Abschlussgespräch: Pro und Kontra

Was bei einem Abschlussgespräch für dich drin ist


13.09.2021

Das Arbeitsverhältnis ist beendet? Und nun? Auch wenn ein Abschlussgespräch im ersten Moment unangenehm klingt, kann es für dich von Vorteil sein. Nur Mut: Das Abschlussgespräch bietet für beide Seiten viele Möglichkeiten.

Was ist ein Abschlussgespräch?

Ein Abschlussgespräch, auch Exit-Interview genannt, findet am Ende eines Dienstverhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer statt. Es ist dabei unwichtig, wer das Dienstverhältnis beendet hat. Offen geführt, kann dieses Gespräch für beide Seiten sehr aufschlussreich sein – eine Chance, die du dir nicht entgehen lassen solltest. Denn bei einem Abschlussgespräch kannst du deine Kritik an dem Unternehmen offen äußern und Verbesserungsvorschläge einbringen. Ebenso erhältst du wertvolles Feedback zu deiner Arbeitsweise. Ein Wissen, das dir in deinem weiteren Berufsleben von Vorteil sein kann.

 

Abschlussgespräch: Pro und Kontra

Du hast dich entschlossen, das Unternehmen zu verlassen, und dein Arbeitgeber bittet dich um ein Abschlussgespräch. Was solltest du tun: der Bitte entsprechen oder lieber nicht? Auch wenn du dich vor dem Gespräch grämst, gibt es einige gute Gründe, es wahrzunehmen. Denn nicht nur der Arbeitgeber profitiert von diesem letzten Gespräch.

 

Welche Vorteile hat ein Abschlussgespräch, wenn du deine Stelle verlässt?

Ein Abschlussgespräch bietet dir die Möglichkeit, Vorschläge über Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu machen und das Unternehmen mit einem positiven Eindruck zu verlassen. Dir persönlich mag das zwar nicht mehr nützen – aber wenigstens kann sich aufgrund deiner Anregungen und Kritik für deine ehemaligen Arbeitskollegen etwas ändern.

Du kannst auch durchaus selbst um ein Abschlussgespräch bitten, falls das in deinem Unternehmen nicht die gängige Praxis ist.

Ganz gleich, welche Gründe dein Ausstieg hat: Versichere dich, dass du und dein Arbeitgeber im Guten auseinander gehen werdet. Vielleicht begegnet dir dein früherer Chef später in einem anderen Unternehmen wieder, oder du möchtest dir die Tür offen halten, nach ein paar Jahren wieder in das Unternehmen zurückzukehren, wenn du mehr Berufserfahrungen gesammelt oder dich weiterqualifiziert hast.

 

Warum bittet dein Arbeitgeber um ein Abschlussgespräch?

Mitarbeiter, die ihre Stelle kündigen, gehören oft zu der Sorte, die das Unternehmen nicht gerade gerne verliert. Ein Abschlussgespräch kann dem Arbeitgeber eine letzte Möglichkeit bieten, den Mitarbeiter von der Kündigung abzubringen.

Abschlussgespräche bieten dem Unternehmen die Möglichkeit, mit aufgebrachten Mitarbeitern im Guten auseinander zu gehen. So kann das Unternehmen verhindern, dass ein Mitarbeiter Ressentiments gegen das Unternehmen bewahrt. Selbst wenn der Mitarbeiter bei seiner Kündigung bleibt, kann das Unternehmen durch das Abschlussgespräch wichtige Informationen erheben.

Im Abschlussgespräch können Arbeitgeber genauer ermitteln, warum ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt. Was hat dem Mitarbeiter an der Arbeit gefallen, was könnte verbessert werden? Wenn du das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt, geht dein Arbeitgeber davon aus, dass du deine Kritik über das Unternehmen offen äußern wirst. Er verspricht sich somit Anregungen und Vorschläge für Verbesserungen.

Diese Chance, gehört zu werden, solltest du dir für dich und deine ehemaligen Kollegen nicht entgehen lassen. Denn dein Arbeitgeber kann aus dem Abschlussgespräch nützliche Informationen gewinnen und diese in effiziente Weiterbildungsprogramme und in die Umgestaltung des Unternehmens einfließen lassen.

Darüber hinaus kann dein Arbeitgeber anhand von Abschlussgesprächen ermitteln, wie er die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter besser gestalten kann.

Bereits beschäftigte Mitarbeiter stehen Abschlussgesprächen oft positiv gegenüber, denn das Unternehmen zeigt dadurch die Bereitschaft, eine angenehme Arbeitsumgebung zu schaffen, und Offenheit für Kritik.

 

Was sind die potenziellen Nachteile eines Abschlussgesprächs?

Dein Arbeitgeber kann dich zum Abschlussgespräch nicht zwingen. Letztendlich liegt die Entscheidung über deine Teilnahme am Abschlussgespräch darum ganz allein bei dir. Das ist vor allem eine Frage deines Vertrauens in das Unternehmen.

Ein fairer und seriöser Arbeitgeber setzt die Ergebnisse des Gesprächs sicherlich konstruktiv ein. Aber ein paar schwarze Schafe unter den Arbeitgebern verfolgen weniger ehrenwerte Ziele: Sie könnten die Informationen, die sie beim Abschlussgespräch bezogen haben, zu deinem Schaden oder zum Schaden deiner Kollegen verwenden. Das bedeutet, dass du eventuell in der Branche schlechtgeredet wirst und Gerüchte kursieren.

Ein weiterer Nachteil eines Abschlussgespräches ist der damit einhergehende Zeitverlust –vielleicht ist es dir wichtiger, dich auf deine nächste Stelle vorzubereiten oder deine ganze Energie in die Jobsuche zu stecken. Wenn dem so ist, sei dir immer im Klaren: Niemand kann dich zu einem Abschlussgespräch zwingen.

 

Wann werden Abschlussgespräche geführt?

Bei dem Wort Abschlussgespräch denkst du wahrscheinlich sofort an Kündigung und das Beenden eines Dienstverhältnisses. Doch lass dich vom Namen Abschlussgespräch nicht irreführen. Es gibt viele unterschiedliche Situationen, in denen ein Abschlussgespräch geführt wird – und so ganz plötzlich zum Beginn von etwas Neuem wird.

 

Am Ende eines Praktikums / Volontariats / Traineeships

Monatelang hast du in einem Unternehmen hart gearbeitet – nun hast du dir ein ausführliches Feedback mehr als verdient. Nutze die Möglichkeit, am Ende eines Praktikums oder Volontariats Feedback zu deiner Leistung zu erhalten. Dies ist dir in deinem zukünftigen Berufsleben eine große Hilfe und du kannst deine Leistungen und Schwächen besser und distanzierter beurteilen.

 

Am Ende der Probezeit

Wenn du einen neuen Job annimmst, wirst du zu Beginn erst einmal auf Probe eingestellt. Die Probezeit beträgt meist mehrere Wochen bis Monate, ihr Auslauf ist im Arbeitsvertrag festgelegt. Am Ende der Probezeit entscheidest du und das Unternehmen, ob ihr euch eine weitere Zusammenarbeit vorstellen könnt. Der ideale Zeitpunkt, sich noch einmal in Ruhe zusammenzusetzen. Haben sich deine Erwartungen an das Unternehmen erfüllt, bist du mit den Arbeitsbedingungen einverstanden? Ist das Unternehmen mit deinen Leistungen zufrieden? All diese Fragen können in einem Abschlussgespräch geklärt werden und die Entscheidung, ob die Probezeit in ein fixes Dienstverhältnis übergeht, wird auf soliden Grundlagen gefällt.

 

Am Ende eines Assessmentcenters

Im Rahmen eines Assessmentcenters werden mögliche Jobkandidaten wahrlich auf Herz und Nieren geprüft. Die Dauer kann einige Tage betragen und zumeist werden mehrere Kandidaten zeitgleich geladen. Das geht ganz schön an die Substanz. Nach Beendigung des Assessmentcenters bekommt man als Kandidat bei einem Abschlussgespräch meist direkt Feedback und kann sich und seine Leistungen so sehr viel besser einschätzen. Ebenfalls kann man als Kandidat Feedback zum Auswahlverfahren geben.

 

Tipps für dein Abschlussgespräch

Es ist völlig normal, wenn du vor einem Abschlussgespräch nervös bist. Immerhin steht dir ein Gespräch bevor, in dem keine der beiden Seiten mehr etwas beschönigen muss oder will. Da kann es schon mal hart werden. Wichtig ist, dass du stets die Fassung bewahrst. Mit diesen Tipps bist du bestens auf dein Abschlussgespräch vorbereitet:

 

1. Bleibe gefasst

Beleidigungen, Wutausbrüche oder Beschimpfungen haben bei einem Abschlussgespräch nichts verloren. Deine Emotionen solltest du also unbedingt im Zaum behalten.

 

2. Ziehe keine Kollegen in den Dreck

Auch wenn die Zusammenarbeit mit dem ein oder anderen Kollegen schwierig war, solltest du nicht ins Lästern verfallen. Wenn es unbedingt sein muss, kannst du deine Kritik ruhig und sachlich vorbringen – emotionale Ausbrüche aber sind fehl am Platz.

 

3. Äußere deine Kritik fundiert

Mit der Aussage „alles ist schlecht“, kommst du nicht weit. Wenn du Kritik am Unternehmen üben möchtest, dann äußere diese ruhig und fachlich. Denn nur so kann der Arbeitgeber aus deinem Feedback einen Nutzen ziehen und Dinge ändern.

 

4. Werde nicht arrogant

Du hast einen besseren Job in Aussicht? Schön für dich – aber reibe es deinem ehemaligen Arbeitgeber bitte nicht unter die Nase. Davon hat nämlich wirklich niemand etwas.

 

5. Bereite dich auf mögliche Fragen vor

Kein Gespräch ohne Vorbereitung. Du solltest nicht nur wissen, welches Feedback du an das Unternehmen herantragen möchtest, sondern auch überdenken, was das Unternehmen dich fragen könnte. Zu den typischen Fragen gehören beispielsweise:

  • Wieso haben Sie einen anderen Job gesucht?
  • Was hat Sie an Ihrem Job gestört?
  • Wie war die Teamfähigkeit im Unternehmen?
  • Was macht die neue Stelle verheißungsvoller als die bisherige?
  • Was könnten wir tun, damit Sie nicht kündigen?

Tipp: Trainiere deine Schlagfertigkeit und Kommunikationsfähigkeit vor schwierigen Gesprächen. Das ermöglicht dir, schnell und geistreich zu reagieren.

 

6. Finde den richtigen Platz und Zeit

Im Büro des Chefs? Keine gute Wahl. Ein Abschlussgespräch sollte an einem neutralen Ort stattfinden; ein Meetingraum ist eine gute Idee. Wichtig ist auch, wann das Abschlussgespräch angesetzt wurde. Richtig sinnvoll seine Meinung kann man nur sagen, wenn man anschließend nicht noch eine Woche im Unternehmen arbeiten muss. Deswegen sollte das Exit-Gespräch wirklich erst ganz am Schluss geführt werden.

 

Bildnachweis: seb_ra/Quelle: istockphoto.com

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