Interkulturelle Teams führen

Internationales Recruiting ist bedingt durch den Fachkräftemangel in Österreich in immer mehr Branchen und Betrieben notwendig, zugleich erfordert auch die zunehmende Internationalisierung quer durch die Branchen, interkulturelle Kompetenzen zu erwerben und Teams divers zusammenzusetzen. Das bringt sowohl für die Mitarbeiter*innen als auch für die Führungskräfte vielfache Herausforderungen mit sich – mit der richtigen Vorbereitung und Herangehensweise lässt sich ein interkulturelles Team allerdings sehr gut entwickeln und führen.

Was sind interkulturelle Teams?

Interkulturelle Teams bestehen aus Mitgliedern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Die Mitarbeiter*innen können in diesen Teams an einem Standort versammelt oder auch international organisiert sein. Ihnen gehören Personen mit unterschiedlichen Nationalitäten, ethnischen Zugehörigkeiten, Religionen und Sprachen an. Diese Unterschiede bringen nicht nur verschiedene kulturelle Prägungen, sondern beispielsweise auch Unterschiede in der nonverbalen Kommunikation und in der Fehlerkultur sowie unterschiedliche Kommunikationsstile mit sich.

Was macht interkulturelle oder internationale Teams erfolgreich?

Um erfolgreich zu sein, muss die Zusammenarbeit in internationalen Teams für die Mitglieder ansprechend sein – welche Faktoren dafür entscheidend sind, untersuchte die Studie „Decoding Global Talent 2024“ von The Stepstone Group in Kooperation mit Boston Consulting Group. Als wichtigster Faktor wurde Englisch als offizielle Arbeitssprache von zwei Drittel der Befragten genannt, an zweiter Stelle von mehr als der Hälfte eine integrative Unternehmenskultur (57%), an dritter Stelle ebenfalls von mehr als der Hälfte ein wettbewerbsfähiges Gehalt (52%).

Erfolgreiche interkulturelle Teams brauchen interkulturelle Sensibilität von allen Beteiligten, um die Zusammenarbeit zu fördern und Missverständnissen vorzubeugen. Respekt und Empathie im Umgang miteinander sowie die Neugier und das Verständnis für Unterschiede stärken diese Sensibilität. Für die Zusammenarbeit ist zudem klare Kommunikation wichtig, durch Sprachtrainings und Übersetzungen ebenso wie durch eindeutige Kommunikationswege.

Von Seiten der Führungskräfte ist eine effektive Teamführung notwendig, wobei sie sich der Unterschiede zwischen ihren Teammitgliedern bewusst sein müssen, um damit umgehen und Lösungswege bei Konflikten suchen zu können. Auch müssen sie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bei der Wahl der Arbeitsmethoden zeigen und damit auch offen für Veränderungen sein. Unterstützend wirken für erfolgreiche internationale Teams technologische Unterstützungen. Zugleich braucht es Projektmanagement-Software für die Koordination, v.a. von hybriden oder remoten Teams, womit auch das Tracking der Aufgaben und deren Erledigung gut möglich ist.

Gemeinsamkeiten anstatt von Unterschieden: eine gemeinsame Unternehmenskultur, die Inklusion und Diversität berücksichtigt, motiviert Mitarbeiter*innen in diversen Teams ebenso wie gemeinsame Ziele. Diese stärken ebenfalls den Zusammenhalt.

Interkulturelle Kompetenz – darauf kommt es an

Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen und sie auch zu halten, erfordert interkulturelle Kompetenz, d.h. mit Personen aus anderen Kulturen sowohl angemessen als auch effektiv zu kommunizieren und interagieren. Dazu gehören einerseits Sprachkenntnisse und Wissen um die Besonderheiten anderer Kulturen und Länder, andererseits auch Soft Skills wie die Fähigkeit zur Selbstkritik und gute Kommunikationsfähigkeiten. Damit wird sichergestellt, dass sprachlichen und interkulturellen Missverständnissen vorgebeugt wird und unterschiedliche Arbeitszugänge, Kommunikationsstile und Problemlösungsstrategien respektiert und erarbeitet werden.

Tipps für die Zusammenarbeit in internationalen Teams

  • Preboarding für einen soften Start: Zur Vorbereitung vor Arbeitsbeginn sollten für die neuen Kolleg*innen alle Infos, vor allem auch landesspezifische Besonderheiten, zusammengestellt und am besten in Form eines übersichtlichen Folders oder einer Infomappe zur Verfügung gestellt werden. Ebenso sollten sie sich schon mit zukünftigen Kolleg*innen vernetzen können.
  • Onboarding: Onboarding mit Eins-zu-eins-Betreuung: Ein Buddy-System bietet Neuankömmlingen eine*n direkte*n Ansprechpartner*in bei diversen Fragen. Geht es darum, den*die Neue*n auch mit der Landessprache vertraut zu machen, kann auch ein „Sprachbuddy“ zum Üben ausgewählt werden.
  • Gemeinsame Arbeitssprache festlegen: Gerade in internationalen Teams ist Englisch als Arbeitssprache zu bevorzugen – es sollte dahingehend auch festgelegt werden, in welchen internen Kommunikationstools bzw. bei welchen Anlässen auf jeden Fall Englisch anstatt von Deutsch zu nutzen ist.
  • Für regelmäßigen Austausch sorgen: Für virtuelle Teams ist regelmäßiger Austausch wichtig, am besten mit Videokonferenzen und sofern möglich, auch immer wieder persönlich vor Ort.
  • Teambuilding-Aktivitäten: Es gibt auch Online-Teambuilding-Angebote, etwa Online-Escape-Games, die das Teambuilding unterstützen können. Gerade bei remote Arbeit kommen auch virtuelle Kaffeepausen in Frage, die einen informellen Austausch fördern.
  • Interkulturelle Sensibilität stärken: Führungskräfte sind angehalten, ihre Mitarbeiter*innen auf bestimmte mögliche Fehler aufmerksam zu machen und Trainings anzubieten. Trainings können allerdings nur einen ersten Anstoß bieten, im Alltag kommt es auf die kontinuierliche Begleitung und Rücksprache bei Kommunikationsproblemen und Missverständnissen an.
  • Transparente Kommunikation und definierte Meeting-Routinen: Je klarer Kommunikationskanäle und gewünschte Ausdrucksweisen kommuniziert werden, desto einfacher fällt es Mitarbeiter*innen, sich daran zu halten. Gerade bei internationalen Teams stellen die unterschiedlichen Zeitzonen dabei eine besondere Herausforderung dar, die bei Deadlines und beim Anberaumen von Meetings berücksichtigt werden müssen.
  • Klare Rollen und transparente Aufgabenverteilung: Allen Mitarbeiter*innen sollte übersichtlich und klar vermittelt werden, was ihre Rolle und ihre Aufgaben sind. Gerade bei firmeninternen Bezeichnungen und speziellen Aufgaben ist es wichtig, diese auch mit weiteren Erklärungen zu versehen, was sie zu bedeuten haben – dann wissen auch andere Mitarbeiter*innen, an wen sie sich bei bestimmten Fragen wenden können.
  • Klare Feedbackkultur etablieren: Regelmäßiges und konstruktives Feedback wirkt motivierend, dabei sollten nicht nur die Führungskräfte den Mitarbeiter*innen Feedback geben, sondern auch umgekehrt. Es hilft auch, die Möglichkeiten zum Feedback niederschwellig zu halten und gerade bei Problemen oder Schwierigkeit auch anonymes Feedback zu ermöglichen.

8 Tipps für Manager: Führen von interkulturellen Teams

Im Diversity Management müssen sich Führungskräfte deutlich vor Augen führen, welche Hard Skills und Soft Skills für ihr Team und dessen Ziele zentral sind. Was können und sollen Manager im Arbeitsalltag im Führen von interkulturellen Teams besonders beachten?

  1. Sich die eigene kulturelle Prägung bewusst machen: entweder selbst oder im Rahmen eines Trainings erarbeiten, welche Verhaltensweisen, Sprechweisen usw. für ihre Kultur spezifisch sind.
  2. Ein guter Ausgangspunkt sind interkulturelle Trainings, die nicht nur die Manager*innen, sondern auch ihre Mitarbeiter*innen durchlaufen sollten.
  3. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist eine klare und einfache Sprache gerade in internationalen Teams zu empfehlen.
  4. Manager*innen sollten sich Zeit nehmen, ihre Mitarbeiter*innen kennenzulernen und ein Gefühl für individuelle Bedürfnisse und Kommunikation bekommen, bevor es um Inhalte geht.
  5. Regelmäßige Teammeetings stellen einerseits sicher, dass alle über den Status und die Ziele von Aufgaben auf demselben Stand sind, und andererseits, dass die Anliegen aller angehört werden.
  6. Führungskräfte sollten außerdem offen und ehrlich sein, wenn der Eindruck besteht, dass ein kulturelles Missverständnis vorliegt. Das ist Voraussetzung, um zu kommunizieren, wie man weiter damit umgehen kann.
  7. Vorurteile abzubauen, ist ebenso wichtig, dazu gehört etwa, Verständnis für unterschiedliche religiöse und andere Rituale zu schaffen.
  8. Zu guter Letzt sollten Gemeinsamkeiten innerhalb des Teams gestärkt werden, dafür muss auch deutlich gemacht werden, worin sie bestehen. Das unterstützt auch dabei, dass sich alle der Stärken des Teams bewusst werden.

Autorin: Sabine Schönfellner
Bildnachweis: istockphoto.com / xavierarnau

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