Viele Absolvent*innen plagt beim Verfassen eines Lebenslaufs die gleiche Sorge: Wie weise ich direkt nach dem Studium Berufserfahrung nach, wenn Unternehmen bereits vorhandene Berufserfahrung bevorzugen? Wir zeigen dir, was im Lebenslauf nicht fehlen darf, was als Berufserfahrung gilt und wie richtige Formulierungen deine Jobchancen erhöhen.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist dein Lebenslauf so wichtig?
Checkliste: Lebenslauf für Berufseinsteiger*innen nach dem Studium
Beispielformulierungen im Lebenslauf für Berufseinsteiger*innen
Lebenslauf als Absolvent*in: Unsere Tipps
Fazit: Erkenn deine Stärken im Lebenslauf
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Warum ist dein Lebenslauf so wichtig?
43 Sekunden. So lange nehmen sich Personaler*innen laut einer Stepstone-Studie im Durchschnitt Zeit für den Lebenslauf von Bewerber*innen. Ein erstaunlich kurzes Entscheidungsfenster für eines der wichtigsten Dokumente in der Bewerbung. Umso wichtiger, dass in deinem Lebenslauf nach dem Studium alles stimmt.
Das Schreiben eines Lebenslaufs erfordert vor allem Sorgfalt. Denn der Lebenslauf entscheidet über den ersten Eindruck, den Personalverantwortliche von dir bekommen. Typische Fehler im Lebenslauf wie falsche Formatierung, Tippfehler sowie eine unübersichtliche Struktur können in den besagten 43 Sekunden über deine Jobchancen entscheiden. Aber keine Sorge, die meisten Fehler kannst du vermeiden, wenn du gründlich korrekturliest. Nimm dir also die Zeit und mach deinen Lebenslauf so picobello und aussagekräftig wie möglich. Es lohnt sich!
Übrigens: Curriculum Vitae – kurz CV – ist der lateinische Begriff für Lebenslauf und wird im Englischen oft synonym verwendet. Dabei gibt es tatsächlich einige Unterschiede zwischen einem Lebenslauf und einem CV. Klingt spannend? Bei uns im Magazin erfährst du wichtige Tipps rund um deinen Lebenslauf auf Englisch.
Lebenslauf nach dem Studium ohne Berufserfahrung – deine Chancen in der Arbeitswelt
Die Frage um deine Berufserfahrung sollte dir bei deiner Bewerbung zunächst keine Kopfschmerzen bereiten. Denn diese steht nicht nur aus mehrjähriger Tätigkeit in renommierten Unternehmen oder fundiertem Fachwissen. Auch Sprachkurse im Ausland, EDV-Kenntnisse, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Praktika und Nebenjobs zählen dazu.
Wenn du also bei Bewerbungen die Nase vorn haben willst, lohnt es sich, schon während des Studiums Praxisluft zu schnuppern. Selbst, wenn du dabei die Mindeststudienzeit überschreitest, sehen Personaler*innen darin nicht unbedingt einen Nachteil, sondern in der Regel sinnvoll genutzte Lebenszeit.
Kann oder muss: Auf die Formulierung kommt es an
Ein weiterer Punkt, der im Bewerbungseifer oft übersehen wird: Nimm dir Zeit, die Stellenanzeige richtig zu lesen. Steht dort „Berufserfahrung kann von Vorteil sein“, dann ist Praxiserfahrung ein Bonus, keine Voraussetzung – wir sprechen hier von sogenannten Kann-Kriterien. Und genau da kannst du schon punkten, wenn du Praktika, Werkstudi- oder Aushilfsjobs, Workshops oder relevante Aktivitäten außerhalb der Uni angibst.
Steht in der Anzeige hingegen „Berufserfahrung sollte vorhanden sein“, so erwarten Unternehmen sichtbare Nachweise und Referenzen in deiner Bewerbung. Das ist ein sogenanntes Muss-Kriterium. In diesem Fall musst du tatsächlich eine gewisse Menge an einschlägiger Berufserfahrung vorweisen können, um für die ausgeschriebene Stelle geeignet zu sein. Unterschieden wird auch zwischen den Angaben „erste Berufserfahrung“, „einschlägige Berufserfahrung“ und „fundierte/umfassende/mehrjährige Berufserfahrung“. Mehr dazu liest du in unserem Artikel zum Thema Berufserfahrung.
Tipp: Ob Empfehlung oder Voraussetzung – in den meisten Fällen verfügst du als frisch gebackene*r Absolvent*in bereits über Erfahrungen im beruflichen Kontext, die für Unternehmen interessant sind. Du musst sie nur gekonnt präsentieren.
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Checkliste: Lebenslauf für Berufseinsteiger*innen nach dem Studium
Laut unserer Stepstone-Umfrage (s.o.) legen etwa 68 Prozent aller befragten Personalverantwortlichen beim Check der Bewerbungen den Fokus auf den Lebenslauf. Dein CV ist also oft der entscheidende Faktor bei der Jobsuche.
Ob Absolvent*in oder nicht: Wenn du deinen Lebenslauf schreibst, bleiben die Grundelemente unabhängig vom Aufbau erstmal gleich.
So gehören in jeden CV:
- Eine Kopfzeile mit Überschrift
- Deine persönlichen Daten und Kontaktinformationen
- Deine Ausbildung / dein Bildungsweg
- Deine berufliche Laufbahn / Berufserfahrung
- Deine Kenntnisse und Fähigkeiten
Übrigens: Mit unserem Lebenslauf-Generator erhältst du in nur drei Schritten deinen perfekten CV.
So weit, so gut. Doch worauf musst du speziell achten, wenn du deinen CV nach dem Studium schreibst? Wir zeigen dir, was einen runden Lebenslauf für Absolvent*innen ausmacht:
1. Akademische Ausbildung
Als Absolvent*in steht deine akademische Ausbildung im Mittelpunkt. Wichtige Angaben sind der Studienabschluss, Studienort und akademische Werdegang. Dazu gehören z. B. Stationen wie Referendariat, Diplom, Bachelor, Master, Habilitation, Postdoc und Promotion. Vergiss nicht, auch deine Matura samt Ort, Datum und Abschlussnote zu erwähnen.
2. Beruflicher Werdegang/Berufserfahrung
Hast du während oder außerhalb des Studiums praktische Erfahrungen und Fähigkeiten gesammelt? Diese sind neben deiner Ausbildung entscheidend. Liste Stationen wie Praktika oder auch Anstellungen als studentische Hilfskraft oder wissenschaftliche Assistenz auf. Im Falle einer Anstellung solltest du die Position konkret benennen, deinen Arbeitgeber aufführen und deine Aufgaben und Erfolge in drei bis vier knackigen Stichpunkten erklären. Oder hast du vielleicht jahrelang gekellnert oder Nachhilfe gegeben? Toll! Sicher hast du in diesem Rahmen deine Kommunikationsfähigkeiten ausgebaut, dein Stresslevel erforscht und Verantwortung auf (Mikro-) Ebene übernommen. Schreib das ruhig in deinen Lebenslauf.
3. Kenntnisse & Fähigkeiten:
Hier kannst du noch einmal mit konkreten Hard und Soft Skills wie Sprachkenntnissen, IT-Fähigkeiten, Auslandserfahrung, Weiterbildungen oder ehrenamtliche Tätigkeiten und Engagements punkten.
Tipp: Ein inzwischen optionales Element ist das Bewerbungsfoto. Dieses sollte eine professionelle Aufnahme und kein lustiger Schnappschuss aus dem Alltag sein. Ebenfalls optional ist das Kurzprofil, in dem du in maximal vier Zeilen deine Eignung für die Stelle präsentierst. Nutz diese Möglichkeit, um den Personalverantwortlichen einen Vorgeschmack auf deine Fähigkeiten und Motivation zu geben.
Beispielformulierungen im Lebenslauf für Berufseinsteiger*innen
Was Personalverantwortliche auf den ersten Blick erkennen: Einen Lebenslauf, den du unverändert an verschiedene Unternehmen schickst. Auch wenn es Arbeit macht, lohnt es sich, deinen CV individuell an das Unternehmen anzupassen. So kannst du besondere Skills hervorheben, die auf die ausgeschriebene Stelle zugeschnitten sind. Im Folgenden findest du Formulierungsbeispiele zur Inspiration:
Betone Studieninhalte und Projektarbeiten
Im Abschnitt „Ausbildung/Bildungsweg“ beginnst du mit deinem aktuellen Abschluss und arbeitest dich chronologisch rückwärts durch deinen Bildungsweg. Links in der Tabelle gibst du pro Station die Zeitspannen in Monaten und Jahren an. Als letzte Station solltest du maximal deinen Schulabschluss inklusive Note erwähnen. Zu jeder Station braucht es Name und Standort der Bildungseinrichtung. Wichtig: Stelle einen Zusammenhang zwischen den Studieninhalten und den Anforderungen im Job her.
Zum Beispiel:
MM/JJ – MM/JJ Informatik, Musteruniversität
Abschluss: Master of Science (Note 1,7)
- Schwerpunkt Online Marketing, Künstliche Intelligenz und Datenanalyse
- Durchführung von Projektarbeiten zu den Themen „Datenschutz und Cyberbedrohungen“ und „Maschinelles Lernen““
MM/JJ – MM/JJ Betriebswirtschaftslehre, Musteruniversität
Abschluss: Bachelor of Science (Note 1,1)
- Schwerpunkt Unternehmensführung, Arbeitsrecht, Personalmanagement

Die richtige Balance zwischen Kürze und Aussagekraft macht deinen Lebenslauf attraktiv und aussagekräftig. © Elisa/EyeEm
Erklär jobrelevante Tätigkeiten neben oder während des Studiums
Die beste Voraussetzung für deine Bewerbung schaffst du dir durch Praktika, Jobs als Werkstudent*in, wissenschaftliche Assistenz oder durch relevante Nebenjobs. Vor allem Praktika mit Branchenbezug spielen für Unternehmen eine Rolle. Je nachdem, wie relevant dieser Bezug ist, solltest du für Praktika sogar einen eigenen Abschnitt getrennt von „Berufserfahrung“ anlegen und vor dem Abschnitt „Ausbildung“ platzieren.
Zum Beispiel:
MM/JJ – MM/JJ Praktikum im Bereich Online-Marketing/E-Commerce
Musterfirma Services & Co, Musterort
- Selbstständige Konzeption, Analyse und Umsetzung von Google Ads-Kampagnen
- Redaktionelle und konzeptionelle Betreuung von Online-Shops und Social-Media-Kanälen
- Operative Betreuung bei Einführung neuer Shop-Features
Nenn weitere Hard und Soft Skills sowie Fähigkeiten
In einem gesonderten Abschnitt führst du deine Hard und Soft Skills auf. Auch Sprachkenntnisse solltest du mit einem eindeutigen Sprachniveau nennen und, falls vorhanden, mit Zeugnissen und Zertifikaten belegen. Weiterbildungen vermerkst du nach ähnlichem Muster wie Praktika. Falls besondere Kenntnisse wie Führerscheine für den Job eine Rolle spielen, so liste sie hier ebenfalls auf.
Beispiele für Hard Skills (auch kombinierbar):
E-Commerce und Marketing:
- IT-Kenntnisse: Grafikprogramme, SAP, MS Office, CRM-Systeme und Datenbanken, Webdesign, Programmiersprachen
- SEO-Kenntnisse: Suchmaschinenoptimierung, Google Analytics, CMS-Systeme und Keyword-Recherche.
Kaufmännischer Bereich:
- Rechnungswesen, Lohnbuchhaltung, Datenbank- und Kundenstammpflege, Content Management Systeme
Management:
- Projektmanagement, Coaching, Geschäftsprozesse, B2B-Marketing, Neukundenakquise
Beispiele für Soft Skills:
E-Commerce und Marketing:
- Planungs- und Organisationsstärke
- Stressresistenz & Kritikfähigkeit
- Flexibilität & Teamfähigkeit
- Kreativität & Verantwortungsbewusstsein
Sales & Verkauf:
- Kommunikationstalent & Kundenorientierung
- Überzeugungskraft & Verhandlungstalent
Lebenslauf als Absolvent*in: Unsere Tipps
Was für den Lebenslauf allgemein gilt, gilt auch für den Lebenslauf direkt nach dem Studium. Unsere Tipps helfen dir, typische Fehler zu vermeiden und Prioritäten zu setzen:
1. Fass dich kurz
Behalt immer die entscheidenden 43 Sekunden im Hinterkopf und formulier kurz und knackig. Durch Antichronologie im Aufbau sehen Personaler*innen sofort deinen aktuellen Stand. Mit übersichtlichen Stichpunkten rundest du deinen Gesamteindruck wirkungsvoll ab. Vor allem als Berufseinsteiger*in solltest du alles gut auf einer DIN A4 Seite unterbringen können.
2. Kenn das Unternehmen
Setz dich mit dem Hintergrund des Unternehmens und der Branche auseinander. Wenn du die Tätigkeitsfelder, Schwerpunkte und Erfolge des Unternehmens kennst, kannst du deine jobrelevanten Fähigkeiten und Eignung noch besser ins rechte Licht rücken.
3. Triff eine bewusste Auswahl
Statt Stellenanzeigen zu wählen, die eindeutig Berufserfahrung voraussetzen, fokussier dich auf Stellenanzeigen mit Kann-Kriterien. Du hast bereits Berufserfahrung gesammelt? Klasse, dann konzentrier dich auf Unternehmen, die besonders gut dazu passen.
4. Sei kreativ
Lass dich von Beispielen für interessante und professionelle Lebensläufe inspirieren. Wie kreativ dein CV-Design sein kann, hängt in der Regel vom Unternehmen und der Branche ab.
5. Bleib jobrelevant
Ein Lebenslauf soll nicht dein Leben als Ganzes abbilden. Vielmehr präsentierst du deinen Bildungsweg und deine Berufserfahrung im Kontext des Unternehmens. Welchen Mehrwert bringen deine Qualifikationen und Fähigkeiten dem Arbeitgeber und warum passen sie zur Stelle?
6. Vermeid typische Fehler
Trotz aller Nervosität sollten sich Flüchtigkeits- und Formatierungsfehler nicht in deinen Lebenslauf einschleichen. Sie können auf den ersten Blick auf eine unsaubere Arbeitsweise, Unzuverlässigkeit und Desinteresse hinweisen.
7. Denk an Zertifikate, Zeugnisse und Referenzen
In den Anhang deiner Bewerbung gehören unbedingt Arbeits- oder Abschlusszeugnisse, Zertifikate und Nachweise für Berufserfahrung. Das aktuelle Zeugnis deines höchsten Abschlusses spielt hier die wichtigste Rolle.
Fazit: Erkenn deine Stärken im Lebenslauf
Den richtigen Job gibt es auch für Berufseinsteiger*innen und Absolvent*innen – betrachte daher deinen ersten Lebenslauf als spannende Herausforderung auf dem Karriereweg. Keine Berufserfahrung ist keineswegs ein so strenges Ausschlusskriterium, wie viele denken. Was Unternehmen von dir erwarten, ist die Fähigkeit, deine Stärken und Schwächen zu erkennen und deine Eignung für den Job im Lebenslauf deutlich zu machen.
Wenn du die passende Stellenanzeige findest, merkst du schnell, dass viele deiner Qualifikationen sowieso passen. Du musst sie im Lebenslauf für Berufseinsteiger*innen nach dem Studium nur noch in Form bringen, um das Interesse an dir zu wecken. Das erfordert Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, um schon auf den ersten Metern des Bewerbungsprozesses die Nase vorn zu haben. Aber der Einsatz lohnt sich – wir drücken dir die Daumen!
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Wie schlimm ist eine Lücke im Lebenslauf nach dem Studium?
Eine Lücke im Lebenslauf ist weder ein Tabu noch ein No-Go – zumindest, wenn du sie gut erklären kannst. Selbst, wenn du länger brauchst, um den Berufseinstieg zu finden oder es sich um einen Wechsel des Studiums handelt – bleib unbesorgt. Eine Lücke im Lebenslauf lässt sich durch Praktika oder ehrenamtliche Tätigkeiten schnell in eine jobrelevante Qualifikation verwandeln.
Sollte ich ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf erwähnen?
Ein abgebrochenes Studium empfinden viele Absolvent*innen als Niederlage und möchten es am liebsten verheimlichen. Solltest du es im Lebenslauf weglassen, so entsteht dadurch unweigerlich eine erklärungsbedürftige Lücke. Besser: Indem du das abgebrochene Studium als berufliche Neuorientierung aufführst, beweist du, dass du bewusste Karriereentscheidungen triffst.
Wie gibt man ein abgeschlossenes Studium im Lebenslauf an?
Ein abgeschlossenes Studium wird im Lebenslauf in der Regel mit dem Zeitraum, dem erworbenen Abschluss, dem Studiengang und der Institution angegeben. Je nach Relevanz können auch die Abschlussnote und besondere Schwerpunkte hinzugefügt werden. So stellst du deine akademische Qualifikation für potenzielle Arbeitgeber übersichtlich und verständlich dar.
Wie viele Jahre muss man im Lebenslauf angeben?
Dein potenzieller Arbeitgeber sollte einen möglichst lückenlosen Überblick über deinen Werdegang bekommen. Liste in deinem Lebenslauf deshalb grundsätzlich alle relevanten beruflichen Stationen seit dem Schulabschluss auf – unabhängig davon, wie viele Jahre seither vergangen sind.
Bildnachweis: Westend61/EyeEm
Autor: Guy Frederick