Team und das Know-How sowie die Arbeitserfahrung eine zentrale Rolle. Stellen Sie sich immer die Frage, ob es eine große Bereicherung wäre, das Wissen und die Persönlichkeit eines/r Ehemaligen wieder zurück ins Boot zu holen. Ist die Antwort ja, lohnt es sich auf jeden Fall, Maßnahmen für ein Rehiring zu ergreifen.

Autorin: Beatrix Mittermann

Bildnachweis: istock/VioletaStoimenova

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