
Arbeitszeitverkürzung
Der Stepstone Jobreport 2024 zeigt auf, wie belastet und ausgelaugt sich Österreichs Beschäftigte fühlen und welche die größten Stress- und Belastungsfaktoren sind. Kürzere Arbeitstage können hier eine gute Strategie sein, um das körperliche Wohlbefinden und die mentale Verfassung zu verbessern, Ausgleich zu schaffen und die Arbeitsmotivation zu erhöhen.
- Definition: Was versteht man unter Arbeitszeitverkürzung?
- Wie belastet und ausgelaugt fühlen sich Österreichs Beschäftigte?
- Gründe für die zunehmende Belastung
- Persönliche & berufliche Auswirkungen einer Arbeitszeitverkürzung
Definition: Was versteht man unter Arbeitszeitverkürzung?
Unter Arbeitszeitverkürzung versteht man eine Reduktion der Arbeitszeit. Obwohl damit auch die jährliche Arbeitszeit oder die gesamte Lebensarbeitszeit gemeint sein kann, wird der Begriff am häufigsten mit der Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit verwendet. Diese Reduktion kann auf unterschiedliche Art und Weise umgesetzt werden: durch einen zusätzlichen freien Tag in der Woche zum Beispiel im Rahmen einer 4-Tage-Woche, weniger Arbeitsstunden pro Tag, freie Vor- oder Nachmittage oder eine für die Arbeitnehmer*innen individuell angepasste Lösung von flexibler Arbeitszeit.
Wie belastet und ausgelaugt fühlen sich Österreichs Beschäftigte?
Mit dem Stepstone Jobreport untersucht Stepstone einmal jährlich, was Beschäftigte und Jobsuchende in Österreich bewegt und welche Konsequenzen sich für die Personalarbeit daraus ergeben. Eine wichtige Komponente im aktuellen Jobreport ist das Thema Arbeitszeit. Im Schnitt beträgt die Arbeitsdauer an einem durchschnittlichen Arbeitstag 8,3 Stunden, wobei Männer angeben, etwas länger zu arbeiten (8,5 Stunden) als Frauen (7,9 Stunden).
Während 35 Prozent der Männer sich nach einem durchschnittlichen Arbeitstag müde und ausgelaugt fühlen, geht es nahezu jeder zweiten befragten Frau so. Die Gen Y fühlt sich am stärksten belastet und ausgelaugt.
Und Belastung sowie Stresspegel nehmen zu: Für 81 Prozent der Befragten, die sich nach der Arbeit (eher) müde und ausgelaugt fühlen, hat dieses Gefühl in den letzten Jahren zugenommen. Dies zeigt sich stärker bei der Generation X (85 Prozent) und den Babyboomern (88 Prozent). Nur ein Fünftel sieht keine Belastungssteigerung in den letzten Jahren.
Gründe für die zunehmende Belastung
Wieso nehmen Müdigkeit und Ausgelaugtheit nach der Arbeit zu? Im Stepstone Jobreport 2024 wurden die folgenden drei Gründe am häufigsten genannt: eine Zunahme der beruflichen Aufgaben allgemein (44,9 Prozent), der Personalmangel im Unternehmen (36,4 Prozent) und die Tatsache, altersbedingt weniger belastbar zu sein (32,8 Prozent). Darüber hinaus wurden auch die folgenden Gründe genannt:
Persönliche & berufliche Auswirkungen einer Arbeitszeitverkürzung
Wie würde es sich nun auswirken, wenn die Arbeitszeit der Beschäftigten verkürzt würde? Auch diese Frage wurde im Rahmen des Jobreports 2024 gestellt.
Auf persönlicher Ebene geben Arbeitnehmer*innen an, dass sich ihrer Ansicht nach durch kürzere Arbeitstage das körperliche Wohlbefinden (49 Prozent) und die Mental Health (44,7 Prozent) verbessern würden. Zudem hätten sie durch eine Arbeitszeitverkürzung mehr Zeit, um private Aufgaben zu erledigen (52,8 Prozent) und könnten berufliche und private ToDos besser vereinbaren (28,6 Prozent).
Negative Auswirkungen werden kaum erwartet. Somit hätten Unternehmen durch eine Arbeitszeitverkürzung die Chance, einen zusätzlichen Corporate Benefits zu schaffen und sich unter anderem auch als familienfreundlicher Arbeitgeber zu etablieren.
Auf beruflicher Ebene werden von den Befragten die folgenden Auswirkungen erwartet:
Natürlich ist es mit der Arbeitszeit ähnlich wie bei vielen anderen Benefits: Nicht alle brauchen dasselbe und nicht alle finden dieselben Arbeitsplatzfaktoren attraktiv und ansprechend. Wenn Beschäftigte frei wählen könnten, würden nur 23 Prozent gerne in Teilzeit arbeiten. 37 Prozent möchten vollzeitnahe und 38 Prozent gerne in Vollzeit arbeiten. Vor allem Baby-Boomer arbeiten wirklich gerne in Vollzeit (67 Prozent), aber auch in der Gen Z arbeiten immerhin 57 Prozent gerne in Vollzeit. (Quelle: Stepstone Jobreport 2023)
In gewissen Fällen braucht es nicht die Arbeitszeitverkürzung, jedoch wäre eine Flexibilisierung von Arbeit eine gute Maßnahme: Etwa bei Beschäftigten mit Betreuungspflichten. So würden etwa 70 Prozent der Mütter, die in Teilzeit oder geringfügig arbeiten, gerne in Vollzeit oder vollzeitnahe arbeiten, bräuchten dafür aber – neben einer besseren Kinderbetreuungssituation – mehr Unterstützung durch Arbeitgeber und flexiblere Arbeitsbedingungen. (Quelle: Working Parents & beyond 2024)
Der Trend zur Arbeitszeitverkürzung ist jedoch nicht zu unterschätzen. Auch wenn hier in geringem Maß negative Auswirkungen erwartet werden, wäre eine Arbeitszeitverkürzung dennoch eine gute Maßnahme, um in Zeiten des Fachkräftemangels neue Mitarbeiter*innen an Bord zu holen und dem zunehmenden Trend der Teilzeitarbeit zu folgen. Und ganz nebenbei wird sich dadurch auch die Mitarbeitermotivation erhöhen, was Beschäftigte langfristiger ans Unternehmen bindet.
Autorin: Beatrix Ferriman
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