Beim Bewerbungsgespräch, beim Austausch mit Kollegen oder bei der Akquise neuer Kunden: Kommunikation spielt in jeder Lebenslage eine entscheidende Rolle. Dabei geht es um weit mehr als nur das gesprochene Wort. Kommunikation ist ein komplexer Vorgang. Kommunikationsmodelle sollen helfen, diesen Vorgang (besser) zu verstehen. Welche Modelle es gibt und wie du sie in deinem Arbeitsalltag effektiv anwenden kannst, verraten wir dir jetzt.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste auf einen Blick
Definition und Bedeutung von Kommunikation
Was sind Kommunikationsmodelle?
Vor- und Nachteile von Kommunikationsmodellen
Die sieben bekanntesten Kommunikationsmodelle
Tipps: Kommunikationsmodelle im Arbeitsleben nutzen
Fazit: Die richtige Kommunikation ist im Beruf doppelt wichtig
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Das Wichtigste auf einen Blick
- Kommunikation beschreibt den Informationsaustausch zwischen mindestens zwei Personen und erfolgt auf verschiedene Arten.
- Kommunikationsmodelle visualisieren die verschiedenen Ebenen und Prozesse bei der Kommunikation.
- Kommunikationsmodelle und das Bewusstsein dafür können das Miteinander (privat und beruflich) verbessern, berücksichtigen aber niemals alle Aspekte von (gelungener) Kommunikation.
- Zu den bekanntesten Modellen gehört das Vier-Ohren-Modell, das Eisbergmodell und die fünf Axiome der Kommunikation.
Definition und Bedeutung von Kommunikation
“Man kann nicht nicht kommunizieren” – vielleicht hast du diesen Satz schon einmal gehört, dir aber noch nie so richtig Gedanken gemacht, was er eigentlich bedeutet. Vereinfacht gesagt, bedeutet dieser Satz des Kommunikationswissenschaftlichers Paul Watzlawick, dass du – auch, wenn du nichts sagst – trotzdem kommunizierst: mit deiner Körperhaltung, deiner Gestik und deiner Mimik. Und damit sind wir auch schon mittendrin in der Definition von Kommunikation: Dabei handelt es sich nämlich um den Austausch von Informationen zwischen zwei (oder mehr) Individuen – dem*der Sender*in und dem*der Empfänger*in. Entscheidend sind immer beide Seiten, also sowohl was gesendet als auch was empfangen wird – hier kann es nämlich sehr große Unterschiede geben.
Die Kommunikation selbst passiert auf drei Arten:
- Verbale Kommunikation: das gesprochene Wort.
- Nonverbale Kommunikation: die Körpersprache, Gestik und Mimik.
- Paraverbale Kommunikation: Stimmlage, Tonfall, Lautstärke und Sprechtempo.
Für ein möglichst vollständiges Bild der Kommunikation sind immer alle drei Ebenen entscheidend. Fehlt mindestens eine, begünstigt das Missverständnisse. Du hast vielleicht selbst schon häufiger festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Missverständnis bei einer E-Mail oder Textnachricht viel größer ist, als bei einem richtigen Gespräch Face-to-Face – der bzw. ein Grund sind die fehlenden Informationen der nonverbalen und paraverbalen Kommunikation. Ebenfalls eine Rolle spielt die Beziehung zwischen zwei Menschen: Sie entscheidet mit darüber, wie wir etwas verstehen (oder eben auch nicht).
So entstehen Missverständnisse
Missverständnisse entstehen nicht nur, weil eine oder mehrere Informationsebenen fehlen. Manchmal ist auch die sprachliche Barriere ein Auslöser für eine missglückte Kommunikation – oder aber unterschiedliche Weltanschauungen, Erfahrungen, Meinungen und Gefühle. Selbst unsere Stimmung wirkt sich auf unsere Kommunikation aus. Du kennst es vielleicht selbst: Sind wir mit dem falschen Fuß aufgestanden, neigen wir eher dazu, genervt zu klingen und jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Und auch unsere Beziehung zu unserem Gegenüber und ob diese gerade intakt oder gestört ist, hat Einfluss auf unser (Miss-)Verständnis.
Was sind Kommunikationsmodelle?
Anhand der Faktoren, die Missverständnisse auslösen, ist schon zu erahnen, dass eine reibungslose bzw. fehlerlose Kommunikation nahezu unmöglich ist. Kommunikationsmodelle sollen uns allerdings dabei helfen, den zwischenmenschlichen Informationsaustausch besser zu verstehen. Die theoretischen Konzepte visualisieren die verschiedenen Ebenen und Prozesse innerhalb eines Gesprächs und sollen Missverständnisse und Hindernissen minimieren. Im Job können diese Modelle helfen, die Kommunikation innerhalb von Teams zu verbessern und werden zum Beispiel im Zuge der Personalentwicklung während einer Supervision angewendet. Auch Vertriebler*innen machen sich Kommunikationsmodelle zu Nutze, um Ihre Verkaufsfähigkeiten zu optimieren.
Übrigens: Das eingangs erwähnte Zitat stammt von einem der bekanntesten Kommunikationswissenschaftler der Welt, Paul Watzlawick, und ist eines der fünf Axiome, die er entwickelt hat. Dabei handelt es sich um ein Kommunikationsmodell, auf das wir gleich noch eingehen werden.
Vor- und Nachteile von Kommunikationsmodellen
Wie eben bereits erwähnt, sollen und können Kommunikationsmodelle den Austausch mit anderen verbessern. Im Arbeitsleben kann das die Mitarbeiterzufriedenheit verbessern, Fluktuation verhindern und die Produktivität steigern. Doch so wichtig und hilfreich die Modelle sind: Kommunikationsmodelle haben immer auch ihre Grenzen, die du kennen und bedenken solltest.
- Starke Vereinfachung: Modelle sind eben was sie sind – theoretische Konstrukte, die niemals alle (menschlichen) Faktoren berücksichtigen können. Einige Modelle sind außerdem sehr strukturell und statisch, wodurch Emotionen und Dynamiken zu wenig berücksichtigt werden. Kommunikation erfolgt nämlich meist nicht nach einer festen Reihenfolge, sondern verändert sich ständig – genauso, wie individuelle Emotionen.
- Eingeschränkte Anwendbarkeit: Nicht jedes Kommunikationsmodell ist für jede Situation gleichermaßen anwendbar. Während sich manche Modelle vor allem im beruflichen Kontext anbieten, funktionieren andere eher im privaten.
- Gefahr von Überanwendung: Gerade wenn du zu den sehr analytischen Menschen gehörst und dich bis ins kleinste Detail mit den verschiedenen Modellen auseinandergesetzt hast, droht die Gefahr, dass jeder Austausch nur noch durch den Filter „Kommunikationsmodell“ gesehen und entsprechend bewertet wird. Es entsteht ein Tunnelblick, der andere mögliche Erklärungen ausblendet, was wiederum zu Missverständnissen führen kann.
Die sieben bekanntesten Kommunikationsmodelle
Rund um Kommunikation wurde und wird bis heute viel geforscht, so dass es eine Vielzahl von Theorien und Modellen gibt. Die sieben bekanntesten stellen wir dir jetzt vor:
Das Sender-Empfänger-Modell
Eines der einfachsten Kommunikationsmodelle ist das Sender-Empfänger-Modell von Claude E. Shannon und Warren Weaver. Dabei wird davon ausgegangen, dass es immer ein*n Sender*in und eine*n Empfänger*in gibt. Der*die Sender*in vermittelt mit Hilfe eines Signals (zum Beispiel der Sprache) eine Botschaft. Der*die Empfänger*in erhält das Signal (hört es beispielsweise) und decodiert bzw. interpretiert es. Im Anschluss schickt er*sie eine Botschaft per Signal zurück und wird damit zum*zu Sender*in, der*die Sender*in wird zum*zur Empfänger*in. Dieses Wechselspiel geht so lange hin und her, bis die Kommunikation abgeschlossen ist und sich beide einer anderen Situation zuwenden. Zu Problemen bzw. Missverständnissen kommt es laut dem Modell durch Störquellen: Damit sind alle Faktoren gemeint, welche die (richtige) Kommunikation erschweren oder sogar verhindern können.
Mit einem konkreten Beispiel wird das Modell klarer: Ein*e Vorgesetzte*r (Sender*in) ruft eine*n Mitarbeiter*in (Empfänger*in) von unterwegs an (Signal) und lädt ihn*sie zu einem Gespräch ein. Da der Empfang schlecht ist (Störquelle), ist der*die Mitarbeiter*in unsicher, ob der Grund für die Einladung etwas gutes oder schlechtes ist (Decodierung). Im besten Fall fragt er*sie nach, wird also zum*zur Sender*in.

Das Sender-Empfänger-Modell ist ein sehr einfaches Kommunikationsmodell © Stepstone
Leider ist dieses Kommunikationsmodell wegen seiner Einfachheit sehr fehleranfällig, da beispielsweise die nonverbale und paraverbale Kommunikation nicht berücksichtigt wird. Aus diesem Grund findet dieses allein Modell in der Praxis kaum noch Anwendung, sondern ist eher als Grundlagenforschung anzusehen.
Das Organon-Modell
Obwohl der Begriff “Organon” aus dem Griechischen kommt, wurde dieses Modell vom deutschen Sprachtheoretiker und Psychologen Karl Bühler entwickelt. Übersetzt bedeutet „Organon“ Werkzeug und so will Bühler auch Kommunikation verstanden wissen: als Werkzeug, das auf drei Elementen beruht.
1. Ausdrucksfunktion (Symptom)
Der*die Sender*in nutzt das gesprochene Wort, um eine persönliche Sichtweise oder ein Gefühl auszudrücken. Diese emotive Funktion der Sprache zeigt, dass Wörter Gefühle der Sprechenden vermitteln können. Laut Schwar-Friesel sind Emotionen psychische Zustände, die auf drei Ebenen sichtbar werden: im nonverbalen Ausdruck (Mimik, Gestik), in körperlichen Reaktionen (z.B. Erröten) und in sprachlichen Äußerungen.
Das Circumplexmodell ordnet Emotionen zwischen den Polen Erregung vs. Ruhe und Unlust vs. Lust ein. Psychologisch entsteht eine Emotion durch den Ablauf: Ereignis → Informationsverarbeitung → Bewertung → Emotion.
Ein Beispiel: Findet man unerwartet eine Party in einer Bibliothek, kann dies eine emotionale Reaktion hervorrufen, je nach Bewertung positiv oder negativ, die sowohl körperlich (z.B. Weinen, Lächeln) als auch verbal („Juche!“ bei Freude oder „Mist!“ bei Ärger) ausgedrückt wird. Sprachlich lassen sich drei Gruppen emotiver Wörter unterscheiden: Gefühlswörter (z.B. Liebe), Affektwörter (z.B. Schimpfwörter, Kosenamen) und Bewertungswörter (z.B. „Köter“ oder „Klassefrau“). Solche Wörter zeigen Emotionen und sind oft mehrdeutig, aber der Kontext klärt ihre genaue Bedeutung: So kann „Ach“ je nach Situation Verwunderung, Sehnsucht oder Mitleid ausdrücken.
2. Darstellungsfunktion (Symbol)
Der*die Sender*in beschreibt in Worten einen Sachverhalt. Mit sprachlichen Zeichen kann dabei sowohl auf Anwesendes als auch auf Nichtanwesendes Bezug genommen werden. Zum Beispiel im Satz „Alles besiegt die Liebe“ benennen die Wörter Unterschiedliches: „Alles“ steht für „die Gesamtheit aller Möglichkeiten“, „besiegt“ bedeutet „jemand gewinnt über etwas“, und „die Liebe“ beschreibt „ein starkes Gefühl der Zuneigung zu jemandem“. Diese Zeichen stellen also verschiedene Aspekte eines Sachverhalts dar.
3. Appellfunktion (Signal)
Der*die Sender*in drückt immer auch eine Aufforderung an den*die Empfänger*in aus. Im Mittelpunkt steht also nicht das Vermitteln von Informationen, sondern der Wunsch, eine Reaktion hervorzurufen. Beispiele für die Appellfunktion sind alltäglich: in Befehlen, Bitten, Aufforderungen oder Fragen. Sätze wie „Bitte schließe das Fenster!“, „Hör auf damit!“ oder „Kannst du mir helfen?“ zielen darauf ab, den Empfänger zu einer bestimmten Handlung zu bewegen. Auch in der Werbung spielt die Appellfunktion eine zentrale Rolle. Werbeslogans wie „Jetzt zugreifen!“ oder „Kaufen Sie noch heute!“ sollen den Konsumenten dazu bringen, ein Produkt zu erwerben. Kurz gesagt: Die Appellfunktion aktiviert den Empfänger, etwas Bestimmtes zu tun, zu unterlassen oder sich eine Meinung zu bilden.
Das Modell geht davon aus, dass innerhalb jeder Kommunikation immer alle drei Elemente zu finden sind, wobei meist eines der Elemente mehr im Vordergrund steht als die anderen. Im Grunde ist das Organon-Modell nur eine leichte Weiterentwicklung des Sender-Empfänger-Modells und wird heute ebenfalls nicht mehr als zeitgemäß bzw. ausreichend empfunden.
Beispiel: Nehmen wir den Satz: „Mach das Fenster zu, es zieht.“
- Darstellungsfunktion: Der Satz beschreibt, dass es im Raum zieht (eine Information wird übermittelt).
- Ausdrucksfunktion: Der*die Sprechende drückt sein*ihr Unwohlsein aufgrund des Durchzugs aus.
- Appellfunktion: Der Satz fordert den*die Empfänger*in auf, das Fenster zu schließen.
Das Organon-Modell visualisiert
Das Modell wird oft als Dreieck dargestellt:
- In der Mitte steht das Zeichen (Wort oder Satz).
- An einer Spitze ist der Gegenstand oder Sachverhalt (Darstellungsfunktion), an einer anderen Spitze der Sender (Ausdrucksfunktion) und an der dritten Spitze der Empfänger (Appellfunktion).
Das Vier-Ohren-Modell
Deutlich differenzierter wird es bei Friedemann Schulz von Thun. Der deutsche Kommunikationspsychologe ist vielleicht einer der wichtigsten Stimmen innerhalb der modernen Kommunikationswissenschaft und lebt bis heute in Soltau. Seine bekannteste Kommunikationstheorie, das Vier-Ohren-Modell, wird auch als Vier-Seiten-Modell oder Kommunikationsquadrat bezeichnet und geht davon aus, dass bei der Kommunikation immer vier Ebenen im Spiel sind:
- Sachebene: Auf dieser Ebene werden nüchtern Daten und Fakten übermittelt. Der*die Empfänger*in unterscheidet, ob diese wahr oder unwahr, relevant oder irrelevant sind.
- Selbstoffenbarung: Sender*in und Empfänger*in geben während des Informationsaustausches immer etwas von sich selbst preis – zum Beispiel Gefühle, Werte und Ansichten.
- Beziehungsebene: Hier zeigt sich, wie Sender*in und Empfänger*in zueinanderstehen. Rückschlüsse werden durch Gestik, Mimik, Tonlage aber auch die Art der Sprache gezogen.
- Appellebene: In jeder Aussage steckt auch eine Aufforderung zu einer Handlung, beispielsweise in Form von Ratschlägen oder Wünschen.
Wie genau dieses Modell funktioniert, kann durch ein einfaches Beispiel verdeutlicht werden. Schauen wir uns den Satz “Ich habe Hunger.” hinsichtlich der vier Ebenen an:
- Auf der Sachebene wird schlicht genau das übermittelt: Ich habe Hunger, mir knurrt der Magen.
- Bei der Selbstoffenbarung gibt der*die Sender*in zum Beispiel zu, dass er*sie lange nichts mehr gegessen hat und sich vielleicht geschwächt oder schlecht gelaunt fühlt. Das wird vor zum Beispiel durch Tonfall und Körpersprache deutlich.
- Je nachdem, wie du bzw. der*die Sender*in zum*zur Empfänger*in steht, wird der Tonfall oder die Körpersprache anders ausfallen: Ein Kind wird seiner Mutter gegenüber zum Beispiel quengelig werden oder sogar weinen oder schreien. Als Gast im Restaurant wird der Satz gegenüber dem*der Kellner*in sicherlich neutraler ausfallen.
- „Ich habe Hunger“ kann zum Beispiel den Appell „Mach mir jetzt sofort etwas zu essen!“ enthalten.
Ob es diesen Appell tatsächlich so gibt, hängt übrigens nicht nur von dem*der Sender*in ab, sondern auch von dem*der Empfänger*in: Was hört bzw. interpretiert er oder sie in das Gesagte? Bei der Interpretation spielen wiederrum die eigenen aktuellen Gefühle und die Beziehung eine Rolle. Bedeutet: Beim Vier-Ohren-Modell geht es immer um die vier Ebenen auf beiden Seiten.
Das Eisbergmodell
Eines der vielleicht bekanntesten Kommunikationsmodelle ist das Eisbergmodell. Der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud hat mit seiner Persönlichkeitstheorie die Grundlage für dieses Modell geschaffen. Es geht davon aus, dass ein Großteil unserer Kommunikation unsichtbar bzw. unbewusst erfolgt: Nur 20 Prozent, die Sachebene, sind sichtbar – 80 Prozent, die Beziehungsebene, unsichtbar.
Sachebene (sichtbarer Teil des Eisbergs)
Hierbei geht es um den Inhalt der Nachricht, also die Informationen, die direkt und bewusst übermittelt werden. Diese Ebene umfasst die Sachinhalte, wie gesprochene Worte, Fakten oder Argumente. Beispiel: In einem Arbeitsmeeting könnte der Satz fallen: “Der Bericht muss bis morgen fertig sein.” Auf der Sachebene ist das eine klare Information – eine Arbeitsaufgabe mit einer Deadline.
Beziehungsebene (unsichtbarer Teil des Eisbergs)
Diese Ebene umfasst Gefühle, Werte, Erfahrungen, soziale Rollen, Motive und Erwartungen, die oft nicht explizit angesprochen werden, aber die Kommunikation stark beeinflussen und meistens für Missverständnisse und Konflikte verantwortlich ist. Hier ist entscheidend, wie etwas gesagt wird: Tonfall, Körpersprache, Mimik und Gestik spielen eine wichtige Rolle. Die Beziehungsebene beeinflusst maßgeblich, wie der*die Empfängerin die Nachricht interpretiert und darauf reagiert. Beispiel: Wenn derselbe Satz “Der Bericht muss bis morgen fertig sein” in einem scharfen Ton gesagt wird, könnte der*die Empfänger*in den Satz als Kritik an seiner*ihrer Arbeit oder als Ausdruck von Ungeduld interpretieren. Dies ist die Beziehungsebene, die zwar nicht direkt ausgesprochen wird, aber dennoch stark in die Kommunikation hineinwirkt.

Das Eisbgermodell geht davon aus, dass ein Großteil unserer Kommunikation unsichtbar abläuft. © Stepstone
Die fünf Axiome der Kommunikation
Der Philosoph und Psychotherapeut Paul Watzlawick geht mit seinen fünf Axiomen sogar noch weiter und konzentriert sich noch mehr auf die (unsichtbaren) Metaebenen der Kommunikation. Das erste Axiom haben wir in der Einleitung bereits vorgestellt:
- Man kann nicht nicht kommunizieren. Sobald zwei Menschen miteinander in Kontakt kommen, beginnt die Kommunikation – ohne, dass auch nur ein Wort gesprochen wurde.
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Der Beziehungsaspekt bestimmt, wie der Inhalt gehört und interpretiert wird.
- Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung. Angelehnt an das Sender-Empfänger-Modell bedeutet das, dass Kommunikation kreisförmig verläuft und eine Aktion immer eine Reaktion auslöst.
- Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten. Watzlawick meint mit digitalen Modalitäten die verbale Kommunikation durch Wort und Schrift. Analoge Modalitäten sind die nonverbale und paraverbale Ebene bei der Kommunikation.
- Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär. Bei einer symmetrischen Kommunikation begegnen sich zwei Personen auf Augenhöhe, zum Beispiel unter Kollegen. Komplementär ist die Kommunikation bei einer Hierarchie zwischen zwei Menschen, zum Beispiel bei Vorgesetzen und Mitarbeiter*innen.
Die Transaktionsanalyse
Die Transaktionsanalyse wurde von Eric Berne entwickelt und beschreibt die Kommunikation als Austausch (Transaktion) von Informationen zwischen zwei Menschen. Wie dieser Austausch erfolgt, hängt von drei Ich-Zuständen ab, die jeder Mensch in sich trägt und die das Resultat individueller Erlebnisse und Erinnerungen sind. Die drei Ich-Zustände sind:
- Eltern-Ich: Sorgt für ein Verhalten, wie es uns unsere Eltern in unserer Kindheit vorgelebt haben und zeigt sich zum Beispiel durch Glaubenssätze, Werte und Normen. Das Eltern-Ich kann kritisch oder sogar bevormundend, aber auch fürsorglich und umsorgend sein.
- Erwachsenen-Ich: Steht für ein bedachtes und reflektiertes Verhalten, die Kommunikation ist dem Anlass angemessen, sachlich und konstruktiv. Das Erwachsenen-Ich kommt zum Beispiel häufig beim Aushandeln von Kompromissen zum Zug.
- Kind-Ich: Die Kommunikation erfolgt oft spontan, impulsiv und wenig rational. Eigene Bedürfnisse stehen im Vordergrund und Eindrücke und Erfahrungen aus der Kindheit spielen hier eine Rolle. Dabei wird zwischen dem freien Kind mit kreativem Verhalten voller Energie, dem angepassten Kind mit einem unsicheren, ängstlichen Verhalten und dem rebellischen Kind mit trotzigem und aufbrausendem Verhalten unterschieden.
Diese Ich-Zustände beeinflussen unsere Gefühle, unser Verhalten und somit auch unsere Kommunikation – je nachdem, welcher Zustand gerade besonders präsent ist. Das Wissen um diese drei Zustände und wie man damit umgehen kann, hilft vor allem dabei Konflikte rechtzeitig zu entschärfen und wird zum Beispiel im Kundenservice und Beschwerde-Management angewendet. Außerdem wird die Transaktionsanalyse häufig in Therapien aber auch Coachings (im privaten wie beruflichen Kontext) genutzt, um unerwünschte Muster aufzulösen.
Das NLP-Modell
NLP steht für Neuro-Linguistisches-Programmieren und ist ein noch relativ junges Modell aus den 1970er Jahren von Richard Bandler und John Grinder. Dabei handelt es sich um eine Technik, die darauf abzielt, Menschen durch Kommunikation zu “programmieren” – Kritiker sagen auch zu manipulieren. Laut NLP kann durch eine gezielte Sprache das Denken, Fühlen und Verhalten von Menschen systematisch verändert werden. Mehr oder weniger bewusst wird sich diese Annahme zum Beispiel in der Werbung zu Nutze gemacht. Du kannst NLP außerdem auch ganz praktisch nutzen, um dich auf eine Präsentation, ein Vorstellungsgespräch oder eine Gehaltsverhandlung vorzubereiten. Neigst du vor solchen Terminen zu Aufregung und hast immer im Kopf “Ohje, das schaffe ich eh nicht.” kannst du auf Basis von NLP positive Affirmationen nutzen. Mehrere Tage vor dem Termin beginnst du zum Beispiel damit dir immer wieder zu sagen “Ich bin gut vorbereitet und werde XY von meinen Ideen/Qualifikationen/Gehaltsvorstellungen überzeugen.”.

Face-to-face funktioniert die Kommunikation meist am besten, weil man auch die Mimik und Gestik seines Gegenübers wahrnimmt. © Stocksy/Aleksandra Jankovic
Tipps: Kommunikationsmodelle im Arbeitsleben nutzen
Zugegeben: Das war jetzt ganz schön viel Theorie und du fragst dich vielleicht, wie du dir das alles merken und dann auch noch sinnvoll im Arbeitsalltag nutzen sollst. Die gute Nachricht ist: Du musst dir nicht alles merken – schon gar nicht im Detail. Es ist aber gut die verschiedenen Kommunikationsmodelle im Hinterkopf zu haben und sich über die Komplexität von Kommunikation im Klaren zu sein – und dass es nicht nur von dir, sondern auch von deinem Gegenüber anhängt, wie Gesagtes verstanden wird und wie die Reaktion darauf ausfällt. Aus den Kommunikationsmodellen lassen sich außerdem einige konkrete Handlungsempfehlungen für die Kommunikation im Joballtag ableiten – dabei ist es oft egal, ob du Mitarbeiter*in, Führungskraft oder Personaler*in bist.
- Mache dir im Vorwege klar, worum es dir in Gesprächen geht. Geht es um harte Fakten und einen neutralen Informationsaustausch und/oder spielen Gefühle und deine persönliche Meinung eine (wichtigere) Rolle?
- Sei dir bewusst: Auch, wenn du nichts sagst, kommunizierst du. Konkret kann das zum Beispiel bedeuten, dass dein*e Chef*in deine wachsende Unzufriedenheit im Job auch dann bemerken wird, wenn du das nicht konkret sagst – etwa durch schlechte Laune und sinkende Produktivität. Besser ist aber: Suche aktiv das Gespräch und findet eine gemeinsame Lösung.
- Entscheide dich für den passenden Kanal zur Kommunikation. Bei einer E-Mail und anderen reinen Textformen fehlt die nonverbale und paraverbale Kommunikation, so dass hier am besten nur neutrale Fakten besprochen werden. (Video-)Anrufe grenzen die Wahrnehmung von Mimik und Gestik ebenfalls ein. Für sensible Themen, bei denen es vor allem um das Zwischenmenschliche geht, solltest du immer ein persönliches Meeting bevorzugen.
- Nutze das Wissen um die Kommunikationsmodelle dafür, um dich besser in deinen Gegenüber hineinzuversetzen und habe nicht die Erwartung, dass dieser im Gespräch genauso reagiert, wie du es tun würdest bzw. erwartest.
- Sei dir über die Macht der Körpersprache und Mimik bewusst. Viele hektische Bewegungen und das Vermeiden von Blickkontakt in Gesprächen und bei Präsentationen wirken zum Beispiel unsicher, während ein sicherer Stand und ruhige Hände Souveränität vermitteln.
- Setze auf einen Dialog statt auf Monolog. Die Kommunikationsmodelle haben gezeigt, dass eine Aktion immer eine Reaktion auslöst. Im Gespräch solltest du deinem Gegenüber also immer die Zeit geben, auf einzelne Aussagen zu reagieren.
- Und: Richtiges bzw. aktives Zuhören ist genauso wichtig, wie “richtiges” reden.
- Als Führungskraft und/oder Personal*in kannst du mit deiner Kommunikation motivieren und vermitteln – andersherum aber auch genauso demotivieren und sogar Konflikte eskalieren lassen. In diesen Positionen hast du also eine besondere Verantwortung und solltest im Zweifelsfall gezielt bestimmte Kommunikationsstile üben bzw. lernen.
- Nutze Kommunikationsmodelle, wie beispielsweise NLP, um dich selbst aber auch andere in Bewerbungs- oder bei Kundengesprächen von deinen Zielen zu überzeugen und im Job sicher aufzutreten. Führungskräfte können beispielsweise das Vier-Ohren-Modell oder das Eisbergmodell nutzen, um bei Differenzen im Team zu vermitteln.
Fazit: Die richtige Kommunikation ist im Beruf doppelt wichtig
Ob wir wollen oder nicht: Wir kommunizieren ständig mit unserer Umwelt. Selbst wenn wir nichts sagen, spürt unser Umfeld oft allein durch unsere Körperspräche, ob wir zum Beispiel genervt oder gut gelaunt, angespannt oder übermütig sind. Was im privaten Alltag meist nicht ganz so wichtig ist – schließlich verzeihen uns Freunde und Familie (non)verbale Ausrutscher meist schneller – kann im beruflichen Umfeld zum Problem werden. Im Arbeitsalltag wird ein professionelleres, neutraleres Auftreten von uns erwartet, schlechte Laune (warum auch immer) hat andere, größere Auswirkungen auf uns und unsere Teamkollegen. Die gute Nachricht: Ein solches Auftreten und die zugehörige Kommunikation kann man lernen. Entsprechende Kommunikationsmodelle können dabei helfen, die Funktionsweise von Kommunikation zu verstehen und entsprechende Handlungs- bzw. Kommunikationsweisen daraus zu entwickeln. So verbessern wird nicht nur die Zusammenarbeit und das Miteinander mit unseren Kollegen, sondern arbeiten auch produktiver und erreichen schneller unsere (beruflichen) Ziele.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Was sind klassische Kommunikationsmodelle?
Zu den klassischen Kommunikationsmodellen gehören das Sender-Empfänger-Modell, das Vier-Ohren-Modell nach Schulz von Thun und die fünf Axiome der Kommunikation von Watzlawick. Viele weitere, teilweise neuere Modelle basieren auf diesen Theorien.
Was versteht man unter Kommunikationsmodellen?
Kommunikationsmodelle sind theoretische Konzepte, welche dabei helfen sollen, Kommunikation besser zu verstehen und auszuführen. Die Modelle visualisieren und analysieren die verschiedenen Ebenen und Prozesse der Kommunikation.
Wie helfen Kommunikationsmodelle?
Kommunikationsmodelle helfen uns dabei zu verstehen, wie der Informationsaustausch mit anderen funktioniert und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Aktiv angewendet führen Kommunikationsmodelle zu einem besseren Austausch und Missverständnisse und Konflikte können vermieden oder gelöst werden.
Welche drei Arten der Kommunikation gibt es?
Wir kommunizieren mit Worten (verbal), unserer Körpersprache, Gestik und Mimik (nonverbal) und mit Hilfe unseres Tonfalls, Sprechtempos, der Stimmlage und der Lautstärke (paraverbal).
Bildnachweis: Stocksy/Nuria Seguí
Autorin: Verena Feldmann
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