
Mental Health am Arbeitsplatz – richtig fördern und erhalten
Mentale Gesundheit oder Mental Health ist mehr als ein Trendthema in Krisenzeiten, es sollte vielmehr immer eine Rolle spielen, um langfristig die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen zu fördern. Hier geben wir einen kompakten Überblick, wie es um die mentale Gesundheit der Arbeitnehmer*innen in Österreich steht, welche Faktoren am Arbeitsplatz schädlich sein können und konkrete Tipps, was Arbeitgeber verbessern und umsetzen können.
- Definition: Mental Health am Arbeitsplatz
- Status Quo: Mental Health am Arbeitsplatz und im Recruiting in Österreich
- Faktoren, die die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz beeinflussen
- Was können Unternehmen für die mentale Gesundheit der Mitarbeiter*innen tun?
- 1. Transparenz im Bewerbungsprozess
- 2. Mitarbeiterbefragung
- 3. Arbeitsplatzgestaltung
- 4. Pausen und Off-Zeiten
- 5. Anonyme Hotline
- 6. Bewegungsanreize
- 7. Mentale Gesundheitstage
- 8. KI-gestützte Tools
- 9. Gamification der Gesundheitsförderung
Definition: Mental Health am Arbeitsplatz
Mental Health wird als mentale, psychische oder seelische Gesundheit übersetzt. Sie umfasst sowohl das persönliche Wohlbefinden als auch die Fähigkeit, produktiv zu arbeiten und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Sie ist ebenso wichtig wie die körperliche Gesundheit.
Wichtig zu verstehen ist, dass eine psychische Krankheit nicht unbedingt bedeutet, dass man berufliche Probleme hat oder keine Karriere anstreben kann. Ebenso kann die mentale Gesundheit belastet sein, wenn keine psychischen Erkrankungen vorliegen, denn beispielsweise kann das Arbeitsumfeld belastend und man dadurch nicht vollständig leistungsfähig sein. Gerade was Mental Health am Arbeitsplatz betrifft, ist zu beachten, dass Unternehmen laut ArbeitnehmerInnenschutzgesetz dazu verpflichtet sind, psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu evaluieren und bei Gefahren Maßnahmen zu treffen, um psychische (Fehl-)Beanspruchungen zu vermeiden (§4 ASchG).
Status Quo: Mental Health am Arbeitsplatz und im Recruiting in Österreich
Wie wichtig für HR am Arbeitsplatz und im Recruiting das Thema mentale Gesundheit ist, zeigt unsere Recruiterstudie 2023. Erfreulich ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten (55%) der Aussage zustimmen, dass es in der Verantwortung des Unternehmens liege, für das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen zu sorgen.
Bei der konkreten Unterstützung für die psychische Gesundheit ist jedoch noch deutlich Luft nach oben, denn hier zeigt sich, dass 46% aller Unternehmen für ihre Mitarbeiter*innen nichts im Angebot haben. Bei den Unternehmen, die Angebote machen, setzt jeweils rund ein Drittel auf Meditation, Sportangebote sowie bezahlte Spezialist*innen für psychische Gesundheit direkt im Unternehmen.
Bei den größten Unternehmen in der Befragung (500 und mehr Angestellte) bieten immerhin rund die Hälfte sowohl Meditations- und Sportgruppen sowie eigene Mental-Health-Spezialist*innen an, bei den kleineren Unternehmen ist der Prozentsatz geringer.
Recruiter*innen sind sich in der überwiegenden Mehrheit einig, dass eine adäquate Arbeitsumgebung mentale Probleme wie Stress und Überlastung reduzieren und somit auch Krankenstände senken kann – 82 Prozent der Befragten stimmen hier zu. Bemerkenswerterweise wünscht sich fast ein Drittel der Befragten (32%), dass Bewerber*innen psychische Erkrankungen im Bewerbungsprozess offenlegen, zugleich sind sich jedoch alle Befragten einig, dass das Bewerbungsgespräch nicht der ideale Ort sei, um das Thema anzusprechen. Auch wenn sie nicht aktiv danach fragen würden, denken sie, dass es eine*n Bewerber*in nicht grundsätzlich disqualifiziert, wenn er*sie das Thema psychische Erkrankung im Bewerbungsgespräch thematisiert. Entwicklungspotenzial zeigt sich dahingehend, dass sich mehr als die Hälfte aller Befragten eine Weiterbildung wünscht, um ein besseres Verständnis für psychische Gesundheit zu erlangen.
Faktoren, die die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz beeinflussen
Wird auf die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz nicht ausreichend Rücksicht genommen, leidet die Mitarbeiterzufriedenheit und auch deren Motivation deutlich. Um daher Tendenzen wie Quiet Quitting entgegenzuwirken und die Mitarbeiterbindung zu stärken, sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:
- Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien: Diese müssen nicht nur vorliegen, sondern auch ausreichend umgesetzt werden, um für eine sicherer Arbeitsumgebung, gut gewartete Geräte, ausreichend Beleuchtung und Lüftung, eine angenehme Raumatmosphäre und vieles mehr zu sorgen.
- Klare Kommunikation: Klarheit über Aufgaben und Anforderungen beugt Stress und Demotivation vor. Auch die Möglichkeit, jederzeit nachzufragen und eine positive Fehlerkultur als Teil einer guten Unternehmenskultur gehören dazu.
- Leistungsdruck: Ein zu hoher Leistungsdruck wirkt überfordernd und führt zu Stress und Fehlern – hier gilt es die richtige Balance zwischen Fordern und Fördern zu finden.
- Arbeitszeitgestaltung: Wie kann eine gute Work-Life-Balance oder gar ein gelungenes Work-Life-Blending aussehen, wie weit lassen sich die Arbeitszeiten an die individuellen Bedürfnisse der Arbeitnehmer*innen anpassen?
- Allgemeines Betriebsklima und Verhalten der Führungskräfte: Auch hier stellt sich die Frage nach dem optimalen Fordern und Fördern, flache Hierarchien und offene Kommunikation sorgen für engagierte Mitarbeiter*innen.
Was können Unternehmen für die mentale Gesundheit der Mitarbeiter*innen tun?
1. Transparenz im Bewerbungsprozess
Fördern Sie eine Kultur, in der Bewerber*innen offen über ihre psychische Gesundheit sprechen können, um Diskriminierung zu minimieren und das Bewusstsein zu erhöhen.
2. Mitarbeiterbefragung
Erheben Sie mithilfe einer Mitarbeiterbefragung (am besten anonym) den Status Quo und finden Sie heraus, was Ihre Mitarbeiter*innen aus ihrer Sicht brauchen, um ihre mentale Gesundheit zu erhalten und zu fördern.
3. Arbeitsplatzgestaltung
Überdenken Sie die Gestaltung der Arbeitsplätze. Pflanzen, natürliche Beleuchtung und Ruhezonen können das Wohlbefinden verbessern. Mitarbeiter*innen sollten auch aktiv dazu angeregt werden, Ruhe- und Pausenzonen zu nutzen, was etwa durch Events, Get Togethers etc. erreicht werden kann.
4. Pausen und Off-Zeiten
Diese sollten auch konsequent eingehalten werden – Vorgesetzte können hier mit gutem Beispiel vorangehen, um zu zeigen, dass man nicht rund um die Uhr und im Urlaub erreichbar sein muss.
5. Anonyme Hotline
Stellen Sie eine anonyme Hotline zur Verfügung, wo Mitarbeiter*innen über ihre Herausforderungen sprechen können.
6. Bewegungsanreize
Sportangebote und Bewegung haben nachweislich auch einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit. Diese lassen sich heutzutage auch über Digitale Wellness-Plattformen anbieten, die virtuelle Wellness- und Achtsamkeitsprogramme ermöglichen. Diese können bequem von zu Hause oder vom Arbeitsplatz aus genutzt werden.
7. Mentale Gesundheitstage
Ermöglichen Sie Mitarbeiter*innen gelegentliche „Mental Health Days“ – freie Tage zur Entspannung und zum Wohlbefinden, die nicht auf den Urlaub angerechnet werden.
8. KI-gestützte Tools
Nutzen Sie KI-basierte Tools zur Früherkennung von Stresssignalen und zur Förderung des Wohlbefindens am Arbeitsplatz.
9. Gamification der Gesundheitsförderung
Nutzen Sie spielerische Elemente, um die Teilnahme an Gesundheits- und Wellnessprogrammen zu fördern.
Autorin: Sabine Schönfellner
Bildnachweis: istock/Daniel de la Hoz