Das perfekte Timing für die Gehaltsverhandlung

Wann und wie du mehr für dich rausholst


02.05.2022

Im Leben ist Timing oft alles. Der richtige Zeitpunkt kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden – im Privaten genauso wie im Berufsleben. Gerade für die Gehaltsverhandlung gilt: Wer den richtigen Zeitpunkt wählt, holt oft mehr heraus. Vor allem, weil ein Nachverhandeln schwierig ist, kommt es auf gute Vorbereitung an – und die richtige Einstellung.

Inhaltsverzeichnis

Der perfekte Zeitpunkt für die Gehaltsverhandlung
Soll ich das Thema Gehalt ansprechen?
Zu wenig Gehalt rausverhandelt?
Perfektes Timing für deine Gehaltserhöhung
Die besten Argumente für deine Gehaltserhöhung
Die drei besten Tricks für mehr Gehalt

 

Der perfekte Zeitpunkt für die Gehaltsverhandlung

Wann im Bewerbungsprozess kommt das Thema Gehalt zur Sprache? Im Rahmen der Arbeitsmarktstudie von Robert Half wurden 100 österreichische Finanzmanager*innen nach dem idealen Zeitpunkt für die oft heikle Frage befragt. Das sind die wichtigsten Ergebnisse:

33% der befragten HR-Manager*innen sind mit einer Gehaltsverhandlung während des Bewerbungsprozesses oder im ersten Bewerbungsgespräch einverstanden.
46% der befragten HR-Manager*innen finden, dass Kandidat*innen erst im zweiten oder gar in nachfolgenden Bewerbungsgesprächen das Gehalt thematisieren sollen.
12% möchten erst im letzten Bewerbungsgespräch bei der Angebotsphase über das Gehalt sprechen.
9% sind überzeugt, dass die Gehaltsdiskussion immer vom Unternehmen ausgehen sollte.

Der Stepstone Gehaltsreport 2021 zeigt zudem: 60 Prozent der Fachkräfte kennen den Marktdurchschnitt für das Gehalt, das ihrer Ausbildung, Berufserfahrung und Position entspricht. Und das ist auch wichtig, denn ohne eine konkrete Vorstellung darüber, was marktkonform ist, gestaltet sich die Verhandlung recht schwierig.

Unsere Umfrage hat zudem gezeigt, welche Tools genutzt zur Orientierung über angemessene Gehaltsvorstellungen werden: Mehr als die Hälfte aller Befragten gab an, über den persönlichen Austausch mit Freund*innen, Kolleg*innen, Ex-Kolleg*innen und Bekannten sowie durch Stellenanzeigen auf dem Markt ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Gehälter üblich sind.

Weitere beliebte Quellen sind Gehaltsprüfungs-Tools wie der Stepstone Gehaltsplaner sowie aktuelle Gehaltsreports und Benchmarks. Zu wissen, was in der Branche üblich ist, ist das eine – mit diesem Wissen dann auch den perfekten Zeitpunkt zu finden, das Gehalt anzusprechen, etwas ganz anderes.

Dabei gibt es einiges zu beachten:

 

Soll ich das Thema Gehalt ansprechen?

Auch wenn bei Bewerbungen oft Eigeninitiative gefragt ist, rät Gehaltsexperte Conrad Pramböck im Interview mit Stepstone, das Thema Gehalt im Bewerbungsgespräch am besten nicht von sich aus anzusprechen – das sei Sache des Arbeitgebers. Dennoch solltest du darauf achten, dich nicht unter deinem Marktwert zu verkaufen:

 

Stepstone.at: Herr Pramböck, wann genau sollte ich im Vorstellungsgespräch am besten das Gehalt ansprechen?

Gar nicht. Das ist Sache des Arbeitgebers. Ich warte, bis die Sprache auf das Thema Gehalt kommt, und überlasse die Initiative meinem Gegenüber. In der Praxis fällt die Gehaltsfrage meist am Schluss eines Bewerbungsgesprächs. Die beste Antwort darauf ist meiner Erfahrung nach: „Meine Gehaltsvorstellung liegt im Bereich von x-tausend Euro“, je nach Ihrem Marktwert.

Was mache ich, wenn das Thema Gehalt gar nicht angesprochen wird?

Notfalls kann man das auch als Kandidat*in ansprechen. Sagen Sie einfach, „einen Punkt haben wir noch gar nicht besprochen, und zwar das Thema Gehalt“, und lassen Sie Ihr Gegenüber kommen. Mein Rat an Kandidat*innen ist aber größtmögliche Zurückhaltung beim Thema Gehalt – Chef*innen denken sonst schnell, dass es einem nur ums Geld geht.

Oft sind Recruitingprozesse mehrstufig. In welcher Runde wird das Thema Gehalt besprochen?

Das ist unterschiedlich. Manchmal wird schon in der ersten Runde über das Gehalt gesprochen, manchmal kommt die Frage erst später. Wichtig ist: Wenn ich in der ersten Runde einen Betrag nenne, muss ich im Verlauf des weiteren Prozesses auch dabeibleiben. Da kann ich keine höhere Forderung mehr stellen.

Was mache ich, wenn mich jemand im Laufe weiterer Bewerbungsrunden herunterhandeln möchte?

Bleiben Sie ruhig, sachlich und wiederholen Sie in jeder Runde den gleichen Satz: „Meine Gehaltsvorstellung liegt im Bereich von x-tausend Euro.“ Es geht um Fakten, nicht um Emotionen. Wenn sich Ihre Gehaltsvorstellung nicht gleich erfüllen lässt, entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrem Gegenüber ein Szenario, wann und unter welchen Umständen Sie diesen Betrag erzielen können.

 

Zu wenig Gehalt herausverhandelt?

Hast du im Lauf deines Bewerbungsprozesses das Gefühl, schlecht verhandelt zu haben, lassen sich eventuell noch so genannte Fringe Benefits herausverhandeln. Viele Unternehmen haben Mitarbeiter*innenvorteile, die in die Gehaltsverhandlung miteinfließen, etwa freiwillige Zusatzversicherungen, Mitarbeiter*innenaktien, zusätzliche Provisionen, Firmenwagen, Firmenhandy, Laptop, flexible Arbeitszeiten, Möglichkeit auf Home-Office oder Verpflegung und Kantine. Auch das sind geldwerte Vorteile – und lohnen sich oft mehr als ein paar Hunderter mehr auf dem Gehaltszettel.

Übrigens: Das bedeuten Gehaltsangaben in Stellenanzeigen wirklich

 

Perfektes Timing für deine Gehaltserhöhung

Auch der Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung sollte gut gewählt sein:

Tageszeit

Einige Tageszeiten eignen sich besonders schlecht: Wenn dein*e Chef*in noch etwas Menschliches an sich hat, wird er*sie Montagmorgen ebenso ungern über deine anstehende Gehaltsanpassung diskutieren wie Freitag Nachmittag, wo er in Gedanken schon im Wochenende ist.

Bringe etwas über den Rhythmus deines*r Vorgesetzten in Erfahrung, über Gewohnheiten und Zeiten, in denen sie oder er wirklich offen für Themen und Inhalte ist, bevor du vorpreschst.

 

Jahreszeit

Das Frühjahr ist eine gute Zeit für Gehaltsverhandlungen. Warum? Wenn dein*e Chef*in den Steuerausgleich erledigt hat und die Unternehmensziele für das Jahr feststehen, weiß er*sie, wie viel Budget er*sie hat.

Plane bereits den ersten Termin für ein Mitarbeitergespräch bei einem neuen Dienstgeber im ersten Quartal. Komme alle 18 Monate bis zwei Jahre wieder.

 

Redezeit

Gehe die wesentlichen Punkte, die du ansprechen möchtest, vorher in Gedanken durch. Wähle ein angemessenes Sprechtempo, mache Pausen und halte Blickkontakt. Dein*e Vorgesetzte*r schließt von Gesprächen mit dir auf deinen Umgang mit Kund*innen und Kolleg*innen. Nutze die Gehaltsverhandlung, um deine kommunikative Kompetenz unter Beweis zu stellen und vergiss nicht auf deine Körpersprache.

 

Von Zeit zu Zeit

Günstige Zeitfenster öffnen sich auch unabhängig von den Launen und Gewohnheiten deiner Vorgesetzten immer wieder. Lerne diese zu erkennen und zu nutzen. Du hast eine*n wichtige*n Kund*in angeworben oder dein Tätigkeitsfeld erweitert? Du hast ein Projekt erfolgreich abgeschlossen oder mehr Mitarbeiter*innen unter deiner Führung? Spreche diese Qualitäten beim Gespräch über dein Gehalt an.

In dem Gespräch zur Gehaltserhöhung kann auch eine interne Versetzung angesprochen werden, falls der Wunsch vom Vorgesetzten zur Gehaltserhöhung nicht erfüllt werden kann und du eine bessere Position anstrebst.

Übrigens, ob dir Lohn oder Gehalt zusteht, hängt von deinem Dienstvertrag ab. Je nach Vertrag stehen dir unterschiedliche Benefits zu.

 

Die besten Argumente für deine Gehaltserhöhung

Mit den richtigen Argumenten ist es möglich, jede*n Chef*in zu überzeugen. Folgende Argumente sind für Arbeitgeber laut der Arbeitsmarktstudie von Robert Half besonders ausschlaggebend für mehr Gehalt:

  • Verlässlichkeit: 43% der befragten HR-Manager*innen sind der Meinung, dass sich Professionalität, Zusammenarbeit und Teamarbeit bezahlt machen.
  • Erweitertes Aufgabengebiet: 37% sehen in der Übernahme zusätzlicher Aufgaben außerhalb des Verantwortungsgebietes einen guten Grund, um mehr zu zahlen. In diesem Falle sollte also unbedingt über eine Gehaltserhöhung gesprochen werden.
  • Weiterbildungen: 34% sehen Lernbereitschaft und Fortschritt als Grund für mehr Gehalt.
  • Geduld: 33% lassen über eine Gehaltserhöhung mit sich reden, wenn die letzte Gehaltserhöhung bereits lange zurückliegt.
  • Kompetenz: Für 28% sind fachliche Kompetenz und messbare Ergebnisse gute Argumente.
  • Unterunternehmenstreue: Weitere 28% sehen auch treue und langjährige Mitarbeiter*innen als mögliche Kandidat*innen für eine Gehaltserhöhung.

Tipp: Hier findest du die 6 wichtigsten Gründe für eine Gehaltserhöhung und was du dabei beachten musst.

 
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Die drei besten Tricks für mehr Gehalt

Mehr Leistung, größere Verantwortung und ein gut ausgebautes Netzwerk: Gehaltsexperte Conrad Pramböck kennt die Methoden, die Fach- und Führungskräften zu mehr Gehalt verhelfen: „Fach- und Führungskräfte erhalten üblicherweise eine Gehaltserhöhung für bessere Leistung, etwa wenn jemand höhere Verkaufszahlen vorweisen kann oder einen größeren Verantwortungsbereich mit mehr Ländern oder mehr Mitarbeiter*innen übernommen hat. Ich rate jedem, der im Job deutlich mehr Verantwortung übernommen hat als vorher, zum*r Chef*in zu gehen und eine Gehaltsanpassung zu verlangen.

Mittelfristig wirkt sich der größere Verantwortungsbereich auch häufig aufs Grundgehalt aus. Langfristig geht es darum, einen besseren Job mit mehr Gehalt zu bekommen – und das geschieht in der Regel über ein persönliches Netzwerk. Allein kann ich unter keinen Umständen beruflich erfolgreich sein.

 

Wenn Arbeitnehmer*innen mehr Gehalt haben wollen, rate ich…

1. bessere Leistung zu bringen,

2. immer mehr Verantwortung zu übernehmen und

3. ein Netzwerk aufzubauen und zu pflegen.

Wenn Sie das schaffen, garantiere ich Ihnen kurz-, mittel und langfristig ein erfolgreiches Berufsleben – und ein höheres Gehalt.“

 

Wie du die Gehaltsverhandlung mit Erfolg über die Bühne bringst, liest du im Stepstone Gehaltsratgeber

 

Bildnachweis: Deagreez/Quelle: www.istockphoto.com

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