5 Bewerbungsmythen im Faktencheck: Was Recruiter*innen wirklich überzeugt

Bist du gerade im Bewerbungsprozess? Dann kennst du das sicher: stundenlanges Feilen am Anschreiben, Unterlagen sortieren, Design optimieren – und am Ende bleibt die Frage: Was zählt wirklich?


21.07.2025

Eine Stepstone-Umfrage unter 700 Recruiter*innen zeigt: Vieles, was früher Pflicht war, ist heute überholt. Karriereexpertin Lena Ludwig räumt mit fünf Bewerbungsmythen auf und gibt dir Tipps für eine Bewerbung, die wirklich überzeugt – ganz ohne unnötigen Aufwand.

Das Wichtigste in Kürze 

  • Viele Bewerbungsmythen halten sich hartnäckig – etwa zum Stellenwert von Anschreiben, Layout oder Arbeitgebernamen.  
  • In der Realität zählen für Recruiter*innen ganz andere Kriterien: ein klarer Lebenslauf, passende Qualifikationen und echte Erfahrungen. 
  • Aufwändige Bewerbungsvideos oder große Markennamen sind für viele Personaler*innen eher Nebensache. 
  • Besonders beim Jobwechsel oder einer beruflichen Veränderung lohnt es sich, den Fokus auf das zu legen, was wirklich überzeugt – nicht auf das, was man „schon immer so gemacht hat“. 

Mythos 1: Ohne Anschreiben geht nichts 

Das Anschreiben gilt nach wie vor als Pflichtbestandteil vieler Bewerbungen – entsprechend groß ist die Unsicherheit, wenn es fehlt. Doch die Realität sieht anders aus: Nur gut die Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) verlangt ein Anschreiben überhaupt – und lediglich 34 Prozent der Recruiter*innen stufen es als entscheidend ein. Trotzdem investieren viele Bewerbende viel Zeit in das Schreiben oder brechen sogar eine Bewerbung ab, wenn ein Anschreiben gefordert wird (14 Prozent). Lena Ludwig rät: „Ein Anschreiben ist nur dann sinnvoll, wenn es ausdrücklich verlangt wird – dann aber bitte kurz, konkret und auf die Stelle bezogen.“ 

Mythos 2: Je mehr Unterlagen, desto besser

Viele Unternehmen fordern eine „vollständige Bewerbung“ – doch was genau das heißt, bleibt oft unklar. Aus Unsicherheit schicken Bewerbende daher lieber zu viel als zu wenig: Schul- und Arbeitszeugnisse, Sprachzertifikate, Empfehlungsschreiben, Urkunden.  
Dabei zeigt die Umfrage klar: Für 57 Prozent der Recruiter*innen sind Qualifikationen und Fähigkeiten das entscheidende Kriterium. Der Lebenslauf wird fast immer verlangt (88 Prozent), Referenzen empfinden 62 Prozent als hilfreich – aber nur 24 Prozent als wirklich entscheidend. 

Tipp: Weniger ist mehr. Füge nur die Dokumente bei, die wirklich zeigen, dass du für die Stelle geeignet bist – besonders dann, wenn du dich in einer beruflichen Veränderung befindest und neue Kompetenzen in den Vordergrund stellen willst. 

Mythos 3: Das Layout muss perfekt sein 

Ein durchgestyltes Design, Icons, Farben – viele glauben, so aus der Masse hervorzustechen. Doch in der Praxis legen Recruiter*innen wenig Wert auf Optik: Nur 24 Prozent bewerten das Layout als entscheidend. Viel wichtiger: eine klare Struktur und korrekte Sprache. 44 Prozent nennen fehlerfreie Rechtschreibung als ausschlaggebend. „Eine übersichtliche Bewerbung, in der Fähigkeiten und Erfahrungen klar erfassbar sind, macht meist einen besseren Eindruck als eine grafisch anspruchsvolle“, sagt Ludwig. 

Tipp: Setze auf eine klare Gliederung, gute Lesbarkeit und sprachliche Präzision. Wenn du in deinem Lebenslauf zum Beispiel häufige Jobwechsel erklären musst, hilft eine nachvollziehbare Struktur deutlich mehr als ein aufwändiges Design. 

Mythos 4: Wer bei großen Marken gearbeitet hat, ist im Vorteil 

Ein namhafter Arbeitgeber im Lebenslauf – für viele ein Pluspunkt. Doch Recruiter*innen sehen das differenziert: Nur 21 Prozent halten prominente Arbeitgeber für entscheidend, 25 Prozent sogar für gar nicht wichtig.  
Deutlich wichtiger sind laut Umfrage andere Faktoren: Kommunikation (59 Prozent) und die Passung zur Stelle (57 Prozent). „Wer konkrete Erfolge und belegbare Erfahrungen beschreibt, überzeugt in der Regel stärker als ein prominenter Name“, erklärt Ludwig. 

Tipp: Verlasse dich nicht auf große Namen im Lebenslauf. Zeige stattdessen, was du konkret geleistet hast – egal ob bei einem bekannten Unternehmen oder einem kleinen Betrieb. Besonders bei einem Jobwechsel zählt, wie gut du zur neuen Position passt. 

Mythos 5: Bewerbungsvideos machen besonders Eindruck 

Ob TikTok oder YouTube – Videoformate boomen. Doch im Recruiting-Alltag spielen Bewerbungsvideos kaum eine Rolle. Nur 7 Prozent der Unternehmen fordern sie tatsächlich an. Gleichzeitig geben 16 Prozent der Bewerbenden an, schon einmal eine Bewerbung abgebrochen zu haben, weil ein Video verlangt wurde. „Bewerbungsvideos sollten nur dann eingesetzt werden, wenn sie ausdrücklich gefordert werden oder zur Branche passen – etwa in der Kreativwirtschaft“, sagt Ludwig. 

Tipp: Lass das Video weg, wenn es nicht ausdrücklich verlangt wird. Für die meisten Jobs reichen klassische Unterlagen wie Lebenslauf und – wenn nötig – Zeugnisse völlig aus. 

Fazit: Was wirklich zählt 

Bewerbungen sind heute weniger formelhaft als früher – und das ist eine Chance. Wer sich von überholten Bewerbungsmythen löst, spart Zeit und überzeugt mit dem, was wirklich zählt: Struktur, Klarheit, passende Erfahrungen. Gerade bei einer beruflichen Veränderung oder einem häufigen Jobwechsel lohnt es sich, sich auf Inhalte, statt Äußerlichkeiten zu konzentrieren. 
Und was bedeutet eigentlich eine „vollständige Bewerbung“? In den meisten Fällen meint das: ein gut strukturierter Lebenslauf und relevante Nachweise – mehr nicht. Wenn du unsicher bist, was genau erwartet wird, frag ruhig nach. Nachfragen ist besser als raten – besonders wenn es um deine Zukunft geht. 

FAQ – Häufige Fragen zu Bewerbungsmythen 

Was sind die häufigsten Bewerbungsmythen? 
Zu den gängigsten Mythen gehören: Ein perfektes Anschreiben ist Pflicht, je mehr Unterlagen desto besser, das Layout entscheidet, prominente Arbeitgebernamen helfen immer und Bewerbungsvideos sind ein Muss. 

Brauche ich immer ein Anschreiben? 
Nein. Nur wenn es ausdrücklich verlangt wird – dann sollte es individuell, konkret und kurz gehalten sein. 

Was gehört wirklich in die Bewerbung? 
Ein strukturierter Lebenslauf und relevante Nachweise. Zeugnisse, Zertifikate oder Referenzen nur dann, wenn sie für die ausgeschriebene Stelle relevant sind. 

Wie wichtig ist das Design der Bewerbung? 
Ein klares Layout mit guter Lesbarkeit ist wichtiger als ein kreatives Design. Rechtschreibung und Struktur zählen mehr als Optik. 

Spielt der Name früherer Arbeitgeber eine große Rolle? 
Nein – konkrete Erfolge und die Passung zur Stelle wiegen deutlich schwerer. 

Sollte ich ein Bewerbungsvideo mitschicken? 
Nur, wenn es ausdrücklich gefordert wird oder im kreativen Bereich üblich ist. In den meisten Fällen ist es nicht notwendig. 

Wie bewerbe ich mich richtig bei einem häufigen Jobwechsel? 
Ehrlich und strukturiert. Zeigen Sie, was Sie aus jeder Station gelernt haben – ein übersichtlicher Lebenslauf mit klaren Erklärungen wirkt oft überzeugender als ein lückenloser Lebenslauf mit bekannten Namen. 

 

Lena Ludwig – Karriereexpertin bei Stepstone 

Lena Ludwig ist Talent Acquisition Managerin bei Stepstone und unterstützt seit über zwei Jahren verschiedene Fachbereiche dabei, die besten Talente für ihre Teams zu finden. Als HR-Professional liegt ihr Fokus auf der Identifizierung, Gewinnung und Auswahl qualifizierter Mitarbeiter*innen, um langfristige Beziehungen zwischen Unternehmen und Talenten aufzubauen. Mit einem Master in Wirtschaftspsychologie und mehrjähriger Erfahrung als Recruiterin in großen Konzernen bringt Lena umfangreiche Expertise in der Personalgewinnung sowie in den Bereichen Karriereentwicklung und Personalentwicklung mit. Sie weiß, worauf es bei Gehaltsverhandlungen, Karriereplanung und der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche ankommt. Als Expertin und Gastautorin für das Stepstone Magazin “about work” teilt Lena regelmäßig ihre wertvollen Insights und hilft Arbeitnehmenden dabei, ihre beruflichen Ziele zu erreichen und sich in der sich ständig wandelnden Arbeitswelt zurechtzufinden. Zu Lenas Themenschwerpunkten gehören neben Karriereberatung und Personalentwicklung auch Tipps für den erfolgreichen Karrierestart sowie die optimale Vorbereitung auf Gehaltsgespräche. 

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