Storytelling im Bewerbungsschreiben

Deine Bewerbung floppt? So setzt du Storytelling im Bewerbungsschreiben gekonnt ein.


15.10.2019

Geschichten verbinden Menschen und machen Erlebnisse anderer greifbar. Warum sich den ältesten Trick der Menschheit also nicht dort zunutze machen, wo es darum geht, sich selbst zu verkaufen – im Bewerbungsschreiben?

Storytelling – Was ist das?

Storytelling (deutsch: Geschichten erzählen) ist eine Kommunikationstaktik, bei der Informationen und Fakten in einer Geschichte verpackt werden, um beim Leser Emotionen und Interesse hervorzurufen. Gutes Storytelling zeichnet sich dadurch aus, dass im Kopf des Lesers Bilder erzeugt werden, die sich in seinem Gedächtnis verankern und dafür sorgen, dass die Geschichte in Erinnerung bleibt.

 

Storytelling in der Bewerbung

Auf eine Bewerbung umgemünzt bedeutet das beispielsweise, dass du deine Stärken im Bewerbungsschreiben nicht einfach nur nacheinander anführst. Vielmehr solltest du sie geschickt in einen interessanten Kontext setzen. Mache den Leser deiner Bewerbung neugierig: Schildere ihm eine Problemstellung, mit der du in deiner alten Position konfrontiert warst und verrate ihm, wie du deine Stärken dazu eingesetzt hast, diese zu lösen. Achte dabei immer auf eine schlüssige Erzählweise und dass du den Spannungsbogen aufrechterhältst.

Du kannst das Storytelling aber auch einsetzen, um zu erklären, warum dein bisheriger Werdegang nicht so geradlinig verlaufen ist, wie bei manch anderen Kandidaten. Dafür eignet sich besonders eine verkürzte Form der Heldenreise oder „Drachentötergeschichte“, wie sie von Storytelling-Profis im Fachjargon genannt wird.

Geprägt wurde dieser Begriff vom amerikanischen Mythenforscher, Joseph Campbell, der in mythologischen Erzählungen ein Schema entdeckte, nach dem auch heute noch viele Werke aus den Bereichen Film und Literatur ablaufen. Ein bekanntes Beispiel ist die Heldenreise von Frodo aus „Der Herr der Ringe“.

Der Held erhält unverhofft eine wichtige Aufgabe oder erkennt, dass ihm in seinem alten Leben irgendetwas fehlt. Zuerst ringt er mit sich selbst, da er Angst hat sein sicheres Leben hinter sich zu lassen. Dann tritt ein Mentor auf den Plan, durch den er die Zweifel überwindet und sich auf die Reise begibt. Auf ihr findet er sich Prüfungen und Problemen gegenüber, die er bestehen und überwinden muss.

Er schafft es seine Aufgabe zu erfüllen und findet das wonach er gesucht hat. Dann ist die Zeit gekommen in sein altes Leben zurückzukehren. Es gelingt ihm das erlangte Wissen und die vielen Erfahrungen, die er während seiner Reise gemacht hat mit dem Alltagsleben zu vereinen. Schlussendlich geht er als gereifte Persönlichkeit aus seinem Abenteuer hervor.

 

 In 6 Schritten zu einer unschlagbaren Story

 

  1. Das Unternehmen

Informiere dich über das Unternehmen und die ausgeschriebene Stelle. Wie tritt das Unternehmen nach außen hin auf? Handelt es sich um ein modernes Unternehmen oder vermitteln Homepage und Wording der Stellenanzeige traditionelle Werte?  Mit welchen Problemstellungen und Herausforderungen ist das Unternehmen aktuell konfrontiert und welche deiner bisherigen Leistungen ist dazu geeignet, das Problem zu lösen?

 

  1. Persönlichkeit

Sorge dafür, dass sich der Recruiter mit dir und deiner Geschichte identifizieren kann. Überlege dir, welche Charaktereigenschaften dich ausmachen. Bitte Familie und Freunde um Hilfe, schließlich stimmen Selbstbild und Fremdbild nicht immer zu 100 % überein.

 

  1. Lebenslauf

Analysiere deinen beruflichen Werdegang. Lassen sich hier Ansätze für eine gute Geschichte finden? Manches Mal verstecken sie sich auch im Privatleben, etwa in Hobbys oder ehrenamtlichen Tätigkeiten. Gab es berufliche oder private Herausforderungen oder Probleme, die du überwinden musstest? Wie bist du mit der Situation umgegangen und was hast du daraus gelernt? Welche deiner Charaktereigenschaften haben dazu geführt, dass du dich für den einen oder den anderen Weg in deiner beruflichen Laufbahn entschieden hast?

 

  1. Auswahl der Story

Schreibe alle Anekdoten auf, die dir zu den oben gestellten Fragen in den Sinn kommen. Deine Notizen müssen nicht geordnet sein. Schreibe einfach wild darauf los. Entscheide dann welche der notierten Geschichten am besten zur ausgeschriebenen Stelle passt und am deutlichsten deinen Charakter, deine Problemlösungskompetenz und Motivation zeigt.

 

  1. Geschichte ausformulieren

Lasse den Personaler deine Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes miterleben und mitfühlen. Der Leser deiner Bewerbung muss sich sofort in deine Geschichte hineinversetzen können und Bilder vor Augen haben. Nutze deshalb für deine Story keine komplexen Situationen, sondern Szenen des Alltags.

Verschweige keine Schwächen oder Punkte, an denen du in deinem Leben gescheitert bist. Verwende diese Themen gezielt, um zu zeigen, wie du diese Herausforderungen bewältigt hast. Fehlschläge gehören zum Leben dazu, aber wie du damit umgegangen bist sagt viel über deine Persönlichkeit aus und liegt deshalb im Interesse deines zukünftigen Arbeitgebers.

Um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, baue einen Cliffhanger in deine Story ein. Dazu schneide ein Problem zu Beginn der Geschichte kurz an und lösen erst gegen Ende auf, wie du die Situation entschärft hast.

Das Massachussetts Institute of Technology empfiehlt für das Erzählen von Geschichten die sogenannte STAR-Methode. Sie setzt sich aus folgenden Elementen zusammen:

  • Situation: Welche Situation hast du vorgefunden?
  • Task: Was war deine Aufgabe?
  • Action: Was hast du konkret getan?
  • Result: Welches Ergebnis hast du erzielt?

Der Unterschied zu klassischen Qualifikationsbehauptungen wie „Ich habe jahrelange Erfahrung mit Change Management Prozessen“ ist: Eine Geschichte macht die eigene Kompetenz greifbar und stellt anschaulich dar, wozu man in der Lage ist – und wie das dem Wunscharbeitgeber helfen könnte.

Personaler erleben den Bewerber so direkt in Aktion und können erbrachte Leistungen persönlich nachvollziehen. Das stellt die eigene Expertise anschaulich unter Beweis – und führt im Idealfall dazu, dass die eigene Bewerbung vom „Leider Nein“- auf den „Auf jeden Fall!“-Stapel wandert.

 

  1. Story verdichten

Kürze deine Story. Auch wenn es sich um Geschichten handelt, müssen diese kurz und knackig formuliert werden – kein Personaler will seitenlange Bewerbungsschreiben lesen. Lasse alle Details weg, die für die Geschichte nicht relevant sind. Streiche unnötige Füllwörter und verwende kurze und einfache Satzkonstruktionen. Achte aber immer darauf, dass der rote Faden erhalten bleibt.

  

Beispiel für ein gelungenes Storytelling

Du hast dein Finanzmanagement Studium nach einem Semester abgebrochen und aufgrund von Praktika erkannt, dass Sie in Zukunft als Bankangestellter tätig sein möchten.

Dann könnte deine Story dazu so aussehen:

„Geld hat schon immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. Schon als kleines Kind hatte ich eine Münzsammlung und habe es geliebt, gemeinsam mit meinem Vater das Geld aus meinem Sparschwein zu zählen. Auch während meiner Schulzeit hat sich das nicht geändert. Deshalb habe ich mich nach der Matura für ein Finanzmanagement-Studium entschieden.

Das Studium war sehr interessant, jedoch ist mir schon nach dem ersten Semester bewusst geworden, dass es für mich zu theoretisch und wirtschaftslastig ist. Ein Praktikum bei der „Münze Österreich“ und der „Ersten Bank“ haben mir gezeigt, dass ich nicht nur mit hypothetischen Beträgen jonglieren möchte. Als kommunikationsfreudiger und haptischer Mensch ist mir wichtig täglich mit physischem Geld zu tun zu haben, sowie mit Kunden in Kontakt zu stehen. Jetzt weiß ich, dass die Arbeit als Bankangestellter genau das Richtige für mich ist.“

 

Drachentöter-Storys im Bewerbungsgespräch

Übrigens: Du kannst Geschichten auch im Vorstellungsgespräch einsetzen, um deine Qualifikationen unter Beweis zu stellen und dich im Gedächtnis des Gegenübers zu verankern. Denn: Wer vor dem geistigen Auge seines Gegenübers die stärksten Bilder hervorruft, bleibt länger in Erinnerung – und hat damit schon mal einen klaren Startvorteil vor der Konkurrenz.

Der Trick: Antworte auf Fragen einfach mit einer Episode aus dem bisherigen Berufsleben, um die eigenen Behauptungen zu dokumentieren und zu untermauern. Wer wirklich beeindrucken will, bezieht auch die eigenen Gefühle in die Erzählung mit ein und bezieht sich in den eigenen Antworten auf die aktuelle Stelle. So aktiviert man beim Gegenüber erfolgreich das Kopfkino – und bleibt damit länger und positiver in Erinnerung.

 

Storytelling – Die wichtigsten Tipps im Überblick

✓ Storytelling eignet sich besonders gut für Initiativbewerbungen oder beim Quereinstieg in ein Berufsfeld, in dem man sich wenige Chancen ausrechnet.

✓ Nutze Storytelling dann, wenn dein beruflicher Werdegang nicht geradlinig verlaufen ist, sondern du beispielsweise verschiedene Studienrichtungen oder Jobs ausprobiert hast.

✓ Auch ein Gap Jahr im Lebenslauf lässt sich mit Storytelling sehr gut erklären.

✓ Achte darauf, dass deine Geschichte nicht aufgesetstzt oder übertrieben wirkt.

✓ Verwende immer positive Formulierungen.

✓ Passe deine Story immer auf die ausgeschriebene Stelle und das Unternehmen an.

✓ Mache dir das Storytelling auch im Vorstellungsgespräch zunutze. Lege dir dazu ein paar Geschichten parat, die deine Stärken veranschaulichen.

 

Wer in seinem Motivationsschreiben auf Geschichten und Beispiele von erfolgreichen „Heldentaten“ setzt anstatt elendslanger Litaneien von angeblichen Kompetenzen, dem ist die Aufmerksamkeit der Personaler sicher – und im besten Fall bleibt er länger im Gedächtnis haften als die Konkurrenz.

Geschichten von eigenen Erfolgen in der Vergangenheit können dem aktuellen Wunscharbeitgeber von Nutzen sein. Durch sie erkennt er sofort, wie du an Problemstellungen herangehst und wie effizient du bist, wenn es darum geht diese zu lösen. Drachentöter-Storys lassen somit Rückschlüsse auf deine Persönlichkeit zu und zeigen deinem zukünftigen Arbeitgeber, ob du die richtige Besetzung für die ausgeschriebene Stelle bist.

 

 

Autorin: Nicole Bühringer

Bildnachweis: www.istockphoto.com/bombermoon

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