Handgeschriebener Lebenslauf: Sorgfalt zählt

Die Handschrift wird als Charakterzeugnis verwendet


13.01.2020

Auch im digitalen Zeitalter gibt es ihn noch: den handgeschriebenen Lebenslauf. Welche Gründe Arbeitgeber verfolgen, wenn sie einen handschriftlichen Lebenslauf einfordern und welche Vorgaben er erfüllen muss, erfährst du hier.

Handschriftlicher Lebenslauf zur Persönlichkeitsanalyse

Gelegentlich werden Bewerber aufgefordert der Bewerbung anstelle des tabellarischen, elektronischen Lebenslaufes einen handgeschriebenen, ausformulierten Lebenslauf beizufügen. Dabei will der Personaler aber nicht etwa die Formulierungsfähigkeiten der Kandidaten überprüfen, sondern vielmehr die Handschrift graphologisch auswerten lassen. Auf diese Weise wollen sie mehr über die Charaktereigenschaften und Persönlichkeit der Bewerber erfahren.

Mittelständische Betriebe oder behördliche Dienstgeber zählen zu jenen Arbeitgebern, die aus traditionellen Gründen am häufigsten handschriftliche Lebensläufe einfordern. Grundsätzlich gilt, du musst einen handgeschriebenen Lebenslauf nur übermitteln, wenn ein solcher ausdrücklich gefordert wird. Die Bewerbung muss in diesem Fall auch postalisch in Papierform abgeschickt werden und nicht eingescannt per E-Mail oder über ein Bewerbungsportal.

 

Was verrät die Handschrift über einen Bewerber?

Die Handschrift eines Menschen ist ein Pool an Informationen. Nichts verrät mehr über deine Persönlichkeit als deine Schrift. Wer nun die Kunst der Graphologie (Lehre der Handschrift) beherrscht, der kann einiges über seine Mitmenschen in Erfahrung bringen. Wenig überraschend, dass sich auch Personaler dieser Technik bedienen. Dabei achten sie vor allem auf folgende Aspekte.

  • Schriftbild – Wie sieht das Bewegungs-, Form-, Raum- und Strichbild aus? Die Beurteilung erfolgt hier nach bestimmten Merkmalen, wie dynamisch, rund, kraftvoll etc.
  • Rhythmik – Die Bewegung des Schriftbildes, flüssig, abgehackt, unbeständig etc., wird zusammen mit der Formung, dem Versteifungsgrad und dem Eigenartsgrad sowie der Einheitlichkeit der Buchstaben beurteilt.
  • Einzelmerkmale der Handschrift – Hierbei wird vor allem auf Eigenheiten, die sich von der breiten Masse abheben (i-Punkte in Form eines Herzchens, verschnörkelte Großbuchstaben etc.), geachtet.
  • Kommen Persönlichkeitstheorien zum Tragen? Wurde das Schriftbild erfasst und die besonderen Merkmale analysiert, kann der Graphologe eine Theorie über die Persönlichkeitsstruktur des Schreibers aufstellen.
  • Gutachten – Schließlich werden Schriftmerkmale und Persönlichkeitstheorie(n) in einem Gutachten zusammengebracht und eine Deutung auf Basis von psychodiagnostischen Überlegungen erstellt.

 

Obgleich erfahrene Graphologen für derartige Analysen eingesetzt werden, stellen Wechselschreiber, die ihre Handschrift der Stimmung anpassen, dem Experten bei seiner Analyse vor Herausforderungen. In diesem Fall kann es vorkommen, dass die Persönlichkeit des Schreibers verfälscht oder lückenhaft erfasst wird. Daher werden graphologische Gutachten meist nur in Kombination mit einem persönlichen Kennenlernen im Rahmen des Vorstellungsgespräches eingesetzt.

 

Lebenslauf mit der Hand schreiben – der richtige Aufbau

Handschriftlicher Lebenslauf in Aufsatzform

Der handgeschriebene Lebenslauf muss umfassend die bisherigen Stationen in Form eines Aufsatzes darlegen. Wichtig ist auch hier, Lücken gut zu erklären.

 

Einleitung

Am Beginn stehen die persönlichen Daten des Kandidaten, also Name, Geburtsdatum und –ort, Adresse und Kontaktdaten.

„Mein Name ist Max Mustermann. Ich wurde am 4.5.1987 in Musterstadt geboren und wohne derzeit in der Musterstraße 45 in 1111 Musterstadt.“

 

Hauptteil

Es folgt eine nachvollziehbare Beschreibung des bisherigen Lebens. Die einzelnen Abschnitte (Schule, Ausbildung, Studium, Praktika, Berufserfahrung, Hobbys, Stärken & Schwächen, Erfolge, Auslandserfahrung) bilden jeweils separate Absätze, um den roten Faden erkennen zu lassen.

„Im Jahr 1993 wurde ich eingeschult und habe die Schule im Jahr 2011 mit der Matura abgeschlossen (Notendurchschnitt 1,4).“

„Weil mich Menschen schon immer begeistert haben, begann ich ein Studium der Psychologie. Bereits während des Studiums habe ich stundenweise im Muster-Ambulatorium in Musterstadt gearbeitet.“ ….

 

Schluss

Schließlich führst du die Beweggründe für die Bewerbung an und schließt den Lebenslauf mit Ortsangabe, Datum und Unterschrift.

„Aktuell suche ich nach einer neuen beruflichen Herausforderung in einer sozialmedizinischen Einrichtung, da ich …“.

 

Handschriftlicher Lebenslauf in Tabellenform

Beim handgeschriebenen tabellarischen Lebenslauf gelten die gleichen Vorgaben wie beim elektronischen Lebenslauf. Der Standard sind allerdings handgeschriebene Lebensläufe in Aufsatzform.

 

Tipps für einen guten handgeschriebenen Lebenslauf

✓ Schreibe den Lebenslauf am Computer vor und schreibe ihn dann ab.

✓ Verwende hochwertiges, unliniertes Papier, das mindestens 100 Gramm schwer ist.

✓ Um gerade zu schreiben, benütze entweder einen Zeilenspiegel oder ein stark liniertes Papier.

✓ Verwende eine Füllfeder mit blauer Tinte. Vermeide Kugelschreiber oder Filzstifte.

✓ Vermeide Korrekturmittel, sondern beginne den Lebenslauf neu, wenn du dich verschrieben hast.

✓ Verwende Löschpapier oder eine Unterlage, um Flecken oder Abdrücke zu vermeiden.

✓ Lasse links so viel Abstand, dass das Blatt noch gelocht werden kann, ohne dass sich die Löcher im Text befinden. Nach rechts sollten es mindestens zwei Zentimeter sein. Hinsichtlich Zeilenabstand kann man sich an dem linierten Blatt der Unterlage orientieren.

Zum Schluss der wichtigste Tipp: Verwende auf keinen Fall Muster für ausformulierte Lebensläufe aus dem Internet. Es ist dein Lebenslauf, dessen Inhalt entsprechend individuell ist.

 

Bildnachweis: www.istockphoto.com/opolja

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