5 No-Gos im Recruiting

Trotz einer möglichen Konjunkturabschwächung ist die Arbeitslosenquote niedrig und Arbeitgeber sehen sich mit einem Fachkräftemangel über viele Branchen hinweg konfrontiert. Es ist nicht mehr einfach, Top-Talente für sich zu gewinnen. Arbeitgeber sind daher gut beraten, Rekrutierung als einen zweiseitigen Prozess zu sehen. In Zeiten eines Kandidatenmarkts, gilt es, Fettnäpfchen und klassische Fehler im Recruiting-Prozess zu vermeiden. 

 

Das Stelleninserat unterschätzen

Die Hälfte aller Bewerber*innen wünscht sich eine klare Gehaltsangabe im Stelleninserat. Das angebotene Gehalt ist der Dealbreaker schlechthin – stimmt der Gehaltsrahmen nicht, wird die Stellenanzeige in vier von zehn Fällen sofort als unpassend verworfen. Außerdem möchte etwa jede*r Dritte Angaben zu den benötigten Skills und Fähigkeiten lesen, ein weiteres Viertel interessiert sich für Angaben zur Flexibilität am Arbeitsplatz. Rund die Hälfte der Jobsuchenden befinden eine präzise Jobbeschreibung als wichtig. Unterschiedliche Stepstone-Studien, Reports und Umfragen zeigen: Eine gut aufbereitete und informative Stellenanzeige kann entscheidend sein, ob sich Top-Talente bewerben, oder nicht. Sie verdient daher entsprechend Aufmerksamkeit und Herzblut.

Keine direkten, persönlichen Kontaktmöglichkeiten anbieten

Den Lebenslauf oder die Bewerbung schickt man hierzulande immer noch am liebsten direkt an den Personalverantwortlichen. Etwa 7 von 10 Kandidat*innen bevorzugen diesen direkten Kontakt zum Recruiter. Dass die Österreicher*innen den persönlichen Kontakt sehr schätzen, zeigt auch folgendes Ergebnis: Zwei Drittel möchten im Vorfeld mit der künftigen Führungskraft sprechen. Stellen Sie daher sicher, dass es auch entsprechende Kontaktmöglichkeiten für Rückfragen gibt, und rücken Sie im Recruiting-Prozess die persönliche Ebene in den Vordergrund.

 

Langsame Recruiting-Prozesse

Nichts ist lähmender als lange Bewerbungsprozesse: Für 3 von 4 Jobsuchende sind rasche Bewerbungsprozesse wichtig. Professionelles Recruiting ist unabdingbar für Top Talente. Ist das Auswahlverfahren unprofessionell (z. B. zu langsam, unorganisiert, digitale Hilfsmittel nicht modern…) lehnen 4 von 10 Menschen das Jobangebot von vornherein ab. Ein Verschlanken von Prozessen, einfache Bewerbungsmöglichkeiten und klare Prozesse gemeinsam mit kurzen Reaktionszeiten kann den Unterschied für Sie als Arbeitgeber ausmachen.

Unpassende Fragen stellen

Knapp 70 Prozent sagen, sie würden ein an sich gutes Angebot „mit Sicherheit“ ablehnen, wenn sie während des Einstellungsverfahrens schlechte Erfahrungen machen, wie diskriminierende Fragen oder fehlende Sympathie. Zu den unzulässigen Themenbereichen zählen etwa Fragen zu Religionsbekenntnis, Weltanschauung, sexueller Neigung oder Kinderwunsch.

Take it or leave it: mangelnde Verhandlungsbereitschaft & Flexibilität

Schlechte Karten haben auch Arbeitgeber, die sich Bewerber*innen gegenüber unflexibel zeigen: 4 von 10 Kandidat*innen würden „sicher ablehnen“, wenn Arbeitgeber mangelnde Flexibilität bei der Anpassung des Angebots an die eigenen Bedürfnisse (z. B. in Bezug auf die Arbeitszeit, das Leistungspaket…) an den Tag legen. Zum Vergleich: Nur 36 Prozent brechen eine Bewerbung ab, weil sie anderweitig ein besseres Angebot erhalten haben.

“Wir sehen vielfach, dass die Gründe, warum eine Bewerbung für Kandidat*innen nicht in Frage kommt, diese zurückgezogen oder sogar abgebrochen wird, zu einem großen Teil in der Hand des jeweiligen Unternehmens liegen. Arbeitgeber sollten aktiv am eigenen Recruiting- und Einstellungsprozess arbeiten und die Needs potenzieller Top-Talente berücksichtigen”, appelliert Philipp Almhofer, Recruitingexperte bei Stepstone. 

 

Autorin: Michaela Kostka
Bildnachweis: istock/Yutthana Gaetgeaw

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