Gehaltserhöhung: So formulierst du richtig

Deine Sätze für den Gesprächseinstieg


18.12.2023

‌Über das Thema Geld zu sprechen, fällt vielen Menschen schwer. Der Stepstone Gehaltsreport zeigt, dass mehr als ein Drittel aller öst. Arbeitnehmer*innen nie nach einer Gehaltserhöhung fragt – und weitere 19% nur dann, wenn sie Höchstleistungen erbracht oder etwas Herausragendes geleistet haben. Dabei kann man das Thema auch ganz entspannt angehen – wenn man ein paar wichtige Regeln befolgt und sich entsprechend vorbereitet. Wir verraten dir, wie du bei deiner Lohnforderung überzeugst.

Inhaltsverzeichnis

Gehaltserhöhung formulieren: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Gehaltserhöhung mündlich oder schriftlich beantragen?
Wie formuliere ich eine Gehaltserhöhung?
Gehaltserhöhung schriftlich formulieren: Muster
Gehaltserhöhung mündlich formulieren: Einstieg ins Gehaltsgespräch
Die zehn besten Tipps für dein Gehaltsgespräch

 

Gehaltserhöhung formulieren: Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Viele Unternehmen bieten eine automatische Gehaltsanpassung einmal jährlich an, um so eine Anpassung an den Verbraucherpreisindex zu gewährleisten. Darüber hinaus, kannst du jedoch auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten mehr Gehalt verhandeln, wenn du beispielsweise tolle Erfolge fürs Unternehmen erzielt hast oder viel Engagement gezeigt hast.

Expert*innen empfehlen, alle 18 bis 24 Monate eine Gehaltserhöhung zu fordern. Knüpfe jedoch den tatsächlichen Zeitpunkt immer an eine spezielle Leistung oder einen Erfolg, um einen guten Grund zu haben, wegen dem es deinem*r Chef*in nicht so leicht fällt, nein zu sagen. Zudem fühlst auch du dich dann sicherer bei deiner Forderung und kannst selbstbewusster auftreten.

 

Gehaltserhöhung mündlich oder schriftlich beantragen?

Bevor du überhaupt eine Gehaltserhöhung fordern kannst, solltest du dir überlegen, ob du eher das Gespräch suchen möchtest oder schriftlich nach mehr Lohn fragen willst.

Wenn du sehr nervös und unsicher bist, kann es leichter sein, dieses sensible Thema per E-Mail anzusprechen. Anderen wiederum fällt es leichter, bei einem Vier-Augen-Gespräch das Ansuchen auf Gehaltserhöhung vorzubringen. Es gibt hier kein richtig oder falsch.

Ein bisschen hängt es zudem von der Unternehmenskultur ab und wie bei dir im Unternehmen solche Angelegenheiten ablaufen. Achte jedoch darauf, dass du dir auch nach einem mündlichen Gespräch die ausverhandelte Gehaltserhöhung schriftlich bestätigen lässt, damit du im Anschluss auch etwas in der Hand hast.

Wie formuliere ich eine Gehaltserhöhung?

Wenn du mehr Gehalt fordern möchtest, ist eines vor allem sehr wichtig: gute Argumente. Nur zu sagen, dass du gerne mehr Geld haben willst, wird deine*n Chef*in vermutlich nicht überzeugen. Denn dann steht die große Frage im Raum: Warum?

Wenn du eine Gehaltserhöhung haben willst, solltest du dir daher als erstes überlegen, wieso du diese verdient hast. Welchen Mehrwert bringst du dem Unternehmen? Hast du einen großen Kunden an Land gezogen? Ein Projekt erfolgreich abgewickelt? Hervorragende Umsatzzahlen erzielt?

Welche Leistung dir auch gelungen ist, beginne bei der Formulierung deiner Gehaltserhöhung genau damit. Erwähne erst, was dir besonders gut gelungen ist, inwiefern das Unternehmen von dir profitiert und erkläre dann im zweiten Schritt erst, dass du dir deshalb eine Gehaltserhöhung wünschst. Im dritten Schritt geht es dann um die Details, also eine konkrete Zahl oder einen Prozentsatz. Auch hier solltest du dir vorab überlegen, welche Vorstellungen du hast, was die ideale Erhöhung wäre und bis zu welchem Wert es noch ok für dich ist.

 

Gehaltserhöhung schriftlich formulieren: Muster

Ähnlich wie beim Gehaltsgespräch, sollte auch beim schriftlichen Ansuchen für mehr Gehalt die richtige Reihenfolge eingehalten werden. Erst der Mehrwert, den du dem Unternehmen bringst, dann der Wunsch nach einer Gehaltserhöhung und dann die Details mit deinen konkreten Vorstellungen.

Mit dem folgenden Mustersätzen gelingt deine Anfrage nach mehr Gehalt per E-Mail bestimmt:

 

Sehr geehrte Frau / sehr geehrter Herr …,
ich arbeite gerne und mit viel Engagement im Team der [Abteilung] und freue mich, dass ich in den letzten Wochen / Monaten / Jahren so viele tolle Erfahrungen sammeln durfte. Dabei habe ich mich stetig weiterentwickelt und nachhaltig zum Erfolg des Teams / des Unternehmens beigetragen.

So konnte ich mein Umsatzziel in der letzten Periode nicht nur erreichen, sondern auch übertreffen.

So konnte ich einen neuen, für das Unternehmen sehr wichtigen Kunden gewinnen und damit eine langfristige Geschäftsbeziehung etablieren.

So konnte ich mich in meiner neuen Rolle mit Führungsverantwortlichkeiten etablieren und leite nun erfolgreich ein Team mit [Anzahl] Mitarbeiter*innen.

Ich bin der Meinung, dass sich dieser Mehrwert, den ich ins Unternehmen einbringe, auch in meinem Gehalt widerspiegeln sollte. Daher bitte ich um eine Anpassung meines Gehalts an den Branchendurchschnitt und möchte eine Erhöhung um [XY] Prozent / um [XY] Euro beantragen.

Gerne können wir auch einen Termin vereinbaren, um über diese Angelegenheit zu sprechen. Ich freue mich über einen Terminvorschlag und stehe auch für Fragen gerne zur Verfügung.
Ich danke Ihnen schon vorab für Ihre Rückmeldung und freue mich, auch in Zukunft gemeinsam an den Zielen des Unternehmens zu arbeiten und weiter zu wachsen.

Mit freundlichen Grüßen
[dein Name]

 

Ob du die Anfrage per du oder per Sie stellst, hängt davon ab, wie du auch sonst mit deinem*r Chef*in sprichst. Bleibe authentisch und schreibe auch per E-Mail nichts, das du nicht auch in einem Gespräch sagen würdest.

Gehaltserhöhung mündlich formulieren: Einstieg ins Gehaltsgespräch

Was sage ich, wenn ich eine Gehaltserhöhung möchte? Es kommt dabei vor allem auf den Einstieg an, schließlich kommt es nicht allzu gut an, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Sieh das Gespräch über dein Gehalt wie einen Auftritt auf einer Bühne: Wer sich gut vorbereitet und seinen Gesprächseinstieg übt, schafft gleich eine positive Atmosphäre und hat auch in der größten Nervosität die richtigen Worte parat.

Stelle dir vor, du bist ein Nachrichtensprecher: Auch diese schreiben sich ihren Text vor und üben ihn, damit man im Scheinwerferlicht so natürlich wie möglich klingt. Wichtig ist, die Worte zu finden, die zu einem passen – und mit denen man den Gesprächseinstieg so natürlich und authentisch wie möglich schafft.

Mit diesen Sätzen leitest du deinen Antrag auf Gehaltserhöhung ein und kannst darauf aufbauend mehr Lohn fordern:

  • „Danke, dass du dir für mich Zeit genommen hast.“
  • „Ich fühle mich hier im Unternehmen sehr wohl. Ich mache meinen Job gern und mag das Team.“
  • „Es gibt ein Thema, das ich gerne ansprechen möchte – und zwar mein Gehalt.“
  • „Ich habe in den letzten zwei Jahren mehr Verantwortung übernommen und die Projekte X und Y erfolgreich abgewickelt. Dabei habe ich das Gefühl, dass ein gewisses Ungleichgewicht bei meinem Gehalt entstanden ist.“
  • „Aus dem Grund bitte ich dich um eine Gehaltsanpassung von 10%.“

Die zehn besten Tipps für dein Gehaltsgespräch

Lohnforderungen müssen nicht schwierig sein. Wir verraten dir, wie du gelassener an das Gehaltsgespräch herangehen kannst und deine*n Chef*in überzeugst.

 

1. Bleibe locker, auch wenn du nervös bist

Die Nervosität an sich ist kein Problem – sie zeigt lediglich an, dass dir das Thema wichtig ist und am Herzen liegt. Es geht nicht darum, die Nervosität loszuwerden, sondern sie als zusätzliche Energie zu begreifen, die du in die Gehaltsverhandlung investieren kannst. Beobachte genau, was passiert, wenn du nervös bist: Fangen deine Hände an zu zittern, redest du besonders schnell oder kommst du ins Schwitzen? Reagiere ganz bewusst auf diese Symptome: Rede betont langsam, bleibe stehen, hole tief Luft.

 

2. Trenne die Sach- von der Beziehungsebene

Viele Menschen trauen sich nicht, nach mehr Geld zu fragen, weil sie Angst haben, dass der*die Chef*in sie dann nicht mehr mag. Behalte immer im Hinterkopf, dass dein*e Chef*in dir gegenüber die Unternehmensinteressen vertritt – und damit nicht als dein Freund (oder Feind) im Gespräch sitzt, sondern als Vertreter der Firma, in der du arbeitest. So kommst du auch mit einem Nein besser klar.

 

3. Spreche nicht von einer Gehaltserhöhung

Verwende lieber das Wort „Gehaltsanpassung“: Du möchtest dein Gehalt mit deiner Leistung in der Firma und/oder den marktüblichen Gehaltszahlungen in Einklang bringen. Das nimmt auch den Druck aus der Verhandlung, sich ständig für seine Gehaltswünsche rechtfertigen zu müssen.

 

4. Ermittle deinen Marktwert

Sieh dir an, was Menschen in vergleichbaren Positionen und mit ähnlicher Berufserfahrung wie du verdienen. Der Stepstone Gehaltsplaner oder aktuelle Gehaltsstudien geben ebenso eine erste wichtige Orientierungsmöglichkeit wie das Gespräch mit einem Gehaltsexperten.

 

5. Setze dir ein Zielgehalt

Sobald du weißt, was dein Zielgehalt in x Jahren ist, kannst du die Verhandlung um mehr Geld strategisch anlegen: So kannst du gemeinsam mit deinem Vorgesetzten eine Roadmap mit einzelnen Gehaltssprüngen entwerfen, an deren Ende dein Zielgehalt steht. Ist das Zielgehalt unter keinen Umständen möglich, kannst du dir immer noch die Frage stellen, ob du im Unternehmen richtig bist– oder ob ein Wechsel nicht mehr Geld mit sich bringen würde.

 

6. Deine Geheimwaffe in der Verhandlung

„Unter welchen Umständen würden Sie mir XY Euro bezahlen?“ ist die beste Formulierung in der Gehaltsverhandlung. Damit kommt der*die Chef*in nämlich in einen Nachdenkprozess und ihr könnt gemeinsam Strategien entwickeln, von denen beide Seiten profitieren.

 

7. Reagiere entspannt auf Wutausbrüche

Reagiert dein*e Chef*in sehr emotional auf deine Gehaltsvorstellungen, bleibe ruhig und wiederhole die Worte deines Gegenübers. Bekommst du beispielsweise ein „Gefällt es Ihnen bei uns etwa nicht mehr?“ als Reaktion, antworte ruhig und bedacht: „Es geht nicht darum, dass es mir hier nicht gefällt, sondern es geht hier um meine Gehaltsvorstellung.“ Wichtig ist, sich nicht auf die Emotionalität einzulassen, sondern bei den Fakten zu bleiben.

 

8. Wähle die richtige Taktik

Die weiche Verhandlungstaktik achtet auf die gute Beziehung, hat aber den Nachteil, dass du vermutlich nicht kriegst, was du willst. Fährst du hingegen eine harte Taktik, kriegst du zwar, was du willst – aber die Beziehung zum*r Chef*in könnte im Eimer sein. Ich empfehle, hart in den Fakten, aber weich in der Beziehung zu bleiben. Formuliere deine Wünsche ganz klar, bleibe dabei aber nett und freundlich.

 

9. Bedanke dich – auch für ein Nein

Es ist das gute Recht jedes*r Chef*in, Nein zu deinen Forderungen zu sagen. Du kannst dich auch dafür bedanken – und höflich darauf hinweisen, dass dir das zu wenig ist. Auch wenn dein*e Chef*in ausfällig wird, bleibe gelassen und drücken deine Unzufriedenheit in freundlichen Worten aus.

 

10. Manchmal geht es eben nicht

Es gibt Situationen, da kannst du nicht gewinnen. Manchmal ist einfach kein Budget da, und du kannst keinen Stier melken. Du kannst aber dennoch sagen, dass du das Gefühl hast, deutlich unterbezahlt zu sein – und dass du mit dem Verlauf der Verhandlung nicht zufrieden bist. Freundliche Worte fruchten zwar nicht sofort, haben dafür aber oft eine nachhaltige Wirkung – und sind deshalb sinnvoller als laute Wutausbrüche, die verbrannte Erde hinterlassen.

 

Bildnachweis: fizkes/Quelle: istockphoto.com

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