Langzeitarbeitslos – Was tun?

Tipps für den beruflichen Neubeginn


27.07.2022

Gesundheitliche Probleme, plötzliche Veränderung der Lebensumstände oder Jobverlust nach Jahren. Die Gründe für längere Arbeitslosigkeit sind vielfältig. Doch, was kannst du tun, wenn du langzeitarbeitslos bist, und wann spricht man überhaupt von Langzeitarbeitslosigkeit?

Definition: Was ist Langzeitarbeitslosigkeit?

Von Langzeitarbeitslosigkeit spricht man, wenn eine Person ein Jahr oder länger keinem Beschäftigungsverhältnis nachgeht und beim AMS als arbeitslos gemeldet ist. Im Februar 2022 gab es in Österreich 105.649 Menschen, die als langzeitarbeitslos registriert waren. Gründe dafür sind oft mangelnde Qualifikation und gesundheitliche Probleme.

Ab wann gilt man als Langzeitarbeitslos?

Wer in Österreich mehr als 365 Tage arbeitslos ist, gilt laut AMS (Arbeitsmarktservice) als langzeitarbeitslos. Darin nicht berücksichtigt werden Unterbrechungen bis zu 28 Tagen. Beispielsweise durch Krankenstand, kurze Schulungen oder Beschäftigungsepisoden.

 

Langzeitarbeitslos im Alter

Besonders die Pandemie hat bei älteren Beschäftigten dazu geführt, dass sie ihren Job verloren haben. Manchmal aus heiterem Himmel. Vor allem für Langzeitarbeitslose hat sich die Situation verschärft. Zum Beispiel waren über 25.000 der im Oktober 2020 als langzeitarbeitslos gemeldeten Personen 55+.

Oftmals fehlen hier die passenden Jobs, die Qualifikationen sind nicht mehr auf moderne Berufe ausgerichtet. Auch chronische Erkrankungen oder das verlorene Selbstvertrauen machen den Wiedereinstieg schwer.

Beschäftigungsinitiative 50+

Durch die „Beschäftigungsinitiative 50+“ etwa sollen ältere Arbeitnehmer*innen wieder in die Arbeitswelt integriert werden. Eine Förderung erhalten Menschen, die mindestens 50 Jahre alt sind und über 90 Tage beim AMS gemeldet sind. Außerdem ist es möglich, dass Arbeitssuchende bereits vor der 90-tägigen Frist diese Initiative nutzen. Wenn sie:

  • gesundheitliche Einschränkungen haben
  • Wiedereinsteiger*innen oder
  • arbeitsmarktferne Personen sind

Dabei kommen etwa die Eingliederungsbeihilfe, die Kombilohnbeihilfe und Soziale Unternehmen (2. Arbeitsmarkt) zum Einsatz. Auf diesem Weg soll der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert werden.

 

Lange arbeitslos – was tun?

Finde die Gründe für deine Arbeitslosigkeit. Sobald du weißt, woran es liegt, kannst du Maßnahmen setzen. Darüber hinaus kannst du deine Zeit ohne Job als berufliche Neuorientierung nutzen. Vielleicht hast du ein Netzwerk, wolltest schon immer eine Umschulung machen oder etwas Neues wagen? Jetzt ist deine Chance dazu. Auf keinen Fall solltest du den Kopf in den Sand stecken. Nimm Beratungen in Anspruch. Etwa durch das AMS.

 

Bewerbungsstrategien für Langzeitarbeitslose

Bewerbungsschreiben nach langer Jobsuche

Viele Bewerber*innen machen den Fehler und informieren sich nicht ausführlich über das Unternehmen. In deinem Bewerbungsschreiben soll klar hervorgehen, dass du dich mit dem Betrieb auseinandergesetzt hast. Natürlich auch, was dein Mehrwert ist. Frage dich, um deine Stärken wiederzufinden:

  • Welche Dinge kann ich wirklich gut?
  • Wofür habe ich bisher oft Lob erhalten?
  • Warum bin ich die richtige Person diesen Job?
  • Welchen Nutzen hatte ich für bisherige Arbeitgeber*innen?
  • Welche Probleme kann ich für das Unternehmen lösen?

Dein Motivationsschreiben ist deine Chance, dich von deiner besten Seite zu zeigen. Zudem auch deine Möglichkeit, deine Begeisterung für das Unternehmen zu zeigen. Möglicherweise sogar deine Möglichkeit, eine Initiativbewerbung oder einen Quereinstieg zu wagen.

 

Lebenslauf für Langzeitarbeitslose

Vermeide unbedingt, dass du deine Arbeitslosigkeit verheimlichst. Greife sie lieber aktiv sowie selbstbewusst auf und begründe sie.

Beispielsweise:

  • Wiedereinstieg nach Kinderbetreuung oder Umschulung
  • Stellenabbau beim ehemaligen Arbeitgeber
  • Ehrenamtliche Tätigkeit, parallel dazu arbeitssuchend

Langzeitarbeitslos zu sein, kann für deinen künftigen Arbeitgeber auch Vorteile haben. Etwa, wenn du sie mit sinnvollen Tätigkeiten oder Hobbys genutzt hast. Diese kannst du gerne im Lebenslauf einbringen, wenn sie etwas mit deinem Wunschjob zu tun haben. Vielleicht zeigen deine Hobbys, dass du sozial engagiert bist, Teamgeist hast oder etwas besonders gut kannst.

 

Langzeitarbeitslos – Tipps für den beruflichen Neueinstieg

Nutze LinkedIn und Soziale Medien

Wer auf LinkedIn ein gut gepflegtes Profil hat, steigert seine Jobchancen enorm. Dort kannst du dich präsentieren, wie du gerne wahrgenommen werden möchtest. Darüber hinaus bietet sich auf der Jobplattform auch die Möglichkeit, dich zu vernetzen. Konkret auch mit Personen und Unternehmen, die dich aus der Langzeitarbeitslosigkeit holen können. Wenn du auf anderen Plattformen aktiv bist, achte darauf, dass du professionell wirkst.

 

Baue dein Netzwerk aus

Bestimmt hast du schon oft gehört, dass jemand den Job „unter der Hand“ bekommen hat. Nichts anderes passiert beim Netzwerken. Sage es Freund*innen, Bekannten und allen relevanten Personen, dass du offen für eine neue Arbeitsstelle bist. Langzeitarbeitslos zu sein heißt nicht automatisch, dass du es bleiben musst. Jedoch musst du aktiv auf Jobsuche gehen. Übrigens kannst du das auch auf LinkedIn ersichtlich machen.

 

Ändere deine innere Einstellung

Lange ohne Job zu sein, hat auch Vorteile. Wichtig ist, dass du sie erkennst und nicht in Mutlosigkeit verfällst. Was bringt es dir, wenn du länger keine Arbeit hast?

  • Möglichkeit für Weiterbildung
  • Berufliche Umorientierung
  • Ehrenamt
  • Aufbau einer Selbstständigkeit
  • Vertiefung von Interessen

All diese Punkte haben eines gemeinsam: Du sitzt nicht herum, sondern bist aktiv. Möglicherweise kannst du die Kenntnisse und Fähigkeiten aus deiner Langzeitarbeitslosigkeit künftig beruflich nutzen? Jede Situation hat verschiedene Perspektiven. Am meisten hast du davon, die Dinge möglichst positiv oder lösungsorientiert zu sehen.

 

Lasse dich weiterbilden, wenn du langzeitarbeitslos bist

Wenn du schon länger eine Beschäftigung suchst, wirst du von einer Person beim AMS beraten. Dort findest du auch eine Datenbank an möglichen Weiterbildungen für dich. Besonders gefragt sind bei Arbeitgeber*innen Skills im Onlinemarketing. Auch, wenn dein neuer Job nicht unmittelbar damit zu tun hat, wird sich ein Unternehmen freuen, wenn sich jemand mit Facebook, Instagram oder ähnlichem auskennt.

Ganz gleich, für welche Weiterbildung du dich entscheidest: Es sollte dir Spaß machen. Damit du sichergehen kannst, dass es das Richtige für dich ist, kannst du vorweg auch ein Ehrenamt oder Praktikum in diesem Bereich machen. Dies hat mehrere Vorteile:

  1. Du baust dabei dein Netzwerk aus,
  2. siehst, ob diese Sparte etwas für dich ist,
  3. zeigst deinem künftigen Arbeitgeber, dass du engagiert bist.

 

Autorin: Nicole Fuchs

Bildnachweis: AndreyPopov/ Quelle: istockphoto.com

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