Sellcruiting – Jobs erfolgreich verkaufen statt nur anzubieten

 

Definition: Was bedeutet Sellcruiting?

Unter Sellcruiting versteht man jene Art der Personalgewinnung, bei der man Maßnahmen setzt, um zu besetzenden Stellen an die Bewerberinnen zu „verkaufen“ – also das Arbeitsumfeld und die Aufgaben so attraktiv wie möglich zu gestalten, um damit bei den Bewerberinnen zu punkten.


Warum ist Sellcruiting gerade jetzt wichtig?

Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Mittlerweile ist aus dem Arbeitgebermarkt ein Arbeitnehmermarkt geworden. Das bedeutet, dass vor allem gut qualifizierte Bewerber*innen auf viele mögliche Stellen treffen und sich sozusagen aussuchen können, wo sie arbeiten möchten. In Zeiten von Fachkräftemangel und starker Konkurrenzsituation zwischen den Unternehmen werden langwierige und komplizierte Bewerbungsprozesse immer häufiger gemieden, um es den Bewerber*innen so leicht wie möglich zu machen.

 

Was können Unternehmen tun, um ihr Produkt „Job“ besser zu verkaufen?

Vereinfachen des Recruiting-Prozesses
Viele Studien wie der „What Workers Want Report 2018“ sowie die StepStone-Studie „Jobsuche im Fokus“ aus dem Jahr 2017 haben ergeben, dass 71 Prozent der befragten Kandidat*innen den Bewerbungsprozess abbrechen, wenn er länger als 15 Minuten dauert. Dabei ist darauf zu achten, dass die Inhalte ihrer Stellenanzeigen gut erfassbar sind, betont Miriam Schindlwick: „Das gelingt mit kurzen, klaren Aussagen, direkten Ansprechpartner*innen und einfachen Bewerbungsprozessen.“

Zudem gaben 39 Prozent der möglichen Kandidat*innen an, dass die formellen Anforderungen an den Bewerbungsprozess zu hoch seien. Viele Bewerber*innen beklagen sich über den Zeitaufwand, den eine Bewerbung mit sich bringt. Die Zukunft liegt darin, schnelle Bewerbungen zu ermöglichen, bei denen auf zeitaufwändige Schritte wie das Formulieren eines Anschreibens sowie auf die Zusendung von Zeugnissen und Arbeitsproben verzichtet wird. Stattdessen geht der Trend zunehmend dahin, dass Kandidat*innen ihre Bewerbungen immer häufiger mit nur einem Klick und einem hinterlegten Lebenslauf erledigen können – auch mit dem Smartphone.

 

Optimieren von Stellenanzeigen
In Bezug auf die Stellenanzeige selbst gibt es einiges zu beachten. Die perfekte Stellenanzeige muss nutzerorientiert aufgebaut sein. Bei StepStone stellen wir daher alle Inserate in klar strukturierten Abschnitten dar. „Das ermöglicht den Usern erstens eine besser Übersicht, zweitens eine bessere Vergleichbarkeit unterschiedlicher Anzeigen und drittens ermöglicht dieser Aufbau auch die passgenaue Darstellung – je nachdem, auf welchem Endgerät User*innen sie betrachtet“, erklärt Miriam Schindlwick.

Überlegen Sie sich beim Formulieren einer Stellenanzeige daher ganz genau, was Sie suchen und welche Voraussetzungen Bewerber*innen wirklich mitbringen müssen. Vermeiden Sie, dass sich Genderbias in Ihren Stellenanzeigen einschleichen.

Ebenso wichtig ist die Glaubwürdigkeit der Stellenanzeige. Denn die Zahlen belegen: 64 Prozent der Bewerber*innen entscheiden sich aufgrund einer unglaubwürdigen Stellenanzeige gegen eine Bewerbung. Bleiben Sie daher authentisch und versprechen Sie nicht das Blaue vom Himmel. Was jedoch schon gut ankommt ist, wenn alle Corporate Benefits, die Ihr Unternehmen anbietet auch angeführt sind, wodurch die Stelle interessanter für Bewerber*innen wird.

 

Bewerbung auf mobilen Endgeräten ermöglichen
Mittlerweile ist es so, dass auf StepStone.at nur noch 30 Prozent der Zugriffe via Desktop erfolgen. Mehr als 70 Prozent der potenziellen Kandidat*innen sind bei der Jobsuche mit mobilen Endgeräten unterwegs. Umso wichtiger ist es, die Stelleninserate für mobile User zu optimieren. „Es ist besser im ersten Schritt nicht unzählige Dokumente anzufordern, sondern im Idealfall eine One-Klick-Bewerbung zu ermöglichen“, betont Miriam Schindlwick. An Stelle der One-Click-Bewerbung kann beispielsweise auch ein kurzes und überschaubares Online-Formular eingesetzt werden. Alle weiteren Dokumente können in einem zweiten Schritt ohne hin bei jenen Kandidat*innen noch angefragt werden, die in die nächste Runde kommen.

„Es ist besser im ersten Schritt nicht unzählige Dokumente anzufordern, sondern im Idealfall eine One-Klick-Bewerbung zu ermöglichen“

Miriam Schindlwick, Leiterin Customer Services, StepStone Österreich


Erfolgreiches Employer Branding
Dass der Wettstreit um die besten Talente für Unternehmen immer schwieriger wird, zeigen die Ergebnisse der Universum Employer Brandung Survey 2022. Darin geben 70 Prozent der befragten Personalverantwortlichen an, dass das Recruiting-Umfeld schwieriger wird – ein Rekordhoch in den acht Jahren, seitdem diese Umfrage durchgeführt wird.

In Österreich gaben 57 Prozent der Befragten an, dass ihr Personalbedarf in den nächsten 12 Monaten höher sein wird, als im letzten Jahr. An dieser Stelle kommt das Employer Branding ins Spiel, denn wer mit vielen anderen Unternehmen um die besten Talente konkurriert, muss sich von der Konkurrenz abheben, um bei den Bewerber*innen zu punkten. So ist es wenig verwunderlich, dass 91 Prozent der befragten Personalverantwortlichen angeben, dass der Ausbau ihrer Arbeitgeber*innenmarke die Top-Priorität im kommenden Jahr sein wird. Es lohnt sich auf jeden Fall, gezielt Maßnahmen einzusetzen, um sich als attraktiver Arbeitgeber am Markt zu positionieren und die eigene Unternehmensmarke zu stärken.

Wir von StepStone bieten Ihrem Unternehmen mit unserem Company Hub die Möglichkeit, Ihren Kandidat*innen einen ersten Einblick hinter die Kulisse zu werfen und Ihr unternehmen erlebbar zu machen. Nutzen Sie beispielsweise emotions-Videos, Fotos und Mitarbeiter*innenvorteile, um interessierte Bewerber*innen mit allen bewerbungsrelevanten Informationen zu versorgen und zu zeigen, wer Sie sind bzw. was Sie als Arbeitgeber*in ausmacht. So profitieren Sie von einer höheren Sichtbarkeit, zusätzlicher Reichweite und einer Stärkung Ihrer Arbeitgebermarke. 

„Die Bewerbung der Zukunft muss so einfach wie Online-Shopping sein“

Laut dem aktuellen StepStone-Trendreport aus Deutschland gehen acht von zehn Befragten davon aus, dass sich die Auswahl an Arbeitgeber*innen in der Zukunft stark erhöhen wird. Das hat zur Folge, dass Personalabteilungen künftig einen stärkeren Fokus darauf legen müssen, wie sie die richtigen Bewerber*innen auf sich aufmerksam machen und auch dafür sorgen, ausreichend Bewerbungen zu erhalten. Rund sieben von zehn Recruiter*innen glauben, dass die Online-Bewerbung in fünf Jahren so einfach sein wird wie Online-Shopping. „Wäre der Bestellprozess von Online-Shops so kompliziert wie der Bewerbungsprozess in manchen Unternehmen, hätte der Onlinehandel sich niemals durchgesetzt“, gibt Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann zu bedenken. „Es ist ganz einfach: Nur noch Arbeitgeber*innen, die jetzt dafür sorgen, dass sich Kandidat*innen wirklich schnell und unkompliziert bei ihnen bewerben können, werde noch gute Bewerbungen bekommen. Die Menschen haben die Auswahl und werden deshalb aussortieren.“

„Wäre der Bestellprozess von Online-Shops so kompliziert wie der Bewerbungsprozess in manchen Unternehmen, hätte der Onlinehandel sich niemals durchgesetzt“

Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte


Auch Daniel Hauser von Universum zieht diesen Vergleich zwischen Verkauf, Marketing und Recruiting: Companies spend a lot on their websites and priorities, the spending on their commercial branding. They forget to focus on the CareersSection, one of the most important parts of their website. Let’s compare recruiting to ecommerce, the actual online shopping we do an a maybe daily basis.

Dabei stellt er sehr wichtige Fragen, die sich Recruiter*innen in Bezug auf ihren Bewerbungsprozess stellen sollten: Kaufen wir beispielsweise von Websites, die uns auf andere Seiten weiterleiten? Kaufen wir von Marken, die eine veraltete Website haben? Kaufen wir von Webseiten, die zahlreiche Pop-ups und überlange Texte beinhalten? Führen wir den Einkauf auf Webseiten zu Ende, die 30 bis 40 Minuten Zeit in Anspruch nehmen? „Now ask yourself if you would be a candidate, would you apply on websites that are like the above?“

Unternehmen haben es mit der Ausrichtung auf Sellcruiting bereits heute in der Hand, auf einen einfacheren Bewerbungsprozess umzusteigen, der auch in der Zukunft für Bewerber*innen attraktiv ist. Seien Sie eines dieser Unternehmen und machen Sie Ihre Arbeitgeber*innenmarke zu einem Magneten für die richtigen Kandidat*innen!

Autorin: Beatrix Mittermann
Bildnachweis: iStock/marchmeena29

Das könnte Sie auch interessieren

Young Professionals

Young Professionals: So punkten Sie bei den Talenten von morgen

In den letzten Jahren fallen im Recruiting oft die dieselben Schlagworte: Fachkräftemangel, Talentkrise, Great Resignation und damit verbunden zahlreiche Recruiting-Herausforderungen im Kampf um die besten…

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Unsere Studie „Working Parents and Beyond“ liefert aktuelle Einblicke, wie es um die Familienfreundlichkeit der Arbeitgeber in Österreich steht, wo es Handlungsbedarf gibt und bietet…

Fachkräfte händeringend gesucht

Fachkräftemangel in Österreich – Zahlen – Daten – Fakten – ein Überblick

Kurz gesagt bedeutet Fachkräftemangel, dass bestimmte Stellen nicht besetzt werden können, weil am Arbeitsmarkt nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, die über die entsprechende Qualifikation verfügen,…

Internationale Talente

Decoding Global Talent 2024: Attraktive Arbeitsdestinationen für internationale Fachkräfte

Die neueste Ausgabe der Studie “Decoding Global Talent 2024: Dream Destinations & Mobility Trends” – durchgeführt von The Stepstone Group in Zusammenarbeit mit der Boston…

Familienfreundlicher Arbeitgeber: Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Familienfreundlicher Arbeitgeber – aber wie?

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird immer wichtiger. Nicht nur Angestellte selbst können dadurch ihre Karriere besser planen und eine ausgewogene Work-Life-Balance erreichen. Arbeitgeber…

Jobreport 2024: So ticken Beschäftigte aus Hotellerie und Gastro

Mit dem Jobreport untersucht die Stepstone einmal jährlich, was Beschäftigte und Jobsuchende in Österreich bewegt und welche Konsequenzen für die Personalarbeit sich dadurch abzeichnen. Eine…