Der Stepstone Gehaltsreport deckt auf: In Großstädten und großen Betrieben werden österreichweit die besten Gehälter bezahlt. Gehaltsexperte Conrad Pramböck erläutert im Interview, warum das so ist – und wie man auch am Land oder in kleineren Betrieben auf seine Kosten kommt.
Herr Pramböck, der Stepstone Gehaltsreport zeigt: In Großkonzernen werden bessere Gehälter bezahlt als in kleinen Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Warum ist das so – und wie komme ich auch in einer Kleinstadt auf meine Kosten?
Conrad Pramböck: Wo viele Unternehmen zusammenkommen, gibt es einen Wettbewerb um die besten Mitarbeiter – und da werden auch entsprechende Gehälter bezahlt.
Kleinere Unternehmen am Land sind da eher zwiegespalten Auf der einen Seite gibt es Mitarbeiter in der Region, die gerne in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen und für die das Gehalt nicht eine so große Rolle spielt. Auf der anderen Seite müssen solche Unternehmen deutlich höhere Gehälter bezahlen, wenn sie Leute außerhalb der Region rekrutieren wollen.
Auch kleine Unternehmen zahlen schlechter als KMU oder Großkonzerne. Warum ist das so – und was kann ich dagegen tun?
Große Unternehmen haben ein Interesse, die besten Mitarbeiter an Bord zu holen. Dafür sind sie auch bereit, die besten Gehälter zu zahlen. Wenn Sie aber lieber in einem kleineren Unternehmen arbeiten wollen, bewerben Sie sich am besten bei einer Firma, die nach überdurchschnittlich guten Mitarbeitern sucht. Diese sind nämlich auch bereit, überdurchschnittliche Gehälter zu bezahlen, aus einem einzigen Grund: Sie rekrutieren die Besten der Besten, die zwar ihren Marktwert haben – aber dafür auch besser arbeiten als die nächsten zehn zusammen.
Geld ist nicht alles – unter gewissen Umständen wären österreichische Berufstätige bereit, auch ein geringeres Gehalt in Kauf zu nehmen. Ist das gescheit? Oder sollte ich trotz zahlreicher Benefits nach mehr Geld fragen?
Ich erlebe es immer wieder: Das Thema Nummer ein, warum Mitarbeiter zufrieden und glücklich im Unternehmen sind, ist und bleibt das Betriebsklima. Wenn man täglich mit diesen Menschen arbeitet, muss man mit Leuten zu tun haben, die man persönlich gernhat. Niemand arbeitet nur für Geld in einer Firma, in der er sich überhaupt nicht wohlfühlt.
Der zweite Grund sind die Arbeitsinhalte: Ich muss etwas arbeiten, das mir Spaß macht. Und an dritter Stelle kommen die Entwicklungschancen im Unternehmen: Kann ich meine Fähigkeiten nutzen und ausbauen? Werde ich gefördert, gibt es die Möglichkeit zur Weiterbildung?
Gerade jungen Leuten rate ich, sich den Einstiegsjob nicht nach dem Gehalt auszusuchen, sondern nach einem Chef zu suchen, der sie fördert und ihnen die Möglichkeit zur Weiterentwicklung bietet. Denn: Es geht nie um die Frage, ob ich den Betrag X oder Y verdiene, sondern immer um die Frage, unter welchen Umständen ich dieses Gehalt verdiene. Und hier muss man das Thema Gehalt ganz klar als einen Faktor von vielen betrachten.
Wenn ich mich gar nicht auskenne: Wie ermittle ich meinen Marktwert?
Das ist oft gar nicht so leicht. Es gibt durch das Internet eine gewisse Transparenz der Gehälter, aber diese Informationen sind oft sehr widersprüchlich und/oder zu konkret. Die Leute wissen daher oft nicht, welche Zahlen stimmen und realistisch sind. Eine gute Orientierung geben Gehaltsstudien, Gehaltsrechner oder auch eine Beratung beim Gehaltsexperten. Damit ist man auf der sicheren Seite, dass die eigenen Gehaltsforderungen stimmen und man als Mitarbeiter fair entlohnt wird.
Dr. Conrad Pramböck ist Österreichs führender Gehaltsexperte und CEO von Upstyle Consulting. Er berät Unternehmen und Privatpersonen seit über 20 Jahren zum Thema Gehalt und ist Lektor an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen zu Gehalts- und Personalthemen. Im Rahmen seines Sozialprojekts “Ein Kinderlachen verdienen” bietet er telefonische Gehalts- und Karriereberatung für eine Spende an, die zugunsten der Roten Nasen Clowndoctors verdoppelt wird.
Info: https://conradpramboeck.com/
Bildnachweis: tolgart/Quelle: www.istockphoto.com
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