Kritikfähigkeit im Berufsalltag

Mit Kritik umzugehen kann man lernen


28.11.2023

Die Kritikfähigkeit ist eine wichtige persönliche Eigenschaft, die es im Arbeitsleben immer wieder braucht. Doch nicht immer ist es leicht, mit Kritik umzugehen und vor allem destruktive Äußerungen nicht zu persönlich zu nehmen. Doch Kritikfähigkeit kann man lernen und wir verraten dir mit unseren Tipps und Tricks, wie das geht.

Inhaltsverzeichnis

Definition: Kritikfähigkeit einfach erklärt
Kritikfähigkeit in der Psychologie: Ist das eine Stärke?
Beispiele für Kritikfähigkeit am Arbeitsplatz
Kritikfähig werden: 5 Tipps
Konstruktive Kritik richtig annehmen
Konstruktive Kritik geben
Warum ist Kritikfähigkeit so wichtig?
Kritikfähigkeit formulieren in der Bewerbung
Destruktive Kritik abwehren

 

Definition: Kritikfähigkeit einfach erklärt

Unter Kritikfähigkeit versteht man laut dem Duden die Fähigkeit, Kritik zu üben sowie die Fähigkeit, Kritik zu akzeptieren und zu ertragen. Dabei handelt es sich um eine Beurteilung einer Leistung, Eigenschaft oder einem Verhalten durch eine andere Person.

 Unter den Synonymen, die für Kritikfähigkeit genutzt werden, finden sich Kritikkompetenz, die Eigenschaft, kritisierbar zu sein, sowie die Aufgeschlossenheit für Kritik beziehungsweise die Fähigkeit, Kritik zu akzeptieren.

Im Englischen gibt es keine direkte Übersetzung für den Begriff Kritikfähigkeit. Übersetzen lässt es sich daher am ehesten mit den englischen Redewendungen „ability to give and receive criticism“, „ability to respond positively to criticism” oder “to be open to criticiscm”.

 

Kritikfähigkeit in der Psychologie: Ist das eine Stärke?

In der Psychologie zählt die Kritikfähigkeit zu einer wichtigen Eigenschaft, die Personen haben können. Wer gut mit Kritik umgehen kann, lässt sich davon nicht aus der Bahn werfen, erbringt also eine Leistung der Psyche, um diese Informationen zu verarbeiten und daran zu wachsen.

Dabei geht es nicht darum, jede Kritik ungefiltert anzunehmen, sondern durch empathisches Verhalten die Denkweise anderer Personen anzuerkennen und im nächsten Schritt zu verarbeiten sowie konstruktiv damit umzugehen.

Es handelt sich also um eine persönliche Stärke, Kritik zu vertragen und sich diese zu Nutze zu machen, um sich damit weiterzuentwickeln und zu verbessern.

 

Beispiele für Kritikfähigkeit am Arbeitsplatz

Kritik kann im Arbeitsleben von unterschiedlichen Personen kommen:

  • Kritik von Vorgesetzten: Kritik von Vorgesetzten dient oftmals dazu, die Leistung der Mitarbeiter*innen zu verbessern. Dafür sollte die Kritik jedoch konstruktiv formuliert sein, also Informationen darüber enthalten, was verbessert werden kann, anstatt nur das zu kritisieren, was schlecht läuft. Leider kommen in der Praxis hin und wieder auch Machtspiele bei Vorgesetzten vor – erfahre hier alles über Bossing, wenn du von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen bist.
  • Kritik von Kund*innen: Mit Kritik von Kund*innen ist besonders vorsichtig umzugehen, da diese für den Umsatz des Unternehmens verantwortlich sind. Vor allem bei wichtigen Kund*innen sollte speziell auf die geäußerten Kritikpunkte eingegangen werden, um diese nicht zu verlieren.
  • Kritik von Kolleg*innen: Auch unter Kolleg*innen kann Kritik ausgeübt werden. Hier ist es ratsam, sich die Kritikpunkte anzuhören und dann für sich selbst zu entscheiden, welche davon man ändern möchte und welche nicht. Sachlich formulierte Kritik ist wertvoll. Allerdings äußern Kolleg*innen nicht immer ihre Einwände in einer konstruktiven Art und Weise. Hast du Ärger mit deinen Kolleg*innen? Wir verraten dir, was du dir nicht gefallen lassen solltest.

Die folgende Tabelle liefert dir Beispiele für gute und schlechte Kritikfähigkeit:

Gute Kritikfähigkeit Schlechte Kritikfähigkeit
Der Kritik aktiv und aufmerksam zuhören Abwehrhaltung einnehmen
Bei Unklarheiten nachfragen Sich rechtfertigen
Dankbarkeit für die Kritik Nicht ausreden lassen
Kritik nicht persönlich nehmen Der Kritik nicht zuhören
Auseinandersetzung mit der Kritik Gegenkritik äußern
Kritik als Inspiration für Verbesserungen ansehen Laut werden, ausfallend werden

 

Kritikfähig werden: 5 Tipps

Kritik einzustecken, ist nicht immer einfach, jedoch erlernbar. Wenn du deine Kritikfähigkeit fördern möchtest, haben wir 5 Tipps für dich:

1. Zuhören

Es ist oft schwierig, aufmerksam zu bleiben, wenn man kritisiert wird. Dennoch ist es wichtig, genau hinzuhören, was der Kritikpunkt ist und die Feedback-Geber*innen wirklich zu verstehen.

Vor allem, wenn es sich dabei um eine Schwäche handelt, die einem unangenehm ist, kann es leicht dazu kommen, auf Durchzug zu schalten bzw. gleich in die Rechtfertigung zu gehen. Trainiere daher im ersten Schritt, genau zuzuhören und die Person aussprechen zu lassen.

2. Nachfragen

Um kritikfähiger zu werden, ist es wichtig, die Kritik genau zu verstehen. Wenn dabei etwas unklar ist, kannst du nachfragen. Dadurch zeigst du nicht nur, dass es dir wichtig ist, die Kritik in Kenntnis zu nehmen, sondern du erhältst auch die Chance, tatsächlich etwas zu verbessern.

Im Idealfall ergibt sich dadurch sogar eine Kommunikation, in der ihr gemeinsam an Lösungsansätzen arbeiten könnt. Ganz nebenbei verbesserst du dabei auch deine Kommunikationsfähigkeit.

3. Kritik als Verbesserungspotenzial sehen

Führe dir immer wieder vor Augen, dass dir Kritik dabei hilft, dich weiterzuentwickeln. Dadurch hast du die Möglichkeit, dich zu verbessern und etwaige Fehler in der Zukunft nicht mehr zu machen.

4. Blickwinkel verändern

Wenn dich Kritik direkt trifft, kann es helfen, den Blickwinkel zu verändern. Mache dir bewusst, dass die Kritik nicht böse gemeint war bzw. nimm sie nicht zu persönlich. Konstruktive Kritik zielt nicht darauf ab, dich als Person anzugreifen, sondern ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Situation zu verbessern.

5. Kritik verdauen

Du musst nicht gleich eine Lösung parat haben oder die Kritik auf der Stelle umsetzen. Lass dir Zeit, das Gesagte zu verdauen und dir zu überlegen, wie du darauf reagieren möchtest.

Vor allem, wenn du merkst, dass du emotional wirst, kannst du dich für die Kritik bedanken und sagen, dass du in Ruhe darüber nachdenken möchtest und das Kritikgespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortführen.

 

Konstruktive Kritik richtig annehmen: 4 Tipps

Damit du Kritik richtig annehmen kannst, haben wir die folgenden vier Tipps für dich:

  • Zuhören: Der erste Schritt zum Annehmen von Kritik ist das Zuhören. Nur wenn du richtig zuhörst und die Person aussprechen lässt, kannst du die gesamte Kritik erfassen und entsprechend darauf reagieren.
  • Positive Einstellung: Zunächst hilft es, die Kritik aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Bei konstruktiver Kritik wirst nämlich nicht du als Person kritisiert, sondern ein bestimmtes Verhalten oder ein gewisser Sachverhalt. Wenn du dir das vor Augen führst, fällt es dir leichter, dich nicht schlecht zu fühlen deswegen. Dadurch kannst du auch verhindern, eine Abwehrhaltung einzunehmen und das Bedürfnis, dich verteidigen zu wollen, ist kleiner. So kommt es auch seltener zu Konflikten.
  • Verbesserungspotenzial ausschöpfen: Durch das Aussprechen von Kritik hast du die Möglichkeit, dich selbst zu verbessern. Hierfür kann es wichtig sein, Fragen zu stellen, wenn dir etwas unklar ist bzw. auch gemeinsam weiterzudenken und sich zu überlegen, was an der kritisierten Situation oder am kritisierten Verhalten verändert werden kann.
  • Dankbar sein: Wenn du konstruktive Kritik bekommst, hast du die Chance, dich zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dafür solltest du der Person deine Dankbarkeit aussprechen.

 

Konstruktive Kritik geben: 3 Tipps

Kritik zu geben will gelernt sein. Denn wird Kritik falsch formuliert, kann das zu Konflikten führen und genau das Gegenteil von dem erzeugen, was man eigentlich erreichen wollte. Die drei folgenden Tipps zeigen dir daher, wie du konstruktive Kritik geben kannst:

1. Sachlich bleiben

Auch wenn du etwas kritisierst, das für dich sehr emotional ist, solltest du darauf achten, deine Kritik sachlich zu formulieren. Wenn du merkst, dass du dich innerlich aufregst, versuche durchzuatmen und dich nicht von deinen Emotionen leiten zu lassen.

2. Konkrete Kritikpunkte

Beziehe dich bei deiner Kritik auf eine konkrete Situation, die auch die Person, an die du die Kritik richtest, nachvollziehen kann. Dadurch ist die Kritik nicht abstrakt und kann leichter erfasst werden. Vermeide dabei auch verallgemeinerte Kritik wie „Immer machst du XY“ oder „Du brauchst zu lange für deine Arbeit“.

3. Positive, verständnisvolle Sprache verwenden

Nicht nur der Inhalt ist bei Kritik wichtig, sondern auch, wie diese formuliert wird. Positive Sprache und Verständnis für schwierige Situationen helfen dir dabei, Wertschätzung für die kritisierte Person zu zeigen und die Situation angenehmer zu gestalten.

 

Warum ist Kritikfähigkeit so wichtig?

Kritikfähigkeit ist eine soziale Kompetenz. Für Arbeitgeber ist es wichtig, kritikfähige Mitarbeiter*innen im Unternehmen zu haben, die im Falle des Falles bereit sind, ihr Verhalten zu verändern, wenn es die Situation erfordert.

Was bedeutet es, nicht kritikfähig zu sein?

Mangelnde Kritikfähigkeit kann zu Konflikten im Team führen. Denn im Arbeitsleben wird es sich nicht vermeiden lassen, dass Kritik aufkommt. Sei es von Kund*innen, Lieferant*innen, Kolleg*innen – Kritik kann aus den unterschiedlichsten Ecken kommen. Wer damit nicht umgehen kann, riskiert Reibereien, Konflikte und kann im schlimmsten Fall auch Kunden und damit Umsatz für das Unternehmen verlieren.

Auch auf persönlicher Ebene ist Kritikfähigkeit wichtig, wie das folgende chinesische Sprichwort ausdrückt:

„Wer mir schmeichelt ist mein Feind, wer mich tadelt ist mein Lehrer.“

Durch Kritik haben wir die Chance, uns weiterzuentwickeln und über uns selbst hinaus zu wachsen. Kritik bezieht sich manchmal auf blinde Flecken, die uns selbst gar nicht bewusst sind und wie wir ohne die Unterstützung von Feedback gar nicht erkennen können. Kritik ist daher ein wertvolles Tool für die persönliche Weiterentwicklung.

 

Kritikfähigkeit formulieren in der Bewerbung

In der Bewerbung kann Kritikfähigkeit als soziale Kompetenz angegeben werden. Für den Beruf ist es wichtig, kritikfähig zu sein, weil nur dadurch Verbesserungen im Team möglich sind und aus Fehlern gelernt werden kann.

Besonders aussagekräftig ist es, wenn du im Bewerbungsschreiben nicht nur erwähnst, dass du kritikfähig bist, sondern dies aus veranschaulichst.

Dies kannst du beispielsweise folgendermaßen machen:

Im Zuge meiner Berufslaufbahn habe ich Kritik schätzen gelernt, da sie mir die Möglichkeit bietet, an mir zu arbeiten und mich weiterzuentwickeln.

 

Destruktive Kritik abwehren

Kritik anzunehmen bezieht sich immer nur auf konstruktive Kritik. In der Praxis ist man jedoch auch hin und wieder destruktiver Kritik ausgesetzt. Diese erkennt man in der Regel dadurch, dass sie versucht, die kritisierte Person schlecht zu machen oder persönlich anzugreifen anstatt Verhaltensweisen zu kritisieren.

Oftmals wird sie verletzend formuliert, übertrieben, unbegründet und dient nicht dazu, gewisse Fehler in der Zukunft zu vermeiden oder gemeinsam eine Lösung zu finden.

Wenn du destruktive Kritik erhältst, musst du diese nicht annehmen. Im Gegenteil: Es empfiehlt sich, diese abzuwehren und sie nicht an dich heranzulassen.

1. Ruhe bewahren

Rutscht Kritik in die destruktive Richtung ab, solltest du Ruhe bewahren. Je mehr du dich selbst aufregst oder versuchst, dich zu verteidigen, desto schlimmer machst du die Situation. Atme daher tief durch und versuche dich der Situation zu entziehen, sofern dies möglich ist, indem du beispielsweise sagst „Du wirst darüber nachdenken“.

2. Sachliche Konversation zu einem späteren Zeitpunkt

Oftmals ist es leichter, das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen. Sollten bei der ersten Kritik viele Emotionen im Spiel gewesen sein, ist es nach einer gewissen Pause bzw. wenn beide darüber geschlafen haben manchmal leichter, auf der sachlichen Ebene weiterzusprechen. So können konstruktive Kritikpunkte, die in der Hitze des Gefechts untergegangen sind, zu Tage kommen.

3. Selbstschutz aufbauen

Überlege dir zunächst, von wem die Kritik gekommen ist und ob das eine Person ist, von der du etwas lernen möchtest bzw. ob sie dieselben Wertvorstellungen hat wie du. Falls nicht, kannst du gleich hier entscheiden, die Kritik nicht annehmen zu wollen.

Darüber hinaus kannst du auch nach den Motiven für die Kritik suchen. Vielleicht ist die Person eifersüchtig auf dich oder was selbst gerade in einer Situation, in der sie verärgert oder wütend war. Unter Umständen hat die Kritik auch gar nichts mit dir zu tun.

All diese Informationen helfen dir dabei, die Kritik nicht zu persönlich zu nehmen, Overthinking vorzubeugen und dich selbst dadurch zu schützen.

4. Nicht zurückschlagen

Wenn wir Kritik erhalten, die uns verletzt, kommt es nicht selten vor, dass wir das Bedürfnis verspüren, zurückzuschlagen. Doch es hilft nicht, sich in einen Schlagabtausch zu begeben und die Situation eskalieren zu lassen.

Im Endeffekt kommt es dadurch wahrscheinlich zu Beleidigungen oder gesagten Dingen, die wir später bereuen. Stattdessen ist es besser, die Kritik zu ignorieren oder die Situation zu verlassen.

5. Späteres Hinterfragen

Nur weil Kritik destruktiv formuliert ist, muss dies nicht heißen, dass darin nicht auch ein Fünkchen Wahrheit steckt. Wenn du hinter die unsachliche, angreifende oder beleidigende Formulierung blickst, kannst darin vielleicht doch auch etwas erkennen, was du verbessern kannst.

Lass dafür jedoch ein bisschen Zeit vergehen. So lange du noch verletzt bist oder emotional auf das Gesagte reagierst, wird es dir vermutlich schwerfallen, darin etwas Positives zu sehen.

Eine solche Situation zu etwas zu machen, das dir dabei hilft, dich selbst weiterzuentwickeln, zeugt von enormer persönlicher Stärke. Setze dich damit jedoch nicht unter Druck – dieser Prozess kann einiges an Zeit und Willensstärke erfordern.

 

Bildnachweis: www.istockphoto.com/Pranithan Chorruangsak

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