Väterkarenz fördert auch Papas Persönlichkeit

Väter mit Kinderbetreuungserfahrung sind effizientere Arbeitnehmer


25.08.2023

Unter Väterkarenz versteht man, wenn Väter sich im Rahmen einer Elternkarenz anlässlich der Geburt ihres Kindes von der Arbeit freistellen lassen. Die rechtliche Grundlage dafür ist im Väter-Karenzgesetz verankert.

Heute sind karenzierte Papas keine Einzelfälle mehr. Mittlerweile geht hierzulande jeder fünfte Papa in Väterkarenz. Doch nur ein geringer Teil bleibt mehr als drei Monate beim Kind.

Achtung: Die Regierung plant eine Gesetzesänderung in Bezug auf die Karenz. Die maximale Karenzzeit soll verringert werden, wenn nicht beide Elternteile die Karenz in Anspruch nehmen. So ist eine Karenz von zwei Jahren dann nur noch möglich, wenn jeder Elternteil mindestens zwei Monate in Karenz geht. Ausgenommen davon sind lediglich Alleinerziehende, die zum Zeitpunkt der Karenzmeldung alleinerziehend sind. Damit möchte die Regierung den Anteil der Väter, die in Karenz gehen, erhöhen. Die Entscheidung über die Zustimmung bzw. Ablehnung oder Abänderung des Gesetzesentwurfs wird für Herbst 2023 erwartet. Im aktuellen Entwurf wurde jedoch auch festgehalten, dass die Neuerungen rückwirkend ab 01.08.2023 gelten sollen, das heißt, für alle Geburten, die ab dem 01.08. dieses Jahres stattgefunden haben. Wir halten dich über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Inhaltsverzeichnis

Papamonat und Väterkarenz
Väterkarenz in Österreich
Vor- und Nachteile der Väterkarenz
Voraussetzungen für Väterkarenz
Väterkarenz beantragen
Dauer: Wie lange können Väter in Karenz gehen?
Väterkarenz: Anspruch & Geldleistungen
1. Pauschales Kinderbetreuungsgeld
2. Einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld
Welche Personengruppen haben Anspruch auf Väterkarenz?
Was bedeutet Familienzeitbonus?
Teilung der Karenz
Beschäftigung während der Karenz
Kündigungsschutz während Väterkarenz
Bildungskarenz nach der Väterkarenz

 

Papamonat und Väterkarenz

In Österreich haben alle Väter Anspruch auf einen so genannten Papamonat, sofern sie mit dem Kind in einem gemeinsamen Haushalt leben und den Anspruch dem Arbeitgeber spätestens drei Monate vor dem Geburtstermin melden. Diese Väterfrühkarenz hat das Ziel, frischgebackenen Eltern die gemeinsame Betreuung des Kindes in den ersten Lebenswochen zu ermöglichen. Rechtlich handelt es sich dabei um eine Dienstfreistellung ohne Gehaltsfortzahlung. Während des Papamonats können Väter jedoch den Familienzeitbonus in Anspruch nehmen (23,91 Euro täglich, also rund 740 Euro, Stand 2023). Voraussetzung ist, den Papamonat innerhalb der ersten zwei Monate nach Geburt des Kindes zu absolvieren.

Vom Papamonat unterscheidet sich die Väterkarenz. Doch Vorsicht: Da die väterliche Karenz der Mütterkarenz rechtlich gleichgestellt ist, ist der Begriff Väterkarenz nicht korrekt. Allgemein wird von Elternkarenz gesprochen.

 

Väterkarenz in Österreich

Den rechtlichen Anspruch auf Väterkarenz haben Männer in Österreich seit über 30 Jahren. Die Grundlage dafür bildet das Väterkarenzgesetz, das bereits seit 1989 besteht. Damit wurde die Väterkarenz in Österreich eingeführt. Auch wenn jungen Vätern damit die Möglichkeit einer Karenz zur Verfügung steht, wird sie nur sehr selten genutzt. Laut Erhebungen der Arbeiterkammer nutzen nur zwei von zehn Paaren die Väterkarenz und ein überwiegender Teil davon auch nur maximal drei Monate.

 

Vor- und Nachteile der Väterkarenz

Papas, die eine Elternkarenz in Anspruch nehmen, profitieren davon nicht nur privat, sondern auch beruflich. Zu den Vorteilen zählen:

  • Möglichkeit, soziale Kompetenzen zu erlernen, die für Beruf relevant sein können. (Teamfähigkeit, Verantwortung, Arbeitseffizienz)
  • Trennung zwischen weiblichem und männlichem Wirkungsbereich wird aufgeweicht und die typische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau wird gelockert.
  • Eigene Einstellung und Persönlichkeit verändert sich durch die Zeit mit dem Kind.
  • Die Beziehung zum Kind wird vertieft.

In der Realität zeigt sich allerdings, dass noch einiges an Sensibilisierungsarbeit nötig ist, um Väterkarenz der Mütterkarenz gleichzustellen. Zu den Nachteilen der Väterkarenz zählen:

  • Die Arbeitswelt ist (noch) nicht flexibel genug, flächendeckend für eine Väterkarenz einzutreten.
  • Erschwerter beruflicher Wiedereinstieg: Der Wiedereinstieg nach der Väterkarenz ist oft problematisch und könnte mit Karriereeinbußen einhergehen.
  • Finanzielle Einbußen

 

Voraussetzungen für Väterkarenz

Die gesetzlich geregelt Karenzzeit zur Betreuung des Nachwuchses können Mütter und Väter abwechselnd nützen oder aufteilen. Der Wechsel der Kinderbetreuung ist zweimal möglich. Davon ausgenommen ist die so genannte Verhinderungskarenz, die in bestimmten Sonderfällen, wie Krankheit, einen nochmaligen Wechsel zulässt.

Der Vater muss folgende Nachweise erbringen, um in die Väterkarenz gehen zu können.

  • Aktueller Arbeitnehmer-, Heimarbeiter-, Beamten-/Vertragsbediensteten- oder Lehrlingsstatus
  • Gemeinsamer Haushalt und Hauptwohnsitz mit dem Kind
  • Die Kindsmutter ist nicht gleichzeitig in Karenz; Ausnahme hier ist der erste Wechsel der Karenzzeit für maximal vier Wochen bei doppeltem Bezug des Kinderbetreuungsgeldes. Achtung: Diese vier Wochen werden von der Gesamtkarenzzeit abgezogen.
  • Kann nicht parallel zur Elternteilzeit der Mutter stattfinden.
  • Dokumente zum Nachweis einer Adoptiv- oder Pflegevaterschaft.

Achtung: Freie Dienstnehmer haben keinen Anspruch auf Väterkarenz.

Grundsätzlich verfügen Eltern in Österreich über eine gesetzlich fixierte Karenzzeit von fast zwei Jahren, beginnend ab der neunten Woche nach der Geburt und endend mit dem zweiten Geburtstag des Kindes. Die Karenz kann, muss aber nicht diese Dauer umfassen.

 

Väterkarenz beantragen

Um die Betreuungszeit für deine Kinder in Anspruch nehmen zu können, müssen Meldefristen eingehalten werden. Meldungen über die Väterkarenz sollten eingeschrieben an den Arbeitgeber erfolgen. Außerdem empfiehlt es sich, alle karenzspezifischen Vereinbarungen schriftlich vom Arbeitgeber einzufordern. Folgendes ist dabei zu beachten:

  • Väterkarenz nach der Geburt: Grundsätzlich kann die Väterkarenz frühestens nach Ende des Mutterschutzes beginnen, also ab der 9. Woche nach der Geburt des Kindes und nicht direkt nach der Geburt. Soll der Karenzbeginn direkt nach der Schutzfrist der Mutter starten, dann muss die Väterkarenz bis längstens acht Wochen nach der Geburt des Kindes gemeldet werden.
  • Väterkarenz nach dem Papamonat: Der Anspruch auf Väterkarenz ist unabhängig davon, ob zusätzlich auch ein Papamonat in Anspruch genommen wurde oder nicht. Denn diese Zeiten überschneiden sich nicht, da der Papamonat während der Schutzfrist der Mutter, also während der ersten beiden Monate nach der Geburt stattfindet.
  • Väterkarenz beantragen Formular: Einerseits müssen Väter dem Arbeitgeber melden, dass Sie in Väterkarenz gehen wollen, was mit dem Musterformular des ÖGB gemacht werden kann. Andererseits müssen sie auch einen Antrag bei der zuständigen Krankenkasse einreichen, um das Kinderbetreuungsgeld in Anspruch zu nehmen. Dafür muss auch entschieden werden, ob das einkommensabhängige oder das pauschale Kinderbetreuungsgeld bezogen wird.
  • Wechsel zwischen Vater und Mutter: Frühestens vier Monate vor Beginn der Karenz und spätestens drei Monate vor dem Wechsel.
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Dauer: Wie lange können Väter in Karenz gehen?

Väter, die sich für die Kinderbetreuung entscheiden, müssen mindestens zwei Monate in Väterkarenz bleiben. Wenn die Mutter keinen Anspruch auf Karenz hat, beispielsweise Hausfrauen oder Selbständige, kann der unselbständig erwerbstätige Vater dennoch in Karenz gehen. Die maximale Dauer der Väterkarenz in Österreich ist bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr des Kindes. Dabei beginnt die Väterkarenz frühestens nach Ende des Mutterschutzes (also 8 oder 12 Wochen nach der Geburt), kann aber auch beliebig zu einem späteren Zeitpunkt begonnen werden, wenn sich die beiden Elternteile die Karenz teilen.

 

Väterkarenz: Anspruch & Geldleistungen

Wer zahlt das Kinderbetreuungsgeld?

Das Kinderbetreuungsgeld wird in Österreich von der zuständigen Krankenkasse bezahlt. Dort wird es demnach auch beantragt. Seit dem 1. März 2017 (Geburtstag des Kindes) gelten neue Regelungen hinsichtlich Kinderbetreuungsgeld. Seither ist ein Pauschalsystem als zentrales Kinderbetreuungsgeld-Konto in Kraft. Davon unberührt bleibt das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld. Die Höhe des monatlichen Kinderbetreuungsgeldes richtet sich nach der gewählten Leistungsart:

 

1. Pauschales Kinderbetreuungsgeld

Für den Bezug müssen die allgemeinen Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sein. Im Rahmen der Väterkarenz betrifft das den Zeitraum nach Ende des Mutterschutzes bis zum vollendeten 2. Lebensjahr des Kindes. Zudem muss das Kind im gemeinsamen Haushalt leben.

Bezugshöhe: 15,38 bis 35,85 Euro täglich (Stand 2023)

Bezugsdauer: Ein Elternteil für 365 oder 851 Tage ab Geburt des Kindes; beide Elternteile 456 bis 1.063 Tage ab Geburt des Kindes. Ein Bezugsblock muss mindestens 61 Tage dauern.

 

2. Einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld

Dafür gelten sowohl die allgemeinen als auch spezielle Anspruchsvoraussetzungen (wie eine ununterbrochene Erwerbstätigkeit 182 Tage vor Geburt des Kindes, in dieser Zeit darf kein Bezug von Arbeitslosengeld, Notstandhilfe, Weiterbildungsgeld erfolgt sein)

Bezugshöhe: 80 Prozent der Letzteinkünfte, maximal 69,83 Euro pro Tag (ca. 2.100 Euro monatlich, Stand 2023)

Bezugsdauer: Ein Elternteil maximal bis zum ersten Geburtstag des Kindes; bei beiden Elternteilen maximal bis zum 426. Tag nach der Geburt; ein Elternteil kann maximal 365 Tage Betreuungsgeld beziehen.

Sonderzahlungen (Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld) werden aliquot für die Zeiten, in denen gearbeitet wurde, gewährt. Das heißt, geht ein Vater drei Monate in Väterkarenz bemessen sich die Sonderzahlungen auf Grundlage der verbleibenden neun Monate. Väter können während der Karenz einer geringfügigen Beschäftigung entweder beim eigenen oder einem anderen Arbeitgeber nachgehen (Einkommensgrenze 500,91 Euro in 2023).

 

Welche Personengruppen haben Anspruch auf Väterkarenz?

Der Anwendungsbereich des Väterkarenzgesetzes beschränkt sich grundsätzlich auf Arbeitnehmer, das heißt Personen die unselbstständig erwerbstätig sind. Doch auch für selbstständige Väter gibt es hier Möglichkeiten: So können sie nach der Geburt des Kindes ihre selbstständige Tätigkeit 28 bis 31 Tage unterbrechen, wenn sie sich in dieser Zeit der Familie widmen wollen und eine Unterstützung in Form des Familienzeitbonus in Anspruch nehmen (23,91 Euro täglich, Stand 2023).

 

Was bedeutet Familienzeitbonus?

Unter Familienzeitbonus versteht man die Dienstfreistellung von Vätern innerhalb der ersten Wochen nach der Geburt ihres Kindes, die hierzulande vor allem als „Papamonat“ bekannt ist. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen und welche Ansprüche Vätern zustehen bzw. wann und so er zu melden ist, verraten wir dir in unserem Artikel über den Papamonat.

 

Teilung der Karenz

Eltern können selbst entscheiden, wer von ihnen wann in Karenz gehen möchte. Wichtig ist lediglich, dass nicht beide Elternteile gleichzeitig die Karenz in Anspruch nehmen können. Grundsätzlich ist ein Wechsel zwei Mal möglich, wobei jeder Teil mindestens zwei Monate dauern muss. Denken Sie daran, die jeweiligen Arbeitgeber fristgerecht über den Beginn und die Dauer der jeweiligen Karenzzeiten zu informieren.

 

Beschäftigung während der Karenz

Während der Karenz im Job können karenzierte Väter im Ausmaß einer geringfügigen Beschäftigung weiter tätig sein. Um die Ansprüche aus dem Kinderbetreuungsgeld nicht zu verlieren, darf die Geringfügigkeitsgrenze (500,91 Euro in 2023) nicht überschritten werden. Die geringfügige Beschäftigung kann sowohl beim aktuellen Arbeitgeber erfolgen oder auch bei einem anderen Arbeitgeber – achte nur darauf, dass du dabei gegen keine Konkurrenzklausel in deinem Arbeitsvertrag verstößt.

 

Kündigungsschutz während Väterkarenz

Der Kündigungsschutz im Rahmen der Karenz unterscheidet sich bei Müttern und Vätern. Bei einer Elternkarenz des Vaters beginnt der Kündigungsschutz nicht vor der Geburt des Kindes, wie das bei Müttern der Fall ist, sondern zu abweichenden Zeitpunkten: Nimmt der Vater die Karenz unmittelbar nach der Schutzfrist der Mutter in Anspruch, beginnt der Kündigungsschutz mit der Meldung der Karenz und nicht vor der Geburt des Kindes. Bei anderen Varianten ist der Vater mit der Bekanntgabe, frühestens vier Monate vor Beginn der Elternkarenz, geschützt. Der Kündigungsschutz endet vier Wochen nach dem Ende der Elternkarenz.

 

Bildungskarenz nach der Väterkarenz

Ist deine Väterkarenz zu Ende, kannst du direkt im Anschluss daran eine Bildungskarenz  starten, wenn du noch länger bei deinem Kind zu Hause bleiben möchtest. Das Weiterbildungsgeld wird dabei jedoch nur dann ausbezahlt, wenn die Bildungskarenz unmittelbar an das Ende des Kinderbetreuugungsgeldbezugs anschließt. Das bedeutet für dich, dass der Kurs oder das Studium, das du im Rahmen der Bildungskarenz besuchen möchtest, am ersten Tag nach dem letzten Tag des Kinderbetreuungsgeldes beginnen muss.

 

Lies mehr über die Karenz im Job und erfahre, was es in der Babypause zu beachten gilt.

 

Bildnachweis: Ridofranz/Quelle: www.istockphoto.com

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