Was zählt als Berufserfahrung?

Wie wichtig ist sie und was wird als Berufserfahrung angerechnet?


27.02.2024

Endlich! Du hast deinen Abschluss in der Tasche und willst durchstarten. Der erste richtige Job, das erste volle Gehalt in greifbarer Nähe – eine tolle Vorstellung. Aber Moment mal, in den meisten Stellenanzeigen steht irgendwas von Berufserfahrung. Also nichts für Berufseinsteiger*innen? Nicht so schnell – wir erklären dir, was diese Formulierungen wirklich bedeuten und wann sich die Bewerbung trotzdem lohnt.

Arbeitserfahrung – das Erfolgsgeheimnis für Bewerbungen?
Erste, einschlägige oder fundierte Berufserfahrung – was heißt das überhaupt?
Von Neben- bis Vollzeitjob – wo sammelst du Berufserfahrung?
Berufserfahrung im Anschreiben
Berufserfahrung im Lebenslauf
Fazit: Keine Angst vor Jobs, die Berufserfahrung fordern
FAQs – Häufig gestellte Fragen

Arbeitserfahrung – das Erfolgsgeheimnis für Bewerbungen?

Hast du auch schon Stellenanzeigen gelesen und warst dir nicht sicher, ob du alle Kriterien erfüllst? Die gute Nachricht: Du musst nicht jede Anforderung erfüllen. Als Richtwert gelten mindestens 70 %. Wichtig ist nur, dass du über die Schlüsselqualifikationen verfügst, die der Job verlangt. Dazu gehört auch die Berufserfahrung – also die Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen, die du während deines bisherigen Arbeitslebens gesammelt hast.

Und genau die steht in den meisten Ausschreibungen ziemlich weit oben. Irgendwie verständlich, denn so fällt der Einstieg in den neuen Job in der Regel leichter: Berufserfahrene kennen die Strukturen und Abläufe des Arbeitsalltags bereits, arbeiten sich entsprechend schneller ein und sind oft schon selbstständiger. Zudem bringen sie wertvolle Praxiserfahrung aus anderen Betrieben mit, von denen die Unternehmen zusätzlich profitieren können.

Übrigens: Deine Erfahrung kann sich doppelt auszahlen. Denn neben guten Jobchancen steigt mit zunehmender Berufserfahrung in der Regel entsprechend des Kollektivvertrags auch dein Gehalt.

Du möchtest deinen aktuellen Marktwert genauer unter die Lupe nehmen? Mit unserem Gehaltsplaner kannst du den Einfluss von Berufserfahrung aufs Gehalt ganz einfach nachvollziehen und deinen Weg zum Wunschgehalt gezielt planen.

 

Erste, einschlägige oder fundierte Berufserfahrung – was heißt das überhaupt?

Aber nun zurück zu den Berufseinsteiger*innen. Wie sollen sie Berufserfahrung sammeln, wenn diese eigentlich überall Einstellungsvoraussetzung zu sein scheint? Kein Grund zur Sorge: Je nachdem, wie die Stellenanzeige formuliert ist, wird eine bestimmte Art von Berufserfahrung verlangt. Und eine davon passt ganz sicher auch zu deinem Lebenslauf. Das heißt: Anhand der Formulierung erkennst du, ob du Chancen hast – selbst wenn du noch nie gearbeitet hast.

Tipp: Stellenanzeigen, die Berufserfahrung nicht erwähnen oder schreiben, dass „Erfahrungen ideal“ wären, sind hervorragend für Berufseinsteiger*innen geeignet. Der Begriff „ideal“ bedeutet nämlich in diesem Zusammenhang, dass Erfahrung zwar willkommen ist, aber nicht zwingend vorausgesetzt wird.

Ganz allgemein versteht man unter Berufserfahrung jegliche Tätigkeiten, die man in der Arbeitswelt verrichtet hat. Darunter fallen auch Praktika oder Studierendenjobs, Aushilfsjobs oder Volontariate.
Genauer genommen gliedert sich diese in erste, einschlägige und fundierte Berufserfahrung:

Erste Berufserfahrung

Wird erste Berufserfahrung vorausgesetzt, reicht es, wenn du Praxiserfahrung in einem Praktikum, einem Nebenjob oder generell in einer geringfügigen Anstellung gesammelt hast. Gern im entsprechenden Bereich, aber nicht zwingend. Für das Unternehmen ist es in diesem Fall nur wichtig, dass du den Berufsalltag bereits kennengelernt und deine Fähigkeiten praktisch angewendet hast. Perfekte Voraussetzungen also für Berufsanfänger*innen. Nutz dein Bewerbungsschreiben, um von deinen Fähigkeiten zu überzeugen.

Einschlägige Berufserfahrung

Verlangt das Unternehmen einschlägige Berufserfahrung, bedeutet das, dass du je nach Erwartungshaltung der Personalverantwortlichen etwa ein bis drei Jahre in einem vergleichbaren Bereich gearbeitet haben solltest. In dieser Zeit konntest du dich mit den Abläufen und Aufgaben vertraut machen. Im Idealfall bringst du detailliertes Fachwissen und spezifische Kontakte mit. Ein Praktikum reicht hier nicht mehr aus, vor allem nicht in einem fachfremden Bereich. Wenn also einschlägige Berufserfahrung erwartet wird, solltest du nachweisen, dass du erste konkrete Erfahrungen in dem betreffenden Fachgebiet sammeln konntest.

Wird hingegen allgemeine Berufserfahrung verlangt, reicht es aus, wenn du in einer anderen Branche Erfahrungen sammeln konntest. Zeig, dass du dich anpassen und in verschiedenen Arbeitsumgebungen glänzen kannst.

Fundierte Berufserfahrung

Bei Stellenanzeigen, die fundierte oder langjährige Berufserfahrung voraussetzen, handelt es sich meist um Führungspositionen oder Jobs für Spezialist*innen. Hier solltest du bereits drei bis fünf Jahre in einer entsprechenden Position gearbeitet haben. Du solltest dich sehr gut auskennen, Kontakte mitbringen und dich schnell in einem neuen Umfeld zurechtfinden. Als Berufsanfänger*in konzentrierst du dich besser auf andere Stellenangebote. Im Laufe deiner Karriere sammelst du fundierte Berufserfahrung in der Regel ganz von selbst.

Als Quereinsteiger*in kommt es darauf an, welche Zusatzqualifikationen du mitbringst und wie spezifisch die geforderten Fachkenntnisse sind.


Nicht nur klassische, der ausgeschriebenen Stelle zu 100 Prozent entsprechende Tätigkeiten zählen als Berufserfahrung. Es gibt viel mehr Möglichkeiten! © Maskot/EyeEm

 

Von Neben- bis Vollzeitjob – wo sammelst du Berufserfahrung?

Zum Glück zählen zur Berufserfahrung nicht nur klassische berufliche Tätigkeiten. Ansonsten hätten es Berufseinsteiger*innen auf Jobsuche wirklich schwer. Und wahrscheinlich hast du längst mehr Praxiserfahrung gesammelt, als du denkst. Denn es gibt viele Möglichkeiten, wertvolle Erfahrungen für den Beruf zu sammeln:

● in einer Ausbildung
● durch mehrmonatige Praktika
● im Praxissemester eines dualen Studiums
● in den Praxisphasen in deiner dualen Ausbildung oder deiner Lehre
● durch Ferial- oder Studierendenjobs
● in Kooperationsprojekten deiner Hochschule
● in Werkstudententätigkeiten
● in Voll- und Teilzeitjobs, angestellt oder selbstständig
● in Nebenjobs
● in Aushilfsjobs
● bei Projektarbeiten
● während deiner Bachelor- oder Masterarbeit in einem Unternehmen
● während deiner Promotion

 

Berufserfahrung im Anschreiben

Du hast ein passendes Stellenangebot gefunden? Super, dann geht’s jetzt an die Bewerbung. Wenn du nicht alle Voraussetzungen erfüllst, muss das nicht gleich das Aus für deine Bewerbung bedeuten. Du darfst ruhig Mut zur (Erfahrungs-)Lücke zeigen. Bis zu 30 % nicht erfüllte Anforderungen sind kein Problem, wenn dein Anschreiben zeigt, warum du ein Match für die offene Stelle bist. Das heißt: Formulier sauber, strukturier sinnvoll und bring deine persönlichen Fähigkeiten auf den Punkt.

Am besten nutzt du bereits das Anschreiben, um deine Erfahrungen hervorzuheben. So kannst du als Absolvent*in z. B. auf deine Praktika oder relevante Nebenjobtätigkeiten eingehen. Vielleicht hast du dir auch besonderes Fachwissen angeeignet, das für die neue Stelle relevant ist?

Generell gilt: Je mehr Fachkenntnisse du mitbringst, desto mehr solltest du deine Bewerbung auf die in der Stellenanzeige geforderten Qualifikationen zuschneiden. Werd spezifisch: Auch temporäre Aushilfsjobs oder Tätigkeiten, bei denen du deine Soft Skills unter Beweis stellen konntest, sind relevant, wenn du noch nicht über viel Arbeitserfahrung verfügst.

Zum Beispiel dein Ehrenamt als Fußballtrainer*in? Deine Arbeit beim Campus-Radio? Oder dein Nebenjob in der Gastronomie? All das sind wertvolle Berufserfahrungen. Denn hier hast du sicher deine Teamfähigkeit und dein Organisationstalent weiterentwickelt.

 

Berufserfahrung im Lebenslauf

Im Lebenslauf kannst du alle deine bisherigen beruflichen Stationen tabellarisch auflisten. Wenn du bereits mehr als ein Jahr Berufserfahrung gesammelt hast, platzier diese Erfahrung direkt nach deinen persönlichen Daten. Das könnte so aussehen:

Persönliche Daten:
Name: Kim Musterperson
Adresse: Musterstraße 123, 12345 Musterstadt
Telefon: 0123456789
E-Mail: kim.musterperson@example.com

Berufserfahrung:
2022 – heute
Trainee Online Marketing bei ABC GmbH

● Entwicklung und Umsetzung von Marketingstrategien
● Durchführung von Marktforschung und Wettbewerbsanalysen
● Mitarbeit bei der Organisation von Marketingevents

2020 – 2022
Aushilfe Social-Media-Marketing bei XYZ GmbH

● Unterstützung bei der Erstellung von Marketingmaterial
● Betreuung des firmeneigenen Social-Media-Auftritts

Wenn du weniger als ein Jahr Berufserfahrung hast, stell deinen höchsten Abschluss voran:
Persönliche Daten:

Name: Kim Musterperson
Adresse: Musterstraße 123, 12345 Musterstadt
Telefon: 0123456789
E-Mail: kim.musterperson@example.com

Ausbildung:
Oktober 2019 – September 2022
Studium Betriebswirtschaftslehre, Fachhochschule Bildungsstadt
Abschluss: Bachelor of Science

● Schwerpunkt Datenanalyse und Projektmanagement
● Engagement in studentischer Initiative XY mit Fokus auf Networking-Veranstaltungen

August 2017 – Juli 2019
Fachabitur Wirtschaft und Verwaltung, Berufsschule Musterstadt

● Schwerpunkt: Betriebswirtschaft und Rechnungswesen
● Praktische Ausbildung bei ABC GmbH

Wenn du deinen Lebenslauf schreibst, kannst du als Berufseinsteiger*in besonders punkten, wenn du zu jeder Station ein paar knackige Stichpunkte hinzufügst. Hier kannst du deine Aufgaben und Verantwortlichkeiten kurz erläutern und deine erworbenen Fähigkeiten auflisten. Zum Beispiel eigene Projekte oder dein Engagement in einer studentischen Initiative zeigen den Personalverantwortlichen, was du neben dem Studium an praktischer Erfahrung gesammelt hast – und wie dich diese für die ausgeschriebene Stelle qualifiziert.

Auch wenn die Tätigkeit inhaltlich nichts mit dem Aufgabengebiet der gewünschten Stelle zu tun hat, kannst du damit zeigen, dass du einen strukturierten Arbeitsalltag kennst und den damit verbundenen Belastungen gewachsen bist. Starthilfe gefällig? Mit unserem kostenlosen Lebenslauf-Generator erstellst und updatest du im Handumdrehen deinen optimalen Lebenslauf. Vergiss dabei nicht, deiner Bewerbung alle relevanten Praktikums- und Arbeitszeugnisse beizufügen.

Tipp: Wenn sie für die angestrebte Tätigkeit von Bedeutung sind, haben sogar deine Hobbys im Lebenslauf einen Platz verdient. Ebenso wie ehrenamtliche Tätigkeiten als Fußballtrainer*in, Spielleiter*in oder ähnliches. Du musst aber nicht jeden Schüler- oder Ferialjob angeben, den du je gemacht hast. Betone lieber diejenigen, die für die ausgeschriebene Stelle relevant sind oder eventuelle Lücken im Lebenslauf erklären. Im hoffentlich nächsten Schritt kannst du dann die Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch nutzen, um deine Skills nochmal gekonnt in Szene zu setzen.

 

Fazit: Keine Angst vor Jobs, die Berufserfahrung fordern

Als Berufseinsteiger*in ist es wichtig zu wissen, was als Berufserfahrung zählt und wie du sie in deiner Bewerbung am besten präsentierst. Durch geleistete Praktika oder in Nebenjobs hast du bereits Kompetenzen erworben, die als berufliche Vorerfahrung zählen. Für eine Position mit Führungsverantwortung solltest du jedoch einige Jahre im entsprechenden Umfeld gearbeitet haben.

Für einen schnellen Überblick haben wir hier noch einmal zusammengefasst, welche Art von Erfahrung als welche Form der Berufserfahrung zählt:

Erste Berufserfahrung

● Beschreibung: Erste allgemeine Erfahrungen im Arbeitsalltag
● Beispiel: Durch Praktika, Nebenjobs, Aushilfsjobs, Werkstudententätigkeiten

Einschlägige Berufserfahrung

● Beschreibung: Für das Stellenprofil relevante, längere berufliche Erfahrung
● Beispiel: Durch berufliche Tätigkeiten, fachbezogene Nebenjobs, Praxissemester, Bachelor- oder Masterarbeiten in einem Unternehmen, eigene Projekte

Fundierte Berufserfahrung

● Beschreibung: Mehrjährige Berufserfahrung im Tätigkeitsfeld des Stellenprofils
● Beispiel: Durch berufliche Tätigkeiten im entsprechenden Arbeitsbereich

Langjährige Berufserfahrung

● Beschreibung: Mindestens 3 bis 5 Jahre Berufspraxis
● Beispiel: Durch berufliche Tätigkeiten (nicht zwangsläufig im Arbeitsbereich des Stellenprofils)

Trau dich ruhig, in der Bewerbung alle deine Fähigkeiten hervorzuheben, die zu deiner Wunschposition passen könnten. Und wenn du dann zum Vorstellungsgespräch eingeladen wirst, hast du die erste wichtige Hürde erfolgreich gemeistert.

 

FAQs – Häufig gestellte Fragen

Wie viele Jobs sollten im Lebenslauf unter Berufserfahrung angegeben sein?

Als Berufsanfänger*in schreibst du am besten alle praktischen und beruflichen Erfahrungen auf, die in irgendeiner Weise für deinen neuen Job relevant sein könnten. Natürlich mit einer Erklärung, welche Fähigkeiten du dabei erwerben konntest. Wenn du schon einige Jahre Berufserfahrung und mehrere Jobs hinter dir hast, reicht es, wenn du lediglich diese Jobs angibst. Ein bis zwei Seiten Lebenslauf sind ideal, mehr als vier sollten es auf keinen Fall sein.

Berufserfahrung oder Studium – was ist wichtiger?

Hier gibt es keine eindeutige Antwort. In manchen Bereichen zählt die berufliche Erfahrung deutlich mehr – in anderen ist das Studium die Eintrittskarte in ein Unternehmen. Oftmals ist eine Kombination aus beidem von Vorteil, da sowohl Praxiserfahrung als auch theoretisches Wissen wertvolle Kompetenzen darstellen.

Kann ich mich als Absolvent*in auf eine Stelle bewerben, die Berufserfahrung erfordert?

Unbedingt. Wird erste Berufserfahrung gewünscht, reichen im Studium absolvierte Praktika, Projektarbeiten oder Nebenjobs sicher aus, um deine Arbeitsfähigkeit zu belegen. Steht in der Stellenanzeige etwas von fundierter oder einschlägiger Berufserfahrung, sind andere Anzeigen für dich sicher erfolgversprechender.

Bildnachweis: Maskot/EyeEm

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