Deine letzte Bewerbung ist schon länger her und du fragst dich, wie der perfekte Bewerbungsaufbau aussieht, um die HR-Abteilung zu überzeugen? In diesem Artikel teilt unsere Expertin Lara Kieninger, Personalerin bei Stepstone, ihre wertvollen Tipps und Erfahrungen. Du erfährst, wie eine Bewerbung aufgebaut sein sollte, was unbedingt rein muss und welche Fehler du vermeiden solltest.
Inhaltsverzeichnis
Die Wichtigkeit einer guten Struktur
Bestandteile einer Bewerbung
Formale Regeln für Bewerbungen
Expertentipps für eine erfolgreiche Bewerbung
Absolute No-Gos
Zusammenfassung: Bei der Bewerbung ist Sorgfalt gefragt
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Die Wichtigkeit einer guten Struktur
Als Senior Talent Acquisition Managerin bei Stepstone sichte ich täglich bis zu 100 Bewerbungen. Die Zeit pro Bewerbung ist knapp. Deshalb hilft eine gute Struktur enorm dabei, schnell einen Überblick über deine Qualifikationen und Erfahrungen zu erhalten. Du vermittelst direkt einen guten Eindruck und stellst sicher, dass die Inhalte deiner Bewerbung Beachtung finden und nichts Wichtiges übersehen wird.
Die Zeit pro Bewerbung ist bei Personaler*innen oft knapp – deshalb hilft eine gute Struktur, schnell einen Überblick über deine Qualifikationen und Erfahrungen zu erhalten.
– Lara Kieniger
Bestandteile einer Bewerbung
Eine vollständige Bewerbungsmappe besteht aus mehreren Elementen, die in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet sein sollten. Bei digitalen Bewerbungen versendest du sie entweder in einer einzelnen PDF-Datei zusammengefasst per Mail oder lädst sie im Bewerbermanagement-System des Unternehmens hoch – dort ist die Reihenfolge oft schon vorgegeben.
Deckblatt
Du kannst deiner Bewerbung ein Deckblatt beifügen, um einen guten ersten Eindruck zu vermitteln. Allerdings ist ein Deckblatt nicht zwingend notwendig, außer es wird in der Jobausschreibung ausdrücklich verlangt. Es handelt sich dabei vor allem um eine persönliche Entscheidung. Ein Deckblatt kann jedoch deine Unterlagen professioneller und ansprechender wirken lassen. Besonders in kreativen oder visuell orientierten Branchen bietet es die Chance, durch individuelles Design und Layout deine Kreativität unter Beweis zu stellen.
1. Bewerbungsschreiben
Das erste Dokument einer Bewerbung ist ein Bewerbungsschreiben (auch Anschreiben genannt), in dem du zusammenfasst, warum du dich perfekt für die angestrebte Stelle eignest. Es sollte maximal eine Seite lang sein und folgende Punkte beinhalten:
- Betreffzeile: Klar und präzise (z. B. „Bewerbung als Marketing Manager*in“)
- Einleitung: Kurz und knackig erklären, warum du dich bewirbst und was dich an der Stelle reizt
- Hauptteil: Deine Qualifikationen und Erfahrungen, die dich für die Position auszeichnen
- Schluss: Freundliche Grußformel und Hinweis auf ein mögliches Gespräch
Ist ein Bewerbungsschreiben Pflicht?
Nein, ein Bewerbungsschreiben ist nicht unbedingt notwendig – es sei denn, es wird explizit verlangt. Ich persönlich lege keinen großen Wert mehr auf ein Anschreiben, denn die wichtigsten Informationen kann ich im Idealfall dem Lebenslauf entnehmen. Weiterführend kennenlernen kann ich den*die Kandidat*in dann ja im persönlichen Gespräch.
Eine Ausnahme für mich sind kreative Positionen in den Bereichen Content / Redaktion / Copywriting etc. Denn hier kann ich mir im Anschreiben bereits einen Eindruck zum Schreibstil machen – selbst dann, wenn zusätzlich noch ein Portfolio angefragt wird.
2. Lebenslauf
Der Lebenslauf ist das Herzstück deiner Bewerbung und im Gegensatz zu allen anderen Dokumenten Pflicht. Er sollte in tabellarischer Form vorliegen (es sei denn, es wird ausdrücklich ein ausformulierter Lebenslauf verlangt) und möglichst übersichtlich sein.
Für mich gehört Folgendes unbedingt in einen Lebenslauf:
- Persönliche Daten: Name, Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse
- Berufserfahrung: Chronologisch, beginnend mit der aktuellen oder letzten Position
- Ausbildung: Akademische Abschlüsse und relevante Weiterbildungen.
- Sprachkenntnisse: Niveau der Sprachbeherrschung
- IT-Kenntnisse: Relevante Tools und Systeme, mit denen du gearbeitet hast
Mehr dazu findest du übrigens in unserem Artikel „Tabellarischer Lebenslauf: Inhalte, Aufbau & Vorlagen“.
Extra-Tipp:
Bei Kandidat*innen, die noch keine oder wenig Berufserfahrung haben, macht es Sinn, den Bereich „Ausbildung“ nach ganz oben zu setzen. Zum Beispiel, wenn man sich auf eine Einstiegsposition bewirbt.
3. Zeugnisse
Zeugnisse sind ein wichtiger Nachweis für deine Qualifikationen. Dazu gehören:
- Arbeitszeugnisse: Relevant für die Position
- Abschlusszeugnisse: Schul- und Hochschulabschlüsse
- Zertifikate: Relevante Weiterbildungen
Wichtig: Überleg dir gut, welche Nachweise für die ausgeschriebene Position wirklich von Bedeutung sind. Es gilt Qualität statt Quantität. Mir ist es lieber, du legst 1-2 wirklich relevante Zeugnisse bei als sämtliche Beurteilungen seit der Schulzeit. Relevant heißt, dass sie auch etwas mit der ausgeschriebenen Position zu tun haben. Diese Zeugnisse sind auch deswegen interessant, weil ich hier oft noch weitere Details zu den Aufgabenbereichen in den letzten Rollen nachlesen kann.
4. Referenzen (optional)
Wenn vorhanden, gib Referenzen von früheren Arbeitgeber*innen an. Solche Empfehlungsschreiben können das Vertrauen in deine Fähigkeiten stärken und für einen entscheidenden Vorsprung gegenüber anderen Bewerber*innen sorgen. Achte aber unbedingt darauf, dass diese vorab informiert sind.
Extra-Tipp:
Wenn du die Kontakte deine ehemaligen Vorgesetzten nicht vorab teilen möchtest, kannst du auch „Referenzen auf Anfrage verfügbar“ in deinem Lebenslauf angeben. So hast du selbst die Kontrolle und kannst die Referenz-Geber vorab informieren. Wenn diese wissen, um welche Position es sich handelt, können sie ihre Referenz entsprechend anpassen. Dadurch wird sie auch für den potenziellen neuen Arbeitgeber relevanter.
5. Arbeitsproben (optional)
Arbeitsproben sind besonders in kreativen und technischen Berufen ein wichtiger Bestandteil der Bewerbung. Sie bieten dem Unternehmen einen Einblick in deine praktischen Fähigkeiten und zeigen, was du wirklich drauf hast. Wähle relevante und aktuelle Beispiele aus, die deine Stärken und Erfahrungen widerspiegeln und direkt zur angestrebten Position passen. Gute Arbeitsproben können den Unterschied machen und dir helfen, dich von anderen Bewerber*innen abzuheben.
Muss ich meiner Bewerbung ein Foto beilegen?
Ein Bewerbungsfoto ist heutzutage keine Pflicht, wird aber üblicherweise auf Deckblatt oder Lebenslauf integriert. Der Vorteil: Es kann deine Bewerbung persönlicher machen und Sympathie wecken. Wenn du allerdings kein professionelles Foto hast oder dich unwohl fühlst, verzichte lieber darauf.

Bevor du deine Bewerbung abschickst, kann es sinnvoll sein, sie von einer anderen Person gegenlesen zu lassen © Simon Desrochers/Stocksy
Formale Regeln für Bewerbungen
Beim Erstellen deiner Bewerbung ist es wichtig, bestimmte formale Regeln zu beachten, um einen professionellen Eindruck zu hinterlassen:
- Rechtschreibung und Grammatik: Deine Bewerbung sollte so fehlerfrei wie möglich sein. Lass sie vor dem Versenden nochmal von jemandem Korrektur lesen.
- Einheitliches Layout: Verwende eine einheitliche Schriftart und -größe (z.B. Arial oder Times New Roman, 11-12 Punkt).
- Chronologie: Gib Berufserfahrung und Ausbildung immer in antichronologischer Reihenfolge an, also das Aktuellste zuerst.
- Länge: Der Lebenslauf sollte nicht länger als zwei Seiten sein, das Anschreiben eine Seite.
Expertentipps für eine erfolgreiche Bewerbung
Beim Prüfen von Bewerbungsunterlagen fallen mir und meinen Kolleg*innen bestimmte Aspekte immer wieder positiv auf. Auf dieser Grundlage hier meine besten Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung:
- Individualität: Pass deine Bewerbung immer an das Unternehmen und die Position an. Ein allgemeines Anschreiben macht keinen guten Eindruck.
- Kreativität: In kreativen Branchen darf der Lebenslauf gerne auffallen. In konservativen Branchen hingegen solltest du klassisch und übersichtlich bleiben.
- Echtheit: Deine Bewerbung sollte dich repräsentieren. Es ist wichtig, dass du dich mit dem, was du einreichst, wohlfühlst.
- Online-Recherche: Informier dich auf der Karriereseite des Unternehmens über spezifische Vorgaben für Bewerbungen und den gewünschten Ton.
Kurz zusammengefasst: Eine gute Bewerbung ist authentisch und individuell. Sie zeigt nicht nur, wer du bist, sondern auch, dass du den Job wirklich willst. Pass deine Bewerbung deshalb immer an jedes neue Unternehmen an. Das zeigt, dass du dich mit der Firma auseinandergesetzt hast und wirklich interessiert bist.
Eine Bewerbung sollte immer individuell an jedes neue Unternehmen angepasst werden. Achte auf die Vorgaben des Unternehmens zum Einreichen der Bewerbung (Ist ein Anschreiben gewünscht? Soll die Bewerbung auf dem Postweg oder digital eingereicht werden? Soll eine Gehaltsvorstellung und ein Startdatum im Anschreiben hinterlegt sein? Sollen Arbeitsproben eingereicht werden?) und informier dich über die Karriereseite des Unternehmens, ob der Ton eher förmlich oder lässig ist.
– Lara Kieninger

Absolute No-Gos
In meiner Laufbahn als Talent Acquisition Managerin habe ich einige Bewerbungen gesehen, die durch einfache Fehler ihre Chancen auf den Job verspielt haben. Hier sind einige absolute No-Gos:
Rechtschreibfehler
Viele Fehler im Text lenken vom Inhalt ab und hinterlassen einen schlechten Eindruck. Lass deine Bewerbung deshalb immer von jemand anderem gegenlesen.
Unvollständigkeit
Eine unvollständige Bewerbung zeigt mangelnde Sorgfalt und Vorbereitung. Stell also sicher, dass alle geforderten Unterlagen enthalten sind. Fehlt das Anschreiben, obwohl es in der Stellenausschreibung ausdrücklich verlangt wurde, führt das schnell dazu, dass die Bewerbung aussortiert wird.
Standardanschreiben
Ein unpersonalisiertes Standardanschreiben fällt negativ auf. Es zeigt, dass du dir nicht die Mühe gemacht hast, dich mit dem Unternehmen auseinanderzusetzen. Eine Bewerberin hatte sogar einmal das Anschreiben für eine andere Firma kopiert und vergessen, den Firmennamen zu ändern. Was bei mir zum sicheren Ausscheiden aus dem Bewerbungsprozess führt: Wenn Kandidat*innen sich z. B. auf eine Vakanz als Marketing Manager bewerben, aber im Anschreiben etwas anderes steht wie „Bewerbung als Customer Service Manager“. Dann habe ich große Fragezeichen, ob diese Person wirklich eine große Leidenschaft für Marketing hat.
Unprofessionelle E-Mail-Adresse
Verwende immer eine seriöse E-Mail-Adresse. Adressen wie „partyboy789@example.com“ oder „lichtgestalt@example.com“ wirken unprofessionell. Nutz stattdessen eine E-Mail-Adresse mit deinem Namen.

Mein Fazit: Bei der Bewerbung ist Sorgfalt gefragt
Beim Bewerbungsaufbau hat sich in den letzten Jahren einiges geändert. Nach dem Lesen dieses Beitrags solltest du über die Möglichkeiten und Formalia einer vollständigen Bewerbung bestens Bescheid wissen. Wichtig: Lies die Stellenausschreibung gründlich, um deine Unterlagen passgenau auf die Anforderungen des Unternehmens abzustimmen. Wenn du jetzt noch eine individuelle Note einbringst und mit starken Inhalten überzeugen kannst, dürfte einem ersten Vorstellungsgespräch nichts mehr im Wege stehen. Ich wünsche dir viel Erfolg!
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Was ist die richtige Reihenfolge für die Bewerbungsunterlagen?
Die richtige Reihenfolge für die Bewerbungsunterlagen ist: Anschreiben, Deckblatt (optional), Lebenslauf und Anlagen wie Zeugnisse, Referenzen und Arbeitsproben.
Welchen Teil der Bewerbung lesen Personaler*innen zuerst?
Personaler*innen lesen in der Regel zuerst den Lebenslauf. Dieser gibt einen schnellen Überblick über die Qualifikationen und Erfahrungen der Bewerber*innen und hilft, eine erste Entscheidung zu treffen.
Wie lang darf ein Lebenslauf sein?
Ein Lebenslauf sollte nicht länger als zwei Seiten sein.
Was tun, wenn ich keine Referenzen habe?
Referenzen sind optional. Wenn du keine hast, kannst du diesen Teil weglassen.
Autorin: Lara Kieninger
Bildnachweis: Serena Burroughs/Stocksy