Bare Minimum Monday: (wieder) ein neuer TikTok-Trend

Montagmorgen im Büro: Rechner hochfahren, Kaffee holen und dann – einfach entspannen? Was wie ein schlechter Witz klingt, hat als Trend „Bare Minimum Monday“ bereits Millionen Fans weltweit gefunden – zumindest auf der Social-Media-Plattform TikTok.

Dort hat der Hashtag #bareminimummondays bereits 1,8 Millionen Aufrufe – und täglich kommen neue hinzu. Ins Leben gerufen wurde der Trend von der Startup-Gründerin und Influencerin Marisa Jo Mayes.

Was steckt hinter „Bare Minimum Monday“?

Auf der Suche nach kreativen Möglichkeiten, den gefürchteten ersten Arbeitstag der Woche halbwegs angstfrei und entspannt zu überstehen, kam sie auf den „Bare Minimum Monday“: Ein Tag, an dem maximal zwei bis drei Stunden produktiv gearbeitet wird. Der Rest steht für Selbstfürsorge und kreative Aufgaben zur Verfügung.

Der entspannte Montag soll Stress reduzieren, kreatives Arbeiten ermöglichen und den berühmt-berüchtigten „Sunday Scares“ entgegenwirken – also jenem Gefühl, das sich bei vielen Arbeitnehmer:innen am Sonntagabend einstellt, wenn sie an die kommende Arbeitswoche denken. Tatsächlich zeigt eine Studie der Universität Leipzig, dass positive Erwartungen an den ersten Arbeitstag der Woche dabei helfen kann, möglichst viel vom Schwung des Wochenendes mit in die neue Arbeitswoche zu nehmen und damit den Montagsblues zu reduzieren.

Wer sich auf seine bevorstehenden Aufgaben freue, empfinde den Kontrast zwischen Sonntag und Montag als weniger schlimm, so die Forscher.

Vor allem die Gen Z setzt auf Selbstfürsorge

Mayes Videos über den neuesten Arbeitstrend haben sich über die Social-Media-Plattform TikTok viral verbreitet. Ihre Videos werden hunderttausendfach angeklickt, immer mehr Follower und Kreative springen auf den Zug auf. Was wie der nächste kurzlebige Trend aussieht, hat jedoch handfeste Ursachen: In einer US-Umfrage aus dem Jahr 2021 gab beispielsweise mehr als jeder zweite Befragte an, dass der Montag der unbeliebteste Tag der Woche sei.

Besonders beliebt ist der Bare Minimum Monday auch bei der Generation Z: Junge Berufstätige legen in der Arbeitswelt immer mehr Wert auf Selbstfürsorge. Trends wie „Quiet Quitting“ und die Vier-Tage-Woche sind vor allem bei Berufseinsteiger:innen beliebt, die das Thema Work-Life-Balance ganz nach oben auf die Agenda setzen – ebenso wie den „bare minimum Monday“. Tatsächlich geben 82 Prozent aller Mitglieder der Gen Z in einer Umfrage an, dass es „ziemlich oder extrem attraktiv“ sei, das Nötigste zu tun, um einen Job zu behalten.

Gegen die „Hustle Culture“

Im Gegensatz zur „Hustle Culture“ früherer Generationen setzt die Gen Z eher auf Selbstfürsorge und Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Bewunderung erntet nicht derjenige, der als Erster im Büro ist und als Letzter das Licht ausmacht, sondern derjenige, der sich trotz Arbeit ein schönes Leben macht.

Denn allzu oft hat sich gezeigt, dass übermäßiger Arbeitseinsatz nicht unbedingt mit Karriere oder mehr Geld belohnt wird – und dass am Ende aller Anstrengungen nicht die Beförderung, sondern Überforderung und Burn-out stehen. Tatsächlich ist in Österreich fast jeder Zweite vom Risiko eines möglichen Burn-outs betroffen; zwölf Prozent sind bereits daran erkrankt.

In diesem Zusammenhang ist der „Bare Minimum Monday“-Trend als Teil einer breiteren Bewegung zu sehen, ein entspannteres Arbeitsumfeld zu schaffen. Schon mit „Quiet Quitting“ und im Rahmen der „Great Resignation“ etwa versuchte man, die negativen Aspekte der Arbeitskultur wie Stress und Burn-out zu bekämpfen.

Dieses Verhalten bereitet nicht nur den Arbeitgebern Kopfzerbrechen, sondern hat es mittlerweile bis in die Chefetagen der Wirtschaftsstrategen geschafft: Auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Quiet Quitting“. Das Resümee der Teilnehmer: Es liege in der Verantwortung der Manager und Firmenchefs, das stillschweigende Ausscheiden zu verhindern, nachdem die Pandemie die Arbeitsbedingungen grundlegend verändert habe.

Wie Arbeitgeber auf den Trend reagieren

Aus Sicht der Unternehmen gibt es jedenfalls einige Gründe, den „Bare Minimum Monday“ zu kritisieren: Nicht nur ist er in bestimmten Arbeitsumgebungen völlig unrealistisch. Der Versuch, möglichst wenig zu arbeiten, um das eigene Wohlbefinden zu fördern, wird von vielen Seiten auch als Faulheit oder gar Arbeitsverweigerung gewertet. Befürworter halten dem entgegen, dass es nicht darum gehe, gar nicht zu arbeiten: Wichtig sei es, die jeweiligen Aufgaben zu priorisieren und durch Konzentration auf das Wesentliche unnötigen Arbeitsdruck abzubauen.

Tatsächlich werden Arbeitgeber vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels nicht um eine Lösung für Themen wie Überarbeitung und Burn-out herumkommen. Ob diese nun darin besteht, eine verbesserte Work-Life-Balance zu schaffen, flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen oder beim Nichtstun am Montag auch mal ein Auge zuzudrücken, sei dahingestellt.

Sicher ist, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Mit dem „Try Less-Tuesday“ und dem „Fool Around-Friday“ stehen nämlich schon die nächsten Trends in den Startlöchern, die gestressten Arbeitnehmer*innen zu mehr Erholung und Wohlbefinden verhelfen sollen.

Autor: Barbara Oberrauter-Zabransky
Bildnachweis: istockphoto.com / Portra



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