Mindestlohn in Österreich

Wie viel Gehalt steht dir zu?


27.06.2024

Immer wieder stellen sich Beschäftigte in Österreich Fragen rund um ihr Gehalt. Auch wenn oftmals das Ziel ist, möglichst viel bei Gehaltsverhandlungen rauszuholen, spielt auch die Untergrenze eine wichtige Rolle. Wie viel steht mir mindestens zu? Und gibt es einen Mindestlohn in Österreich, unter dem ich nicht verdienen darf? Wir verraten dir, was es rund um das Thema Mindestlohn für dich als Arbeitnehmer*in in Österreich zu wissen gibt.

Inhaltsverzeichnis
Gibt es einen Mindestlohn in Österreich?
Branchenspezifische Bezahlung
Welcher Kollektivvertrag gilt für dich?
Wann steigt das Entgelt und wie oft?
Anstieg der Mindestlöhne in Österreich 2024
Wer hat Anspruch auf Mindestlohn?
Anstieg der Geringfügigkeitsgrenze 2024
Häufige Fragen rund um Löhne und Gehälter in Österreich
 

Gibt es einen Mindestlohn in Österreich?

Gleich vorweg: In Österreich gibt es keinen gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, der für alle Arbeitnehmer*innen gilt – so wie beispielsweise in Deutschland. Oftmals wurde auch hierzulande über Pro und Contra eines gesetzlichen Mindestlohns diskutiert, aber Österreich hat eine andere Lösung gefunden.

Pauschal lässt sich nicht auf den ersten Blick sagen, wie viel du mindestens verdienen solltest. Denn Lohn- und Gehaltsuntergrenzen sind in Österreich nicht im Gesetz festgeschrieben, sondern für die unterschiedlichen Branchen und Berufsgruppen in einzelnen Kollektivverträgen. Darin sind sowohl Lohn- und Gehaltsuntergrenzen geregelt als auch diverse Zuschüsse und Zulagen, die für die jeweilige Branche und Berufs- bzw. Verwendungsgruppe zur Anwendung kommen.

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Branchenspezifische Bezahlung

Ein sehr großer Teil der Beschäftigten in Österreich unterliegt einem Kollektivvertrag. Darunter versteht man eine Vereinbarung, die zwischen den Gewerkschaften und der Wirtschaftskammer verhandelt wird. Darin werden die Mindeststandards für die Arbeitsverhältnisse einer Branche festgehalten, wie die Entlohnung durch Mindestlöhne oder Mindestgehälter, Sonderzahlungen, Arbeitszeiten, Zulagen und Zuschläge für Nachtarbeit, Gefahren oder erschwerte Arbeitsbedingungen.

Dieser Kollektivvertrag einer Branche oder Berufsgruppe gilt dann ausnahmslos für alle Arbeitnehmer*innen, in dieser Branche oder Berufsgruppe und Arbeitgeber müssen sich an diese Vorgaben halten. Es gibt beispielsweise einen Kollektivvertrag für den Handel, für die Metallindustrie, das Hotel- und Gastgewerbe, für Banken und Kreditkartengesellschaften, usw.
 

Welcher Kollektivvertrag gilt für dich?

Fragst du dich nun, welcher Kollektivvertrag für dich gilt? Grundsätzlich muss der aktuell gültige Kollektivvertrag in jedem Unternehmen zur Einsicht aufliegen. Dabei kommt es nicht darauf an, welchen Beruf du ausübst, sondern welcher Fachgruppe bei der Wirtschaftskammer das Unternehmen, in dem du arbeitest, angehört.

Bist du also ein*e Buchhalter*in in einem Handelsbetrieb? Dann gilt für dich der Handels-KV. Dich interessiert, wie hoch der Mindestlohn in der Gastronomie ist? Dann findest du im Kollektivvertrag für Hotel- und Gastgewerbe die entsprechende Gehaltstabelle, in der du nach Lehrjahr oder Beschäftigungsgruppe dein Mindestgehalt ablesen kannst (zuzüglich Zulagen und Zuschläge wie beispielsweise für Nachtarbeit).
 

Wann steigt das Entgelt und wie oft?

Kollektivverträge sind keine Vereinbarungen, die einmal getroffen werden und dann jahrelang so weiterbestehen. Vielmehr gibt es jährlich Anpassungen und vor allem in Bezug auf die Mindestlöhne Erhöhungen, um die Inflation bestmöglich abzufedern. Viele Kollektivverträge sind nur für ein Jahr gültig und müssen dann neu verhandelt werden. Es gibt jedoch über 800 Kollektivverträge in Österreich und ca. 450 werden davon jährlich verhandelt.
 

Anstieg der Mindestlöhne in Österreich 2024

Grundsätzlich steigen die meisten Mindestlöhne jährlich an. Da es jedoch über 800 Kollektivverträge gibt, würde es den Rahmen sprengen, hier alle Mindestlöhne aufzulisten. Stattdessen legen wir den Fokus auf die häufigsten Kollektivverträge und zeigen dir, was sich hier in Bezug auf die Mindestlöhne geändert hat:
 

Anstieg des Kollektivvertrags im Handel

Im Handel gibt 2024 es eine durchschnittliche Gehaltserhöhung um 8,43 Prozent. Das bedeutet, dass der Mindestlohn für Einsteiger von 2.000 Euro auf 2.124 Euro brutto pro Monat gestiegen ist. Für Lehrlinge schaut es sogar noch besser aus, hier gibt es eine Erhöhung der Lehrlingsentschädigung von 10 Prozent. Das bedeutet EUR 880 im ersten Lehrjahr, EUR 1.130 im zweiten und EUR 1.430 im dritten Lehrjahr.
 

Anstieg des Kollektivvertrags in der metallverarbeitenden Industrie

In der metallverarbeitenden Industrie werden die Ist-Löhne und -Gehälter um 10 Prozent angehoben, maximal jedoch um 400 Euro pro Monat. Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne steigen um 8,5 Prozent. Lehrlinge verdienen im ersten Lehrjahr deutlich mehr, da die Lehrlingsentschädigung von 900 Euro auf 1.000 Euro brutto angestiegen ist.
 

Anstieg des Kollektivvertrags im öffentlichen Dienst

Im öffentlichen Dienst und für Beamte steigen die Gehälter ab Jänner 2024 um 9,15 Prozent bzw. um mindestens 192 Euro pro Monat. Auch die Zulagen steigen um 9,15 Prozent.

Anstieg des Kollektivvertrags bei der Eisenbahn

Bei der Eisenbahn sind die Löhne und Gehälter bereits seit Dezember 2023 angehoben worden und zwar um 8,3 Prozent bzw. mindestens 190 Euro brutto pro Monat.
 

Anstieg des Kollektivvertrags bei Gewerbe, Handwerk und Dienstleistung

Im Kollektivvertrag für Gewerbe, Handwerk und Dienstleistung variiert die Erhöhung der Mindestlöhne nach Verwendungsgruppen und Meistergruppen:

  • Verwendungsgruppe I und II erhält 2024 um 9 Prozent mehr
  • Verwendungsgruppe III um 8,9 Prozent
  • Verwendungsgruppe IV um 8,8 Prozent
  • sowie V und VI um 8,7 Prozent

Hier wurde auch bereits die Erhöhung für 2025 ausverhandelt und zwar um die Inflationsrate von November 2023 bis Oktober 2024 plus 0,4 Prozent.

Dies sind nur einige Beispiele. Um wieviel dein Mindestlohn steigt, kannst du in deinem aktuellen Kollektivvertrag nachlesen, den du auf der Plattform www.kollektivvertrag.at abrufen kannst.

Diese Erhöhung reicht dir nicht? Dann spricht deine*n Vorgesetzten doch auf eine Gehaltsverhandlung an. Dafür solltest du auf jeden Fall deinen Marktwert kennen und kannst mit dem Stepstone Gehaltsplaner herausfinden, wie du mehr verdienen kannst. Denn mit guter Vorbereitung hast du bei der Gehaltsverhandlung die besten Aussichten auf Erfolg.
 

Wer hat Anspruch auf Mindestlohn?

In Österreich hat jede*r Arbeitnehmer*in, der von einem Kollektivvertrag erfasst ist, Anspruch auf den darin vorgeschriebenen Mindestlohn. Hierbei gilt das Günstigkeitsprinzip: Dein Arbeitsvertrag darf nichts Schlechteres enthalten als im Kollektivvertrag vorgeschrieben ist. Arbeitgeber müssen sich an die Mindestlöhne und -gehälter aus dem Kollektivvertrag halten und dürfen nichts vereinbaren, was darunter liegt.

Zudem gibt es noch einen Mindestlohntarif. Dieser ist für all jene Branchen, in denen es keinen Kollektivvertrag gibt. Damit wird sichergestellt, dass auch diese Arbeitnehmer*innen, die von keinem Kollektivvertrag erfasst sind, ein Minimum für ihre Arbeitsleistung erhalten – beispielsweise für Hausbesorger*innen.
 

Anstieg der Geringfügigkeitsgrenze 2024

Was in Österreich sehr wohl gesetzlich geregelt ist, ist die Geringfügigkeitsgrenze. Damit ist jene Obergrenze gemeint, die man verdienen kann, ohne Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen. Das bedeutet, du verdienst Netto genauso viel wie Brutto, weil keine Steuern oder Beiträge abgezogen werden. Zwar bist du bei einer geringfügigen Beschäftigung unfallversichert, weil dein Arbeitgeber die Unfallversicherungsbeiträge zu entrichten hat, aber du bist weder kranken- noch pensionsversichert. Allerdings gibt es die Möglichkeit zur Selbstversicherung.

Die Geringfügigkeitsgrenze ist auch 2024 wieder leicht gestiegen von 500,91 Euro (Wert von 2023) auf nun 518,44 Euro pro Kalendermonat (Stand 1.1.2024).
 

Häufige Fragen rund um Löhne und Gehälter in Österreich

 

Wie hoch ist der Mindestlohn pro Stunde Österreich?

Wie bereits erwähnt gibt es in Österreich keinen allgemein gültigen Mindestlohn pro Stunde, der für alle Beschäftigte gilt. Vielmehr gelten die Bestimmungen für Mindestlöhne und -gehälter, die im anzuwendenden Kollektivvertrag vorgeschrieben sind.

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Wieso gibt es in Österreich keinen Mindestlohn?

In Österreich gibt es einen allgemeingültigen Mindestlohn, dafür aber einen branchenspezifischen Mindestlohn, der in den einzelnen Kollektivverträgen geregelt ist. Da fast alle Arbeitnehmer*innen von einem Kollektivvertrag erfasst sind, wurde bisher noch kein gesetzlicher Mindestlohn festgelegt.
 

Gibt es auch in Österreich Gehaltstabellen, an die sich Arbeitgeber halten müssen?

Ja, die gibt es. Zwar nicht im Gesetz für alle Arbeitnehmer*innen festgeschrieben, aber in den einzelnen Kollektivverträgen – also wieder je nach Branche und Berufsgruppe. Diese enthalten in der Regel eine Lohn- bzw. Gehaltstabelle, aus der man ablesen kann, wie viel der Arbeitgeber dir mindestens zahlen muss – das variiert je nach Berufserfahrung, Verwendungsgruppe sowie Zuschlägen und Zulagen.

Hier kommst du zu den kollektivvertraglichen Gehaltstabellen.
 

Wie viel verdient man durchschnittlich in Österreich?

Der aktuelle Gehaltsreport 2025 hat gezeigt, dass das Brutto-Mediangehalt bei 55.000 Euro pro Jahr liegt. Hier gibt es jedoch Unterschiede zwischen den Geschlechtern, je nach Bildungsgrad und auch, ob man Personalverantwortung trägt oder nicht. Für Berufseinsteiger zum Beispiel liegt das Brutto-Mediangehalt bei 45.000 Euro pro Jahr. Unterschiede gibt es auch zwischen den Branchen und Bundesländern.
 

Wann gilt man als Gutverdiener*in in Österreich?

Zu den Gutverdienern zählen definitiv all jene Beschäftigte, die mehr als der Durchschnitt verdienen. Also mehr als 55.000 Euro pro Jahr.

Zwar verfolgen die meisten Beschäftigten das Ziel, möglichst viel zu verdienen und bei der Gehaltsverhandlung möglichst viel Geld für sich herauszuholen, es schadet jedoch nicht, zu wissen, was die absoluten Lohnuntergrenzen sind, um darauf aufbauend eine Entscheidung treffen zu können. Dann braucht es nur noch das perfekte Timing für die Gehaltsverhandlung und gute Argumente.

Bildnachweis: simona pilolla/EyeEm