Persönlichkeitstest – So meisterst du ihn erfolgreich

Welcher Bewerber passt zu welchem Unternehmen? Wie lässt sich der Cultural Fit herausfinden? Die Antwort auf diese Fragen liefert der Persönlichkeitstest. Durch diesen Test werden deine Stärken und deine Schwächen offenbart.

Warum werden Persönlichkeitstests angewendet?

Kandidaten müssen eine ganze Reihe von Qualifikationen mitbringen, weshalb sie vor einer Einstellung auf Herz und Nieren geprüft werden. Während viele der benötigten fachlichen Qualifikationen aus dem Werdegang des Kandidaten sowie aus Zeugnissen und Zertifikaten hervorgehen, sind die sogenannten Soft Skills – und darunter fällt die Persönlichkeit – nicht so einfach ersichtlich. An diesem Punkt kommen Persönlichkeitstests ins Spiel. Denn um Fach- und Führungskräfte langfristig im Unternehmen zu halten, ist es wichtig, dass der Kandidat zur Unternehmenskultur passt. Neben dem Vorstellungsgespräch ist der Persönlichkeitstest daher eine beliebte Möglichkeit, um mehr über den Kandidaten zu erfahren.

Wie verbreitet sind Persönlichkeitstests?

Persönlichkeitstests sind weit verbreitet – nicht nur in Assessment-Centern. Zahlreiche Anbieter von Onlinetests bieten die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit zu durchleuchten. Handelt es sich dabei um einen professionellen Test, dann fallen in der Regel Kosten an, die bis zu 150 Euro betragen können. Werden die Ergebnisse im Anschluss mit einem Coach durchgesprochen, kann der Preis deutlich in die Höhe schnellen.

Abgesehen von den kostenfreien und kostenpflichtigen Tests, die privat absolviert werden können, sind Persönlichkeitstests auch in Einstellungsverfahren weit verbreitet. So setzen Schätzungen zufolge bis zu 50 Prozent der westeuropäischen Unternehmen Persönlichkeitstests im Bewerbungsverfahren ein. Im Assessment-Center gehört der Persönlichkeitstest oftmals zum Standard, um die Anzahl der Kandidaten zu reduzieren. Aber auch bereits vor dem ersten Telefoninterview oder persönlichen Aufeinandertreffen filtern einige Unternehmen die Bewerber, indem diese online einen Einstellungstest durchlaufen müssen. Nur wenn die Ergebnisse dieses Tests überzeugen, wird der Bewerber zu einem persönlichen Gespräch oder Assessment-Center eingeladen. Viel Wert wird zudem bei der Besetzung von Führungspositionen auf eine passende Persönlichkeit gelegt, weshalb hier entsprechende Tests ebenfalls zum Standard gehören.

Welche Arten von Tests gibt es? Welche sind am häufigsten verbreitet?

In der Regel wird zwischen dem allgemeinen Persönlichkeitstest und dem berufsbezogenen Test unterschieden. Da im Zuge des Bewerbungsverfahrens herausgefunden werden soll, inwieweit ein Kandidat zur ausgeschriebenen Stelle passt, kommt hier häufig ein berufsbezogener Test zum Einsatz. Kernkompetenzen und besondere Persönlichkeitsmerkmale werden durch diese Tests in Erfahrung gebracht und helfen den Personalverantwortlichen bei der Auswahlentscheidung.

Verschiedene, professionell erstellte Tests mit unterschiedlichen Schwerpunkten werden präferiert und eingesetzt. Die folgenden Tests gehören dabei zu den beliebtesten:

DISG-Modell

Ziel dieses Tests ist es, die Teilnehmer in vier Grundtypen zu unterteilen. Diese sind durch die Punkte Dominanz, Initiative, Stetigkeit und Gewissenhaftigkeit gekennzeichnet – deswegen auch die Abkürzung DISG.

Der Test läuft in Form eines Fragebogens ab. Du bekommst vom Recruiter zwölf bis 28 Gruppen mit verschiedenen Eigenschaften vorgelegt und musst angeben, inwieweit jede Eigenschaften einer Gruppe auf dich zutrifft. Dafür kannst du die Ausprägung der Eigenschaft auf einer Skala von eins (= gar nicht) bis vier (= trifft am ehesten zu) angeben. Jeweils eine Eigenschaft pro Gruppe musst du mit vier, eine mit eins kennzeichnen.

Es ist aber auch mögliche, dass du innerhalb einer Gruppe nur die Eigenschaft auswählen musst, die am ehesten deinem Wesen entspricht.

Dein individuelles Ergebnis kann der Recruiter dann in ein Diagramm einordnen und einschätzen, ob du beispielsweise das Zeug zur Führungspersönlichkeit hast oder das Unternehmen vielmehr mit deinem kreativen Input voranbringen kannst.

Myers-Briggs Typ-Indikator

Dieser Test basiert auf den von C.G. Jung entwickelten psychologischen Typen. Allerdings wird diesem Persönlichkeitstest keine wissenschaftliche Bedeutung beigemessen – in Unternehmen kommt er dennoch gerne zur Anwendung. Wird mit dir dieser Persönlichkeitstest durchgeführt, bekommst du Fragen vorgelegt, die du mit ja oder nein beantworten musst. Eine Abstufung gibt es nicht, allerdings kannst du Fragen auch überspringen.

Anhand deiner Antworten kannst du einem von 16 Typen zugeordnet werden, die wiederum in vier große Übergruppen gegliedert sind:

• Worauf richtest du deine Aufmerksamkeit: Extraversion (E) oder Introversion (I)
• Wie nimmst du Informationen auf: sensitives Empfinden (S) oder Intuition (N)
• Wie fällst du Entscheidungen: Denken (T) oder Fühlen (F)
• Wie gehst du mit der Welt um: Urteilen (J) oder Wahrnehmen ℗

Durch die Kombination dieser acht Buchstaben ergeben sich die 16 Persönlichkeitstypen, die Aufschluss über deine Stärken und Soft Skills geben.

INFP

Auch dieser Persönlichkeitstest unterscheidet zwischen 16 verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen. Wie der Myers-Briggs Test basiert auch dieser Test auf den Persönlichkeitstypen von C.G. Jung. Anhand dieses Tests kann ein Recruiter erkennen, ob du gut im Team arbeiten, gerne in die Tiefe gehen oder vor allem gewissenhaft und ehrgeizig bist. Ebenso wie beim vorherigen Test wird dir auch hier ein Frageboden vorgelegt. Allerdings werden, anders als beim Myers-Briggs Test deine Antworten abgestuft – insgesamt in sieben Stufen. Das Ergebnis gibt dann in fünf Kategorien prozentual abgestuft Aufschluss darüber, ob du eher intuitiv oder realistisch, planend oder spontan, durchsetzungsfähig oder stürmisch oder doch prinzipien-fokussiert agierst.

Big Five

Die Big Five werden in der Psychologie als die fünf wesentlichen Wesenszüge einer Person beschrieben, die bei jeder Person unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Dazu gehören:

• Extraversion – Introversion: Wie gesellig ist eine Person?
• Neurozitismus: Wie stabil ist eine Person? Wie stressresistent und reizbar?
• Verträglichkeit: Wie vertrauensvoll ist eine Person? Wie gutmütig?
• Gewissenhaftigkeit: Wie organisiert ist eine Person? Wie verlässlich?
• Offenheit: Wie aufgeschlossen ist eine Person neuen Ideen gegenüber?

Im Laufe eines Lebens kann sich die Ausprägung einzelner Bereiche ändern, allerdings bleiben die Tendenzen in groben Zügen stets erhalten.

Auch dieser Test ist als Fragebogen konzipiert. Die Fragen können anhand fünf Abstufungen, von sehr unzutreffend bis sehr zutreffend, beantwortet werden und zeichnen so ein genaues Bild deiner Persönlichkeit.

Unterschied Persönlichkeitstest und Leistungstest

Bei einem Leistungstest werden deine Fähigkeiten einen bestimmten Bereich betreffend untersucht – beispielsweise dein räumliches Vorstellungsvermögen, deine rechnerischen Fähigkeiten oder dein Sprachgefühl. Und ja, hier gibt es eine richtige und eine falsche Antwort.

Bei einem Persönlichkeitstest hingegen gibt es kein richtig oder falsch. Der Test gibt nur Aufschluss über bestimmte Ausprägungen deiner Persönlichkeit und sagt nichts über deine Leistungen aus.

Kann man sich auf einen Persönlichkeitstest vorbereiten?

Während du dich auf die typischen Fragen eines Vorstellungsgesprächs gut vorbereiten kannst, ist eine Vorbereitung auf Persönlichkeitstests nicht ganz so einfach. Allerdings hast du die Möglichkeit, Informationen über die am häufigsten genutzten Tests zu sammeln. Zahlreiche (oftmals auch kostenlose) Online-Tests geben die Möglichkeit, einen ersten Eindruck der möglichen Fragen zu erhalten. Wenn du ein Gespür dafür entwickelst, auf welches Merkmal eine Frage abzielt, kannst du das Ergebnis unter Umständen zu deinen Gunsten beeinflussen. Sucht ein Unternehmen beispielsweise einen offenen und kontaktfreudigen Mitarbeiter, dann solltest du bei der Frage, ob du lieber ein Buch liest oder dich mit Freunden triffst, vorzugsweise letztere Antwortmöglichkeit ankreuzen. Auch die folgenden Antworten solltest du als zutreffend markieren, um auf der sicheren Seite zu sein:

• Du bist mit dem Leben zufrieden; ein neues Leben würdest du genauso führen.
• Als Kind hast du hin und wieder gegen den Willen deiner Eltern gehandelt.
• Du hast einen großen Freundes- und Bekanntenkreis.
• Natürlich beschwerst du dich bei schlechter Bedienung; aber höflich
• Du bist optimistisch, voll Selbstvertrauen und temperamentvoll.
• Auf einer Bahnfahrt gilt das Interesse natürlich eher den Mitreisenden als der Landschaft.
• Man schiebt Arbeit nicht auf.
• Du scheust keinen Wettkampf.
• Natürlich willst du gerne eine wichtige oder berühmte Persönlichkeit sein.
• Selbst in den Ferien denkst du an die Arbeit.

Gib jedoch auch die ein oder andere Marotte zu, sonst erscheint dein Profil als unglaubwürdig.

Persönlichkeitstests und Cultural Fit – wird der Persönlichkeit in Zukunft mehr Bedeutung beigemessen werden?

In Zeiten des Fachkräftemangels spielt es eine immer größere Rolle, die angeworbenen Fachkräfte im Unternehmen zu halten. Damit sich die Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlen, ist es wichtig, dass die Wünsche und Vorstellungen des Mitarbeiters zur Unternehmenskultur passen. Denn worin liegt schon der Nutzen, einen Mitarbeiter einzustellen, der nach wenigen Wochen feststellt, dass er sich in seinem Team nicht angenommen fühlt und sich nicht mit dem Unternehmen identifizieren kann?

Um dieses Szenario zu vermeiden, legen Recruiter immer mehr Wert darauf, einen möglichst guten Cultural Fit zwischen Bewerber und Arbeitgeber zu erzielen. Während Arbeitgeber dies im Groben durch die beschriebenen Persönlichkeitstests oder anderen Einstellungstests versuchen, können auch die Bewerber von sich aus im Vorfeld einiges tun, um herauszufinden, wie und ob sie zum potenziellen Arbeitgeber passen. Neben der Unternehmenswebsite, die häufig zahlreiche Informationen zum Unternehmen selbst und zur Unternehmenskultur liefert, gibt es auch Apps wie zum Beispiel Good&Co, die das eigene Profil mit einem gewünschten Unternehmensprofil vergleichen.

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