
Frauen in MINT-Berufen
MINT-Berufe sind Berufe mit Zukunft, die bei Beschäftigten besonders beliebt sind, da sie mit vielfältigen Perspektiven, guten Arbeitsbedingungen und lukrativen Gehältern punkten. Doch was genau versteht man darunter, wieso ist der Frauenanteil so gering und was können Unternehmen tun, um gezielt Frauen für ihre MINT-Positionen anzusprechen? Wir verraten es Ihnen.
- Definition: Was sind MINT-Berufe?
- Warum gibt es so wenig Frauen in MINT-Berufen?
- Frauen in MINT-Berufen in Österreich
- Was unterscheidet Frauen & Männer in der MINT-Branche?
- Wie können Arbeitgeber Frauen für MINT-Berufe gezielt ansprechen?
- Frauen in MINT-Berufen – Strategie gegen den Fachkräftemangel?
Definition: Was sind MINT-Berufe?
Unter MINT-Berufen versteht man jene Berufe, die thematisch in den folgenden vier Bereichen angesiedelt sind: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.Aus den Anfangsbuchstaben dieser Branchen ergibt sich das Akronym MINT. Da diese Bereiche breit gefächert sind, gibt es hier eine große Bandbreite an Berufsbildern, von Elektrotechniker*innen und Chemieingenieur*innen über Informatiker*innen, Software-Entwickler*innen und Netzwerkadministrator*innen bis hin zu Mechatroniker*innen und Physiklaborant*innen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Warum gibt es so wenig Frauen in MINT-Berufen?
Trotz der steigenden Nachfrage nach MINT-Fachkräften ist der Anteil von Frauen in der Branche nach wie vor gering, mit erheblichen Unterschieden bei der Bezahlung, der Ausbildung und den bevorzugten Branchen. Trotz aller Bemühungen (und Investitionen), mehr Frauen für MINT-Fächer zu gewinnen, besteht die Ungleichheit weiter. In zahlreichen neueren Studien wurde versucht, die Hauptursachen für dieses Problem zu ermitteln, das meist schon in der Grundschule beginnt und sich bis zur Hochschulbildung durchzieht. Frauen wählen in der Regel viel seltener MINT-Fächer als Männer – das beginnt bereits bei Schwerpunktschulen auf Maturaniveau und zieht sich in Universitäten und Fachhochschulen fort. Auch bei der Auswahl von Lehrberufen sieht es ähnlich aus. Es kommt zu Vorurteilen am Arbeitsplatz und im Klassenzimmer, die zu höheren Fluktuationsraten führen und die unterschiedlichen Berufswahlmöglichkeiten von Männern und Frauen in den MINT-Fächern beeinflussen. Das trägt zu Ungleichheiten bei. Durch die Förderung des Zugangs zu qualitativ hochwertiger MINT-Ausbildung und -Ressourcen, die Förderung der Geschlechtervielfalt und -integration am Arbeitsplatz und die Beseitigung des Lohngefälles können wir auf eine Zukunft hinarbeiten, in der Frauen in der MINT-Branche wertgeschätzt, unterstützt und zum Erfolg befähigt werden.
Frauen in MINT-Berufen in Österreich
Wie viele Frauen in Österreich tatsächlich in MINT-Berufen tätig sind, ist schwer zu erheben. Laut einer Eurostat Erhebung aus 2018 liegt der Frauenanteil in Wissenschaft und Technik zwar bei knapp 46 Prozent, was grundsätzlich gar nicht so schlecht klingt. Doch die Verteilung innerhalb der einzelnen Fächergruppen zeigt große Unterschiede: Der größte Frauenanteil kann in den Biowissenschaften verzeichnet werden (66,6 Prozent), doch bei den exakten Naturwissenschaften liegt der Frauenanteil nur noch bei 31,4 Prozent und bei Informatik sogar nur noch bei 15,2 Prozent.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auf den Universitäten und Fachhochschulen dieses Landes: Laut einer 2021 veröffentlichten Studie des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung sieht die Geschlechterverteilung im Hochschulsektor für den MINT-Bereich folgendermaßen aus: In öffentlichen Universitäten sind lediglich 37 Prozent der Student*innen in den MINT-Studienfächern Frauen. Bei FHs ist überhaupt nur jede*r vierte Studierende weiblich (Zahlen aus dem Sommersemester 2019). Doch auch innerhalb des MINT-Bereichs gibt es Unterschiede: Während der Frauenanteil bei Studierenden in Biologie und Umwelt (61 Prozent) sowie Architektur und Baugewerbe (42 Prozent) relativ hoch ist, liegt er in anderen Fächer deutlich niedriger mit 36 Prozent in Physik, Chemie und Geowissenschaften, 35 Prozent in Mathematik und Statistik, 22 Prozent im Ingenieurwesen und nur 19 Prozent in Informatik und Kommunikationstechnologie.
Was unterscheidet Frauen & Männer in der MINT-Branche?
Universum, ein Unternehmen der StepStone-Gruppe, befragt jährlich über 750.000 Studierende bezüglich ihrer Karriereziele und Ansprüche an künftige Arbeitgeber. Auch 2022 wurden im Rahmen der Studie „World’s Most Attractive Employers“ über 200.000 Studierende aus den Bereichen Ingenieurwesen, IT und Naturwissenschaften aus den neun größten Volkswirtschaften weltweit befragt. Dabei ist sehr klar der Unterschied hinsichtlich der Top-Karrierepräferenzen von Frauen und Männern weltweit ersichtlich. Während sich beide Geschlechter einig sind, dass sie für Firmen arbeiten wollen, die ein hohes zukünftiges Einkommen und gute berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten in Aussicht stellen, liegen die restlichen Karriereprioritäten weit auseinander:
Frauen
- Berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten
- Hohes zukünftiges Einkommen
- Sicherer Arbeitsplatz
- Gute Referenzen für zukünftige Karriere
- Freundliches Arbeitsumfeld
Männer
- Hohes zukünftiges Einkommen
- Berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten
- Innovation
- Wettbewerbsfähiges Basisgehalt
- Gute Referenzen für zukünftige Karriere
Wie können Arbeitgeber Frauen für MINT-Berufe gezielt ansprechen?
Die Studie “Women in STEM” von Universum taucht tief in den Gender Gap bei MINT-Berufen und -Karrieren ein. Sie verfolgt dabei das Ziel, Arbeitgebern dabei zu helfen, Top-Talente zu gewinnen und zu behalten. Um hier erfolgreich Frauen im Recruitingprozess anzusprechen, können Arbeitgeber gezielt Schritte setzen, die die Zahl der weiblichen Bewerberinnen in MINT-Positionen erhöhen. Zu diesen Female Recruiting – Strategien im MINT-Bereich zählen:
- Frauenkarrieren ermöglichen: Zu den wichtigsten Karrierepräferenzen von Frauen zählen die beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten. Für Frauen ist es wichtig, einen Arbeitgeber auszuwählen, bei dem sie Aussichten auf Karrierewachstum und Erfolg haben. Hier können sie mit guten Ausbildungs- und Führungskräfteprogrammen punkten, doch es braucht noch einen Schritt mehr: Frauen brauchen von Anfang an die Gewissheit, innerhalb des Unternehmens die Karriereleiter aufsteigen zu können. Zeigen Sie daher eine klar definierte Karriereleiter und wie die Möglichkeiten aussehen können, Schritt für Schritt im Job zu wachsen.
- Geschlechtergleichgewicht herstellen: Für Frauen ist es wichtig, am Arbeitsplatz nicht die eine Quotenfrau unter lauter Männern zu sein. Tatsächlich hat das Geschlechtergleichgewicht eine große Auswirkung auf die Arbeitgeberattraktivität Ihres Unternehmens. Auch wenn die aktuelle Situation noch nicht ausgewogen ist, können Arbeitgeber durch Diversity-Initiativen und Bemühungen, den Frauenanteil zu erhöhen, zeigen, wie wichtig es Ihnen ist, mehr Frauen ins Unternehmen zu holen.
- Starken Zusammenhalt und Zugehörigkeit im Unternehmen fördern: Speziell in Zeiten von Homeoffice, Remote Work und hybridem Arbeiten kann das Gefühl von Zugehörigkeit für Arbeitnehmer*innen schon mal ein bisschen verloren gehen. Hier ist es wichtig, dass Arbeitgeber das Gefühl von Zugehörigkeit stärken. Denn laut der Forschung von Universum ist es weltweit die größte Sorge in Bezug auf virtuelle Arbeit, sich isoliert zu fühlen und die soziale Verbindung mit den Kolleg*innen zu verlieren.
Frauen in MINT-Berufen – Strategie gegen den Fachkräftemangel?
Der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein Thema, das Firmen bei der Suche nach guten Talenten auf Trab hält. Auch im MINT-Bereich wird es zunehmend schwieriger, gut geeignete Fachkräfte zu finden und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Neben generellen Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel (Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine starke Arbeitgebermarke aufbauen mit gezieltem Employer Branding, an der Mitarbeiterbindung arbeiten, auf Rehiring setzen und auch Quereinsteiger*innen eine Chance geben), loht es sich für Arbeitgeber ebenfalls, im Recruitingprozess durch gezielte Maßnahmen mehr weibliche Fachkräfte anzusprechen und etwa in einem ersten Schritt die Stellenanzeigen genderneutral zu formulieren. Denn mit Frauen im MINT-Bereich erreichen Unternehmen geeignetes Fachpersonal, das sich vielleicht gar nicht erst beworben hätte, wenn sie sich nicht direkt angesprochen fühlen.
Quelle: https://universumglobal.com/ch/blog/women-in-stem-2023/
Autorin: Beatrix Mittermann
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