
Mitarbeiterbindung im Fokus
Mitarbeiter*innen erfolgreich ans Unternehmen zu binden ist ein zentrales Thema. Es gibt zahlreiche Strategien, Maßnahmen und Möglichkeiten, um positive Anreize zu schaffen. Dabei sollte mehr auf die einzelnen individuellen Bedürfnisse der Arbeitnehmer*innen eingegangen werden, anstatt eine Universallösung für das gesamte Unternehmen zu planen.
- Definition: Was versteht man unter Mitarbeiterbindung?
- Steigende Bedeutung der Mitarbeiterbindung
- Vorteile einer starken Mitarbeiterbindung
- 3 Arten der Mitarbeiterbindung
- Maßnahmen der Mitarbeiterbindung: Was trägt zu einer starken Mitarbeiterbindung bei?
- Grundbedürfnisse: gutes Gehalt und guter Standort
- Sicherheitsbedürfnisse: Altersvorsorge und Arbeitsplatzsicherheit
- Soziale Bedürfnisse: flache Hierachien, Zusammengehörigkeit und Teamwork
- Wertschätzungsbedürfnisse: individuelle Wertschätzung und Feedbackkultur
- Selbstverwirklichung: Selbstbestimmung und flexible Arbeitsbedingungen
- Mitarbeiterbindung ist gut fürs Employer Branding
- Mitarbeiterbindung: Tipps für Arbeitgeber
Definition: Was versteht man unter Mitarbeiterbindung?
Unter Mitarbeiterbindung versteht man alle Maßnahmen eines Unternehmens, bestehende Mitarbeiter*innen im Unternehmen zu halten. Durch unterschiedliche strategische Maßnahmen und positive Anreize steht das Ziel im Fokus, die Beschäftigten langfristig an die Firma zu binden.
Steigende Bedeutung der Mitarbeiterbindung
Der StepStone Jobreport 2024 zeigt, dass der demographisch getriebene Arbeitskräftemangel in vielen Unternehmen zu Unterbesetzung und langen Vakanzzeiten führt. Doch nicht nur der Fachkräftemangel macht Mitarbeiterbindung so wichtig. Auch der Shift in der Verhandlungsmacht am Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle: Schon jetzt sehen die Befragten die Verhandlungsmacht eher bei den Arbeitnehmer*innen als bei den Arbeitgeber*innen. Und laut Einschätzungen werden die Beschäftigten im Jahr 2030 sogar noch mehr Verhandlungsmacht am Arbeitsmarkt haben und damit mehr Gestaltungsmöglichkeiten besitzen als aktuell.
Auch die Stepstone Recruiter-Studie zeigt (in der nachfolgenden Abbildung), dass die beste Strategie gegen den Fachkräftemangel Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sind. Zudem zählt das Halten und Begeistern von bestehenden Mitarbeiter*innen aktuell zu der drittgrößten Herausforderung im Recruiting.
Vorteile einer starken Mitarbeiterbindung
Gezielte Maßnahmen in eine starke Mitarbeiterbindung bringen viele Vorteile für Ihr Unternehmen:
- Eine niedrige Fluktuation sorgt für ein besseres Unternehmensklima und damit angenehmerer Arbeitsatmosphäre
- Damit verbunden sind eine Kosten- und Zeitersparnis durch weniger Bewerbungsprozesse & Onboarding-Maßnahmen und lange Vakanzzeiten
- Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung zahlen in die Arbeitgebermarke ein, erhöhen die Attraktivität als Arbeitgeber und sorgen für eine Weiterempfehlung
- Gesammeltes Know-How bleibt im Unternehmen
- Bessere Teamarbeit, eine höhere Leistungsbereitschaft und mehr Eigeninitiative
3 Arten der Mitarbeiterbindung
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung eine Umgebung geschaffen werden muss, in der die Loyalität und Leistung gefördert werden. Wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, hängt sehr stark auch von den Mitarbeiter*innen ab und welche Anreize für sie besonders wirkungsvoll sind. Es lassen sich drei Arten von Maßnahmen unterscheiden:
- Emotionale Maßnahmen: Auf der emotionalen Ebene eignen sich Belohnungen und Auszeichnungen, um Mitarbeiter*innen ans Unternehmen zu binden, da diese mit Anerkennung und Wertschätzung verbunden werden. Ebenso fallen in diese Kategorie das Verleihen von Verantwortungs- und/oder Handlungsspielräumen, die hiermit Vertrauen verbunden werden. Zudem sind hierbei auch Maßnahmen hilfreich, die das Betriebsklima verbessern und den Zusammenhalt innerhalb des Teams stärken.
- Kalkulative Maßnahmen: In den Bereich der kalkulativen Maßnahmen fallen alle monetären Anreize in Form von Gehaltserhöhungen, Corporate Benefits (also Sachleistungen als Ergänzung zum Gehalt) sowie sonstige Benefits. Auch zusätzlicher Urlaub, die Möglichkeit, Bildungskarenz oder ein Sabbatical zu nehmen, sowie Angebote, die die Work-Life-Balance verbessern, fallen unter die kalkulativen Maßnahmen der Mitarbeiterbindung.
- Qualifikationsorientierte Maßnahmen: Hierunter fallen Anreize wie die Möglichkeit, die eigenen Kompetenzen und Qualifikationen weiterzuentwickeln, an Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen oder von Förderprogrammen zu profitieren. Damit geht auch einher, die Laufbahn der Mitarbeiter*innen gemeinsam zu planen, um attraktive Perspektiven und Aufgabenfelder zu schaffen sowie die Möglichkeit, die neu erworbenen Fähigkeiten und Skills im Unternehmen einsetzen zu können.
Maßnahmen der Mitarbeiterbindung: Was trägt zu einer starken Mitarbeiterbindung bei?
Antworten auf die Frage, was zu einer starken Mitarbeiterbindung beiträgt, liefert die aktuelle Studie „Attracting Talent 2024 – was Arbeitskräfte heute wirklich wollen“ von The Stepstone Group und Kienbaum. Dabei wurden 8.400 Antworten im Rahmen einer Onlinebefragung gesammelt. Die Befragten teilen sich dabei in drei Gruppen auf: (1) Attraktivität – Jobsuchende, die 2024 ihren Job wechseln wollen, (2) Bindung – Angestellte, die 2024 bei ihrem Arbeitgeber bleiben möchten, (3) Praxis – Recruiter*innen, die die Bedürfnisse von Jobsuchenden einschätzen. Die Studie zeigt anhand der Maslowschen Bedürfnispyramide, welche Bedürfnisse Mitarbeiter*innen haben und welche Aspekte ausschlaggebend dafür sind, sie ans Unternehmen zu binden.
Grundbedürfnisse: gutes Gehalt und guter Standort
Bei der Vergütung ist der wichtigste Faktor für die Mitarbeiterbindung das Festgehalt. Dieses muss überzeugen, um Beschäftigte langfristig ans Unternehmen zu binden. In Bezug auf die Arbeitsumgebung ist das wichtigste Kriterium die Lage des Unternehmensstandortes.
Sicherheitsbedürfnisse: Altersvorsorge und Arbeitsplatzsicherheit
Um das Sicherheitsbedürfnis der Beschäftigen zu befriedigen, sollten Sie Wert auf eine Betriebsrente und Altersvorsorge der Mitarbeiter*innen legen. Auch stabile Arbeitsverträge (ohne Befristungen), die die Arbeitsplatzsicherheit fördern, tragen zu diesem Sicherheitsbedürfnis bei und binden Mitarbeiter*innen langfristig ans Unternehmen.
Soziale Bedürfnisse: flache Hierachien, Zusammengehörigkeit und Teamwork
In Bezug auf die Unternehmenskultur tragen flache Hierarchien und das Gefühl von Zusammengehörigkeit am stärksten zur Mitarbeiterbindung bei. Bei der Gestaltung der Teamkultur legen die Beschäftigten am meisten Wert auf eine transparente und offene Kommunikation innerhalb des Teams, auf gutes Teamwork sowie ein Gemeinschaftsgefühl.
Wertschätzungsbedürfnisse: individuelle Wertschätzung und Feedbackkultur
In diesem Bereich ist es für die Beschäftigten ausschlaggebend, dass sie individuelle Wertschätzung sowie Empathie von ihren Vorgesetzten erfahren. Was die Mitarbeiterbindung ebenfalls positiv beeinflusst ist eine positive und offene Feedbackkultur.
Selbstverwirklichung: Selbstbestimmung und flexible Arbeitsbedingungen
Am ausschlaggebendsten für das langfristige Binden von Mitarbeitern ans Unternehmen ist in diesem Bereich die Selbstbestimmtheit. Hinzu kommen außerdem der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten sowie einem flexiblen Arbeitsort (Office, Homeoffice etc).
Mitarbeiterbindung ist gut fürs Employer Branding
Unternehmen, die Employer Branding betreiben und es verstanden haben, sich selbst durch gezieltes Arbeitgeber-Marketing zu verkaufen, haben sich in der Regel bereits mit ihren Stärken und Schwächen auseinandergesetzt, sowie auch mit der Frage, was sie tun können, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber*in zu verbessern. All diese Maßnahmen dienen sowohl dazu, die Bindung von bestehenden Mitarbeiter*innen zu stärken, als auch am Stellenmarkt als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und sich aktiv als solcher zu positionieren. Denn auch Bewerber*innen finden es gut, wenn ihr*e zukünftige*r Arbeitgeber*in ihnen zusätzliche Benefits anbietet, die sie bei anderen Unternehmen nicht finden. Wenn Sie sich also erst einmal die Mühe gemacht haben, zu recherchieren, was sich Mitarbeiter*innen in Ihrem Unternehmen an zusätzlichen Benefits wünschen und welche Anreize sie mehr an Ihr Unternehmen binden, zögern Sie nicht, diese Leistungen auch nach außen zu kommunizieren und als Marketingmaßahme einzusetzen. Das gilt für Karriere-Events genauso wie für ihre Website, Ihre Karriereseite als auch Ihren Social-Media-Auftritt.
Sorgen Sie entlang der Candidate Journey auch dafür, dass neue Mitarbeiter*innen über die Benefits informiert werden und bieten Sie zudem spezielle Willkommenspakete an, die diese gleich von Beginn gut an Ihr Unternehmen binden. Denn nur durch regelmäßige Anreize und Ihr fortlaufendes Engagement erreichen Sie eine hohe Mitarbeiterbindung in Ihrem Betrieb und können dafür sorgen, dass Ihr Team langfristig in derselben Konstellation bestehen bleibt.
Mitarbeiterbindung: Tipps für Arbeitgeber
Der wichtigste Tipp vorweg: Es ist wenig zielführend, wahllos so viele Maßnahmen wie möglich umzusetzen. Der erste Schritt sollte immer eine Analyse dessen sein, was Ihre Mitarbeiter*innen überhaupt wollen und welche Bedürfnisse sie haben. Die nachfolgenden konkreten Praxisbeispiele können als Inspiration betrachtet werden, in welchen Bereichen Anreize für Mitarbeiter*innen gesetzt werden können, um diese an Ihr Unternehmen zu binden:
- Flexibles Arbeiten: Vereinbarung flexibler Arbeitszeiten bzw. von flexiblen Arbeitsorten (Homeoffice, Remote Work)
- Sportangebote, Wellnessangebote und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung: Gesundheitschecks, Office Yoga im Unternehmen, Mitgliedschaft im Fitnesscenter, Teamsportarten, gesunde gemeinsame Mittagspause, betriebliche Gesundheitsförderung, monatliche Fitness-Challenge, gemeinsamer Kochkurs (schnelle Küche für die Mittagspause), Tools für den Stressabbau, Family Day, gemeinsam Baum pflanzen
- Persönliche Karriereplanung: Job Enrichment, Job Enlargement, Persönlichkeitsentwicklung, Weiterbildungsmaßnahmen, interne Aufstiegschancen, Mentorprogramme für junge Führungskräfte
- Persönliche Auszeiten: Bildungskarenz, Bildungsteilzeit, Sabbaticals ermöglichen
Beschäftigen Sie sich darüber hinaus auch mit den Gründen für die Fluktuation in Ihrem Unternehmen. Nehmen Sie sich bei ausscheidenden Arbeitnehmer*innen die Zeit, Feedbackgespräche zu führen und fragen Sie dezidiert nach dem Grund, warum sie das Unternehmen verlassen. Das gibt Ihnen Aufschluss darüber, an welchen Schrauben Sie drehen können, um in der Zukunft eine stärkere Mitarbeiterbindung zu erreichen.
Autorin: Beatrix Ferriman
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